Natürlich ist momentan nahezu jeder im Ausnahmezustand: Kaum etwas läuft in gewohnten Bahnen ab. Ob es sich um finanzielle Auswirkungen der Krise oder die praktische Organisation in den Unternehmen handelt. Alle Probleme sind gleichzeitig zu lösen. Ein Alptraum. Aber die Solidarität unter den Menschen wächst und die Hilfsbereitschaft ist groß. Nicht nur in unserem heutigen Report ab Seite 405 finden Sie verschiedene Ansätze zur Bewältigung oder zumindest Abmilderung der Krise, sondern laufend aktualisiert auch auf www.brauwelt.com im „Dossier: Zusammenhalt in der Corona-Krise“. Schauen Sie rein, es lohnt sich.
Maischen 4.0 – Steigende Produktvielfalt, schwankende Rohstoffqualitäten und gleichbleibende, hohe Produktqualität. Die Komplexität im Unternehmensumfeld nimmt zu. Aber viele Getränkehersteller verfügen noch nicht über die technischen Voraussetzungen, die für die hier sinnvolle Echtzeitqualitätssicherung nötig wären. Vor diesem Hintergrund ist an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe eine Demonstrator-Anlage entwickelt worden, mit der das Ziel eines sich selbst regelnden Systems verfolgt wird. An einer kontinuierlichen Maischanlage werden nun Extrakt, Maltosegehalt und scheinbarer Endvergärungsgrad in Echtzeit bestimmt (S. 413).
Abfülllinie in Balance – Weniger futuristisch, aber durchaus auch komplex ist das Thema „Flaschentransport und Pufferstrecken in der Getränkeproduktion“ von Dr. Hartmut Evers. Störungen in der Abfülllinie führen schnell zu empfindlichen Einbußen im Gesamtwirkungsgrad. Pufferstrecken sollen Maschinenstörungen abfangen und einen reibungslosen Produktionsstrom gewährleisten. Wie sich die Pufferstrecken ideal organisieren lassen, beschreibt er ab Seite 417.
Knackpunkt Jahresgespräche – Jahresgespräche mit dem Handel und GFGH sind geübte Praxis. Während große Brauereien über Kapazitäten für eine professionelle Vorbereitung auf das Gespräch mit den Verhandlungsprofis verfügen, machen Inhaber und Geschäftsführer kleiner und mittelständischer Brauereien „das so nebenbei mit“, weiß Jochen Etter. Und die Herausforderungen rund um die Jahresgespräche steigen. Etter greift in seinem Beitrag ab Seite 424 die wichtigsten Punkte anhand von Beispielen heraus, zeigt Falltüren auf und gibt Tipps für eine erfolgreiche Verhandlungsführung.
Ich bin sicher, dass es Ihnen ähnlich geht: Niemand hätte sich noch vor kurzem vorstellen können, was gerade passiert. Ein Virus hält die Welt in Atem, oder vielmehr hält die Welt den Atem an. Und keine Stunde vergeht, ohne dass neue Zahlen, Informationen, Tipps und Warnungen die Runde machen.
Aktuelles – Auch wir haben natürlich vieles zum Virus zu berichten. Auch wir sind stets auf der Suche nach Nachrichten und Empfehlungen für Sie. Einiges davon lesen Sie auf den nächsten Seiten. Informationen mittels gedrucktem Heft zu verbreiten, kann aber niemals mit der Geschwindigkeit mithalten, die das Virus uns vorgibt. Auf unserer Homepage www.brauwelt.com halten wir Sie mit den aktuellen Meldungen auch zwischen den Erscheinungsterminen der gedruckten BRAUWELT-Ausgaben auf dem Laufenden.
Hilfsangebote – Bei all den negativen Meldungen über steigende Fallzahlen, Ausgangsbeschränkungen oder der existenzbedrohenden wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der gesamten Welt blitzen aber auch Hoffnung schürende Meldungen auf. Die Menschen wehren sich gegen den Klammergriff des Virus mit aus der Not geborenen Ideen: Da stellt der Modeproduzent auf einmal Schutzkleidung her, Taxifahrer bieten sich als Lieferservice an, Pacht, Beiträge oder Steuern werden gestundet, virtuelle Bars entstehen, Brauereien geben Alkohol zur Herstellung von Desinfektionsmitteln ab. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, geht gerade der Aufruf aus der Hopfenbranche herum, dass, wer nur könne, in den Hopfengärten aushelfen soll: Ob Mitarbeiter aus der Gastronomie oder aus den Brauereien – Viele haben sich schon gemeldet, aber jetzt werden Tausende allein in den Hopfenanbaugebieten in Deutschland gebraucht!
Machen Sie mit! Das alles hat für mich großes Gänsehaut-Potenzial – zeigt es doch, wie sich Menschen selbst in solchen Situationen nicht unterkriegen lassen. Ideen gibt es sicher viele. Wir möchten helfen, sie zu vermitteln. Schreiben Sie uns, was Sie in der Krise tun, welche neuen Wege Sie oder Ihr Betrieb gehen oder wo aktuell Hilfe gebraucht wird (über Facebook oder klassisch per E-Mail: ). Wir werden alles zusammenstellen und veröffentlichen, damit möglichst viele mitmachen können. So können wir uns gegenseitig aus der Krise helfen. Und jeder einzelne zählt!
So schnell kann’s gehen – vor kurzem war die Krise um das neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2 noch abstrakt „irgendwo“ in einer fernen Region der Welt zuhause, ist aber seit letzter Woche voll in Deutschland angekommen: Man kommt kaum noch mit den Benachrichtigungen über abgesagte Veranstaltungen hinterher. Messeveranstalter, Gastronomie und Hotelgewerbe sind unmittelbar von den aktuellen Entwicklungen betroffen und damit leider auch die Brauer und Getränkehersteller.
Lassen Sie uns nur hoffen, dass wir alle gemeinsam möglichst schnell die Verbreitung des Virus eindämmen und bald zur Normalität zurückfinden können. Laut Robert Koch-Institut ist übrigens eine der effektivsten und gleichzeitig einfachsten Maßnahmen zur Infektionsprävention: gründliches Händewaschen – mit Seife. Wahrscheinlich leider nicht als Präventionsmaßnahme geeignet: Bier trinken. Wobei, schaden kann’s ja auch nicht … lesen Sie also bei einem guten Bier z. B. die folgenden Themen, die wir für Sie zur Ablenkung vorbereitet haben.
Internationale Expansion – Nicht nur Viren, auch Craft Biere werden international verbreitet. Aber Craft Brauer mussten beim Export oftmals ordentlich Lehrgeld zahlen: Nach drei Tagen Logistik-Vorbereitung hatte sich unter Umständen die Marge eben mal in Luft aufgelöst. Die besten Möglichkeiten für die „Kleinen" auf die Lehrbücher der großen Braukonzerne zurückzugreifen, analysiert Ina Verstl für Sie ab Seite 332.
Drinkability – Nicht nur Mainstream-Biere, auch Craft Biere sollen den Konsumenten mit der Lust auf den nächsten Schluck anstecken. Dr. Michael Zepf wirft einen Blick auf die „Trinkbarkeit“ unterschiedlicher Bierstile. Für den Brauer bei der Entwicklung neuer Rezepte bereits vor Braubeginn ganz entscheidend: technologische Aspekte einbeziehen, um alle speziellen Flavour-Eindrücke in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen (ab S. 336).
Förderprogramme – Die Eindämmung klimaschädlicher Kältemittel mit hohem Treibhauspotential ist ganz einfach: Seit 1. Januar 2020 dürfen sie in neuen Kälteanlagen nicht mehr eingesetzt werden. Aktuell ist hierbei für Anlagenbetreiber aber noch keine Panik angesagt, Bestandsschutz herrscht bis 2030. Im Gegenteil, die Situation bietet Chancen, sind doch umfangreiche Förderprogramme abzugreifen, wie Ihnen Tobias Schlögl ab Seite 340 darlegt.
Politisch ging es beim Kommunikationstreffen des Bundesverbandes des Getränkefachgroßhandels Ende Februar in Berlin zu. Gastgeber Dirk Reinsberg mahnte entschiedenes Auftreten gegen Aus- und Abgrenzung sowie stabile politische Verhältnisse als Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften an. Und auch Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, forderte in seiner Keynote gegenseitiges Vertrauen und stärkere europäische Zusammenarbeit ein: Die EU sei Teil der Lösung, nicht des Problems. Darüber hinaus gab es reichlich Themen aus der Getränkebranche. Wir waren für Sie vor Ort und berichten ab Seite 285.
Problemfall Mehrwegsystem – Gesprächsbedarf gibt es auch beim nächsten Thema. Seit langem und teilweise hitzig wird über das deutsche Mehrwegsystem diskutiert, das aus dem Ruder zu laufen droht. Eine Lösung scheint in weiter Ferne. Das sieht John Eke, Exxent Consulting, Eching, anders: „Wir haben eine Jahrhundertchance, das erkrankte Mehrwegsystem nachhaltig zu heilen“, sagt er. Der Experte präsentiert ab Seite 301 zunächst zwar eine nüchterne Bestandsaufnahme, bietet aber zudem einen überraschenden Lösungsvorschlag an.
Gebindevielfalt bewältigen – Zugegeben, der Kunde und seine höchst individuellen Wünsche stellten unsere Branche vor einige Herausforderungen. Die Gebindevielfalt ist groß und wird weiter steigen. Neue technische Lösungen helfen uns dabei. Ab Seite 294 werfen wir einen Blick auf die neue Umpackanlage bei der Sternquell-Brauerei in Plauen. Die Anlage kann Bügel- und Kronenkorkenflaschen in unterschiedliche Kästen, unabhängig vom Kastengefache, also quasi in einen „endlosen Kasten“ umpacken. Und mit der vollautomatischen Leergutsortierung bei der BLS in Bremen, einem Dienstleister der AB-InBev Brauerei Beck & Co, stellen wir Ihnen ab Seite 297 eine der wohl leistungsstärksten und komplexesten Anlagen Europas vor. Da geht was voran!
Soweit ein kurzer Blick auf einige Themen dieser Ausgabe. Nächste Woche geht's weiter. Und wenn Sie Dienstag schon wissen wollen, was Donnerstag in der BRAUWELT steht (und unseren Newsletter noch nicht kennen sollten), dann melden Sie sich doch einfach dafür auf www.brauwelt.com an.
Die Behauptung, dass Hefeforschung praxisrelevant sei, trifft es meiner Meinung nach noch nicht vollständig. Eigentlich müsste man sagen, dass es sich um eines der, wenn nicht um das wichtigste Thema in der Brauerei handelt. Ja klar, Läuterbottiche, Maischefilter, Würzekocher, das sind aufregende technische Anlagen, aber letztlich passiert doch die „Magie“ bei der Bierherstellung im Fermentationstank. Umso mehr freue ich mich darüber, Ihnen unser aktuelles Hefe-Special zu präsentieren, in dem wir Ihnen wieder einige „praxisrelevante“ Themen rund um unseren wichtigsten Mitarbeiter zusammengestellt haben. Und wenn wir Ihnen mit dieser BRAUWELT-Ausgabe Lust auf mehr Hefe machen konnten: Die aktuellsten Ergebnisse der Hefeforschung erwarten Sie Ende April 2020 im Yeast Special der BrewingScience.
Nachschlagewerk – In der täglichen Betriebspraxis treten immer wieder Kontaminationen mit betriebsfremden Hefen auf. Dr. Mathias Hutzler und Prof. Fritz Jacob vom Forschungszentrum Weihenstephan fassen Begrifflichkeiten um die Thematik Fremd- und Schadhefen, die Erscheinungsbilder von Verderb in Getränken und das Gefährdungspotential verschiedener Schadhefearten zusammen. Der Artikel fungiert als erstes kurzes Nachschlagewerk, wenn Fremdhefen in einem Getränkeprozess identifiziert wurden (S. 251).
Kontinuierliche Gärung – Bereits seit den 1960er-Jahren bemüht man sich, Verfahren zur kontinuierlichen Fermentation von Bier zu etablieren, scheiterte aber immer wieder an zu komplexen Prozessen und Anlagen oder an sensorisch nicht adäquater Produktqualität. Heute herrscht gegenüber der Technologie eine generelle Skepsis, der Burghard Meyer und Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, mit einem modernen Crossflow-Reaktorkonzept entgegentreten. Die Ergebnisse sind vielversprechend (S. 256).
PCR-Nachweis – Schadhefen können im besten Fall Aromafehler, im schlimmsten Fall Bombagen von Gebinden verursachen. In jedem Fall lassen sich wirtschaftliche Schäden für den Betrieb durch Nachweis von Getränkeschädlingen vermeiden. Dr. Florian Priller und Elias Rietzschel, Biotecon Diagnostics, stellen eine umfassende Studie zum Wachstumsverhalten aller wichtigen Schadhefearten vor und ermitteln daraus optimale Voranreicherungszeiten für den sensitiven Nachweis mittels Real-time PCR (S. 262).
Die heutige BRAUWELT-Ausgabe scheint auf den ersten Blick einen großen Schwerpunkt auf den Craft Bier-Bereich zu legen. Und wer jetzt meint, dass es sich „wieder nur um IPA & Co.“ dreht, der wird überrascht sein, dass wir uns heute – unter anderem – mit Craft Bier deutscher Machart beschäftigen. Aber sehen Sie selbst …
Craft Bier auf Deutsch – „Traditionelle Biersorten mit Charakter und Drinkability – ein Widerspruch?“ war das Thema der 3. Doemens Impulse. Auch wenn extreme Biere für Interesse beim Konsumenten sorgen, langfristigen wirtschaftlichen Erfolg erzielt man mit „süffigen“ Bieren, die keinesfalls langweilig sein müssen. Hier lagert mit der „Interpretation alter deutscher Bierstile“ natürlich innerhalb gewisser Grenzen großes Potential in deutschen Bierkellern. Echte Braukunst ist gefragt. Wie man aus Märzen, Bockbier und Kölsch Retrostars macht und Handel wie Gastronomie (weiterhin) dafür begeistert, war Thema bei Doemens (S. 201) und auch bei der Braukunst Live! (S. 203).
Craft Bier in Deutschland – „In Deutschland ist die Definition von Craft Bier eigentlich überflüssig“, sagt BraufactuM-Gründer Dr. Marc Rauschmann. Zum zehnjährigen Firmenjubiläum sprachen wir mit ihm über die Anfänge einer Welle, die in Deutschland anders verläuft, über die Entwicklung auf dem Markt und in der Gastronomie sowie über zukünftige Herausforderungen, die die überwiegend kleinen Brauereien zu bewältigen haben (S. 208).
Bierampel – Nicht nur bei Bierstilen sind strenge Vorgaben einzuhalten. Für die Verkehrsfähigkeit von Bier und hier vor allem die Lebensmittelsicherheit trägt der Unternehmer die direkte Verantwortung. Anders als für PKW's gibt es aber keine amtliche Hauptuntersuchung, was dem Brauer rechtssicheres Handeln bei Produktion und Vertrieb erschwert. Dario Cotterchio, Forschungszentrum Weihenstephan, verrät uns ab Seite 214, worauf Sie achten müssen, damit niemand „rot“ sieht.
Drohender Strafzettel – Auch wenn Bierbrauen eine Kunst ist, gesetzlich gesehen fällt hier keine Künstlersozialabgabe an. Im Gegensatz zu anderen Leistungen, die fast alle Brauereien beziehen, betont unser Autor Thomas Schneider, Essen. Betrifft Sie nicht? Sind Sie sicher? Schauen Sie lieber nochmal auf Seite 227 nach.
Klare Regeln – Compliance ist was für die Großen? Nicht nur … Auch für den Mittelstand ist regelkonformes Handeln und die richtige Kommunikation wichtig. Günther Thömmes beschreibt ab Seite 229, warum sich der Aufwand für den Mittelstand lohnt und wie Sie einen Fahrplan für Compliance-Maßnahmen erstellen.
Ressourcen- und umweltschonendes Handeln bringt auch ökonomischen Erfolg mit sich. Das hat die Getränkebranche bereits verinnerlicht. In dieser Ausgabe der BRAUWELT lesen Sie unter anderem folgende Erfolgsgeschichten:
Zukunftssichere Kältemittel – Seit 2020 ist das Verbot von Kältemitteln mit hoher Treibhauswirksamkeit in Kraft. Ein guter Grund, auf die natürlichen Kältemittel NH3 oder R 723 umzustellen und einen genauen Blick auf den Energieverbrauch der Kälteanlage zu werfen. Bei Umsetzung des hier schlummernden Energiesparpotentials lässt sich unternehmerischer Erfolg in Form von wesentlichen Kostenentlastungen und Verbesserung der Ökologie erzielen (S. 166).
Verpackungsmüll reduzieren – Den Kampf gegen den Verpackungsmüll führt die Getränkeindustrie an verschiedenen Fronten. Die Reduzierung des Materialeinsatzes ist in erster Linie wirtschaftlich motiviert. Um ressourcensparende Verpackungskonzepte erfolgreich umzusetzen, ist die Zusammenarbeit von Anlagenbauern und Herstellern von Verpackungsmaterialien notwendig (S. 172).
Modernes Logistikzentrum – Die Staatsbrauerei Weihenstephan ist in den vergangenen Jahren beständig gewachsen. Teil des Erfolgs ist das Exportgeschäft. Weil Flächen auf dem Weihenstephaner Berg knapp sind, hat die Brauerei ein verkehrsgünstig gelegenes Grundstück in Freising erworben und dort ein zukunftsweisendes Logistikzentrum errichtet. Lesen Sie über Planungsgrundlagen und die baulichen Besonderheiten ab Seite 174.
Leadership, Menschen und Emotionen – Dies war das Motto der Getränke Impuls Tage im österreichischen Leogang. Vornehmlich ging es dieses Jahr nämlich um menschliche Werte und das Miteinander im Unternehmen. Kurz gefasst: Erfolgreiches unternehmerisches Handeln erfordert einerseits, die digitalen Prozesse voranzutreiben, andererseits aber auch den Menschen und Mitarbeitern offen und wertschätzend zu begegnen. Einen Nachbericht der abwechslungsreichen Veranstaltung lesen Sie ab Seite 188.
Keineswegs ausgestorben – Der Hopfen hat seit dem 13. Jahrhundert seinen Erfolgszug zum alleinigen Würzmittel in Bier angetreten. Allerdings finden sich Belege für Grutbiere in Deutschland bis zum 3. Juni 1906, als das deutsche Reinheitsgebot per Gesetz zum Verbot führte. Welche Kräuter für Grutbiere verwendet wurden, lesen Sie im vorliegenden zweiten Teil der Artikelserie ab Seite 180.
Eigene erfolgreiche Geschichten wünscht
Die Getränkeabsätze der westlichen Welt stagnieren, bestenfalls. Auch, oder vielmehr gerade in Deutschland. Da muss man sich etwas einfallen lassen. Qualität ist einer der Schlüsselfaktoren, auf den „der“ Verbraucher aber unterschiedliche Sichtweisen entwickelt, wie wir später sehen werden.
Trend zu Qualität – Der weltweite Alkoholkonsum sinkt, schreibt das Marktforschungsinstitut IWSR in seinem aktuellen Bericht (S. 121). Ebenso der Absatz von Heil- und Mineralwasser in Deutschland, das meldet der Verband Deutscher Mineralbrunnen (S. 122). Trotzdem ist die Stimmung positiv. Bei Spirituosen und Wein ist ein Trend zu immer hochwertigeren alkoholischen Getränken und generell zu Qualität zu verzeichnen. Und auch bei Mineralwasser wissen die Verbraucher das hochwertige und stets gut kontrollierte Naturprodukt Mineralwasser zu schätzen, freut sich VDM-Chef Udo Kremer.
Zurück zum Bier – Hier ist eine zuverlässige Wasserversorgung eine Grundvoraussetzung für die Herstellung qualitativ hochwertiger Biere. Frederik Amrhein, Oberthulba, beschäftigt sich in „Wasser – ein wertvoller Rohstoff im Wandel“ mit dem Thema Brunnenmonitoring und Wasseraufbereitung unter Berücksichtigung technologischer Aspekte. Wann haben Sie sich zuletzt damit beschäftigt? Für alle, die jetzt überlegen müssen: Seite 137!
Vermittler von Aromen – Hopfen war bis vor einigen Jahren für viele Brauereien lediglich ein Alpha-Lieferant. Mit den Craft Bier-Brauern hat sich das Bild gewandelt. Hopfen ist ein Vermittler von Aromen und dient der Differenzierung der Biere. Neue Hopfensorten schießen wie Pilze aus dem Boden, aus unterschiedlichen Gründen. Was dahinter steckt und warum es sich für jeden Brauer lohnt, diese Entwicklung sehr aufmerksam zu verfolgen, erläutern Dr. Adrian Forster und Dr. Florian Schüll, Wolnzach, ab Seite 131.
Die, nicht „der“ Verbraucher – Craft Bier – für viele ist es das Erfolgsrezept im zurückgehenden Biermarkt. Es steht für Qualität, Individualität, Regionalität und vieles mehr. Aber was passiert, wenn globale Brauer Craft Brauereien aufkaufen? Was ist „echtes“ Craft Bier aus Verbrauchersicht? Jan-Luca Fischer und Prof. Matthias Kunert, HSWT in Weihenstephan, haben die widersprüchlichen Verbrauchererwartungen des australischen Biermarktes analysiert und zeigen, dass die klassischen Craft Bier-Werte für einen Teil der Verbraucher unantastbar sind, für andere aber nicht … (S. 127).
Wer einen schnellen Sprint hinlegen kann, schafft nicht automatisch auch die Marathon-Distanz. Denn dabei kommt es auf ganz andere Qualitäten an. Ähnlich verhält es sich beim Thema Bierexport. Nur weil eine Brauerei auf dem Heimatmarkt erfolgreich ist, heißt das noch lange nicht, dass beim Export ebenfalls alles rund läuft. Was braucht es neben der nötigen Disziplin, um im Ausdauersport Export erfolgreich zu sein? In unserem Export-Special haben wir Ihnen ein paar Trainingsanregungen zusammengestellt. Sie stammen u. a. von den Referenten des Export Forums German Beverages, das am 11. November 2019 im Rahmenprogramm der BrauBeviale bereits zum vierten Mal stattfand.
Vorbilder suchen – Es kann nie schaden, sich Anregungen von jemandem zu holen, der es schon geschafft hat. Deshalb haben wir Luc de Raedemaeker gefragt, warum die belgischen Brauer im Exportgeschäft so erfolgreich sind. Ab Seite 95 lesen Sie, was wir von unseren Nachbarn in Sachen Bierexport lernen können.
Strecke kennen – Beim Marathon muss man die Strecke vorher genau kennen, um sich seine Kräfte richtig einteilen zu können. Beim Export ist es nicht anders … Hier sollte man den Zielmarkt im Detail verstehen, um die richtige Exportstrategie zu entwickeln. Martin Rederlechner und Febo Leondini geben ab Seite 92 Einblicke in die Besonderheiten des italienischen Biermarktes und zeigen, wie sich dort Marken kreieren lassen.
Richtig vorbereiten – Vorbereitung ist alles – beim Sport wie beim Export. Nur wenn ich mich im Vorfeld schon mit möglichen Hindernissen und Herausforderungen auseinandersetze, kann ich im Ernstfall richtig reagieren. Dazu gehören beim Export unangenehme Themen wie Zahlungsausfall und Betrug. Michael Bretz, Creditreform, gibt ab Seite 100 Praxistipps und zeigt, wie man sich vor betrügerischen Geschäftspraktiken bereits im Vorfeld schützen kann.
Stärken kennen – Und schließlich muss man seine eigenen Stärken kennen und nutzen, um erfolgreich zu sein. Das zeigt das Beispiel von Hans-Hermann Höss: Der Allgäuer hat aus der elterlichen Brauerei heraus ein eigenes Exportunternehmen für Biergeschenke aufgebaut und ist in seiner „Nische in der Nische“ erfolgreich unterwegs (S. 105).
Am Ende führen bekanntlich viele Wege zum Ziel, es kommt aber darauf an, dass man für sich selbst eine klare Strategie definiert und diese konsequent verfolgt. Dann ist man auch fit für die Königsdisziplin …
Der weltweite Biermarkt bleibt kreativ. Und bunt. Das sagt die NürnbergMesse GmbH unter Bezug auf das Marktforschungsinstitut Plato Logics. Grund dafür sind zum einen die Craft Brauer, zum anderen der Wunsch der Konsumenten nach alkoholfreien oder -armen Bieren und Biermischgetränken. Allein Deutschland zählt mittlerweile rund 500 alkoholfreie Biere! Mehr Fakten und Zahlen gibt’s ab Seite 45. Aber auch sonst ist die Branche kreativ:
Verfahrenskombination – Anfang 2019 wurde in der Privatbrauerei Aying eine neue Verfahrenskombination von Flaschenreinigungsmaschine mit Hochtemperaturwärmepumpe und einem bestehenden Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Schon die Prognosen zur Einsparung von Wärme und Wasser waren im Vergleich zur vorherigen Situation erheblich. Nach dem Praxistest zeigte sich, dass die zugesagten Verbrauchswerte sogar noch unterschritten wurden. Der Mut, ein neues und unerprobtes Verfahren einzusetzen, wurde belohnt. Aber sehen Sie selbst … (S. 51).
Strom durch Bakterien – Der weltweite Wasserbedarf steigt. Und mit ihm die Anforderungen an die Sammlung, Behandlung und potenzielle Wiederverwertung des anfallenden Abwassers. Vor diesem Hintergrund ist ein Forschungskonsortium angetreten, in einer Pilotanlage die Möglichkeiten der Aufbereitung von Brauereiabwasser und Stromerzeugung mittels mikrobieller Brennstoffzelle im größeren Maßstab zu zeigen. Die Anlage, die wir ab Seite 62 vorstellen, ist die erste ihrer Art zur Behandlung von Brauereiabwasser in Deutschland.
Qualitativ aufgewertet – Zugegeben, schon früher haben findige Köpfe nach alternativen Verwendungsmöglichkeiten für Biertreber gesucht. Aber das protein- und ballaststoffreiche, massenhaft anfallende Nebenprodukt der Bierproduktion rückt immer wieder in den Fokus. So auch jüngst bei einer Schweizer Agentur für Upcycling-Innovationen, die ungewöhnliche Ideen entwickelt hat. Hätten Sie z. B. gedacht, dass sich mit Biertreber Plastikverpackungen ersetzen lassen? Dieses und mehr ab Seite 65.
Alles andere als Standard – Waren früher 30-l- und 50-l-Fässer die Standardgrößen im Fassbiermarkt, so hat sich das Bild stark verändert. Ausschankmengen von XS bis XXL werden mit passenden technischen Lösungen bedient. Schankanlagenberater Dr. Johannes Tippmann gibt ab Seite 68 einen Überblick über die verschiedenen Systeme, den technischen Hintergrund, Vorteile und Grenzen. So kann jeder das für ihn passende System heraussuchen. Denn wie gesagt: 2020 wird’s bunt.
Ich freue mich sehr, dass ich Sie zu einem erfolgreichen und gesunden Start ins neue BRAUWELT-Jahr begrüßen darf! Natürlich werden wir Sie auch im Jahr 2020 wie gewohnt mit dem geballten Wissen und aktuellen Reportagen aus der Braubranche versorgen. Wenn Sie dieses Heft durchblättern, fällt Ihnen vielleicht schon eine erste „hintergründige“ Neuerung auf: Unsere BRAUWELT Wissen-Artikel erscheinen in aufgefrischtem Design. Damit aber genug der Vorrede – ich möchte Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Vordergrund und den Inhalt lenken, denn wir haben abwechslungsreiche Themen zum Einstieg ins neue Jahr für Sie vorbereitet!
Effiziente Brauereikühlung – Kälteanlagen benötigen 25 bis 45 Prozent des gesamten Stromverbrauchs einer Brauerei. Im Sinne der heutzutage geforderten „Nachhaltigkeit“ in der Produktion lohnt es sich durchaus, genauer hinzusehen. Tobias Schlögl wirft im Beitrag ab Seite 11 einen Blick auf zukunftssichere Kältemittel und Möglichkeiten zur energetischen Optimierung bestehender Anlagen.
Kompressible Filterhilfsmittel – Kieselgur ist aufgrund hervorragender Filtrationseigenschaften zwar nach wie vor das am häufigsten verwendete Filterhilfsmittel, steht aber bekanntermaßen in der Kritik. Über einen erfolgreichen Ansatz zum Upscaling einer Anschwemmfiltration mit kompressibler Filterhilfsmittel-Mischung aus Zellulosefasern und Perliten lesen Sie ab Seite 15.
Neue Verschlusslösungen – Eine neue EU-Richtlinie sorgt in der PET-Industrie für ein unfreiwilliges Innovationsfeuerwerk. Ab 2024 müssen Getränkehersteller sicherstellen, dass die Kunstoffverschlüsse von Getränkeverpackungen auch nach dem Öffnen fest mit dem Gebinde verbunden bleiben. Lothar Brauer stellt mögliche Lösungen ab Seite 18 vor.
Italienischer Biermarkt – Unser Autor Dr. Markus Fohr nimmt uns ab Seite 29 auf eine Reise in den Süden mit. Der italienische Biermarkt, nicht zuletzt der Craft Bier-Markt, ist lebendig, die italienischen Brauer experimentierfreudig (seit 2015 im Beer Judge Certification Program: das Italian Grape Ale) und die Konsumenten lieben Spezialbiere. Allein die Biersteuer sorgt mit 3 EUR pro Liter und Grad Plato für gedämpfte Stimmung in Brauerkreisen.
Nun ist es abermals soweit: Das sind von mir an dieser Stelle die letzten Zeilen des Jahres. Die Zeit „zwischen den Jahren“ – eigentlich eine gute Gelegenheit, um in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen, aber auch, um schon über die nächsten Schritte für 2020 und wichtige Entscheidungen für die Zukunft nachzudenken.
Große Fortschritte – Das hat die Ayinger Privatbrauerei bereits getan. Jetzt wurde eine neue Flaschenreinigungsmaschine als Kernstück einer umfangreichen Sanierung angeschafft. In Kombination mit einem neuen, sehr interessanten Energiekonzept freut sich die Brauerei über gewaltige Einsparungen beim Wärme- und Wasserbedarf und den großen Schritt Richtung CO2-Neutralität (S. 1501).
Planen für die Zukunft – Die BrauBeviale lässt so manches Brauerherz höher schlagen. Viele schöne Anlagen und Systeme wurden vorgestellt. Wer Neues braucht, hat die Qual der Wahl. Wir blicken in unserem Messerundgang nochmal zurück auf die Bereiche Abfüllung und Verpackung (S. 1512) sowie auf das Thema Filtration, wo die Frage „Kieselgur oder nicht“ weiterhin eine strategische Entscheidung der jeweiligen Brauerei bleibt, wie ab Seite 1508 ersichtlich wird.
Familienkiste – Dies ist sicherlich eine der tiefgreifendsten Entscheidungen für Familienbetriebe: die Frage, ob und wie eine familieninterne Unternehmensnachfolge erreicht werden kann. Auch wenn es dafür keine Patentlösung gibt, sollten doch einige Dinge berücksichtigt werden, weiß Autor Moritz Weissman, Nürnberg. Er hat die Brauerei Zötler auf diesem Weg begleitet und beschreibt ab Seite 1515, wie ein erfolgreicher Generationenwechsel im Familienunternehmen gelingt.
Bier & Käse – Zum Schluss nehmen wir Sie mit auf eine wahrlich geschmackvolle Reise. Es geht um das Foodpairing Bier & Käse. Dr. Markus Fohr erläutert uns ab Seite 1525, worauf man achten muss, um einen aromatischen Wow-Effekt zu erzielen. Vielleicht fehlt Ihnen ja noch eine bierige Ergänzung für das Weihnachtsmenü? Es klingt auf jeden Fall verlockend …
Und die nun wirklich letzten Zeilen möchte ich nutzen, um Ihnen im Namen des gesamten BRAUWELT-Teams ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und alles Gute für 2020 zu wünschen. Wir haben schon kräftig für den nächsten BRAUWELT-Jahrgang geplant. Lassen Sie sich überraschen …
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