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06.12.2022

Eine traurige Nachricht

Es ging wie ein Lauffeuer herum. Kaum war die Nachricht vom Tode des allseits geschätzten und verehrten Weihenstephaner Brauwissenschaftlers Professor Ludwig Narziß draußen, erreichten uns die ersten entsetzten Anrufe in der Hoffnung, es möge sich um einen Fehler handeln. Leider nein, Prof. Narziß ist nicht mehr bei uns. Schon die Nachricht vor kurzem, dass es ihm nicht gut ginge, gab Anlass zur Sorge. Aber wie so viele hatte ich gehofft, dass er nochmal zu Kräften kommt. Für ihn, den 97jährigen, der bis zuletzt keine Anstrengung scheute, war diese Aufgabe dann doch zu schwer.

Ich habe einen Nachruf geschrieben. Das ist mir sehr schwergefallen. Und ich weiß, dass ihm der Text bei weitem nicht gerecht wird. Wie könnte er? So viel ließe sich über ihn erzählen, den Brauwissenschaftler von Weltruf, der die Brauereipraxis wie auch die Forschung national und international über Jahrzehnte prägte wie kein Zweiter. Der Hochschullehrer, der Generationen im Brauwesen ausbildete, der sich trotz vieler Aufgaben am Lehrstuhl für Technologie der Brauerei 1 und der TU München auch ehrenamtlich engagierte. Prof. Narziß, der Doktorvater, der für seine jungen Kollegen immer ein offenes Ohr hatte, sie forderte, aber auch förderte – sie verehren ihn bis heute. Ludwig Narziß, der Familienmensch, der zuletzt aus seinem geliebten Freising wegzog, um näher bei seiner Familie zu sein, und der immer voller Stolz von seiner Familie, den Kindern und den Enkeln sprach.

Bei all dem Fachwissen, das er in den bald 80 Jahren (!) seit seiner Lehre anhäufte und das ihm einen internationalen Ruf beschert hat, schaffte er es, Mensch zu bleiben. Bescheiden und liebenswert, bodenständig und mitten im Leben. Der Privatmensch Ludwig Narziß hatte viele Interessen, sein Wissen über Kriegsschiffe war legendär, seine Freude an Modelleisenbahnen höchst ansteckend, und im Laufe so mancher offizieller Führungen durch die Eisenbahnmuseen der Welt ergriff er irgendwann das Wort und brachte sein immenses Detailwissen ein. Er war ein Mann mit viel Sinn für Humor, was oft hervorblitzte, der sich amüsieren konnte, wenn er – bereits hochbetagt – den Weihenstephaner Berg hinauf spurtete und deutlich Jüngere schwer schnaufend zurückblieben – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.

Es wäre ihm gar nicht recht, das hier zu lesen! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn lächelnd abwinken: Viel zu viel Aufhebens um seine Person. Wir werden ihn vermissen und vergessen werden wir ihn nie.

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