Getränkeeinzelhandel | Wider Erwarten ist es der Branche nicht gelungen, an die erfreulichen Ergebnisse des Jahres 2022 anzuknüpfen. Nachdem die Pandemie weitestgehend überwunden war, setzte der Krieg in der Ukraine ein. Die Auswirkungen bekamen die Menschen und die Industrie im vergangenen Jahr zu spüren. Preissteigerungen fanden in fast allen Lebensbereichen statt, Unsicherheit und Zurückhaltung beim Konsum beeinflussen das Marktgeschehen noch heute. Welche Auswirkungen hatte das auf den Getränkeeinzelhandel im Jahr 2023?
Umsatzminus | War 2022 das Nach-Corona-Jahr mit allgemeinem Aufschwung und vielen erfreulichen Zahlen, konnte der Getränkemarkt im letzten Jahr die gute Entwicklung nicht fortsetzen. Die große, dunkle Wolke ist geblieben: der Krieg in der Ukraine mit seinen Begleiterscheinungen, die Explosion der Kosten in fast allen Bereichen und die gedämpfte Kauffreude der Konsumenten. Die teils hohen Umsatzanstiege waren preisgetrieben und standen nicht für ein wirkliches Wachstum.
Selbst die größte Preiserhöhung in der Geschichte des Unternehmens im UK konnte nicht verhindern, dass Heinekens Gewinn im Jahr 2023 einbrach. Der Grund: „wirtschaftliche Volatilität“ und „cozzy livs“ (ein neues Slangwort für cost of living crisis).
Es lohnt sich immer, Boston Beer-Gründer Jim Koch zuzuhören, denn kaum einer ist länger in der Branche als er: 40 Jahre. So auch am 5. September bei der Barclays-Konferenz, wo er sich zur Lage der Brauwirtschaft, der Rolle von Innovationen und zur Zukunft von Boston Beer äußerte.
Molson Coors gab bekannt, dass es seine Initiativen für Minderheiten (besser bekannt als diversity, equity and inclusion, kurz DEI) aufgegeben habe und nun eine „breitere Sichtweise“ einnehme. Alle Mitarbeiter sollen wissen, dass sie willkommen sind.
Ist Tilray Brands die neue Resterampe für abgelegte Craft Bier-Brauereien? Am 3. September übernahm es die vier verbliebenen Craft Bier-Brauereien von Molson Coors: Hop Valley aus Eugene, Oregon, Terrapin aus Atlanta, Georgia, Revolver aus Granbury, Texas, und Atwater aus Detroit, Michigan.
Export 2023 | Das vergangene Jahr verlief für die Brauwirtschaft – zumindest in ihrer Gesamtheit betrachtet – nicht zufriedenstellend. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes/Destatis sank der Inlandsabsatz um 4,2 Prozent. Zwar stiegen bei rückläufigen Mengen die Umsätze, doch diese Entwicklung war meist preisgetrieben, und die Zugewinne wurden von den explodierenden Kosten für Herstellung und Logistik direkt vertilgt. Auch die Ausfuhr konnte es nicht richten.
Im ersten Halbjahr 2024 ist der Bierabsatz (nach Wert) um fast 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, wie die russische Zeitung Kommersant am 6. August berichtete. Gemessen in Volumen stieg die Nachfrage um fast fünf Prozent auf 45 Mio hl.
Die nächste Runde in der Kneipe wird teurer, denn die australische Alkoholsteuer wurde am 5. August um weitere 2,2 Prozent angehoben, nach einer Steigerung um 1,8 Prozent im Februar. Niemand kann so gut mit „Sündensteuern“ spielen wie Australien.
Wer hat noch Vertrauen in das russische Rechtssystem – nachdem die Regierungskommission für die Kontrolle ausländischer Investitionen es abgelehnt hat, dass AB-InBev seinen Anteil am Joint Venture an seinen Partner Efes verkauft. Dies berichtete die russische Zeitung Kommersant am 6. August.
Carlsberg und die in Nepal und Singapur ansässige Khetan Group haben sich darauf geeinigt, dass Khetan das Joint Venture verlässt und dafür 744 Mio USD erhält. Seit Jahren liegt Carlsberg mit seinem Partner Khetan im Streit. Es kam zu Auseinandersetzungen in der Vorstandsetage, als Wirtschaftsprüfer finanzielle Unregelmäßigkeiten, darunter falsche Zahlungen, Veruntreuung und Schmiergelder von Kunden beanstandeten.
Der Stern von Bud Light ist weiter am Sinken – mehr als ein Jahr nachdem ein Verbraucherboykott die amerikanische Braubranche auf den Kopf gestellt hat. Modelo Especial, Michelob Ultra und Bud Light: So heißen die aktuell führenden Biermarken in den USA nach Umsatz.
Kostenbelastung | Die schwierige Wirtschaftslage dämpfte in vielen Ländern den Bierabsatz und machte den Brauereien zu schaffen – so auch in Österreich. Das Jahr 2022 war zunächst ein Jahr des Aufschwungs; mit dem Ende der Corona-Einschränkungen holten die Menschen Versäumtes nach, die Absätze stiegen. Doch es gab keine wirkliche Entwarnung: Die österreichische Bierbranche befand sich nach der Pandemie zwar in einer Phase der Erholung, aber die massive Kostenbelastung für die Brauereien war 2023 bereits präsent.
Gastro-Biertrends | Am 2. August war es wieder soweit: der Internationale Tag des Bieres! Zeitlich dazu passend verrät der aktuelle Bier-Monitor 2024 auf Basis der deutschlandweiten kollex-Bestellungen bei 240 Getränkefachgroßhändlern, auf welche Sorten sich die Gastronomie in diesem Jahr einstellen sollte. Unter das Bier, das zu einem guten Drittel aller Getränke über den Tresen wandert, mischen sich immer häufiger alkoholfreie Versionen. Der kollex Bier-Monitor 2024 zeigt, dass die Vorlieben für Biersorten in Deutschland stark von der Region abhängen.
Sinkender Absatz | Laut Berichten der ISBnews (pln. Informacyjny Serwis Biznesowy/dt. Business-Informationsdienst) schrumpfte der polnische Biermarkt im Jahr 2023 mengenmäßig um weitere 2 Mio hl, also um 6,9 Prozent im Jahresvergleich auf 30,56 Mio hl, während er wertmäßig um 7,1 Prozent auf 22,8 Mrd PLN anstieg. Nach Angaben von NielsenIQ und dem Arbeitgeberverband der Brauwirtschaft – ZPPP Browary Polskie, haben die Polen im Jahr 2023 bis zu 400 Mio Flaschen und Dosen Bier weniger gekauft als im Jahr 2022.
BarthHaas-Bericht | Unter den weltweit 40 größten Brauereigruppen finden sich sechs deutsche Unternehmen. Das geht aus der Rangliste „Top 40 Brauereien“ hervor, die im Rahmen des BarthHaas-Berichts Hopfen 2023/2024 veröffentlicht wurde.