Nein, ich möchte Sie nicht zu kriminalistischen Ermittlungen anstiften. Ich möchte bemerken, dass auch die Braubranche, wie viele andere Branchen, mit Geschlechterklischees zu kämpfen hat. Dass Bier nichts für Frauen – und Bier von Frauen nichts – sei, ist einfach gesagt falsch. Halten wir fest: Das Bierbrauen lag den längsten Teil der Geschichte in Frauenhand. Schon bei den Sumerern, die ja bekanntlich das Bierbrauen erfunden haben, hatte eine Göttin die Hoheit über das Brauen inne. Geben Sie einmal „Hymne an Ninkasi“ in Ihre Lieblings-Suchmaschine ein … damals steckte noch Poesie in den Bierrezepten!
Erst im Mittelalter kippte die Waagschale. Die Kunst des Bierbrauens fand in (Männer-)Klöstern statt. Und weil in der Brauerei viel schwere körperliche Arbeit zu leisten war, entwickelte sich das Brauwesen zu einer fast ausschließlichen Männerdomäne.
Doch die Zeiten ändern sich wieder, zumindest ein wenig. Nach starken Frauen in der Bierbranche muss man nicht lange suchen. Gerade in den „jungen“ Brauereien halten oft Frauen sehr erfolgreich das Heft in der Hand.
Geschäftsführerin – Auch in Traditionsunternehmen findet man starke Frauen. Ihr Vater übergab ihr im Jahr 1991 die Geschäftsleitung der Ulmer Brauerei Gold Ochsen. Seither steht Ulrike Freund in fünfter Familiengeneration an der Spitze des Betriebs und lenkt die Geschicke der Brauerei mit viel Tatendrang. Im Interview erinnert sie sich an ihren Einstieg in die Geschäftsleitung, der damals für sie einem Sprung ins kalte Wasser gleichkam (ab S. 789).
Biertrinkerinnen – Brauereien müssen in einem hart umkämpften Biermarkt neue Absatzmöglichkeiten erschließen. Welche Konsumpräferenzen haben Frauen? Eine bislang kaum untersuchte Fragestellung. In einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen wurden 230 Studentinnen nach Konsumanlässen und -präferenzen befragt. Die Ergebnisse sind unter Einschränkung der befragten Zielgruppe zu interpretieren, bieten aber erste Anhaltspunkte, wie Brauereien mit Werbung und Produktgestaltung Frauen ansprechen können (ab S. 786).
Pionier – Auch die Männer sollen in dieser Ausgabe nicht zu kurz kommen! Günther Thömmes porträtiert in der Reihe „Giganten der Biergeschichte“ eine weitere Bierpersönlichkeit: Sigismund Friedrich Hermbstädt gehörte vor etwas mehr als 200 Jahren zu den ersten Menschen, die dem Bierbrauen ein wissenschaftliches Fundament gaben (ab S. 792).
Auf eine diverse, vielfältige Brauereilandschaft und einen gesunden Weltbiermarkt (ab S. 777)!
Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V. sieht auf Grundlage des Statistischen Bundesamtes im letzten Jahr einen Rückgang von 5,8 Prozent bei Erfrischungsgetränken. Doch die Hersteller seien eher positiv gestimmt, sagt Christiane Hohmann in ihrem Beitrag über den Erfrischungsgetränkemarkt im Jahr 2020 ab S. 740. Der Grund: Es findet ein Umdenken in der Branche statt, die Kategorie weitet ihr traditionelles Terrain aus und setzt auf zuckerreduzierte oder -freie Getränke, auf kalorienarme oder vegane, auf Bio oder regionale. Mit Innovation und Vielfalt, so das Motto. Und das gilt auch für andere Bereiche.
Erste Gehversuche – Würden Sie der künstlichen Intelligenz die Erstellung eines Bierrezeptes überlassen? Adrian Minnig, technischer Leiter der kleinen Schweizer Brauerei MN Brew, der durchaus handwerkliche Braukunst und jahrhundertelange Traditionen zu schätzen weiß, hat es gewagt. Auf eher privater Ebene entstand ein Kontakt zur Hochschule Luzern, wo in einem KI-Projekt eine Anwendungsmöglichkeit gesucht wurde. Ab S. 753 lesen Sie im Interview mit Adrian Minnig über seine Erfahrungen mit der künstlichen Intelligenz und wo er eingreifen musste bzw. wo nicht. Sein Resümee: „Ich würde es jedem Brauer empfehlen, sich mal auf das Abenteuer KI-Bier einzulassen.“ Klingt doch vielversprechend, oder?
Eigener Onlineshop – Durch Corona haben auch weite Teile der älteren Bevölkerung Zugang zur digitalen Welt finden müssen. Das verändert nicht nur das Marketing, wie Dr. Uwe Lebok ab S. 747 in „Context Marketing als Chance für kleinere Brauereien“ erläutert, sondern eröffnet auch Wege zum E-Commerce für Bier. „Der Durchbruch im Online-Lebensmittelhandel kommt“, ist sich Lisa Böhm, BierSelect GmbH, Hamburg, sicher. Weil vor allem kleine und mittlere Brauereien nicht immer über ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen für einen Webshop verfügen, stellen wir ab S. 742 eine Alternative vor, mit der das trotzdem möglich ist.
Altes Konzept – moderne Anpassung – Hand aufs Herz: In wie vielen Familien aus Ihrem Bekanntenkreis gab es keinen Streit, als der Erbfall eintrat? Bei Brauereien, wo das Vermögen oft auch weitere Firmen, Land und Immobilien beinhaltet, ist es besonders wichtig, den Erbfall vernünftig zu regeln, ohne den Betrieb zu gefährden. Die Primogenitur, also das Recht des Erstgeborenen, war früher gang und gäbe. Vielleicht nicht mehr im herkömmlichen Sinne, aber in seiner modernen Version könnte es auch heute noch eine gute Möglichkeit sein. Wie die aussieht, verrät Dr. Moritz Fehrer, Weissman und Cie, Nürnberg, ab S. 744.
In den meisten Bundesländern stehen die Sommerferien noch vor der Tür, in manchen neigen sie sich bereits dem Ende zu. Und obwohl es heißt „Sommerzeit ist Urlaubszeit“, möchte ich Ihnen für diesen Sommer vor allem eine möglichst voll ausgelastete Produktion wünschen! Hoffentlich spielt das Wetter mit und beschert uns noch einige sommerliche Biergartentage mit unserem Lieblingsgetränk. Wenn Sie als Brauer im Sommer nicht auf Reisen gehen können, sondern die Fassbestände der Gastronomie auffüllen, um den Bierdurst Ihrer Mitbürger zu stillen, dann seien Ihnen die folgenden „Reisethemen“ ans Herz gelegt.
Zeitreise – Die Pandemie hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie sehr unsere gesamte Wirtschaft und unser Wohlstand von einer funktionierenden Logistikkette abhängen. Das nahmen John und Marc Eke, Exxent Consulting, zum Anlass, darzustellen, wie sich seit der Nachkriegszeit das Umfeld der Logistik in Brauereien und der Getränkewirtschaft geändert hat und was daraus zu lernen ist (ab S. 708).
Desinfektionsmittel vor Ort – Bislang weitgehend unbekannt ist die Möglichkeit, durch Elektrolyse einer Sole aus Kochsalz ein wirksames Desinfektionsmittel herzustellen – vor Ort, ganz ohne Logistik. Jonathan Lehner und Tatjana Röder, aquagroup, stellen Ihnen ab Seite 712 das Verfahren vor, das unter anderem aufgrund der einfachen Produktionsmittel Wasser und Kochsalz mit geringen Betriebs- und Wartungskosten punktet.
Die Reise der Flaschen – Auf ihrer Reise durch die verschiedenen Stationen in der Brauerei und dann auf dem Weg zu GFGH, Gastronomie oder direkt zum Kunden werden Flaschen oftmals unsanft behandelt. Flaschenbruch führt zum Ausfall von Förderbändern, Produkt- und Effizienzverlust. Aleksander Broda, Masitek, stellt ab Seite 705 Sensoren vor, die als exakte Acryl-Nachbildungen von Flaschen sämtliche verpackungsrelevanten Stoßbelastungen auf den Transportbändern und im Lkw aufzeichnen, immer verknüpft mit der genauen Situation auf der Linie.
Prozesse aus der Ferne testen – Das neue Fluid Handling Application & Innovation Centre von Alfa Laval in Kolding, Dänemark, bietet Anwendern eine Umgebung, in der sie ihre Prozesse und deren Auswirkungen auf ihre Produkte vor Investitionsentscheidung testen können. Christian Garbers gibt im Interview einen Überblick über die dortigen Möglichkeiten und verspricht: Auch wenn das Reisen nach der Pandemie wieder möglich sein wird, besteht weiterhin die Möglichkeit, an den Versuchen per hochwertigem 4k-Video-link teilzunehmen (ab S. 720).
Stürmische Tage liegen hinter uns. Die Hitzeperiode im Juni wurde durch Gewitter ungeahnten Ausmaßes abgelöst. So kurz vor der Ernte der Sommergerste schauen Landwirte mit Sorgenfalten im Gesicht auf ihre Äcker.
Absturz – Dabei ist schon die Entwicklung der Anbaufläche für Sommergerste wenig erfreulich. Von extremer Reduzierung spricht die Braugersten-Gemeinschaft in ihrer aktuellen Anbauschätzung (S. 661). Um 17 Prozent auf nur noch 300 000 ha ging die Fläche bundesweit zurück. Immerhin sorgte die Witterung im Frühjahr für gute Bestände, die eine qualitativ hochwertige Ernte erwarten lassen. Zumindest da, wo die Gewitter der letzten Tage nicht zugeschlagen haben. Der für die Braugerstenrundfahrt in Bayern vorgesehene Landessortenversuch in der Nähe von Kirchseeon ist in der Zwischenzeit nämlich dem Hagel zum Opfer gefallen …
Verändertes Spektrum – Beim Hopfen ist noch lange nicht alles erforscht, auch wenn man das manchmal vermuten könnte. So hat sich bisher wohl noch niemand die Frage gestellt, ob sich die Veränderungen der Bitterstoffe über die Zeit bei ausschließlich heiß gehopften Bieren von denen hopfengestopfter Biere unterscheiden. Andreas Gahr und seine Co-Autoren sind genau dieser Frage nachgegangen. Ab Seite 671 lesen Sie eine Zusammenfassung der in der BrewingScience (Nov./Dez. 2020) erstmals veröffentlichten Ergebnisse, wo die Autoren erhebliche Veränderungen im Bitterstoffspektrum nachweisen konnten.
Hopfenalphabet – Bleiben wir noch kurz beim Hopfen: Seit mitt-lerweile 40 Jahren gibt es den früher als Ethanol-Extrakt bezeichneten Gesamtharz-Extrakt. Dieses kleine Jubiläum nahm Dr. Martin Biendl, Mainburg, zum Anlass, in einem zweiteiligen Beitrag dessen Eigenschaften unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse zusammenzufassen. Der heutige Teil 1 der alphabetischen Aufstellung reicht von A wie Alkohol bis H wie Hartharze (S. 667).
Farbfehler – Die Vorausberechnung der Bierfarbe ist keineswegs einfach, wie uns Thomas Kraus-Weyermann und Horst Dornbusch in den ersten beiden Teilen ihres Artikels zur Bierfarbenmessung dargelegt haben. Wie genau sind die Vorausberechnungen mittels der verschiedenen Formeln im Vergleich zu Messungen? Anhand von speziell für diese Studie durchgeführten Testsuden zeigen sie in Teil 3 ab Seite 674 Fremdfaktoren auf, die die Berechnung stören, verweisen auf die Stärken der einzelnen Formeln und kommen zu dem Schluss, dass es die eine, für die gesamte Farbpalette taugliche Formel nicht gibt. Brauen ist (und bleibt) Kunst und Handwerk gleichermaßen.
Der Start seinerzeit war nicht einfach, das Image als Autofahrerbier wenig hilfreich. Mit optimierter Technologie bei der Herstellung plus zunehmendem Gesundheitsbewusstsein des Verbrauchers liegt alkoholfreies Bier heute jedoch voll im Trend. Wir schauen in unserem BRAUWELT-Special Alkoholfreie Biere nicht nur auf die Marktentwicklung, sondern auch auf technologische Möglichkeiten bei der Produktion bzw. Notwendigkeiten beim Ausschank.
Der AfB-Markt – „In den vergangenen Jahren gab das alkoholfreie Bier dem deutschen Markt Aufschwung oder milderte zumindest den Rückgang.“ So beschreibt Christiane Hohmann die Entwicklung von alkoholfreiem Bier und Malztrunk für das Jahr 2020. Neue Produkte, innovative Sorten und zeitgemäße Eigenschaften führten dazu, dass die Sparte sich vielfach erfreulicher entwickelte als der gesamte Markt. Allerdings gab es im Einzelnen große Unterschiede, die auf zwei sehr unterschiedliche Konsummodelle schließen lassen. Mehr dazu ab Seite 632.
Sensorische Vielfalt – Es gibt verschiedene Herstellungsverfahren für alkoholfreies Bier, die alle dem Endprodukt Bier ihren sensorischen Stempel aufdrücken. Eines davon ist die Vergärung mit Maltose-negativen Hefen, die Dr. Mathias Hutzler, Yvonne Methner und Prof. Fritz Jacob, Forschungszentrum Weihenstephan, ab Seite 634 näher betrachten. Sie haben ein Verfahren für die Herstellung von AfB entwickelt und damit verschiedene Nicht-Saccharomyces-Hefen auf ihre Eignung getestet. Herausgekommen sind einige vielversprechende Kandidaten und eine unerwartete sensorische Vielfalt.
Alkoholfreies vom Fass? Das ist dann doch eher selten anzutreffen. Der Wunsch danach steigt und ist auch zu erfüllen, wenn man einige Besonderheiten beachtet. Aufgrund der geringeren biologischen Stabilität müssen nämlich verschiedene hygienische und technische Anforderungen an die Schankanlage berücksichtigt werden. Welche das sind und wann sich der Aufwand rechnet, erklärt Dr. Johannes Tippmann ab Seite 638.
Neue Entalkoholisierungsanlage – Zum guten Schluss gehen wir noch in die Praxis: Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan hat nach 30 Jahren in eine neue Entalkoholisierungsanlage investiert. Sie reagiert damit auf die steigende Nachfrage nach alkoholfreiem Bier und die räumlichen Möglichkeiten nach der Verlegung ihres Logistikzentrums. Wir blicken hinter die Kulissen und begleiten die Brauerei auf ihrem Weg von der Ausschreibung über die Inbetriebnahme bis zur ersten Zwischenbilanz (S. 642).
Der Ball rollt wieder! Jubelnde Massen im Stadion und auf den Fanmeilen! Hätten Sie’s noch vor sechs Wochen für möglich gehalten? Wobei festzuhalten ist, dass die großen Public Viewing-Events, zu denen Horden von Fußball-Fans die Boulevards der Großstädte üblicherweise bis spät in die Nacht verstopfen, in dieser Form noch nicht stattfinden können. Und auch in den Stadien sind die Zuschauerzahlen auf einen bestimmten Anteil der maximalen Kapazität beschränkt. Für mich die beste Perspektive: hoffentlich viele schöne Sommerabende, an denen man die Spiele mit Familie und Freunden im Biergarten genießen kann. Noch immer mit ein bisschen Abstand, Vernunft und Maß. Und dazu natürlich einem schönen Bier.
Bevor Sie sich nun vollends dem Fußballfieber hingeben, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die folgenden technischen Themen lenken:
Schonförderung – Eine Erkenntnis der Corona-Pandemie ist, dass große Bevölkerungsteile mit dem Konzept des exponentiellen Wachstums nicht viel anfangen können. Basiswissen für Brauer! Ebenso zum Basiswissen eines Brauers gehört die Tatsache, dass sich mechanischer Stress – auf die Würze ausgeübte Scherkräfte – negativ auf die Filtrierbarkeit des Biers auswirkt. Kein Wunder, dass Pumpenhersteller viel Wert auf die „produktschonende Förderung“ durch ihre Pumpen legen. Eine Eigenschaft, die bislang nur schwer quantifiziert werden konnte. Philipp Zeuschner, VLB, stellt Ihnen eine Methode vor, mit der die Schonförderung von Pumpen ohne umständliche Modifizierungen ermittelt werden kann (ab S. 595).
Optimaler Arbeitspunkt – Zum obigen Thema passt Teil 7 der großen Pumpenserie von Dr. Hans-J. Manger. Denn besonders produkt-schonend arbeitet eine Pumpe nur, wenn der Brauer sie an ihrem Arbeitspunkt betreibt, wo sie ihren optimalen hydraulischen Wirkungsgrad erreicht. Eine Drosselung der Pumpe verschlechtert den Wirkungsgrad und führt damit zu hohen Schubspannungen. Wie man Pumpenkennlinien zu lesen hat und was daraus für die Auswahl der richtigen Pumpe folgt, lesen Sie ab Seite 600.
Echtzeitdaten im Sudhaus – Die digitale Zukunft schickt sich handfest an, im Sudhaus anzukommen. Das Tool GEA InsightPartner Brewery befindet sich gerade bei der Störtebeker Braumanufaktur in der Pilotphase. Die Software analysiert Prozessdaten in Echtzeit, z.B. Läuterung, Aufheizraten, Trübung. Die Bediener der Anlage können auf dieser Basis bereits während des Brauvorgangs die Qualität und Effizienz des Prozesses beurteilen und gegebenenfalls korrigierend eingreifen. Fanny Förster gibt Ihnen ab Seite 607 einen Überblick.
Während ich diese Zeilen schreibe, findet gerade das 3. Forum der Brewers of Europe (BoE) statt. Virtuell natürlich. Leider. Ich sehe die Gesichter der vielen Kollegen auf dem Bildschirm vor mir. Wie schön wäre es, sie bald mal wieder persönlich treffen zu können. Vielleicht nächstes Jahr. Hoffentlich! Das Programm des Forums ähnelt den Beiträgen für diese BRAUWELT-Ausgabe, die ich vor mir liegen habe: Wie geht es weiter, nach Corona…? Was hat sich verändert – was wird bleiben? Und wer wagt eine Antwort auf all diese Fragen?
Schwierige Prognose – Der Alkoholkonsum in Deutschland hat sich seit Corona verändert. Ob Menge, Anlass oder gar die Marke selbst: Konsumgewohnheiten folgen heute anderen Gesetzen. Andreas Putz und Dr. Uwe Lebok, K&A BrandResearch, bringen ab Seite 566 Ordnung in die Ergebnisse aktueller Studien und kommen zu teilweise überraschenden Erkenntnissen. Und wie die Entwicklung weitergehe? Da sei eine seriöse Prognose kaum möglich, sagen selbst die Experten.
Zwischen Craft Bier und Hard Seltzer – Auf ein größeres Zeitfenster blickt Charles Bamforth, USA, zurück. Die Bierwelt hat sich in den letzten 40 Jahren grundlegend verändert, schwankt zwischen stark alkoholischen und alkoholfreien Bieren, zwischen Craft Bier und Hard Seltzer. Welche Richtung sollten Brauer einschlagen, fragte sich der emeritierte Professor der UC Davis, Kalifornien. Seine Antwort lesen Sie in „Getränketrends: Brauereien und ihre Produkte – gestern, heute und morgen“ ab Seite 572.
Zukunftsfähig? – Heute, aber auch schon früher suchten Brauer nach Möglichkeiten, Anlagenkapazitäten auszulasten, rechtliche Hürden zu bewältigen oder neue Produkte auf den Markt zu bringen. In den USA startete Cider vor zehn Jahren (wieder) voll durch. Ein Trend mit Zukunft? Elva Ellen Kowald schaut auf den US-amerikanischen Cider-Markt und fürchtet um dessen Zukunft. Ihr Fazit: Nur gemeinsam schafft die Branche den Sprung aus dem Nischendasein – siehe Craft Brewer (S. 559).
Zuversichtlich – Der Start war sicherlich nicht leicht. Als Otmar Weingarten vor ziemlich genau 30 Jahren Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer wurde, sah auch die Hopfenwelt noch ganz anders aus. Jetzt kann er zufrieden auf diese Jahre schauen – er hat doch viel bewegt. Zur Ruhe setzen kann und will sich der Hopfenaktivist aber noch nicht ganz. Was er plant, lesen Sie im Interview „Vom Hopfen fasziniert“ ab Seite 569.
Und was es beim BoE-Forum Neues gab, das erzählen wir Ihnen dann in der nächsten BRAUWELT-Ausgabe.
Der lange graue Winter mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie scheint sich nun doch langsam zu verabschieden – obwohl der Sommer wohl noch ein paar Tage auf sich warten lässt und der Mai im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt deutlich zu kalt war. Trotzdem ist das Grün in den letzten Wochen aufgrund des reichlich gefallenen Niederschlags regelrecht explodiert! Für den Hopfen jedenfalls kam der Regen just zur rechten Zeit. Auch an anderer Stelle ist Optimismus angesagt: Vielleicht spielte das Wetter mit und Sie konnten über Pfingsten nach langer Zeit wieder einmal das bunte Treiben in den Biergärten genießen? Natürlich trotz stetig sinkender Infektionszahlen weiterhin mit der gebotenen Achtsamkeit und Abstand.
Währenddessen fragt sich die durchaus farbenfrohe Szene der Craft Brauer, wie ihr nach dem Ende der Coronakrise die schnelle Rückkehr in die Bars gelingen kann. Craft Brauereien müssen „erwachsen“ werden, um sich eine dauerhafte Stellung am Markt zu sichern. Dementsprechend war auch die Ausrichtung der Vorträge auf der „1st VLB International Brewing Conference“ auf die Aspekte Energie- und Rohstoffeffizienz, Qualitätssicherung, Automation und Export ausgelegt (S. 513). Wir haben außerdem folgende weitere, „bunte“ Themen für Sie vorbereitet:
Blaues Auge – Für Brauereien und Gastronomie lässt sich das gesamte Ausmaß des Schadens durch die Corona-Pandemie noch nicht bilanzieren. Die Mineralbrunnen scheinen dagegen mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Mit einem Rückgang des Inlandsabsatzes und -umsatzes von gut zwei Prozent kann man hier die Situation noch als gnädig bezeichnen (ab S. 520).
Farbvorhersage – Bereits die Messung der Farbe im fertigen Bier stellt ein kompliziertes Unterfangen dar, wie in BRAUWELT Nr. 15-16, 2021, S. 388–391, nachzulesen ist. Die Vorhersage der Bierfarbe aufgrund der Malzschüttung ist aber ein noch wesentlich heikleres Geschäft. Thomas Kraus-Weyermann und Horst Dornbusch vergleichen im vorliegenden zweiten Teil ihrer Artikelserie zur Messung und Berechnung von Bierfarbe die verschiedenen gebräuchlichen Berechnungs-Formeln (ab S. 528).
Jetzt kommt also endlich Bewegung in die Sache. Als „ersten Schritt in die richtige Richtung“ begrüßt der Bayerische Brauerbund mit Präsident Georg Schneider den Beschluss des bayerischen Kabinetts zur Öffnungsperspektive für die Außengastronomie im Freistaat (S. 477). Ein erster Schritt von notwendigen weiteren, um Schlimmeres zu verhindern, wie der Präsident betont.
Suche nach Lösungen – „Was plant das Team der BrauBeviale?“ haben wir Andrea Kalrait, Executive Director BrauBeviale, gefragt. Die Verschiebung der drinktec ins Jahr 2022 zwingt zu neuen Überlegungen und Plänen in Nürnberg. Im Interview erfahren wir, wie die Stimmung in der Branche ist und wie das BrauBeviale-Team gemeinsam mit den Ausstellern nach geeigneten Lösungen sucht (S. 495).
Internationale Entwicklung – Ein fester Bestandteil der BrauBeviale ist die „Nacht der Sieger“. Sie ist der krönende Abschluss des European Beer Star-Wettbewerbs, der seit 2004 zu einem international beachteten Verkostungswettbewerb geworden ist. Ab Seite 500 schauen wir auf die Anfänge des Wettbewerbs zurück und wie er sich über die Zeit verändert hat. Ein wichtiger Punkt dabei: die beständige Weiterentwicklung.
Ein Schritt in die Zukunft – Smartphones sind handliche Alleskönner, nicht nur im privaten Bereich. Sie erfüllen mittlerweile auch wichtige Funktionen im professionellen Umfeld – dank Künstlicher Intelligenz. Petra Keller-Langen und Dr. Christian Gutzen, Fa. Geutebrück, Windhagen, erläutern in „Digital Empties: Leergutmanagement per Smartphone“ ab Seite 490, wie in einem Projekt mit einer Brauerei unterschiedliche Getränkekisten und Fässer als Eigen- und Fremdleergut inklusive Menge und Zustand automatisch erfasst werden können. Das Fazit der Autoren: Die Entwicklung ist in diesem Bereich rasant, und ob man möchte oder nicht – KI ist die Zukunft.
Abnahme Flaschenfüllmaschine – Ein neuer Flaschenfüller ist eine kostspielige Angelegenheit. An ihn werden hohe Erwartungen gestellt. Zumindest die technischen Anforderungen lassen sich per Abnahme beschreiben und bewerten. Dr. Hubertus Schneiderbanger vom Forschungszentrum Weihenstephan beschreibt in „Startklar mit dem neuen Füller?“ ab Seite 483, welche Voraussetzungen für eine Abnahme gewährleistet sein sollten und wie die technologischen Abnahmekriterien aussehen. Mittels Checkliste geht er Schritt für Schritt durch die verschiedenen Punkte, so dass am Ende Brauerei wie auch Anlagenhersteller zufrieden sein können.
Mit dieser BRAUWELT halten Sie unsere traditionelle Rohstoff-Ausgabe in den Händen, die wir passend zur Jahreszeit für Sie vorbereitet haben. Pünktlich erreichte uns der erste Saatenstandsbericht der Sommergerste: In der frühlingshaften Phase von März bis Anfang April konnten die Landwirte die Sommergerste bei guten bis sehr guten Bodenbedingungen aussäen, die Herbstsaat hat die Frostnächte im Februar gut überstanden. Mit der im Vergleich zu den Vorjahren guten Wasserversorgung in den Böden startet die Braugerste damit unter besten Voraussetzungen (ab S. 443). Der Hopfen, die „Seele des Biers“, startet in diesem Jahr ein paar Wochen später, die Anleitarbeiten beginnen wegen der im April nur spärlichen Niederschläge voraussichtlich Mitte Mai. Zum Thema Braugerste und Malz, dem „Körper des Biers“ lesen Sie in der vorliegenden Ausgabe folgende Beiträge:
Züchtungsfortschritt – Die Braugersten-Gemeinschaft vergibt Verarbeitungsempfehlungen für Braugerstensorten, die erfolgreich das „Berliner Programm“ durchlaufen haben. Der Fokus bei neuen Sorten liegt dabei auf Erhalt von konstant hoher Verarbeitungsqualität sowie Aspekten wie Klimatoleranz und nachhaltiger Produktion. Das Sortengremium hat die vom Bundessortenamt 2019 zugelassenen Sorten Amidala und KWS Jessie zur Verarbeitung empfohlen, die Sorte Lexy kommt in die großtechnischen Praxisversuche der kommenden Vegetationsperiode (ab S. 446).
Alterungspotential – Verbindungen, die sich bei einer definierten forcierten Bier-Alterung bilden, dienen in der Praxis dazu, die Alterungsstabilität des Bieres zu bestimmen. Diese Analysen erfassen aber nicht das grundsätzliche Alterungspotential eines Biers, also den Gehalt an Vorläufersubstanzen, die sich bereits während des Mälzens bilden. Die Autoren zeigen ab Seite 452 das verborgene Alterungspotential im Malz auf.
Gushinganalytik – Das unkontrollierte Überschäumen von Bier – Gushing – ist ein multikausales Phänomen. Primäres Gushing ist rohstoffbedingt und tritt vornehmlich in feuchten Jahren auf. Sekundäres Gushing findet seinen Ursprung in technologischen Ursachen. Die physikalischen Eigenschaften von Gasblasen sind entscheidende Kriterien bei der Ursachenaufklärung. Teil 1 des zweiteiligen Beitrags stellte die geeignete Messapparatur vor (BRAUWELT Nr. 49, 2020, S. 1310-1313). Der vorliegende zweite Teil präsentiert exemplarische Ergebnisse zugehöriger experimenteller Studien (ab. S. 458).
Dem Mathematiker und Physiker Max Born wird die Aussage zugeschrieben, dass Ideen wie absolute Gewissheit, absolute Genauigkeit oder endgültige Wahrheit Erfindungen der Einbildungskraft sind und in der Wissenschaft nichts zu suchen haben. Der Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1954 wusste um die Schwierigkeit, exakte Werte zu bestimmen, und doch helfen bestmögliche Annäherungen schon in vielen Fällen weiter.
Alkoholfreies im Minus – Christiane Hohmann nutzt für ihre Marktbetrachtungen zum Bierabsatz die offiziellen Daten des Statistischen Bundesamtes – und ergänzt die dort fehlenden steuerfreien Sorten auf Basis eigener Erhebungen. Ab Seite 412 beschreibt sie in „Der wahre Biermarkt 2020“ das sich daraus ergebende Bild des Marktes, das für 2020 das erwartete Minus zeigt, leider auch bei alkoholfreiem Bier.
Wege aus der Krise – Die Folgen des monatelangen Lockdowns werden für die Branche immer gravierender, wie eine Branchenumfrage des Deutsche Brauer-Bundes zeigt. Demnach droht jeder vierten Brauerei die Insolvenz (S. 405). Nur Brauereien mit hohem Einzelhandelsanteil kommen gut durch die Krise. Volker Böhm, Fachanwalt für Insolvenzrecht, zeigt ab Seite 425 in „Brauereien unter Corona-Druck – Perspektiven für die Branche“ Wege auf, um den wirtschaftlichen Fortbestand eines Unternehmens zu sichern, wenn es eng wird.
Ihr wahres Gesicht – Milchsäurebakterien spielen in der Lebensmittelbranche eine besondere Rolle. In Brauereien können sie sowohl Freund als auch Feind sein. Dr. Jennifer Schneiderbanger, TU München-Weihenstephan, gibt in ihrem Beitrag ab Seite 422 einen aktuellen Überblick über ihr Potenzial als Nützlinge wie auch als Schädlinge und einen Ausblick in die moderne Brauereimikrobiologie.
Der wahre Wert – Die Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen soll der schnellen und leichten Information des Endverbrauchers dienen. Die Kennzeichnung hat aber ihre Tücken, wenn einige Grundregeln der Statistik nicht berücksichtigt werden, weiß Prof. Jean Titze, Hochschule Anhalt (ab S. 418). Er zeigt am Beispiel eines alkoholfreien Malzgetränks, was bei den Angaben auf dem Etikett irreführend werden kann und empfiehlt die von der EU herausgegebene Rundungsleitlinie, die Getränkeherstellern eine wertvolle Hilfe bietet, um sich den wahren Werten anzunähern – ganz im Sinne von Max Born.
2021 können wir gleich zwei Jubiläen feiern. 1861 wurden von Johann Carl in Nürnberg die „Allgemeine Bayerische Hopfenzeitung“ gegründet. Sie erschien zweimal pro Woche, informierte am Hopfenhandelszentrum Nürnberg über Preise und Märkte und bot damit erstmals eine schriftliche Grundlage, statt der bisher rein mündlichen Absprache, für das Hopfengeschäft am Ort.
Unsere Geschichte – Die Bayerische Hopfenzeitung gewann zunehmend an Bedeutung und entwickelte sich zum Informationsblatt für die gesamte Brauwirtschaft. Johann Carl war Mitbegründer des Deutschen Brauerbundes 1871 und seine in „Allgemeine Hopfenzeitung“ umbenannte Zeitschrift offizielles und alleiniges Publikationsorgan des Verbandes. Natürlich blieben die Wirren des Zweiten Weltkrieges nicht ohne Folgen, aber schon am 31. Januar 1946 durfte sie – von da an unter dem Namen BRAUWELT – wieder erscheinen. 160 Jahre Fachverlag Hans Carl und 75 Jahre BRAUWELT, wir haben zwei gute Gründe zu feiern, und das möchten wir mit dieser Jubiläumsausgabe pünktlich zum Tag des Deutschen Bieres am 23. April tun.
75 Jahre BRAUWELT – Nachdem wir vor zehn Jahren das 150. Jubiläum gebührend und ebenfalls mit einer Sonderausgabe gefeiert haben, legen wir heute den Schwerpunkt nicht nur, aber verstärkt auf 75 Jahre BRAUWELT. Was war das für eine Zeit, kurz nach Kriegsende? Einen Eindruck davon bekamen wir aus einem Schreiben von Prof. Ludwig Narziß. Dort heißt es: „Meine Verbindung mit dem BRAUWELT-Verlag geht auf das Jahr 1946 zurück. Ich hatte gerade mit meiner Lehre begonnen und mein Stundenlohn als Brauer(lehrling) betrug 40 Pfennige … Ich erinnere mich an die Brauerei-Fachbücher im Laden an der Breiten Gasse (in Nürnberg; eines der wenigen unzerstörten Gebäude der Innenstadt; Anm. d. Red.), die den Grundstock meiner einschlägigen Bibliothek bildeten. Schon mein Vater hatte immer die Allgemeine Hopfenzeitung bezogen. Die gab es ja immer noch, ohne Unterbrechung im Krieg. Als es mit der BRAUWELT losging, haben wir sie vom ersten Heft an abonniert.“
In dieser Jubiläumsausgabe finden Sie nicht nur ein ausführliches Interview mit Prof. Narziß zu seinem Studium in Weihenstephan und zur Brauwirtschaft nach dem Krieg (S. 48), einen Überblick über 160 Jahre Braubranche von Günther Thömmes (S. 14, 30, 42 und 60), die Verbändelandschaft (S. 20) oder über die Marktsituation nach dem Krieg (S. 36), sondern auch Beiträge über markante Veränderungen bei der BRAUWELT und der Brauwelt: Was waren die Meilensteine im Verlag (S. 6 und 66), wie haben sich Themen entwickelt, die 1946 noch keine waren, z.B. die Sensorik (S. 53), und was wird im Bereich Technik die Zukunft bringen, Stichwort Digitalisierung (S. 71)?
Wir wünschen Ihnen viel Spaß damit und freuen uns mit Ihnen auf weitere 75 oder 160 oder noch mehr Jahre.
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