Davon ist Dr. Andreas Brandl, Doemens, fest überzeugt. Beim Spalter Rohstofftag Ende Oktober mahnte er, die Zeichen der Zeit nicht zu verschlafen und dem Verbraucher nicht mit Brauer-Vokabular, sondern vielmehr mit einer leicht verständlichen Sprache geschmackliche Besonderheiten eines Bieres näher zu bringen. Werbung müsse produkt- und weniger erlebnisorientiert ausgerichtet werden, sonst blieben die Biere austauschbar (S. 1371).
In der Liste der ältesten Unternehmen Deutschlands finden sich auffallend viele Brauereien. Offensichtlich sind Brauer mit besonderer Zähigkeit gesegnet. Und dem notwendigen Unternehmergeist: Zu einer Zeit, als das Wort „Win-Win-Situation“ noch lange nicht am Horizont der deutschen Sprache zu sehen war, startete die Kitzmann Bräu in Erlangen ihre Kooperation mit dem Gasthaus Polster. Jetzt wurde das 100. Jubiläum gefeiert (S. 1320). Auch die Erzquell Brauerei in Bielstein hat Grund zum Feiern. Zum 125. Jubiläum hatten sich die Brauer aus dem Siegtal einiges ausgedacht (S. 1322). Aber nicht alle Firmen erfreuen sich eines langen Lebens …
Das gilt nicht nur für die Rohstoffe, z. B. Braugerste. Wie beim 39. Internationalen Braugerstenseminar der VLB in Berlin zum wiederholten Male betont, ist die Höhe der Braugerstenprämie das entscheidende Instrument zur Beeinflussung der Anbaufläche
Seminar-Veranstalter haben es nicht leicht. Seit Jahren konkurrieren immer mehr Anbieter um eine abnehmende Zahl potenzieller Teilnehmer. In so manchen Betrieben wird die Notwendigkeit, Neues aus Forschung und Praxis aus erster Hand zu hören und sich mit Kollegen aus anderen Unternehmen auszutauschen, kritisch betrachtet. Aber einige Veranstaltungen können sich dem Trend entziehen:
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile – davon konnten sich auch die Teilnehmer des 3. EBC Hop Symposiums, das von 12. bis 14. September in Wolnzach stattfand, überzeugen. Denn wie vielfach schon erwähnt, sind es nicht nur die Alpha-Säuren, die den Hopfen für den Brauer so interessant machen. Vielmehr habe man gerade durch die Verwendung der unterschiedlichsten Hopfensorten ein hervorragendes Instrument, um sich mit seinen Produkten von anderen Bieren abzusetzen, betonte EBC-Präsident Christian von der Heide in seiner Begrüßungsansprache auf dem EBC-Symposium
Die hohe Politik kam in die Hallertau! Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und zahlreiche Vertreter aus Behörden, Verbänden und der Industrie kamen, um sich persönlich über die Hopfenforschung und den Hopfenmarkt zu informieren. Die traditionelle Hopfenrundfahrt trägt sehr erfolgreich dazu bei, das gute Verhältnis zwischen der Hopfenwirtschaft und der Politik zu erhalten. So hatte die Ministerin einige gute Nachrichten als Gastgeschenk mit in die Hallertau gebracht, die die Rahmenbedingungen für den Hopfenbau erleichtern werden (S. 1115). Aber nicht nur politisch-strategisch, sondern auch technisch ist dies wichtig.
Der Sommer neigt sich dem Ende. Die Hopfenernte beginnt, wenn auch – den Wetterkapriolen seit dem Frühjahr geschuldet – in diesem Jahr verspätet. Kapriolen schlägt aber nicht nur das Wetter, sondern auch die Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten. Einem heißen Sommer scheint ein heißer Herbst zu folgen. Darauf deutet die Vielzahl der brandaktuellen Rohstoffthemen in dieser Ausgabe hin.
Biere, die bisher überregional kaum vermarktet werden, und alles was damit zusammenhängt, sind das Thema zahlreicher Attraktionen und Angebote zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, wie eine Studie ergab. Eine „Genussoffensive“ soll Abhilfe schaffen. In einem modernen „Genussportal“ soll das Angebot gebündelt werden, wobei Bier häufig im Mittelpunkt steht. Jürgen Witt, NRW-Verbandsgeschäftsführer, freut sich über eine neue Bierroute durch NRW, die so beworben werden wird. „Die Bierroute NRW soll Sympathieträger und Botschafter für unser Bier sein“ (S. 1030).
„Wir wollen das Bewusstsein des Gastronomie-Nachwuchses für Bier und die deutsche Bierkultur stärken“. Das sagte Jens Caßens, Vertriebsdirektor Gastronomie national der Radeberger Gruppe, und er tut einiges dafür: Zusammen mit den Hotelfachschulen in Berlin, Dortmund, Hamburg und Hannover hat die Radeberger Gruppe einen nationalen Bier-Wettbewerb ins Leben gerufen, bei dem sich 100 Hotelfachschüler dank eines qualifizierten Seminar-Angebotes umfangreiches Fachwissen aneignen konnten und dies in einer Abschlussprüfung dokumentieren mussten (S. 988). Ein vorbildliches Engagement für deutsche Bierkultur, das zur Nachahmung empfohlen sei!
Jede Brauerei hat eine. Sie entscheidet über Wohl und Wehe, über „go“ oder „no go“. Und man ist froh, wenn man sich auf sie verlassen kann! Die Rede ist von der Qualitätssicherung. Parallel mit den gesetzlichen Bestimmungen oder Forderungen des Handels steigen die Anforderungen: noch schneller, noch sicherer, noch genauer und natürlich noch kostengünstiger. Da verliert man leicht den Überblick. In unserem heutigen Labor- und Analysen-Special zeigen wir Ihnen daher die neusten Trends und Entwicklungen. Und auch unterschiedliche Strategien.
„Für die Brauereien ist es wie für wenig andere Gewerbe von größtem Interesse, ja eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sich auf längere Zeit im Voraus einen festen, geregelten Absatz für ihr Erzeugnis zu sichern. …“ Diese Feststellung ist nicht neu, sie stammt von Dr. H. Schulze-Besse, VLB Berlin, aus dem Jahre 1908, gilt in gleichem Maße auch für die Rohstoffbeschaffung und die gesamte Produktionssicherung – und ist heute so aktuell wie damals.
Nach der Absatzflaute im Mai lässt das herrliche Sommerwetter in diesen Tagen auf einen deutlichen Mehrabsatz an Getränken in den kommenden Wochen hoffen. Für das zweite Quartal 2010 berichtet das ifo-Institut, München, noch von einer verschlechterten konjunkturellen Situation im Bereich Bier gegenüber dem ersten Quartal 2010 (S. 842). Angesichts der momentan vollen Biergärten und verschiedenster Sommerevents in Städten und Gemeinden könnte sich das zweite Halbjahr für die Brauer vielleicht doch noch zum Besseren wenden.
Wer seinen Absatz sichern möchte, muss mit der Zeit gehen. Das Thema Umwelt zum Beispiel stünde beim modernen Konsumenten momentan hoch im Kurs, betonte Hubert Brandl, Geschäftsführer SIMG – Solarbier Innovations- und Marketing-Gesellschaft GbR, anlässlich einer Feierstunde bei der Privatbrauerei Raab in Hofheim/Unterfranken.
Wer kennt ihn nicht, den Satz: „Was will uns diese Werbesendung sagen?“ Und wie oft hat man sich diese Frage selbst schon gestellt? Jährlich werden in Unternehmen und Handel mehrere Milliarden EUR für Werbemaßnahmen ausgegeben. Nicht in jedem Fall eine lohnenswerte Geldanlage. Gute Werbung sollte vor allem genügend Inhalt haben, um die gewünschte Zielgruppe zu erreichen. Wer an seiner Klientel vorbeischießt, gerät als Werbender schnell ins Abseits. Viele Konsumenten begegnen der täglichen Werbeflut nämlich mit Vermeidungsstrategien, weiß unser Autor Jürgen Nünning zu berichten. Während der Werbepausen im TV wird zum Beispiel schnell einmal auf einen anderen Kanal gezappt, Zeitungsbeilagen landen oft ungelesen im Müll.
Wenn Althergebrachtes vermeintlich ausgedient hat, muss geprüft werden, ob es einer Modernisierung bedarf. Dies geschah beim Deutschen Brauer-Bund [EV] im Hinblick auf die bestehenden Verbandsstrukturen. Auf dem Deutschen Brauertag am 9. und 10. Juni 2010 in Berlin bekannten sich die Mitglieder des Deutschen Brauer-Bundes nun einstimmig zu den bestehenden Verbandsstrukturen. Die im letzten Jahr beschlossene Satzung hat damit Bestand.
Der Bierabsatz ist rückläufig. Selbst der Export war 2009 davor nicht gefeit, wenngleich deutsche Biere im Ausland nach wie vor einen guten Ruf haben und damit großes Entwicklungspotenzial (S. 660, S. 662, S. 664). Das ausgefallene Frühjahr konnte wohl ebenfalls kaum dazu beitragen, den Absatz zu steigern. Hoffen wir auf den Sommer.
Täglich begegnet uns eine Vielzahl an neuen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Griechenland ist pleite, der Öl-Multi BP hat alle Hände voll damit zu tun, eine Umweltkatastrophe in den Griff zu bekommen, und die Nationalmannschaft bangt nach Ballacks Ausfall um den begehrten WM-Titel. Auch die Brau- und Getränkebranche hierzulande sieht sich ihren ganz eigenen Aufgaben gegenüber. Zum Beispiel, wie sich Nachhaltigkeit in Gebäuden, in Unternehmen und in den Kommunen umsetzen lässt. Viel diskutiert wurde darüber auf der Konferenz C.L.I.M.A.T.E. 2010 – Energieeffizienz und Klimawandel (S. 613).
Zwei unterschiedliche Veranstaltungen, unterschiedliche Redner, ein anderes Publikum – und doch derselbe Fokus, dieselben Argumente, dieselbe Quintessenz. Es scheint langsam Bewegung in die Frage nach „Menge oder Marge?“ zu kommen. Oder zumindest die Erkenntnis einzutreten, dass Menge nicht für alle die richtige Strategie ist und also etwas passieren muss. Dies zeigen die aktuellen Veranstaltungsberichte in der heutigen BRAUWELT. Endlich – möchte man anfügen!
Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Hopfenforschung in Wolnzach bezog Prof. Thomas Becker diese Aussage auf die Forschungsschwerpunkte seines Lehrstuhls für Brau- und Getränketechnologie in Freising im Bereich Hopfen. Sie lässt sich aber erweitern …
Für europäischen Ohren neigen Amerikaner gern zu Übertreibungen: Das weltweit beste X, das weltweit größte Y. Manchmal muss man aber neidlos anerkennen, dass sie den Weltrekord tatsächlich innehaben – auch wenn es sich um das Bier dreht, wo wir Deutschen meinen, wir hätten jeglichen Rekord per se inne.