
Inlandsausstoß 2023 | Die erfreuliche Entwicklung des Nach-Pandemie-Jahres 2022 setzte sich im letzten Jahr nicht fort. Zunächst hatte man auf die Normalisierung des Marktgeschehens gehofft, doch mit dem Fortschreiten des Krieges in der Ukraine und den weiterhin bestehenden Rahmenbedingungen trat keine Entspannung ein. Unsicherheit und Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern, drastische Kostensteigerungen und Preisdruck auf Herstellerseite und im Handel – das Umfeld bleibt für alle Beteiligten schwierig, insbesondere für die kleineren Brauereien.

Vielfältig und innovativ | Für die Brauer war 2023 ein weiteres schwieriges Jahr, auch die Mineralbrunnen verloren an Volumen. Inflation, Kaufzurückhaltung und explodierende Kosten sind zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. Bei knapperen privaten Budgets gehörten der preisbewusste Einkauf und der Verzicht ebenfalls dazu. Außerdem bremste der durchwachsene Sommer den Konsum von vielerlei Getränken. Eine erfreuliche Ausnahme bilden die Erfrischungsgetränke.

Florierende Bierszene | Was trinkt man in Mexiko? Tequila, natürlich. Aber neben dem Nationalgetränk floriert eine Bierszene, die weit mehr verspricht. Bier ist das am meisten exportierte Produkt Mexikos, und im europäischen Raum verbindet man mit mexikanischen Bieren in erster Linie leichte Lagerbiere, wie beispielsweise das weltbekannte Corona.

Wie sich die Zeiten ändern. Ein Jahrzehnt nachdem Lagunitas-Gründer Tony McGee die 500.000-hl-Brauerei in Chicago eröffnet hat, wird die gesamte Produktion am 1. August in die ursprüngliche Lagunitas-Brauerei in Petaluma, Kalifornien, zurückkehren. Von der Schließung sind 86 Mitarbeiter betroffen.

Es gibt offenbar noch Unternehmer, die eine Herausforderung suchen. Nach einer wechselvollen Geschichte kann die Anchor Brauerei aus San Francisco nun ein neues Kapitel beginnen. Denn am 31. Mai wurde sie vom milliardenschweren Gründer und CEO von Chobani Yogurt, Hamdi Ulukaya, komplett übernommen.

Boston Beer kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. Nur wenige Tage, nachdem das Wall Street Journal (WSJ) von angeblichen Deal-Gesprächen zwischen Boston Beer und Suntory berichtet hatte, konnte das WSJ einen weiteren Knüller landen. Es informierte am 4. Juni, dass Boston Beers Chairman Jim Koch ein paar Tage zuvor einen Brief vom CEO des kanadischen Cannabisunternehmens Green Thumb Industries erhalten hatte, in dem dieser eine Fusion vorschlug.

Mit 102 Ja- und 80 Nein-Stimmen hat das Parlament am 5. Juni den Gesetzentwurf der Regierung verabschiedet, das Alkohollimit für Getränke im LEH von 5,5 Prozent auf 8 Prozent ABV zu erhöhen. Der Gesetzentwurf wurde von allen Abgeordneten der Regierungskoalition unterstützt, mit Ausnahme der Christdemokraten. Das neue Gesetz trat am 10. Juni in Kraft.

Diageo hat seine 58-prozentige Beteiligung am börsennotierten Unternehmen Guinness Nigeria an den in Singapur ansässigen Mischkonzern Tolaram für umgerechnet 70 Mio USD verkauft, wie am 11. Juni berichtet wurde. Die örtliche Produktion von Guinness, RTDs und diverser Spirituosenmarken wird durch Lizenzvereinbarungen sichergestellt.

CPS GfK | Seit Beginn der Lebenshaltungskostenkrise untersucht die Consumer Panel Services GfK (CPS GfK) mit dem Behavior Change Report in einer halbjährlichen Umfrage mit 15.000 Konsumenten aus 21 europäischen Ländern, wie sie mit dem wachsendem Budgetdruck umgehen und sich ihre Bedürfnisse, Wünsche und Verhaltensweisen verändern.

Gemischte Ergebnisse | Nach den Angaben des Deutschen Brauer-Bundes stellen zurzeit rund 1500 deutsche Brauereien 7500 einzelne Biermarken her. Pils ist noch immer die beliebteste Sorte und steht für ca. die Hälfte des Marktes. Das Helle ist weiter auf dem Vormarsch, alkoholfreie Biere und Biermischgetränke bleiben populäre Varianten mit Potenzial. Aber auch diese Sparte, die an sich so gut aufgestellt ist, ist vor Unbill nicht sicher – wie die letzten vier Jahre in unterschiedlichen Ausprägungen gezeigt haben.

Nigeria, eine der größten Volkswirtschaften Afrikas, erlebt derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit fast 30 Jahren. Der Biermarktführer Nigerian Breweries (NB) hat einige harte Jahre hinter sich. Aus dem Jahresabschluss 2023 floss viel rote Tinte, und kürzlich musste NB den Betrieb in zwei seiner neun Brauereien einstellen.

Auf der grünen Insel ist es bekanntermaßen schwierig, eine Baugenehmigung zu erhalten. Der Spirituosenkonzern Diageo, Eigentümer der Marke Guinness, war vielleicht etwas zu optimistisch, als er 2022 ankündigte, seine neue 2 Mio hl große und 200 Mio EUR teure Brauerei würde bereits 2024 an den Start gehen.

Mit einer Investition von 39 Mio GBP will Heineken in diesem Jahr 62 seiner Pubs wiedereröffnen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden, und etwa 600 weitere Kneipen renovieren, so die BBC. Bevorzugt sollen Pubs in den Vororten der Städte aufgehübscht werden, da auch im UK immer mehr Menschen im Home Office arbeiten.

Heineken will mit seiner Ladenkette Six weiter expandieren und wird in diesem Jahr 1000 neue Läden eröffnen. Mit über 17.000 Minimärkten, u. a. auch im Franchise, bietet Six Waren des täglichen Bedarfs und Biere von Heineken. Der Wettbewerb mit dem Marktführer unter den Convenience Stores, Oxxo (im Besitz von Femsa), der 2023 über 23.000 Verkaufsstellen hatte, dürfte sich verschärfen.

Der Markt für Craft Bier ist derzeit schwierig und die Zahl der Insolvenzen steigt. Doch die Private-Equity-Gruppe Breal glaubt, dass sich die Lage bald bessern und der Absatz von Craft Bier wieder nach oben gehen wird. Seit dem letzten Jahr hat Breal vier Pleite-Brauereien im Rahmen von „Roll-up“-Akquisitionen übernommen, um sie zu sanieren, konsolidieren und ein größeres, wettbewerbsfähigeres Unternehmen zu schaffen.

Sinkender Absatz | Vor ziemlich genau einem Jahr berichteten wir an dieser Stelle, dass die Branche das Vorjahr mit einem dicken Plus bei Absatz und Umsatz beendete und man nun aufatmen könne. Die aktuellen unerfreulichen Rahmenbedingungen des Krieges in der Ukraine waren bereits präsent. Inflation, Kaufzurückhaltung und explodierende Kosten gehörten zum Alltag –dennoch konnte wohl niemand ahnen, wie sehr die Getränkebranche erneut gebeutelt werden würde.
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