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Seit vielen Jahren hat die letzte BRAUWELT-Ausgabe des Jahres einen Schwer­punkt im Bereich Logistik. Selten aber gab es so viele Beiträge zu diesem Thema wie aktuell, was beweist, dass die Logistik im Umfeld diverser Probleme wie Arbeitskräftemangel oder gerissener Lieferketten zu einem echten Brennpunkt geworden ist.

Hohes Wertschöpfungspotenzial – Der Mangel an Arbeits­kräften in der Logistik ist eklatant und verschärft die ohnehin schwierige Situation der Branche, sagt Helmut Brunner, Orga-Soft, Main. Ab Seite 1367 erklärt er, warum sich digitales Lagermanagement lohnt: Mittlerweile gibt es auch für den Mittelstand passende Systeme, die nicht nur den Mangel an Arbeitskräften abmildern, sondern auch insgesamt die Effizienz im Lager deutlich erhöhen.

Logistik für das „grüne Gold“ – Schon vor Jahr­zehnten begann die Firma Schwarz Logistik in Nürnberg, sich auf den Transport von Hopfen zu spezialisieren. Mittlerweile ist sie auch international für ihre Hopfenlogistik bekannt. Im Jahr 2022 stand das 40-jährige Bestehen des Unternehmens an. Grund für uns, einen Blick hinter die Kulissen des Hopfenlogistikers zu werfen (S. 1364).

IT-gestützt – Gleich ein komplett neues Logistikzentrum hat sich die Brau­commune in Freistadt gegönnt, nachdem das Platzproblem am alten Standort nicht mehr zu lösen war. Beim Neubau sind neueste Erkenntnisse und Techniken in die Planungen eingeflossen. Besonderer Wert wurde auf eine IT-gestützte Abwicklung der Verladung mit in-time-Bestandsführung mittels Lagerverwaltungssystem gelegt, wie Dr. Stefan Flad, Technisches Büro Weihenstephan, Freising, verrät. Ab Seite 1360 stellen wir den Neubau vor.

Mehr Vollgut – Zurück zur Produktion: Schön, wenn bei gleichem Einsatz mehr Verkaufsbier entsteht und das Vollgutlager füllt. Eine Stellschraube dafür ist die Reduzierung des Bierschwands. In einem Langzeitversuch haben Braukon und FrauGruber Craft Brewing die Tankgeometrie und die Ober­flächenbeschaffenheit von Gärtanks unter die Lupe genommen – mit überraschenden Ergebnissen, wie ab Seite 1356 nachzulesen ist.

Lieber BRAUWELT-Leser, ein Jahr geht zu Ende, das wir uns alle so sicher nicht haben vorstellen können. Es war anstrengend in vielerlei Hinsicht. Das Jahr hat aber auch gezeigt, dass der Zusammenhalt der Menschen in unserer Branche über so manche Schwierigkeit hinweghilft. Das lässt doch mit Zuversicht nach 2023 blicken! Im Namen des BRAUWELT-Teams und des Fachverlages Hans Carl möchte ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute für das neue Jahr wünschen.

Es war ein historisch schlechtes Jahr. Mit diesen Worten fasste der Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer Adolf Schapfl die Hopfensaison 2022 zusammen. Und die Sorgen der Hopfenbranche gelten auch für andere Bereiche. Gleichwohl gibt es einige Lichtblicke …

Ein schwieriges Hopfenjahr geht zu Ende. Das war das Fazit der Hopfenverbände bei ihrer Pressekonferenz Ende November in München. Die Folgen der Trockenheit kombiniert mit den weitreichenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine lassen die ersten Hopfenpflanzer das Handtuch werfen. Und auch in der Brauwirtschaft werden die Folgen der diversen Krisen sicher noch größere Spuren hinterlassen als bis jetzt absehbar. Immerhin gibt es Entlastung bei der Biersteuermengenstaffel und auch erste Zeichen der Entspannung bei der CO2-Versorgung der Brauereien (S. 1313).

Verlässliche Energiequelle – Stellen Sie sich vor, Sie könnten den Energiebedarf für den Brauprozess aus eigener Kraft stemmen, nur aus den in der Brauerei anfallenden Reststoffen. Unmöglich? Keineswegs, sagen Dr. Ralph Schneid und seine Mit-Autoren, Krones Steinecker GmbH, Freising. Ab Seite 1328 zeigen sie Potenziale und neueste Entwicklungen zur effizienteren Nutzung von Energie aus biologischen Reststoffen, die Mut machen und eine Basis für eine erfolgreiche Zukunft des Brauwesens legen. Das klingt doch hoffnungsvoll, finden Sie nicht auch?

Ungeliebt, aber wichtig – Schädlingsbekämpfung gehört sicher nicht zu den beliebtesten Themen, mit denen sich der Brauer beschäftigen muss. Aber er muss. Heute gibt es eine Auffrischung zu dem Thema, da sich auch hier die Dinge weiterentwickelt haben. Was verlangt der Gesetzgeber, was wird in den Lebensmittelstandards gefordert und welche Möglichkeiten bietet die moderne Technik für eine zeitgemäße Schädlingsbekämpfung? Thomas Voigt, Laudenbach/Bergstraße, bringt Sie auf den neuesten Stand (S. 1322).

Craft Bier-Trend – Zum Schluss noch was ganz anderes: Viele von Ihnen erinnern sich bestimmt an Christoph Habel, meinen ehemaligen Kollegen hier in der BRAUWELT-Redaktion. Schon zu seinen BRAUWELT-Zeiten hatte er ein Fernstudium Journalismus begonnen, das er an seinem neuen Wohnort Freiburg nun beendet hat. Das Thema seiner Abschlussarbeit heißt – wie könnte es als Brauer anders sein: „Craft Bier – kurzlebiger Trend oder nachhaltige Entwicklung?“ Seinen Blick auf die Craft Bier-Szene in Freiburg lesen Sie ab Seite 1326.

Es ging wie ein Lauffeuer herum. Kaum war die Nachricht vom Tode des allseits geschätzten und verehrten Weihenstephaner Brauwissenschaftlers Professor Ludwig Narziß draußen, erreichten uns die ersten entsetzten Anrufe in der Hoffnung, es möge sich um einen Fehler handeln. Leider nein, Prof. Narziß ist nicht mehr bei uns. Schon die Nachricht vor kurzem, dass es ihm nicht gut ginge, gab Anlass zur Sorge. Aber wie so viele hatte ich gehofft, dass er nochmal zu Kräften kommt. Für ihn, den 97jährigen, der bis zuletzt keine Anstrengung scheute, war diese Aufgabe dann doch zu schwer.

Ich habe einen Nachruf geschrieben. Das ist mir sehr schwergefallen. Und ich weiß, dass ihm der Text bei weitem nicht gerecht wird. Wie könnte er? So viel ließe sich über ihn erzählen, den Brauwissenschaftler von Weltruf, der die Brauereipraxis wie auch die Forschung national und international über Jahrzehnte prägte wie kein Zweiter. Der Hochschullehrer, der Generationen im Brauwesen ausbildete, der sich trotz vieler Aufgaben am Lehrstuhl für Technologie der Brauerei 1 und der TU München auch ehrenamtlich engagierte. Prof. Narziß, der Doktorvater, der für seine jungen Kollegen immer ein offenes Ohr hatte, sie forderte, aber auch förderte – sie verehren ihn bis heute. Ludwig Narziß, der Familienmensch, der zuletzt aus seinem geliebten Freising wegzog, um näher bei seiner Familie zu sein, und der immer voller Stolz von seiner Familie, den Kindern und den Enkeln sprach.

Bei all dem Fachwissen, das er in den bald 80 Jahren (!) seit seiner Lehre anhäufte und das ihm einen internationalen Ruf beschert hat, schaffte er es, Mensch zu bleiben. Bescheiden und liebenswert, bodenständig und mitten im Leben. Der Privatmensch Ludwig Narziß hatte viele Interessen, sein Wissen über Kriegsschiffe war legendär, seine Freude an Modelleisenbahnen höchst ansteckend, und im Laufe so mancher offizieller Führungen durch die Eisenbahnmuseen der Welt ergriff er irgendwann das Wort und brachte sein immenses Detailwissen ein. Er war ein Mann mit viel Sinn für Humor, was oft hervorblitzte, der sich amüsieren konnte, wenn er – bereits hochbetagt – den Weihenstephaner Berg hinauf spurtete und deutlich Jüngere schwer schnaufend zurückblieben – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.

Es wäre ihm gar nicht recht, das hier zu lesen! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn lächelnd abwinken: Viel zu viel Aufhebens um seine Person. Wir werden ihn vermissen und vergessen werden wir ihn nie.

„Die Brauwirtschaft steht im Umgang mit Energie vor massiven Herausforderungen.“ So beginnen Ralf Tesch und Kai Müller, Mainz, den nächsten Teil unserer Serie „CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft“, heute mit dem Fokus auf strombasierten Energiekonzepten. Die Themen dieser Serie, vor Monaten konzipiert und geplant, sind heute brisanter als damals vorstellbar gewesen wäre. Immerhin: Forschung & Entwicklung beschäftigen sich schon sehr lange damit und können heute Lösungen aufzeigen, die Mut machen.

(Grün)strombasierte Versorgung – Im Beitrag ab Seite 1240 zeigen Tesch und Müller auf, inwiefern die Stromwirtschaft bei der Transformation der Getränkeindustrie hin zur klimaneutralen Produktion zukünftig eine noch größere Rolle spielen wird. Der größte Teil des Kälte-, Wärme- und Strombedarfs wird bald aus rein (grün)strombasierter Versorgung stammen können. Damit auch mittelständische Unternehmen dies umsetzen können, haben sich bereits Kooperationen zusammengeschlossen, die am Energiemarktgeschehen teilnehmen. Außerdem gibt es gezielte Förderprogramme der Bundesregierung. Aber das ist ein ganz eigenes Thema, das genügend Material für einen weiteren Teil in unserer Serie bietet ...

Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit – Zum einen sorgen „knallharte wirtschaftliche Faktoren“ für die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit, wie Dirk Reinsberg in Bezug auf die Getränkelogistik bei einem Symposium des Bundesverbandes GFGH betonte (S. 1235), zum anderen fordern immer mehr Konsumenten nachhaltiges Wirtschaften in der gesamten Produktionskette von den Unternehmen. Wer sich frühzeitig mit dem Thema befasst hat, kann jetzt damit punkten – wie z. B. die Staatsbrauerei Weihenstephan (S. 1237) oder die Karmeliten Brauerei Straubing:

Faszination Energiesparen – Es begann in Straubing 2013 mit einem neuen Kaskaden-Sudhaus. Angestachelt durch die ersten Einsparerfolge entstand der Plan, die gesamte Brauerei energetisch möglichst unabhängig zu machen. Mit der Inbetriebnahme der eigenen Biogasanlage Mitte 2022 kamen die Maßnahmen zu einem (vorläufigen) Abschluss. Im Interview mit BRAUWELT-Autorin Monika Wels ab Seite 1244 sprachen Karmeliten-Geschäftsführer Christoph Kämpf und Olaf Teunissen, Aquana, über die Biogas-Anlage an sich und über die Motivation, sich auf diese lange Reise zu begeben. Ach ja, und natürlich spielt auch die Brauerei in unserer CO2-Serie noch eine Rolle.

Zur Entspannung haben wir auch heute etwas leichtere, sprich unterhaltsame Lesekost. In den „Giganten der Biergeschichte“ stellen wir Ihnen mit John Richardson & Co. die Väter des Saccharometers vor (S. 1251), und eine wahre Biergenussreise entführt Sie ab Seite 1247 zur Oberpfälzer Zoiglkultur.

An dieser Stelle versuchen wir stets, Ihnen einen Überblick über das zu geben, was Sie in dieser BRAUWELT-Ausgabe erwartet. Das Schwierigste dabei ist – wie so oft – der Anfang. Der gut gemeinte Rat der Kollegen lautete: „Mach doch was mit Fußball!“ Gute Idee: Fußball ist für die meisten von Ihnen ein tolles Thema, und hochaktuell wird es ja dann in wenigen Tagen auch. Aber jetzt mit der WM in Katar und all der Kritik bezüglich Arbeitsbedingungen oder der Energieverschwendung – allein schon durch die Klimatisierung der zugegeben beeindruckenden Stadien? Vom generellen Thema Nachhaltigkeit in dem nicht für seine Fußball-Begeisterung bekannten Land ganz zu schweigen. Aber mal sehen, ob‘s klappt …

Anpfiff – Wie sehr Themen wie zukunftsfähige Energiekonzepte oder die Bewältigung der Folgen des Klimawandels uns alle beschäftigen, zeigt der Blick in diese BRAUWELT-Ausgabe. Sie standen z. B. im Mittelpunkt der VLB-Jahrestagung in Berlin, sowohl bei der technischen Veranstaltung wie auch beim Braugerstenseminar (S. 1197). Immerhin, so war in Berlin zu hören, liegen viele Lösungsansätze schon in der Schublade und wären einsatzbereit, so man denn wolle.

Im Spiel – Bereits im Einsatz ist dagegen schon der Verbund-Solarpark Pinos Puente in Südspanien, der grünen Strom für AB InBev produziert. Damit will der Braukonzern 14 Brauereien in Westeuropa, darunter die Brauerei Beck & Co in Bremen, mit 100 Prozent erneuerbarem Strom versorgen und bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette einen Netto-Nullverbrauch erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel, weitere Details ab Seite 1201.

Quasi „in die Verlängerung“ gehen wir mit einem weiteren Beitrag unserer Serie zur CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft. Tobias Schlögl beschreibt mit Blick auf den Einsatz von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen in der Brauerei weitere Möglichkeiten, die Betriebe effizient und ressourcenschonend zu betreiben und gibt konkrete Tipps, wo die größten Potenziale liegen (S. 1204).

Böse Fouls – Themenwechsel: Weihnachten kommt! Nachdem in den letzten Jahren die betriebliche Weihnachtsfeier oftmals ausgefallen ist, laufen jetzt vielerorts wieder die Planungen. Aber Achtung: Hier drohen etliche arbeits- und steuerrechtliche Fouls, die die Freude am Fest verderben können. Ab Seite 1214 informieren Sie Rechtsanwalt Julian Stinauer und Steuerberater Dr. Christian Sielaff über die größten Risiken und wie Sie sie vermeiden können.

Klasse, der Tipp mit dem Fußballthema hat funktioniert. Bier und Fußball sind halt eine gute Kombination!

So sehr wir uns freuen, Ihnen in dieser Ausgabe wieder die offiziellen Alphasäurewerte zur diesjährigen Hopfenernte präsentieren zu können... Viel Freude machen die Zahlen nicht, zu schlecht sind nach der Erntemenge jetzt auch die Alphasäurewerte, wie ab Seite 1166 zu sehen ist. Dabei finden Sie in dieser Ausgabe eigentlich viel Positives, zum Beispiel bei verschiedenen, bestens frequentierten Veranstaltungen, wo wir für Sie vor Ort waren.

Beispiel Mälzereitechnische Arbeistagung – Bei einer so energieintensiven Branche wie der Malzwirtschaft ist es fast unvermeidlich, dass das Energie-Thema im Mittelpunkt steht. So geschehen bei der 57. Mälzereitechnischen Arbeitstagung bei Doemens, die in diesem Jahr Mitte Oktober erstmals von Florian Huber organisiert wurde. Unter dem Titel „Viele Fragen, praxisorientierte Antworten“ geben wir ab Seite 1161 einen Überblick über die wichtigsten Beiträge bei dieser traditionsreichen Veranstaltung.

Bedeutung der Kältetechnik – Einen Vortrag hielt dort Tobias Schlögl, der auch in unserer Serie zur CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft das nächste Kapitel aufschlägt: Ist Ihnen z. B. bewusst, dass Ihre Kälteanlage den Löwenanteil Ihrer Stromrechnung ausmacht? Dagegen lässt sich etwas unternehmen, sagt Schlögl und widmet sich ab Seite 1179 den Einsparpotenzialen in der Kältetechnik. Und da sich dieses Thema nicht unabhängig von der Wärmeversorgung betrachten lässt, geht es gleich kommende Woche in der nächsten BRAUWELT-Ausgabe mit den Bereichen Photovoltaik und Wärmeversorgung weiter.

Sinnvoll investieren – Eine Reduktion um 10 bis 25 Prozent des Energieverbrauchs ist für viele Betriebe ohne größere Investitionen machbar – möglich sind aber bis zu 45 Prozent, meint Klaus Meyer von Siemens Financial Services. Und das kostet was. Neben der Energieeffizienz sind Nachhaltigkeit und Produktionsflexibilität gute Argumente für Investitionen in Digitalisierung und Technik. Ab Seite 1173 beschreibt Meyer, wie eine intelligente Finanzierung für zukunftssichernde Investitionen aussehen kann, ohne sich kurzfristig wirtschaftliche Nachteile einzuhandeln.

Trübung erwünscht – Kommen wir zurück zur Technik, konkret zur Filtration. Im fünften und letzten Teil unserer Serie über Filtration in der Brauerei geht es um Craft Bier. Dessen Trübung, Farbe und Geschmack lassen sich mit Hilfe der Filtration exakt beeinflussen. Frank Paul Servay, Eaton Technologies, Langenlohnsheim, beschreibt ab Seite 1167, wie sie zur Optik und Qualität des Craft Bieres beitragen kann. Und wenn Sie jetzt Lust auf Craft Bier bekommen haben: Dr. Markus Fohr nimmt Sie ab Seite 1170 mit auf eine Genussreise nach Südtirol.

Der Oktober ist für uns in der BRAUWELT-Redaktion immer ein sehr umtriebiger Monat. Eine Veranstaltung folgt auf die nächste. Gleich, welchen Brauer man trifft, nach kürzester Zeit dreht sich alles um die Frage, welche Herausforderung gerade die größte ist: Hier fehlt es an CO2, dort an Natron­lauge, den einen drücken die Rohstoffpreise, den anderen Logistik-Probleme. Und solange der Nachschub nicht reibungslos rollt, suchen alle händeringend nach Lösungen. Da tut der Austausch mit den Kollegen nochmal so gut.

Austausch – Einen weiten thematischen Bogen spannte das 16. Weihenstephaner Praxisseminar. Neben Zeit für Gespräche bot das Vortragsprogramm von Rohstoffthemen und Mikro­bio­­lo­gischem bis hin zu Themen der Bierqualität und des Lebens­mittelrechts viel Praxisrelevantes (S. 1121). Ähnlich lief es bei der Tagung des Bund der Österreichischen Braumeister und Brauereitech­niker in Schladming. Mit den neuesten Zahlen vom österreichischen Biermarkt und vielen technologischen Vorträgen brachten sich die Teilnehmer auf den aktuellen Stand (S. 1124).

Einsparpotential – Effizienz, Nachhaltigkeit und Flexibilität – das sind die Hauptthemen der Maschinenbauer, wie auf der drinktec in München zu sehen war. Wir schauen heute nochmal auf die jüngsten Entwicklungen im Bereich Getränkeabfüllung, konkret auf kombinierte Füller für Flaschen und Dosen, auf die Keg-Abfüllung, auf die neueste Entwicklungen bei Leer­flascheninspektoren, auf Entkorker, Abschrauber und Verschließer, aber auch auf moderne Verpackungen, Transportsysteme und einiges mehr. Aber lesen Sie selbst … (S. 1130).

Prinzip Warmabfüllung: Schon bei der letzten drinktec hatte die Krones AG mit einem neuartigen und jetzt weiterentwickelten Füllprinzip überrascht. „Der Füllprozess ins Vakuum bildet die Basis für alle weiteren Ableitungen und Vorteile“, sagt dazu Autor Peter Mörtl. Zum Beispiel: die warme Abfüllung von Bier. Für die Entwicklung des Füllers war das Thema Energieeinsparung das wichtigste Argument, aber auch ganz neue Linien­konzepte sind damit denkbar. Details dazu ab Seite 1135.

Vollständige Betriebsdatenerfassung – Energie sparen und Arbeitsprozesse vereinfachen mittels Digitalisierung der Produktion. Das hört sich nach einem umfangreichen Projekt für eine Großbrauerei an, wurde aber in der Pyraser Landbrauerei in Mittelfranken jetzt umgesetzt. Statt Insellösungen (wie noch bei so vielen Brauereien) sind jetzt 21 verschiedene Gewerke gekoppelt, was den Braumeistern Live-Einblicke in sämtliche Prozesse und Medienverbräuche ermöglicht. Wie die Familienbrauerei das bewältigt hat, lesen Sie ab Seite 1143.

Zu meiner Schulzeit konnte ich im Atlas nachschlagen, dass die weltweiten Erdölvorräte noch etwa 50 Jahre reichen würden. Auch heute, rund drei Jahrzehnte später, lese ich eine ähnliche Zahl … wie kann das sein? Die Prognosen damals litten wohl an einer zu konservativen Einschätzung der technischen Entwicklung. Der Fortschritt macht heute die Förderung aus damals unzugänglichen Tiefen bzw. unwirtschaftlichen Lagerstätten möglich. Nun ist die weitere Ausbeutung fossiler Lagerstätten jedoch nicht die attraktive Lösung für unsere akuten Herausforderungen. Jedenfalls nicht im Sinne einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Aber zum Glück ist die Technik auch auf anderen Gebieten weitergekommen, für viele Probleme liegen schon fertige Lösungen in den Schubladen der Ingenieure bereit. Wir richten in dieser Ausgabe unseren Blick auf Neuheiten aus dem Flaschenkeller.

Effizienz und Gebindevielfalt – Auf dem Gebiet der Abfüllung legten die Hersteller bei der drinktec 2022 ihr Hauptaugenmerk auf Energieeffizienz und Einsparungen von Wasser und Chemikalien in den einzelnen Prozessstufen. Aber auch Antworten auf die weiter steigenden Anforderungen des Marktes in Bezug auf die Gebindevielfalt können Sie im ersten Teil der Messe-Nachschau zum Thema Getränkeabfüllung von Dr. Karl-Ullrich Heyse ab Seite 1084 finden.

Keine Mindestbestellmenge – Bei der Abfüllung in Dosen stehen gerade kleinere Brauereien oft vor dem Problem, dass sie die Mindest­bestellmenge nicht erfüllen können. Mit einem neuen Druckverfahren macht nun das Schweizer Unternehmen Nomoq („No Minimum Order Quantity“) digital bedruckte Dosen ohne Mindestbestellmenge möglich. Mit neuen Maßstäben bei Qualität und Lieferzeit (ab S. 1098).

Neuer Lagerkeller – Nach Abschluss eines richtungsweisenden Sudhausneubaus 2011 und der Erneuerung der Flaschenabfüllung im Jahr 2015 hat die Brauerei Forst in Südtirol jetzt mit dem Bau eines neuen Lagerkellers einen weiteren Meilenstein gesetzt. Die Meraner sind zufrieden, durch Umsetzung moderner Verrohrungs- und Automatisierungs­technologien konnten sie energetische Schwachstellen beseitigen und arbeitstechnische Risiken eliminieren (ab S. 1095). Und auch beim mittelständischen Getränkehersteller Marle in Lam (ab S. 1088) sowie Coca-Cola in Mannheim (ab S. 1092) freuen sich die Verantwortlichen über neue Abfüll- und Sortierlinien.

Auf die Frage, ob die Corona-Pandemie auch positive Aspekte zu bieten hatte, würde ich wahrscheinlich den Fortschritt bei der Digitalisierung anführen: von Home-Office über Online-Seminare bis hin zu Fernwartung und Remote-Inbetriebnahme ganzer Linien. Digitaler Fortschritt pur. Und nun eine der schwersten Energiekrisen aller Zeiten, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine. Jetzt sind wir alle betroffen, da helfen keine Masken oder Impfungen: Energieeffizientes Wirtschaften ist vom Statement zur betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit befördert worden. Sie alle wissen das besser als ich, denn die Brauwirtschaft ist eine energieintensive Branche. Doch zum Glück stehen Lösungen wie neue Konzepte beim Warmwasserhaushalt einer Brauerei oder Optimierung der Produktivität durch intelligente Prozessleitsysteme bereit. Dr. Markus Fohr hat die auf der drinktec vorgestellten Highlights der Sudhaustechnik für Sie ab Seite 1050 zusammengefasst.

Fülltechnik für Mittelständler – Die Abfülltechnik für mittelständische Brauereien muss sich längst nicht mehr vor den Großen verstecken. Hervorragende Werte bei der Sauerstoffaufnahme, Flexibilität bei den Abfüllprogrammen sowie hygienisches Design gehören bei Herstellern von Füllmaschinen kleiner bis mittlerer Leistung selbstverständlich dazu. Susanne Blüml stellt Ihnen ein Projekt bei der oberfränkischen Brauerei Knoblach vor (ab S. 1054).

Bewährtes Indikatorkeim-Prinzip – Bei aller Liebe zum Fortschritt, nicht immer muss man Bewährtes über den Haufen werfen. Beim Nachweis von coliformen Bakterien läuten etwa in der Qualitätssicherung zurecht die Alarmglocken. Solche Nachweise sollte der Betriebskontrolleur auf jeden Fall ernsthaft prüfen. Für eine qualifizierte Einordnung der Funde und eine rationale Entscheidung über Möglichkeiten der Sanierung ist eine belastbare Identifizierung der Keime nötig. Hinweise aus mikrobiologisch-infektiologischer Sicht erhalten Sie in einem absolut lesenswerten Beitrag von Dr. Gero Beckmann ab Seite 1057.

Rückschritte beim Arbeitsrecht – Brauereien können sich wahrlich nicht über zu wenige Herausforderungen beklagen. Bei manchen Stellen mag die unbedingte Notwendigkeit von Modernisierung und Innovation aber noch nicht angekommen sein, denn in dieser Situation erweist der Gesetzgeber den Unternehmen nun einen Bärendienst. Die seit 1. August 2022 in Kraft getretene Novellierung des Nachweisgesetzes bedeutet einen Rückschritt in der Digitalisierung und Bürokratisierung für deutsche Arbeitgeber und -nehmer. Thomas Schneider wirft einen Blick auf die für Betriebe relevanten Änderungen und gibt Umsetzungshinweise für die Praxis (ab S. 1063).

 

Das war sie also, die vielleicht am heißesten erwartete drinktec aller Zeiten. Denn zwei Jahre konnte die Brau- und Getränkebranche wegen der Pandemie nicht zu einem großen Treffen zusammenkommen. Und so sehr wir darauf hin fieberten, so schnell waren die fünf Messetage auch schon wieder vorbei. Es war großartig, alte Bekannte wiederzusehen und neue Kontakte zu knüpfen. Und auch wenn man nicht übersehen konnte, dass die Besucherzahlen in diesem Jahr etwas geringer ausfielen als gewohnt – Corona und der Krieg in der Ukraine gehen eben auch an einer drinktec nicht vollkommen spurlos vorbei – überzeugte der hohe Anteil an internationalen Besuchern: Zwischen 65 und 70 Prozent der Teilnehmer kamen aus dem Ausland nach München. Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, konnte jedenfalls feststellen: „Weltmessen sind in Europa wieder möglich.“ Eine Aussage, der sich die Aussteller, mit denen ich sprechen konnte, anschlossen. Sie waren von der hohen Qualität der Kontakte durchwegs begeistert.

Messehighlights – Natürlich berichten wir in dieser und den folgenden BRAUWELT-Ausgaben auch vom Geschehen rund um die Messe und das vielseitige Rahmenprogramm. Ein erstes Fazit zur Messe und die nach Einschätzung von Volker Kronseder, Vorsitzender des drinktec-Fachbeirats, trotz aller gegenwärtigen Herausforderungen vielversprechenden Konjunkturaussichten lesen Sie ab Seite 997. Im Rahmen der drinktec fand am 12. September mit einem feierlichen Festakt die offizielle Einweihungsfeier des Doemens Neubaus in Gräfelfing statt (S. 1000). Ebenfalls im Rahmen der drinktec: das Finale der 6. Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer. Candy Sierks, die aufmerksamen Lesern vielleicht auch als Autorin von Fachbeiträgen in der BRAUWELT bekannt ist, konnte hier zusammen mit ihrem Vater Udo mit dem besten Chocolate Stout überzeugen (S. 1002).

Kaiserbier – Den Erfindungsreichtum von Ingenieuren und Maschinenbauern konnten wir auf der drinktec wieder einmal eindrucksvoll bestaunen. Aber auch schon vor über hundert Jahren war die Industrialisierung in Brauereien weit fortgeschritten, wie die Analyse eines Gebindes aus der deutschen Kaiserzeit zeigt. Dr. Stefan Pieczonka konnte nachweisen, dass das Bier in der rund 130 Jahre alten, mit Wachs luftdicht verschlossenen Flasche filtriert und mit Hilfe einer der ersten – damals topmodernen – Kältemaschinen untergärig gebraut wurde (ab S. 1020).

 

Die heutige BRAUWELT-Ausgabe erscheint pünktlich zur Halbzeit der drinktec Messe in München. Und man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, welche Themen dort dominieren werden: Nachhaltigkeit, Sicherung der Energie­versorgung und Vermeidung von Kostenexplosionen sind die alles überragenden Themen. Themen, die Ihnen auch in dieser Ausgabe begegnen.

Fortschritt nutzen – Gerade läuft die Hopfenernte auf Hochtouren. Allzu große Hoffnungen auf eine gute Ernte macht sich nach der langen Trockenheit wohl niemand mehr. Immerhin: Die Versorgung der Brauwirtschaft ist auch dieses Jahr gesichert. Die Rufe nach mehr Bewässerungsmöglichkeiten im Hopfen­bau werden aber lauter, so auch bei der diesjährigen Hopfenrund­fahrt durch die Hallertau (S. 957). Bewässerung sei eine Möglichkeit; im Hopfenbau auf den Klimawandel zu reagieren, Fortschritte in Anbautechnik und der Einsatz neu gezüchteter Sorten, die dem Klima besser trotzen, aber ebenso, betonte Wasserwirtschaftler Prof. Grambow, München.

Nachhaltigkeit ist mittlerweile eine Mischung aus eigener Anspruchs­haltung, wirtschaftlicher Notwendigkeit und dem wachsenden öffentlichen Druck. Und Produktivität, Qualität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen, eine höchst komplexe Aufgabe. Dr. Mark Schneeberger, GEA, hat daher die Initiative ergriffen und einen Innovationsworkshop mit fünf international agierenden Brauereien durchgeführt. Dort zeigte sich: Für eine kontinuierliche Prozessoptimierung brauchen Brauereien vor allem eines: gut aufbereitetes Wissen statt unübersichtlicher Datenflut. GEA hat in der Zwischenzeit einen Prototypen für ein digitales Tool entwickelt. Details dazu gibt‘s ab Seite 967.

Drei in einem – Nachhaltigkeit sei eine Handlungsaufforderung, meint auch Paul Bauer, FlexBio Technologie, Einbeck. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, dass aus dem energiereichen Abwasser einer Brauerei Biogas erzeugt und daraus Ökostrom und Wärme gewinnt. Gleichzeitig werden die Kosten für die Abwasserentsorgung gesenkt. Das Einbecker Brauhaus hat es ausprobiert. Das Verfahren und die Erfahrungen aus der Brauerei dazu finden Sie ab Seite 981.

Kennen Sie schon unsere Dossiers? Auch die BRAUWELT möchte Sie mit gut aufbereitetem Wissen unterstützen und hat zu interessanten Schwerpunkt-Themen die wichtigsten Beiträge zusammengestellt. Sie finden sie ganz einfach unter www.brauwelt.com/Dossiers. Schauen Sie doch mal rein!

„Badewetter ist kein Hopfenwetter“ – mit diesem sehr anschaulichen Beispiel beschrieb IGN-Geschäftsführer Mario Scholz die Situation kurz vor Beginn der Hopfenernte im Rahmen des IGN-Hopfentages in der Hallertau. In diesen Tagen läuft die Ernte auf Hochtouren, und die Hopfenpflanzer schauen angesichts der wochenlangen Trockenheit mit einiger Sorge auf die Ergebnisse.

Informativer Hopfentag – Der Hopfentag selbst wartete mit zwei Schwerpunktthemen auf. Neben dem Thema Biodiversität – auch als Lösung für so einige Probleme im Anbau – ging es natürlich um die Ernteerwartungen, denn die andauernde Trockenheit hat die Entwicklung des Hopfens massiv beeinflusst. Zumindest dort, wo nicht bewässert werden kann – ein Thema, das zunehmend kontrovers zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft diskutiert wird. Klar ist, dass eine insgesamt schwache Ernte mit unterdurchschnittlichen Alphawerten auf massiv gestiegene Kosten trifft. Und beruhigend, dass es noch Lagerbestände aus der guten Vorjahresernte gibt. Nur bei bestimmten Sorten könnte es eng werden (S. 902).

Klimaempfindlichkeit – Dazu passt hervorragend der Beitrag von Dr. Adrian Forster, Wolnzach, und seinen Co-Autoren ab Seite 916. Sie haben sich mit der Klimaempfindlichkeit verschiedener Hopfen­sorten beschäftigt. Ihre Ergebnisse (die ausführlich im BrewingScience Hop Special vom Dez. 2021 oder auch in Folge 2 unseres Podcasts Hopfen­klang in der BRAUWELT Mediathek zu finden sind) zeigen, dass die Empfind­lichkeit der Hopfensorten eine große Streuung aufweist. Generell wird die Entwicklung der Inhaltsstoffe von der Witterung stark beeinflusst. Das Verhältnis der relevanten Stoffgruppen untereinander kann sich deutlich verschieben. Die Folge: Der Brauer muss mit der Hopfendosage flexibel auf die unterschiedliche Ernten reagieren.

Blicken wir auf den Biermarkt: Immerhin ist die Weltbierproduk­tion 2021 wieder leicht gestiegen, wie der BarthHaas-Bericht 2021/2022 ausweist (S. 904), und auch beim deutschen Fassbiermarkt 2021 verheißen die Zahlen rein statistisch einen Aufwärtstrend. Christiane Hohmann, Stemwede, hat sich den Fassbiermarkt 2021 exklusiv für BRAUWELT genau angeschaut. Aber auch hier zeigt sich: Die Ergebnisse fallen sehr individuell aus. Details dazu ab Seite 912.

Ungeachtet dessen steuern wir auf einen der Jahreshöhepunkte unserer Branche zu: Sehen wir uns bei der drinktec in München? Sie finden uns in Halle A5-100.

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