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ab Seite 54 in dieser Ausgabe saß ich einer kuriosen Verwechslung auf. Ich wollte mehr über das von „Leopold Nathan“ entwickelte Brauverfahren herausfinden, landete aber auf einer True Crime Seite über „Nathan Leopold“. Dieser „Namensvetter“ unseres Biergiganten ermordete 1924 zusammen mit einem Kumpel in Chicago den 14-jährigen Bobby Franks. Motivation? Die beiden hochintelligenten jungen Männer wollten „das perfekte Verbrechen“ begehen. Da ist mir Leopold Nathan doch viel lieber, der einfach nur das perfekte Brauverfahren entwickeln wollte. Als Erfinder und Techniker war Nathan seiner Zeit weit voraus, vielleicht zu weit: Er erfand z. B. einen CO2-Wascher, um die in geschlossener Gärung gewonnene Kohlensäure rückzugewinnen sowie neuartige Tanks mit Konus und Konuskühlung. Und das vor über 100 Jahren. Im Gegensatz zu seinem Namensvetter (dessen Verbrechen Einzug in die Popkultur gehalten hat) geriet sein Werk wieder in Vergessenheit. Bis zur Einführung des ZKGs sollte es noch bis in die 1960er-Jahre dauern.

Das perfekte alkoholfreie Weißbier – Weiterhin hoch im Kurs, auch jetzt wieder im „Dry January“, stehen alkoholfreie Biere. Und die Zeiten, in denen alkoholfreies Bier lediglich in der Inkarnation „gestoppter Gärer“ durch, je nach persönlicher Empfindung, süßlich-malzige Würze- und Brotnoten auffiel, sind längst vorbei. Großen Einfluss auf das Aromaprofil hat naturgemäß das Herstellungsverfahren. Während bei physikalischen Verfahren der Alkohol nachträglich aus dem Bier entfernt wird, achtet der Brauer bei biologischen Methoden zur Herstellung alkoholfreier Biere darauf, dass der Alkoholgehalt den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwert von 0,5 Vol.-% nicht überschreitet. Eine Diplomarbeit an der TU München untersuchte so einen biologischen Ansatz, die Produktion alkoholfreier Weizenbiere mittels Maltose-negativer Hefestämme (ab S. 42).

Die perfekte Wartung – Verbrechen und die Wartung von Maschinen haben etwas gemeinsam: Perfekt sind sie nur, wenn sie nie bzw. möglichst selten stattfinden. Gerade in der Abfüllhalle ist die hohe Verfügbarkeit der Anlagen von zentraler Bedeutung. Bei ungeplanten Stillstandszeiten geht die Performance in die Knie. Abhilfe versprechen neue Hochleistungskunststoffe, denn diese lassen sich schmiermittelfrei einsetzen. Und weil sich ihre Lebensdauer ziemlich genau berechnen lässt, lassen sich auch Wartungsintervalle vorhersehbar in den Produktionsplan eintakten (ab S. 47).

Nicht zuletzt habe ich an dieser Stelle die große Freude, Dr. Karl-Ullrich Heyse sehr herzlich zum Geburtstag zu gratulieren! Er feiert heute am 19. Januar 2023, zum Erscheinen dieser Ausgabe, seinen 80. Geburtstag. 28 Jahre lang war er in der Redaktion der BRAUWELT tätig. Im Interview ab Seite 57 berichtet er über seine Zeit im Verlag und vieles mehr.

Auch wenn die erste BRAUWELT-Ausgabe des Jahres schon seit langem ihren Schwerpunkt auf dem Energie-Sektor hat – „dank“ Klimawandel und Ukraine-Krieg war die Heftplanung selten so leicht wie in diesem Jahr. Hier einige Beispiele rund um das Thema Energieeinsparung, -beschaffung und -nutzung:

Beachtliches Potenzial – Zunächst schauen wir über die Brauerei­mauer hinaus auf die Mälzereien, denn auch sie sind aufgerufen, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: Es geht um das „Einspa­rungspotenzial beim Mälzen durch Braugerste“ so der Titel des Bei­trages von Karl Weigt, Augsburg. Durch den Einsatz neuer Braugerstensorten, die in der Mälzerei mit weniger Wasser auskommen, lassen sich ganz ohne Investitionen erhebliche ökologische und ökonomische Vorteile erzielen. Ab Seite 9 beschreibt Weigt die Ergebnisse von Versuchen und erläutert ihre Auswirkungen auf Umwelt und Geldbeutel.

Vorreiter in der Branche – Vor 15 Jahren hat die Weissbierbrauerei G. Schneider in Kelheim ihre Energie­versorgung umgestellt: von Öl auf Hackschnitzel aus der Region. Die Umstellung auf Gas wäre viel einfacher gewesen, aber den Kelheimern war es wichtig, die Wertschöpfung in der Region zu belassen. Heute ist die Brauerei unabhängig von Öl- und Gaslieferungen, egal, ob aus Russland oder anderen Regionen. Ein Rückblick und Fazit … (S. 25).

Flexible Energiebeschaffung – Der Umbau der Energiever­sorgung wird zunehmend zu einer unternehmerischen Herausforderung, sagt unser Autor Sebastian Gohlke, Straelen, in seinem Beitrag „Über Preis­explosionen, Preisbremsen und (Un-)Planbarkeit“ (S. 19). Aber es gibt Handlungsoptionen: Am Beispiel des Strombezuges zeigt er verschiedene Beschaffungsmethoden mit ihren Vor- und Nachteilen auf und wie sie sich nutzen lassen, um aktiv auf die betrieblichen Energiekosten einwirken zu können.

Mit Energie hat auch unser Beitrag zur Analytik zu tun: Ronny Takacs, TU München-Weihenstephan, stellt ab Seite 13 die Möglichkeiten der Ther­mo­grafie in der Brauwirtschaft vor. Der Trick: Statt einer punktuellen Tempera­turmessung ist jetzt eine räumliche Auflösung möglich. Prozesse können so schneller kontrolliert und neue Steuerungskonzepte entwickelt werden.

Neuanfang – Seit Jahresbeginn ist Ralph Barnstein in neuer Mission unterwegs. Er wird den Ende Februar als DBMB-Geschäftsführer ausscheidenden Gregor Schneider in dieser Funktion beerben. Im Interview mit der BRAUWELT ab Seite 27 verrät Barnstein, wo er Schwerpunkte in seiner neuen Funktion setzen möchte.

Seit vielen Jahren hat die letzte BRAUWELT-Ausgabe des Jahres einen Schwer­punkt im Bereich Logistik. Selten aber gab es so viele Beiträge zu diesem Thema wie aktuell, was beweist, dass die Logistik im Umfeld diverser Probleme wie Arbeitskräftemangel oder gerissener Lieferketten zu einem echten Brennpunkt geworden ist.

Hohes Wertschöpfungspotenzial – Der Mangel an Arbeits­kräften in der Logistik ist eklatant und verschärft die ohnehin schwierige Situation der Branche, sagt Helmut Brunner, Orga-Soft, Main. Ab Seite 1367 erklärt er, warum sich digitales Lagermanagement lohnt: Mittlerweile gibt es auch für den Mittelstand passende Systeme, die nicht nur den Mangel an Arbeitskräften abmildern, sondern auch insgesamt die Effizienz im Lager deutlich erhöhen.

Logistik für das „grüne Gold“ – Schon vor Jahr­zehnten begann die Firma Schwarz Logistik in Nürnberg, sich auf den Transport von Hopfen zu spezialisieren. Mittlerweile ist sie auch international für ihre Hopfenlogistik bekannt. Im Jahr 2022 stand das 40-jährige Bestehen des Unternehmens an. Grund für uns, einen Blick hinter die Kulissen des Hopfenlogistikers zu werfen (S. 1364).

IT-gestützt – Gleich ein komplett neues Logistikzentrum hat sich die Brau­commune in Freistadt gegönnt, nachdem das Platzproblem am alten Standort nicht mehr zu lösen war. Beim Neubau sind neueste Erkenntnisse und Techniken in die Planungen eingeflossen. Besonderer Wert wurde auf eine IT-gestützte Abwicklung der Verladung mit in-time-Bestandsführung mittels Lagerverwaltungssystem gelegt, wie Dr. Stefan Flad, Technisches Büro Weihenstephan, Freising, verrät. Ab Seite 1360 stellen wir den Neubau vor.

Mehr Vollgut – Zurück zur Produktion: Schön, wenn bei gleichem Einsatz mehr Verkaufsbier entsteht und das Vollgutlager füllt. Eine Stellschraube dafür ist die Reduzierung des Bierschwands. In einem Langzeitversuch haben Braukon und FrauGruber Craft Brewing die Tankgeometrie und die Ober­flächenbeschaffenheit von Gärtanks unter die Lupe genommen – mit überraschenden Ergebnissen, wie ab Seite 1356 nachzulesen ist.

Lieber BRAUWELT-Leser, ein Jahr geht zu Ende, das wir uns alle so sicher nicht haben vorstellen können. Es war anstrengend in vielerlei Hinsicht. Das Jahr hat aber auch gezeigt, dass der Zusammenhalt der Menschen in unserer Branche über so manche Schwierigkeit hinweghilft. Das lässt doch mit Zuversicht nach 2023 blicken! Im Namen des BRAUWELT-Teams und des Fachverlages Hans Carl möchte ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute für das neue Jahr wünschen.

Es war ein historisch schlechtes Jahr. Mit diesen Worten fasste der Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer Adolf Schapfl die Hopfensaison 2022 zusammen. Und die Sorgen der Hopfenbranche gelten auch für andere Bereiche. Gleichwohl gibt es einige Lichtblicke …

Ein schwieriges Hopfenjahr geht zu Ende. Das war das Fazit der Hopfenverbände bei ihrer Pressekonferenz Ende November in München. Die Folgen der Trockenheit kombiniert mit den weitreichenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine lassen die ersten Hopfenpflanzer das Handtuch werfen. Und auch in der Brauwirtschaft werden die Folgen der diversen Krisen sicher noch größere Spuren hinterlassen als bis jetzt absehbar. Immerhin gibt es Entlastung bei der Biersteuermengenstaffel und auch erste Zeichen der Entspannung bei der CO2-Versorgung der Brauereien (S. 1313).

Verlässliche Energiequelle – Stellen Sie sich vor, Sie könnten den Energiebedarf für den Brauprozess aus eigener Kraft stemmen, nur aus den in der Brauerei anfallenden Reststoffen. Unmöglich? Keineswegs, sagen Dr. Ralph Schneid und seine Mit-Autoren, Krones Steinecker GmbH, Freising. Ab Seite 1328 zeigen sie Potenziale und neueste Entwicklungen zur effizienteren Nutzung von Energie aus biologischen Reststoffen, die Mut machen und eine Basis für eine erfolgreiche Zukunft des Brauwesens legen. Das klingt doch hoffnungsvoll, finden Sie nicht auch?

Ungeliebt, aber wichtig – Schädlingsbekämpfung gehört sicher nicht zu den beliebtesten Themen, mit denen sich der Brauer beschäftigen muss. Aber er muss. Heute gibt es eine Auffrischung zu dem Thema, da sich auch hier die Dinge weiterentwickelt haben. Was verlangt der Gesetzgeber, was wird in den Lebensmittelstandards gefordert und welche Möglichkeiten bietet die moderne Technik für eine zeitgemäße Schädlingsbekämpfung? Thomas Voigt, Laudenbach/Bergstraße, bringt Sie auf den neuesten Stand (S. 1322).

Craft Bier-Trend – Zum Schluss noch was ganz anderes: Viele von Ihnen erinnern sich bestimmt an Christoph Habel, meinen ehemaligen Kollegen hier in der BRAUWELT-Redaktion. Schon zu seinen BRAUWELT-Zeiten hatte er ein Fernstudium Journalismus begonnen, das er an seinem neuen Wohnort Freiburg nun beendet hat. Das Thema seiner Abschlussarbeit heißt – wie könnte es als Brauer anders sein: „Craft Bier – kurzlebiger Trend oder nachhaltige Entwicklung?“ Seinen Blick auf die Craft Bier-Szene in Freiburg lesen Sie ab Seite 1326.

Es ging wie ein Lauffeuer herum. Kaum war die Nachricht vom Tode des allseits geschätzten und verehrten Weihenstephaner Brauwissenschaftlers Professor Ludwig Narziß draußen, erreichten uns die ersten entsetzten Anrufe in der Hoffnung, es möge sich um einen Fehler handeln. Leider nein, Prof. Narziß ist nicht mehr bei uns. Schon die Nachricht vor kurzem, dass es ihm nicht gut ginge, gab Anlass zur Sorge. Aber wie so viele hatte ich gehofft, dass er nochmal zu Kräften kommt. Für ihn, den 97jährigen, der bis zuletzt keine Anstrengung scheute, war diese Aufgabe dann doch zu schwer.

Ich habe einen Nachruf geschrieben. Das ist mir sehr schwergefallen. Und ich weiß, dass ihm der Text bei weitem nicht gerecht wird. Wie könnte er? So viel ließe sich über ihn erzählen, den Brauwissenschaftler von Weltruf, der die Brauereipraxis wie auch die Forschung national und international über Jahrzehnte prägte wie kein Zweiter. Der Hochschullehrer, der Generationen im Brauwesen ausbildete, der sich trotz vieler Aufgaben am Lehrstuhl für Technologie der Brauerei 1 und der TU München auch ehrenamtlich engagierte. Prof. Narziß, der Doktorvater, der für seine jungen Kollegen immer ein offenes Ohr hatte, sie forderte, aber auch förderte – sie verehren ihn bis heute. Ludwig Narziß, der Familienmensch, der zuletzt aus seinem geliebten Freising wegzog, um näher bei seiner Familie zu sein, und der immer voller Stolz von seiner Familie, den Kindern und den Enkeln sprach.

Bei all dem Fachwissen, das er in den bald 80 Jahren (!) seit seiner Lehre anhäufte und das ihm einen internationalen Ruf beschert hat, schaffte er es, Mensch zu bleiben. Bescheiden und liebenswert, bodenständig und mitten im Leben. Der Privatmensch Ludwig Narziß hatte viele Interessen, sein Wissen über Kriegsschiffe war legendär, seine Freude an Modelleisenbahnen höchst ansteckend, und im Laufe so mancher offizieller Führungen durch die Eisenbahnmuseen der Welt ergriff er irgendwann das Wort und brachte sein immenses Detailwissen ein. Er war ein Mann mit viel Sinn für Humor, was oft hervorblitzte, der sich amüsieren konnte, wenn er – bereits hochbetagt – den Weihenstephaner Berg hinauf spurtete und deutlich Jüngere schwer schnaufend zurückblieben – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.

Es wäre ihm gar nicht recht, das hier zu lesen! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn lächelnd abwinken: Viel zu viel Aufhebens um seine Person. Wir werden ihn vermissen und vergessen werden wir ihn nie.

„Die Brauwirtschaft steht im Umgang mit Energie vor massiven Herausforderungen.“ So beginnen Ralf Tesch und Kai Müller, Mainz, den nächsten Teil unserer Serie „CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft“, heute mit dem Fokus auf strombasierten Energiekonzepten. Die Themen dieser Serie, vor Monaten konzipiert und geplant, sind heute brisanter als damals vorstellbar gewesen wäre. Immerhin: Forschung & Entwicklung beschäftigen sich schon sehr lange damit und können heute Lösungen aufzeigen, die Mut machen.

(Grün)strombasierte Versorgung – Im Beitrag ab Seite 1240 zeigen Tesch und Müller auf, inwiefern die Stromwirtschaft bei der Transformation der Getränkeindustrie hin zur klimaneutralen Produktion zukünftig eine noch größere Rolle spielen wird. Der größte Teil des Kälte-, Wärme- und Strombedarfs wird bald aus rein (grün)strombasierter Versorgung stammen können. Damit auch mittelständische Unternehmen dies umsetzen können, haben sich bereits Kooperationen zusammengeschlossen, die am Energiemarktgeschehen teilnehmen. Außerdem gibt es gezielte Förderprogramme der Bundesregierung. Aber das ist ein ganz eigenes Thema, das genügend Material für einen weiteren Teil in unserer Serie bietet ...

Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit – Zum einen sorgen „knallharte wirtschaftliche Faktoren“ für die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit, wie Dirk Reinsberg in Bezug auf die Getränkelogistik bei einem Symposium des Bundesverbandes GFGH betonte (S. 1235), zum anderen fordern immer mehr Konsumenten nachhaltiges Wirtschaften in der gesamten Produktionskette von den Unternehmen. Wer sich frühzeitig mit dem Thema befasst hat, kann jetzt damit punkten – wie z. B. die Staatsbrauerei Weihenstephan (S. 1237) oder die Karmeliten Brauerei Straubing:

Faszination Energiesparen – Es begann in Straubing 2013 mit einem neuen Kaskaden-Sudhaus. Angestachelt durch die ersten Einsparerfolge entstand der Plan, die gesamte Brauerei energetisch möglichst unabhängig zu machen. Mit der Inbetriebnahme der eigenen Biogasanlage Mitte 2022 kamen die Maßnahmen zu einem (vorläufigen) Abschluss. Im Interview mit BRAUWELT-Autorin Monika Wels ab Seite 1244 sprachen Karmeliten-Geschäftsführer Christoph Kämpf und Olaf Teunissen, Aquana, über die Biogas-Anlage an sich und über die Motivation, sich auf diese lange Reise zu begeben. Ach ja, und natürlich spielt auch die Brauerei in unserer CO2-Serie noch eine Rolle.

Zur Entspannung haben wir auch heute etwas leichtere, sprich unterhaltsame Lesekost. In den „Giganten der Biergeschichte“ stellen wir Ihnen mit John Richardson & Co. die Väter des Saccharometers vor (S. 1251), und eine wahre Biergenussreise entführt Sie ab Seite 1247 zur Oberpfälzer Zoiglkultur.

An dieser Stelle versuchen wir stets, Ihnen einen Überblick über das zu geben, was Sie in dieser BRAUWELT-Ausgabe erwartet. Das Schwierigste dabei ist – wie so oft – der Anfang. Der gut gemeinte Rat der Kollegen lautete: „Mach doch was mit Fußball!“ Gute Idee: Fußball ist für die meisten von Ihnen ein tolles Thema, und hochaktuell wird es ja dann in wenigen Tagen auch. Aber jetzt mit der WM in Katar und all der Kritik bezüglich Arbeitsbedingungen oder der Energieverschwendung – allein schon durch die Klimatisierung der zugegeben beeindruckenden Stadien? Vom generellen Thema Nachhaltigkeit in dem nicht für seine Fußball-Begeisterung bekannten Land ganz zu schweigen. Aber mal sehen, ob‘s klappt …

Anpfiff – Wie sehr Themen wie zukunftsfähige Energiekonzepte oder die Bewältigung der Folgen des Klimawandels uns alle beschäftigen, zeigt der Blick in diese BRAUWELT-Ausgabe. Sie standen z. B. im Mittelpunkt der VLB-Jahrestagung in Berlin, sowohl bei der technischen Veranstaltung wie auch beim Braugerstenseminar (S. 1197). Immerhin, so war in Berlin zu hören, liegen viele Lösungsansätze schon in der Schublade und wären einsatzbereit, so man denn wolle.

Im Spiel – Bereits im Einsatz ist dagegen schon der Verbund-Solarpark Pinos Puente in Südspanien, der grünen Strom für AB InBev produziert. Damit will der Braukonzern 14 Brauereien in Westeuropa, darunter die Brauerei Beck & Co in Bremen, mit 100 Prozent erneuerbarem Strom versorgen und bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette einen Netto-Nullverbrauch erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel, weitere Details ab Seite 1201.

Quasi „in die Verlängerung“ gehen wir mit einem weiteren Beitrag unserer Serie zur CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft. Tobias Schlögl beschreibt mit Blick auf den Einsatz von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen in der Brauerei weitere Möglichkeiten, die Betriebe effizient und ressourcenschonend zu betreiben und gibt konkrete Tipps, wo die größten Potenziale liegen (S. 1204).

Böse Fouls – Themenwechsel: Weihnachten kommt! Nachdem in den letzten Jahren die betriebliche Weihnachtsfeier oftmals ausgefallen ist, laufen jetzt vielerorts wieder die Planungen. Aber Achtung: Hier drohen etliche arbeits- und steuerrechtliche Fouls, die die Freude am Fest verderben können. Ab Seite 1214 informieren Sie Rechtsanwalt Julian Stinauer und Steuerberater Dr. Christian Sielaff über die größten Risiken und wie Sie sie vermeiden können.

Klasse, der Tipp mit dem Fußballthema hat funktioniert. Bier und Fußball sind halt eine gute Kombination!

So sehr wir uns freuen, Ihnen in dieser Ausgabe wieder die offiziellen Alphasäurewerte zur diesjährigen Hopfenernte präsentieren zu können... Viel Freude machen die Zahlen nicht, zu schlecht sind nach der Erntemenge jetzt auch die Alphasäurewerte, wie ab Seite 1166 zu sehen ist. Dabei finden Sie in dieser Ausgabe eigentlich viel Positives, zum Beispiel bei verschiedenen, bestens frequentierten Veranstaltungen, wo wir für Sie vor Ort waren.

Beispiel Mälzereitechnische Arbeistagung – Bei einer so energieintensiven Branche wie der Malzwirtschaft ist es fast unvermeidlich, dass das Energie-Thema im Mittelpunkt steht. So geschehen bei der 57. Mälzereitechnischen Arbeitstagung bei Doemens, die in diesem Jahr Mitte Oktober erstmals von Florian Huber organisiert wurde. Unter dem Titel „Viele Fragen, praxisorientierte Antworten“ geben wir ab Seite 1161 einen Überblick über die wichtigsten Beiträge bei dieser traditionsreichen Veranstaltung.

Bedeutung der Kältetechnik – Einen Vortrag hielt dort Tobias Schlögl, der auch in unserer Serie zur CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft das nächste Kapitel aufschlägt: Ist Ihnen z. B. bewusst, dass Ihre Kälteanlage den Löwenanteil Ihrer Stromrechnung ausmacht? Dagegen lässt sich etwas unternehmen, sagt Schlögl und widmet sich ab Seite 1179 den Einsparpotenzialen in der Kältetechnik. Und da sich dieses Thema nicht unabhängig von der Wärmeversorgung betrachten lässt, geht es gleich kommende Woche in der nächsten BRAUWELT-Ausgabe mit den Bereichen Photovoltaik und Wärmeversorgung weiter.

Sinnvoll investieren – Eine Reduktion um 10 bis 25 Prozent des Energieverbrauchs ist für viele Betriebe ohne größere Investitionen machbar – möglich sind aber bis zu 45 Prozent, meint Klaus Meyer von Siemens Financial Services. Und das kostet was. Neben der Energieeffizienz sind Nachhaltigkeit und Produktionsflexibilität gute Argumente für Investitionen in Digitalisierung und Technik. Ab Seite 1173 beschreibt Meyer, wie eine intelligente Finanzierung für zukunftssichernde Investitionen aussehen kann, ohne sich kurzfristig wirtschaftliche Nachteile einzuhandeln.

Trübung erwünscht – Kommen wir zurück zur Technik, konkret zur Filtration. Im fünften und letzten Teil unserer Serie über Filtration in der Brauerei geht es um Craft Bier. Dessen Trübung, Farbe und Geschmack lassen sich mit Hilfe der Filtration exakt beeinflussen. Frank Paul Servay, Eaton Technologies, Langenlohnsheim, beschreibt ab Seite 1167, wie sie zur Optik und Qualität des Craft Bieres beitragen kann. Und wenn Sie jetzt Lust auf Craft Bier bekommen haben: Dr. Markus Fohr nimmt Sie ab Seite 1170 mit auf eine Genussreise nach Südtirol.

Der Oktober ist für uns in der BRAUWELT-Redaktion immer ein sehr umtriebiger Monat. Eine Veranstaltung folgt auf die nächste. Gleich, welchen Brauer man trifft, nach kürzester Zeit dreht sich alles um die Frage, welche Herausforderung gerade die größte ist: Hier fehlt es an CO2, dort an Natron­lauge, den einen drücken die Rohstoffpreise, den anderen Logistik-Probleme. Und solange der Nachschub nicht reibungslos rollt, suchen alle händeringend nach Lösungen. Da tut der Austausch mit den Kollegen nochmal so gut.

Austausch – Einen weiten thematischen Bogen spannte das 16. Weihenstephaner Praxisseminar. Neben Zeit für Gespräche bot das Vortragsprogramm von Rohstoffthemen und Mikro­bio­­lo­gischem bis hin zu Themen der Bierqualität und des Lebens­mittelrechts viel Praxisrelevantes (S. 1121). Ähnlich lief es bei der Tagung des Bund der Österreichischen Braumeister und Brauereitech­niker in Schladming. Mit den neuesten Zahlen vom österreichischen Biermarkt und vielen technologischen Vorträgen brachten sich die Teilnehmer auf den aktuellen Stand (S. 1124).

Einsparpotential – Effizienz, Nachhaltigkeit und Flexibilität – das sind die Hauptthemen der Maschinenbauer, wie auf der drinktec in München zu sehen war. Wir schauen heute nochmal auf die jüngsten Entwicklungen im Bereich Getränkeabfüllung, konkret auf kombinierte Füller für Flaschen und Dosen, auf die Keg-Abfüllung, auf die neueste Entwicklungen bei Leer­flascheninspektoren, auf Entkorker, Abschrauber und Verschließer, aber auch auf moderne Verpackungen, Transportsysteme und einiges mehr. Aber lesen Sie selbst … (S. 1130).

Prinzip Warmabfüllung: Schon bei der letzten drinktec hatte die Krones AG mit einem neuartigen und jetzt weiterentwickelten Füllprinzip überrascht. „Der Füllprozess ins Vakuum bildet die Basis für alle weiteren Ableitungen und Vorteile“, sagt dazu Autor Peter Mörtl. Zum Beispiel: die warme Abfüllung von Bier. Für die Entwicklung des Füllers war das Thema Energieeinsparung das wichtigste Argument, aber auch ganz neue Linien­konzepte sind damit denkbar. Details dazu ab Seite 1135.

Vollständige Betriebsdatenerfassung – Energie sparen und Arbeitsprozesse vereinfachen mittels Digitalisierung der Produktion. Das hört sich nach einem umfangreichen Projekt für eine Großbrauerei an, wurde aber in der Pyraser Landbrauerei in Mittelfranken jetzt umgesetzt. Statt Insellösungen (wie noch bei so vielen Brauereien) sind jetzt 21 verschiedene Gewerke gekoppelt, was den Braumeistern Live-Einblicke in sämtliche Prozesse und Medienverbräuche ermöglicht. Wie die Familienbrauerei das bewältigt hat, lesen Sie ab Seite 1143.

Zu meiner Schulzeit konnte ich im Atlas nachschlagen, dass die weltweiten Erdölvorräte noch etwa 50 Jahre reichen würden. Auch heute, rund drei Jahrzehnte später, lese ich eine ähnliche Zahl … wie kann das sein? Die Prognosen damals litten wohl an einer zu konservativen Einschätzung der technischen Entwicklung. Der Fortschritt macht heute die Förderung aus damals unzugänglichen Tiefen bzw. unwirtschaftlichen Lagerstätten möglich. Nun ist die weitere Ausbeutung fossiler Lagerstätten jedoch nicht die attraktive Lösung für unsere akuten Herausforderungen. Jedenfalls nicht im Sinne einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Aber zum Glück ist die Technik auch auf anderen Gebieten weitergekommen, für viele Probleme liegen schon fertige Lösungen in den Schubladen der Ingenieure bereit. Wir richten in dieser Ausgabe unseren Blick auf Neuheiten aus dem Flaschenkeller.

Effizienz und Gebindevielfalt – Auf dem Gebiet der Abfüllung legten die Hersteller bei der drinktec 2022 ihr Hauptaugenmerk auf Energieeffizienz und Einsparungen von Wasser und Chemikalien in den einzelnen Prozessstufen. Aber auch Antworten auf die weiter steigenden Anforderungen des Marktes in Bezug auf die Gebindevielfalt können Sie im ersten Teil der Messe-Nachschau zum Thema Getränkeabfüllung von Dr. Karl-Ullrich Heyse ab Seite 1084 finden.

Keine Mindestbestellmenge – Bei der Abfüllung in Dosen stehen gerade kleinere Brauereien oft vor dem Problem, dass sie die Mindest­bestellmenge nicht erfüllen können. Mit einem neuen Druckverfahren macht nun das Schweizer Unternehmen Nomoq („No Minimum Order Quantity“) digital bedruckte Dosen ohne Mindestbestellmenge möglich. Mit neuen Maßstäben bei Qualität und Lieferzeit (ab S. 1098).

Neuer Lagerkeller – Nach Abschluss eines richtungsweisenden Sudhausneubaus 2011 und der Erneuerung der Flaschenabfüllung im Jahr 2015 hat die Brauerei Forst in Südtirol jetzt mit dem Bau eines neuen Lagerkellers einen weiteren Meilenstein gesetzt. Die Meraner sind zufrieden, durch Umsetzung moderner Verrohrungs- und Automatisierungs­technologien konnten sie energetische Schwachstellen beseitigen und arbeitstechnische Risiken eliminieren (ab S. 1095). Und auch beim mittelständischen Getränkehersteller Marle in Lam (ab S. 1088) sowie Coca-Cola in Mannheim (ab S. 1092) freuen sich die Verantwortlichen über neue Abfüll- und Sortierlinien.

Auf die Frage, ob die Corona-Pandemie auch positive Aspekte zu bieten hatte, würde ich wahrscheinlich den Fortschritt bei der Digitalisierung anführen: von Home-Office über Online-Seminare bis hin zu Fernwartung und Remote-Inbetriebnahme ganzer Linien. Digitaler Fortschritt pur. Und nun eine der schwersten Energiekrisen aller Zeiten, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine. Jetzt sind wir alle betroffen, da helfen keine Masken oder Impfungen: Energieeffizientes Wirtschaften ist vom Statement zur betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit befördert worden. Sie alle wissen das besser als ich, denn die Brauwirtschaft ist eine energieintensive Branche. Doch zum Glück stehen Lösungen wie neue Konzepte beim Warmwasserhaushalt einer Brauerei oder Optimierung der Produktivität durch intelligente Prozessleitsysteme bereit. Dr. Markus Fohr hat die auf der drinktec vorgestellten Highlights der Sudhaustechnik für Sie ab Seite 1050 zusammengefasst.

Fülltechnik für Mittelständler – Die Abfülltechnik für mittelständische Brauereien muss sich längst nicht mehr vor den Großen verstecken. Hervorragende Werte bei der Sauerstoffaufnahme, Flexibilität bei den Abfüllprogrammen sowie hygienisches Design gehören bei Herstellern von Füllmaschinen kleiner bis mittlerer Leistung selbstverständlich dazu. Susanne Blüml stellt Ihnen ein Projekt bei der oberfränkischen Brauerei Knoblach vor (ab S. 1054).

Bewährtes Indikatorkeim-Prinzip – Bei aller Liebe zum Fortschritt, nicht immer muss man Bewährtes über den Haufen werfen. Beim Nachweis von coliformen Bakterien läuten etwa in der Qualitätssicherung zurecht die Alarmglocken. Solche Nachweise sollte der Betriebskontrolleur auf jeden Fall ernsthaft prüfen. Für eine qualifizierte Einordnung der Funde und eine rationale Entscheidung über Möglichkeiten der Sanierung ist eine belastbare Identifizierung der Keime nötig. Hinweise aus mikrobiologisch-infektiologischer Sicht erhalten Sie in einem absolut lesenswerten Beitrag von Dr. Gero Beckmann ab Seite 1057.

Rückschritte beim Arbeitsrecht – Brauereien können sich wahrlich nicht über zu wenige Herausforderungen beklagen. Bei manchen Stellen mag die unbedingte Notwendigkeit von Modernisierung und Innovation aber noch nicht angekommen sein, denn in dieser Situation erweist der Gesetzgeber den Unternehmen nun einen Bärendienst. Die seit 1. August 2022 in Kraft getretene Novellierung des Nachweisgesetzes bedeutet einen Rückschritt in der Digitalisierung und Bürokratisierung für deutsche Arbeitgeber und -nehmer. Thomas Schneider wirft einen Blick auf die für Betriebe relevanten Änderungen und gibt Umsetzungshinweise für die Praxis (ab S. 1063).

 

Das war sie also, die vielleicht am heißesten erwartete drinktec aller Zeiten. Denn zwei Jahre konnte die Brau- und Getränkebranche wegen der Pandemie nicht zu einem großen Treffen zusammenkommen. Und so sehr wir darauf hin fieberten, so schnell waren die fünf Messetage auch schon wieder vorbei. Es war großartig, alte Bekannte wiederzusehen und neue Kontakte zu knüpfen. Und auch wenn man nicht übersehen konnte, dass die Besucherzahlen in diesem Jahr etwas geringer ausfielen als gewohnt – Corona und der Krieg in der Ukraine gehen eben auch an einer drinktec nicht vollkommen spurlos vorbei – überzeugte der hohe Anteil an internationalen Besuchern: Zwischen 65 und 70 Prozent der Teilnehmer kamen aus dem Ausland nach München. Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, konnte jedenfalls feststellen: „Weltmessen sind in Europa wieder möglich.“ Eine Aussage, der sich die Aussteller, mit denen ich sprechen konnte, anschlossen. Sie waren von der hohen Qualität der Kontakte durchwegs begeistert.

Messehighlights – Natürlich berichten wir in dieser und den folgenden BRAUWELT-Ausgaben auch vom Geschehen rund um die Messe und das vielseitige Rahmenprogramm. Ein erstes Fazit zur Messe und die nach Einschätzung von Volker Kronseder, Vorsitzender des drinktec-Fachbeirats, trotz aller gegenwärtigen Herausforderungen vielversprechenden Konjunkturaussichten lesen Sie ab Seite 997. Im Rahmen der drinktec fand am 12. September mit einem feierlichen Festakt die offizielle Einweihungsfeier des Doemens Neubaus in Gräfelfing statt (S. 1000). Ebenfalls im Rahmen der drinktec: das Finale der 6. Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer. Candy Sierks, die aufmerksamen Lesern vielleicht auch als Autorin von Fachbeiträgen in der BRAUWELT bekannt ist, konnte hier zusammen mit ihrem Vater Udo mit dem besten Chocolate Stout überzeugen (S. 1002).

Kaiserbier – Den Erfindungsreichtum von Ingenieuren und Maschinenbauern konnten wir auf der drinktec wieder einmal eindrucksvoll bestaunen. Aber auch schon vor über hundert Jahren war die Industrialisierung in Brauereien weit fortgeschritten, wie die Analyse eines Gebindes aus der deutschen Kaiserzeit zeigt. Dr. Stefan Pieczonka konnte nachweisen, dass das Bier in der rund 130 Jahre alten, mit Wachs luftdicht verschlossenen Flasche filtriert und mit Hilfe einer der ersten – damals topmodernen – Kältemaschinen untergärig gebraut wurde (ab S. 1020).

 

Die heutige BRAUWELT-Ausgabe erscheint pünktlich zur Halbzeit der drinktec Messe in München. Und man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, welche Themen dort dominieren werden: Nachhaltigkeit, Sicherung der Energie­versorgung und Vermeidung von Kostenexplosionen sind die alles überragenden Themen. Themen, die Ihnen auch in dieser Ausgabe begegnen.

Fortschritt nutzen – Gerade läuft die Hopfenernte auf Hochtouren. Allzu große Hoffnungen auf eine gute Ernte macht sich nach der langen Trockenheit wohl niemand mehr. Immerhin: Die Versorgung der Brauwirtschaft ist auch dieses Jahr gesichert. Die Rufe nach mehr Bewässerungsmöglichkeiten im Hopfen­bau werden aber lauter, so auch bei der diesjährigen Hopfenrund­fahrt durch die Hallertau (S. 957). Bewässerung sei eine Möglichkeit; im Hopfenbau auf den Klimawandel zu reagieren, Fortschritte in Anbautechnik und der Einsatz neu gezüchteter Sorten, die dem Klima besser trotzen, aber ebenso, betonte Wasserwirtschaftler Prof. Grambow, München.

Nachhaltigkeit ist mittlerweile eine Mischung aus eigener Anspruchs­haltung, wirtschaftlicher Notwendigkeit und dem wachsenden öffentlichen Druck. Und Produktivität, Qualität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen, eine höchst komplexe Aufgabe. Dr. Mark Schneeberger, GEA, hat daher die Initiative ergriffen und einen Innovationsworkshop mit fünf international agierenden Brauereien durchgeführt. Dort zeigte sich: Für eine kontinuierliche Prozessoptimierung brauchen Brauereien vor allem eines: gut aufbereitetes Wissen statt unübersichtlicher Datenflut. GEA hat in der Zwischenzeit einen Prototypen für ein digitales Tool entwickelt. Details dazu gibt‘s ab Seite 967.

Drei in einem – Nachhaltigkeit sei eine Handlungsaufforderung, meint auch Paul Bauer, FlexBio Technologie, Einbeck. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, dass aus dem energiereichen Abwasser einer Brauerei Biogas erzeugt und daraus Ökostrom und Wärme gewinnt. Gleichzeitig werden die Kosten für die Abwasserentsorgung gesenkt. Das Einbecker Brauhaus hat es ausprobiert. Das Verfahren und die Erfahrungen aus der Brauerei dazu finden Sie ab Seite 981.

Kennen Sie schon unsere Dossiers? Auch die BRAUWELT möchte Sie mit gut aufbereitetem Wissen unterstützen und hat zu interessanten Schwerpunkt-Themen die wichtigsten Beiträge zusammengestellt. Sie finden sie ganz einfach unter www.brauwelt.com/Dossiers. Schauen Sie doch mal rein!

„Badewetter ist kein Hopfenwetter“ – mit diesem sehr anschaulichen Beispiel beschrieb IGN-Geschäftsführer Mario Scholz die Situation kurz vor Beginn der Hopfenernte im Rahmen des IGN-Hopfentages in der Hallertau. In diesen Tagen läuft die Ernte auf Hochtouren, und die Hopfenpflanzer schauen angesichts der wochenlangen Trockenheit mit einiger Sorge auf die Ergebnisse.

Informativer Hopfentag – Der Hopfentag selbst wartete mit zwei Schwerpunktthemen auf. Neben dem Thema Biodiversität – auch als Lösung für so einige Probleme im Anbau – ging es natürlich um die Ernteerwartungen, denn die andauernde Trockenheit hat die Entwicklung des Hopfens massiv beeinflusst. Zumindest dort, wo nicht bewässert werden kann – ein Thema, das zunehmend kontrovers zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft diskutiert wird. Klar ist, dass eine insgesamt schwache Ernte mit unterdurchschnittlichen Alphawerten auf massiv gestiegene Kosten trifft. Und beruhigend, dass es noch Lagerbestände aus der guten Vorjahresernte gibt. Nur bei bestimmten Sorten könnte es eng werden (S. 902).

Klimaempfindlichkeit – Dazu passt hervorragend der Beitrag von Dr. Adrian Forster, Wolnzach, und seinen Co-Autoren ab Seite 916. Sie haben sich mit der Klimaempfindlichkeit verschiedener Hopfen­sorten beschäftigt. Ihre Ergebnisse (die ausführlich im BrewingScience Hop Special vom Dez. 2021 oder auch in Folge 2 unseres Podcasts Hopfen­klang in der BRAUWELT Mediathek zu finden sind) zeigen, dass die Empfind­lichkeit der Hopfensorten eine große Streuung aufweist. Generell wird die Entwicklung der Inhaltsstoffe von der Witterung stark beeinflusst. Das Verhältnis der relevanten Stoffgruppen untereinander kann sich deutlich verschieben. Die Folge: Der Brauer muss mit der Hopfendosage flexibel auf die unterschiedliche Ernten reagieren.

Blicken wir auf den Biermarkt: Immerhin ist die Weltbierproduk­tion 2021 wieder leicht gestiegen, wie der BarthHaas-Bericht 2021/2022 ausweist (S. 904), und auch beim deutschen Fassbiermarkt 2021 verheißen die Zahlen rein statistisch einen Aufwärtstrend. Christiane Hohmann, Stemwede, hat sich den Fassbiermarkt 2021 exklusiv für BRAUWELT genau angeschaut. Aber auch hier zeigt sich: Die Ergebnisse fallen sehr individuell aus. Details dazu ab Seite 912.

Ungeachtet dessen steuern wir auf einen der Jahreshöhepunkte unserer Branche zu: Sehen wir uns bei der drinktec in München? Sie finden uns in Halle A5-100.

Wenn man sich die heutige BRAUWELT anschaut, dann zieht sich eines wie ein roter Faden durch die Beiträge: Wie lassen sich Abläufe effizienter gestalten? Wo kann man weitere Kosten einsparen? Was lässt sich noch im Unternehmen ändern, um umweltschonender zu produzieren? Nicht, dass diese Fragen neu wären. Angetrieben durch die aktuellen Krisen ist jetzt aber geradezu eine Aufbruchstimmung in der Brauwirtschaft spürbar.

Die Rolle der Digitalisierung – So empfindet es zumindest unser Autor Dr. Michael Eberhard, Regensburg. In seinem Beitrag für unsere Serie „CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft“ beschäftigt er sich mit der Frage, welchen Einfluss die Digitalisie­rung auf den CO2-Fußabdruck hat. Ab Seite 878 lesen Sie, wo die Digitalisierung helfen kann, für Transparenz zu sorgen, welche Maßnahmen heute schon umsetzbar sind und was zukünftig wünschenswert wäre.

Masterplan für den Drucktankkeller – Aufbruchstimmung auch in Vorchdorf in Österreich: Tech­nisch auf dem neusten Stand und damit für die Zukunft gut gerüstet zu sein, das war das Ziel der Schlossbrauerei Eggenberg bei der Planung des neuen Drucktankkellers. Ein Unterfangen, das in dem historischen Gebäude nicht ganz einfach war. Unsere Autorin Monika Wels, Thalmassing, stellt ab Seite 871 die neuen Anlagen vor, die dank guter Planung trotz der schwierigen räumlichen Verhältnisse in kurzer Zeit in Betrieb genommen werden konnten.

Zur Freude der Mitarbeiter – Kostensteigerung und Inflation treffen nicht nur die Brauerei, sondern auch ihre Mitarbeiter. Das beginnt schon mit der Fahrt zur Arbeit. Ob Fahrtkostenzuschuss, Tankgutschein oder Dienstfahrrad – Brauereien haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu unterstützen und deren Mobilitätskosten zu senken. Thomas Schneider, Essen, verrät ab Seite 882, welche das sind und wie sie sich steuerlich auswirken.

Chancen für eine Renaissance? – In seinem heutigen Beitrag beschäftigt sich Marketing-Experte Dr. Uwe Lebok, Nürnberg, mit Pils, einer Biersorte, die mal das Synonym für „Bier“ war, zu der der Begriff Aufbruchstimmung aber derzeit nicht so recht passen will. Seit Jahren ist der Pro-Kopf-Verbrauch rückläufig. Doch es gibt auch positive Beispiele, die Hoffnung auf eine Pils-Renaissance machen. Verdient hätte es das Pils, da kann ich Dr. Lebok nur zustimmen (S. 885).

Im Juni hatte der Sommer noch Startschwierigkeiten, ist aber seit Mitte Juli voll angekommen. Seitdem reiht sich ein Biergartenabend an den anderen. Die hochsommerlichen Temperaturen und der Wegfall der Corona-Beschränkungen dürften für guten Bierabsatz sorgen. Gute Nachrichten kommen auch aus Österreich. Christiane Hohmann berichtet von einer leichten Erholung des dortigen Biermarkts (ab S. 824). Sorgen angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und steigender Energiepreise bleiben, dennoch scheint es wieder ein bisschen voranzugehen.

Doppelter Packer – Auch die Biere der Privatbrauerei Plank aus Laaber erfreuen sich dank zahlreicher Auszeichnungen bei Bierwettbewerben zunehmender internationaler Beliebtheit. Der Bräu Michael Plank ist zwar mit dem Erfolg zufrieden, doch das händische Ein- und Umpacken der Flaschen war keine Dauerlösung mehr, ein Verpacker musste her. Denn für den Versand mussten auch Flaschen vom Kasten in den Karton umgepackt werden. Durch Umprogrammierung der Steuerung konnte der Einpacker um diesen Modus erweitert werden. Monika Wels stellt das Projekt ab Seite 826 vor.

Individuelle Reinigung – Normalerweise wird die Reinigung von Anlagen im Getränkebetrieb strikt nach Hygieneplan durchgeführt. Dabei bestehen fortschrittliche Möglichkeiten, die Anlagenreinigung genau nach Bedarf vorzunehmen. Biofilmsensoren z.B. ermöglichen dabei eine genaue Beurteilung des hygienischen Ist-Zustands einer Anlage. Damit spart das Unternehmen letztlich Zeit und optimiert den Verbrauch wertvoller Ressourcen wie Wasser, Energie und Chemikalien. Martin Löhrke zeigt die Möglichkeiten auf, die es bereits gibt, um den Anforderungen individueller Reinigungen gerecht zu werden (ab S. 829).

Sauerstoffeintrag – Sauerstoff ist der Feind frischen Biergeschmacks. Der letzte Produktionsschritt in der Brauerei, die Abfüllung, ist dabei besonders kritisch. Manfred Härtel, KHS, stellt im Beitrag ab Seite 835 eine modulare Abfüllplattform für Glasflaschen vor, die nicht nur bislang unerreicht niedrige Werte bei der Sauerstoffaufnahme bei gleichzeitig relativ niedrigem CO2-Verbrauch erreicht. Außerdem lässt sich der CO2-Verbrauch des Füllers etwa für Limonaden oder dunkle Biere, die etwas unempfindlicher gegenüber Sauerstoff sind, sortengenau einstellen.

Belgische Sauerbiere – Entschieden traditioneller geht es in vielen belgischen Brauereien zu. Die Brauerei Cantillon in Brüssel setzt etwa bewusst keine modernen Maschinen und Prozesse ein. Die Brauer maischen dort in hölzernen Bottichen ein, gebraut wird wegen der lokalen Zusammensetzung der Mikroflora nur in den Wintermonaten. Dr. Markus Fohr taucht ein in das bierige Brüssel und Umgebung (ab S. 838).

Nachdem wir uns mit Corona, Klimawandel und Ukraine-Krieg in einem andauernden Krisenmodus bewegen, ist man ja für jede gute Nachricht dankbar. Eine davon hat Christiane Hohmann heute für uns: „Das Ausland will deutsches Bier“, so der Titel ihres Beitrages ab Seite 786. Nach zwei Jahren Pandemie mit heftigen Absatzrückgängen verzeichnet die Exportstatistik, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: ein erstaunliches Plus! Ein Lichtblick und eine große Hilfe für viele Unternehmen! Mehr davon …

Upcycling von Reststoffen – Mit Energie aus eigenen Brauereireststoffen die Brauerei versorgen – ein schöner Traum? Nein, das ist schon seit längerem technisch möglich, war bei den bisher niedrigen Energiepreisen aber nicht lukrativ. Mittlerweile sind die Energiepreise – na, Sie wissen schon … und außerdem wurde das Verfahren so optimiert, dass das Eiweiß im Treber, das die Verwertung stört, aus dem Treber entfernt und anderweitig genutzt werden kann. Dr. Ralph Schneid, Steinecker, Freising, stellt ab Seite 788 die Biomassekonversion zum Upcycling von Braureststoffen und die Pilotanlage in der Privatbrauerei Ustersbach vor. Der Traum von der energieautarken Brauerei rückt einen Schritt näher.

Braugerstenversorgung – Auch wenn die Trockenheit noch Schlimmeres hat befürchten lassen, für ein Aufatmen am Braugerstenmarkt ist es leider noch zu früh, soviel wurde beim Blick auf die Felder kurz vor der Ernte Mitte Juli deutlich. Neben Regionen mit sichtbaren Trockenschäden, wie auf der unterfränkischen Braugerstenrundfahrt stellenweise zu sehen war (S. 781), werden aus anderen Regionen Bayerns, Deutschlands und innerhalb Europas auch mitunter gute Ernteergebnisse erwartet. Insgesamt wird die Versorgungslage unterschiedlich eingeschätzt, da der Markt nach zwei schwachen Jahren ohne Überhänge aus der alten Ernte in die neue Saison gehen muss, weiß Dagmar Hofnagel zu berichten (S. 782).

Es bleibt also doch spannend, aber das sind wir ja mittlerweile gewöhnt.

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