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Erfahrungsaustausch im Hopfengarten
11.08.2020

Bio-Hopfen, eine besondere Herausforderung

Fachexkursion | Es ist eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft, die sich am 21. und 22. Juli 2020 in der Hallertau traf. Dorthin hatte Dr. Florian Weihrauch, der Biohopfen-Experte der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), zur jährlichen Sommerexkursion der Bio-Hopfenpflanzer eingeladen.

Um in diesen Zeiten überhaupt eine Exkursion durchführen zu können, wurde die Teilnehmerzahl auf 45 begrenzt und – natür-lich – vieles unter freiem Himmel angeschaut. Trotz der aktuellen Einschränkungen kamen neben den Kollegen aus Franken und Tettnang auch die aus Österreich und dem Elsass, um Erfahrungen auszutauschen. Auch die BRAUWELT war mit dabei, um sich nach knapp zehn Jahren (vgl. BRAUWELT Nr. 27/2011, S. 838) ein Bild davon zu machen, was sich in den letzten Jahren getan hat.

Eine Nische entwickelt sich

Und das ist einiges: 2011 lag die Gesamtanbaufläche von Bio-Hopfen in Deutschland bei 81,1 ha. Heute sind es etwa 180 ha mit einem Anteil von knapp 0,9 Prozent an der Gesamtfläche von 20 706 ha. Während der damals größte Biohopfen-Pflanzer Franz Friedrich aus der Fränkischen Schweiz 2011 24 ha hatte, sind es heute 38 ha. Und sein Nachbar Markus Eckert hat gleich auf 45 ha ausgeweitet. 2011 gab es bundesweit acht Betriebe: einer in Tettnang, zwei in Franken und fünf in der Hallertau. Hier sind inzwischen zwei Betriebe dazugekommen, einer davon befindet sich seit 2019 in der Umstellungsphase und stand in dem von Dr. Weihrauch zusammengestellten Besuchsprogramm gleich an erster Stelle: Pflanzer Josef Huber berichtete von den Herausforderungen bei der Umstellung, da sich manche Sorten aus dem konventionellen Anbau für den Bio-Anbau mit seinen besonderen Pflanzenschutzmaßnahmen nicht überall eignen. Statt Monroe, Hersbrucker und Herkules stehen neben Select und Tradition jetzt auch Perle, Ariana und Mandarina Bavaria in seinen Gärten. Auch die Ernte- und Trocknungstechnik musste angepasst und insbesondere von den Rückständen aus dem konventionellen Betrieb befreit werden. In den Gärten anderer Pflanzer stehen zum Teil andere Sorten. Bodenbeschaffenheit und Kleinklima wirken sich aus. Und so kommt es vor, dass mancher Bio-Hopfenpflanzer eine Sorte als einziger in Deutschland oder gar Europa in Bio-Qualität anbieten kann.

Eine eingeschworene Gemeinschaft: die Bio-Hopfenpflanzer trafen sich in der Hallertau

Bei den Besuchen auf den Bio-Höfen von Georg Bichlmaier, Georg Loibl und Georg Prantl standen dann die Themen Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenschutz im Vordergrund. Überall wurde klar, dass nach wie vor vieles durch eigene Versuche in Erfahrung gebracht werden muss. Welche Untersaat eignet sich? Wie bringt man genügend Nährstoffe für den anspruchsvollen Hopfen in den Boden? Welche Pflanzenschutzmaßnahmen haben sich bewährt? Georg Loibl hat es mit homöopathischen Methoden versucht und verzeichnet Erfolge gegen die diesjährige Blattlausplage und den hartnäckigen Erdfloh.

Forschung steht nicht still

Aber auch die Forschung steht nicht still. Dr. Weihrauch und seine Kollegin Maria Obermaier stellten während der Exkursion verschiedene Versuche zum Pflanzenschutz vor. In einem Garten von Hopfenpflanzer Prantl wird mit Raubmilben gegen Spinnmilben experimentiert. Dazu wurden Teile vom Winterschnitt aus dem Weinbau in die Hopfengärten gebracht, um Raubmilben anzusiedeln. Da die Hopfengärten im Winter kahl sind, experimentiert die LfL mit Untersaaten, um die Raubmilben in den Hopfengärten zu halten. Es funktioniert und in der Zwischenzeit haben sich weitere Nützlingsarten angesiedelt, die der Spinnmilbe das Leben schwer machen.

Untersaaten sind im Bio-Hopfen aus vielen Gründen wichtig

Ein weiteres wichtiges Thema im Bio-Hopfenanbau ist der Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel gegen Pseudoperonospora humuli (falscher Mehltau) bzw. die Reduktion oder gar Ersatz von Kupfer. Hierzu läuft auf dem Betrieb Riedhof von Robert Drexler ein Großversuch mit verschiedenen Dosierungen und Formulierung von Behandlungsmitteln an der Sorte Herkules, der auf großes Interesse bei den Teilnehmern stieß. Als letzte Station wurde schließlich der Bio-Hof Georg Pichlmaier besichtigt, wo ein Versuch zur Erdflohbekämpfung mit Nematoden vorgestellt wurde.

Abgerundet wurde das Programm durch den Besuch des Hopfenforschungszentrums in Hüll, wo Züchter Toni Lutz den Praktikern einen Einblick in den Forschungs- und Züchtungsbetrieb vor Ort gab.

Ein Fazit

Was bleibt als Eindruck nach zwei Tagen Exkursion? Bio-Hopfen ist eine besondere Herausforderung, die Engagement, Experimentierfreude und Feingefühl benötigt. Die natürlichen Abläufe in der Natur zuzulassen, manche zu verstärken, andere zu hemmen, ist anspruchsvoll, aber möglich. Es gibt Bio-Hopfen, der in seinem Habitus nicht vom konventionellen Hopfengarten zu unterscheiden ist. Den Unterschied erkennt man, wenn man an einem belebten Sommertag durch die Reihen geht …

Exkursion zum Bio-Hopfen 2020
Hopfenforschungszentrum Hüll, Wolnzach

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