Nun ist es wieder soweit: Das Jahr 2023 neigt sich mit schnellen Schritten dem Ende entgegen. Und mir fällt die Ehre zu, die letzten Zeilen des Jahres zu verfassen. Weil die Adventszeit in diesem Jahr so kurz war, und auch der später stattfindenden BrauBeviale wegen, zog die Vorweihnachtszeit 2023 doch in sehr konzentrierter Form an uns vorüber. Umso willkommener sind wieder die „Tage zwischen den Jahren“. Eine kurze, dafür aber umso wichtigere Phase, in der man zur Ruhe kommen, aber auch über wichtige anstehende Entscheidungen und Pläne nachdenken kann.
Abfüllung – Das haben die meisten Aussteller auf der BrauBeviale im Bereich Abfüllung und Verpackung bereits getan. Viele Maschinenbauer konzentrierten sich auf kleinere und mittlere Leistungsbereiche. Wobei die Punkte Nachhaltigkeit und Flexibilität immer ganz weit oben auf der Liste der Entwickler standen. Mit dieser Tendenz kamen die Firmen den Wünschen vieler Messebesucher aus über 120 Ländern sicherlich sehr entgegen, meint Dr. Karl-Ullrich Heyse, unser Herausgeber. Er präsentiert Ihnen ab Seite 1366 den ersten Teil seines Messerückblicks Abfüllung und Verpackung.
Algen – Nach Darstellung der grundsätzlichen Konzepte der Algenproduktion zur Nutzung von physiologisch entstandenem CO2 in Brauerei und Mälzerei in BRAUWELT Nr. 49, beschäftigt sich der zweite Teil dieser Artikelserie mit der Entwicklung eines Getränks aus Algenpulver. Das Endprodukt wartet mit einer Reihe von Zusatznutzen auf (proteinreich, vitaminreich, glutenfrei) und präsentiert sich in attraktiver blauer Farbe („Blaualgen“). Wirklich faszinierend, was man als Brauer alles herstellen kann! Der Artikel beruht auf den Ergebnissen der Masterarbeit von Maryam Pakheirian am Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie der TU München (ab S. 1356).
Aufgepasst – In der letzten Ausgabe des Jahres widmen wir uns traditionell auch immer wieder Management-Themen. Nicht für jeden von uns ein Lieblingsthema – vorsichtig formuliert – aber dennoch wichtig. Hier möchte ich Ihnen ganz besonders den Beitrag von René Schumann ab Seite 1370 ans Herz legen. Es geht um Verhandlungsführung im Großhandel und die hier zunehmende Aktivierung von Tools wie Big Data und Künstlicher Intelligenz. Und weil ich finde, dass Sie hier einen sehr wertvollen Einblick in den Werkzeugkasten des Verhandlungspartners bekommen, meine absolute Leseempfehlung!
Und somit bleiben mir nur die wirklich letzten Zeilen des Jahres zu schreiben: Ihnen und Ihren Liebsten wünsche ich im Namen der gesamten Belegschaft des Fachverlags Hans Carl frohe Weihnachten, entspannte Feiertage und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr 2024!
Liebe Leserschaft,
wir waren überzeugt, dass nach der Corona-Pandemie mit all ihren Turbulenzen und Nachwirkungen wieder mehr Ruhe einkehrt und Zeit für neue Gedanken und Taten ist, als mit dem Ukraine-Krieg die weltpolitische Lage erneut aus den Fugen geriet. Die Folgen sind bekannt: Engpässe aufgrund nicht mehr funktionierender Lieferketten, Fachkräftemangel, explodierende Energiepreise und Inflation, die sich inzwischen wieder etwas abflacht. Der aktuelle militärische Konflikt in Israel zeigt uns erneut, dass wir alle uns wohl nicht werden ausruhen können.
Die Getränkebranche hat trotz der vielen Widrigkeiten eine erstaunliche Resilienz bewiesen. Auch wenn einige Brauereien aufgeben mussten und die aktuellen Absatzzahlen alles andere als erfreulich sind, gehen viele Betriebe mit Tatkraft voran und investieren, um für die Zukunft optimal aufgestellt zu sein.
Und warum schreiben wir Ihnen?
Auch wir als Fachverlag sehen uns mit den genannten Herausforderungen konfrontiert und müssen uns überlegen, wie wir in den nächsten Jahren erfolgreich bestehen können. In unserer über 160 Jahre währenden Unternehmensgeschichte hat es schon viele Krisen gegeben, die wir bisher immer gut bewältigt haben, sodass wir uns im Markt behaupten oder sogar unsere Stellung verbessern konnten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bei der BRAUWELT wird es ab 2024 einige Veränderungen geben. Unser Ziel ist es, Ihnen weiterhin eine lesenswerte Fachpublikation zu bieten, die für Sie die gewohnte Relevanz und Qualität hat. Wir bieten daher künftig …
- die BRAUWELT alle zwei Wochen, die Sie entweder als gedrucktes Heft (Print) oder als ePaper in der BRAUWELT-App lesen können (25 Ausgaben im Jahr),
- den BRAUWELT Newsletter alle zwei Wochen, der Ihnen einen schnellen Überblick der aktuellen Ausgabe liefert,
- Sondernewsletter bei wichtigen Ereignissen,
- eine Sonderpublikation BRAUWELT Vorschau, entweder vor der BrauBeviale in Nürnberg oder der drinktec in München,
- viele zusätzliche Angebote auf BRAUWELT.com wie Bildergalerien, Berichte über Veranstaltungen, Podcasts und Whitepapers,
- Recherche in unserem Artikelarchiv, das bis in das Jahr 1991 zurückreicht.
Durch diese Umstellung können wir einerseits die Preise für das Abonnement und für die unterschiedlichen Werbeformate stabil halten. Anderseits können wir unsere internen Abläufe optimieren und den aktuellen Entwicklungen im Markt auf den Grund gehen.
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Vergnügen beim Lesen der BRAUWELT und freuen uns über Ihr Feedback.
Kaum fängt sie an, ist sie auch schon wieder vorbei. Nach drei erfolgreichen Messetagen kann die BrauBeviale zufrieden auf ihren Neustart zurückblicken. Mit guter Resonanz und vielen Möglichkeiten zum intensiven Austausch bot die Messe Gelegenheit, Antworten auf die aktuellen Aufgabenstellungen zu finden, und die befanden sich vorrangig im Bereich Energieeinsparungen, Effizienzoptimierungen durch verstärkte Automatisierung und bei Themen der Nachhaltigkeit. Einen ersten kurzen Blick aufs Messegeschehen bieten wir ab Seite 1273. In den nächsten BRAUWELT-Ausgaben werden wir den dann noch vertiefen.
Gute Kommunikation gefragt – An der diesjährigen Sommergerstenernte in Bayern gibt es nicht viel zu beschönigen. Die Anbaufläche folgt einem klaren Abwärtstrend, und ausgerechnet die klassischen Braugerstenregionen Bayerns bleiben im Ergebnis sowohl bei der Menge als auch bei der Qualität hinter den Erwartungen zurück, wie Dr. Markus Herz, LfL, Freising, in seinem Ernterückblick zur Sommerbraugerstenernte 2023 ab Seite 1279 beschreibt. Da es jedoch große regionale Unterschiede gibt, empfiehlt der Experte gute Kommunikation, Flexibilität und Verständnis innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette, um einen möglichst großen Teil der Sommergerstenernte in die Verarbeitung zu bringen!
CO2 als Wertstoff – In der Mälzerei wie auch in der Brauerei entstehen erhebliche Mengen an CO2. CO2-neutral(er) zu produzieren, ist daher eine wirkliche Herausforderung. Einen ungewöhnlichen, aber interessanten Ansatz präsentieren Maryam Pakheirian und Dr. Bertram Sacher, Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie der TU München in Weihenstephan. Sie beschreiben ab Seite 1289, wie in Brauerei- oder Mälzereianlagen Algen CO2 für den Aufbau von Biomasse nutzen können. Daraus lässt sich anschließend ein protein- und vitaminreiches Erfrischungsgetränk herstellen und so die Produktpalette der Brauerei lukrativ erweitern.
Bewertung von Hopfen – Gerne wird der HSI, der Hop Storage Index, zur Bewertung des Hopfens herangezogen. Er beschreibt, wie stark Hopfen in der Lagerung gealtert ist. Allerdings gibt es Einschränkungen durch Einflussfaktoren wie die Hopfensorte, die Lagerungstemperatur oder auch den Druck beim Ballenpressen. „Der HSI erhebt nicht den Anspruch, der wichtigste Messfaktor für Qualität zu sein“, sagt Mark Zunkel, BarthHaas, Nürnberg. Ab Seite 1285 zeigen er und seine Co-Autoren, was der HSI in puncto Bewertung von Hopfen kann bzw. was der Brauer berücksichtigen muss.
Es ist das große Ziel der gesamten Branche. Und sicher werden wir auf der gerade laufenden BrauBeviale in Nürnberg viele Lösungsansätze sehen, die genau dieses Ziel verfolgen: Transformation. Aber nicht nur hier, auch bei kleineren Veranstaltungen als dem Jahreshöhepunkt im Messekalender gibt es Tipps für erste Schritte auf diesem langen Weg.
Zukunftsfähig – So stand das Thema „Transformation zu einer nachhaltigeren, digitalisierten Produktion“ klar im Vordergrund, als Florian Huber das Programm für die diesjährige Mälzereitechnische Arbeitstagung bei Doemens erstellte. Das Ergebnis war ein attraktives Programm zu den Herausforderungen im Rohstoff- und im Energiebereich, zu Möglichkeiten der Transformation in der Mälzerei und zu nachhaltiger Unternehmensführung. Wir waren vor Ort und berichten ab Seite 1229.
Umgedacht – Ein Dauerbrenner ist das Thema Energiekosten. Friedrich Banke und seine Co-Autoren, banke GmbH, Taufkirchen, stellen ein Konzept vor, das drastische Kostensenkungen im Brauprozess verspricht. Die Idee: Dank hocheffizienter Rekuperation und Erschließung von Abwärme aus Kälte- und Druckluftanlagen wird es möglich, ausschließlich Brauwasser als Wärmeträger- und Wärmespeichermedium zu verwenden. Und das bietet Möglichkeiten, wie ab Seite 1255 zu lesen ist.
Umgesetzt – Aber es geht noch mehr: Ab Seite 1249 stellt Carmen Vees, ATN Wasseraufbereitung in Mönsheim, ein Projekt vor, das die Erarbeitung von Maßnahmen zur Einsparung von Wasser bzw. zur Verbesserung der Ausbeute an Produktwasser zum Ziel hatte und zu ganz konkreten Ergebnissen kam. Oder: Lässt sich mit einer Mikrofiltration als Endfiltration die Pasteurisation umgehen? Diese Frage stellten sich Dr. Tim Meier-Dörnberg und seine Co-Autoren bei Pall. Ab Seite 1242 erläutern sie den theoretischen Hintergrund und zeigen, welche Prüfungen Membranfilterkerzen durchlaufen, um die obige Frage mit einem „Ja, sicher“ beantworten zu können.
Vorausschauend – „Ein EHEDG-Zertifikat kann dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens in der Getränkeindustrie zu steigern …“, sagt Autor Dr. Jürgen Hofmann im letzten Teil der Hygienic Design-Serie. Das ist wichtig, da die Anforderungen an Produktivität, Hygiene und einen nachhaltigen Betrieb ständig steigen und die Anlagen oft jahrzehntelang im Einsatz sind. Welche Möglichkeiten die Zertifizierung bietet, aber auch welche Grenzen sie hat – das lesen Sie in „Das EHDG-Zertifikat als Garant für Hygienic Design“ ab Seite 1246.
Noch ein paar Tage und dann ist es wieder soweit: Die BrauBeviale 2023 in Nürnberg öffnet ihre Tore. Im Moment laufen die letzten Vorbereitungen für das große Event. Und wie Sie sehen, wirkt sich das auch auf diese BRAUWELT-Ausgabe aus, denn wir haben viel zu erzählen …
Höchst aktiv – Schon in unserem aktuellen Wochenreport ab Seite 1174 drängen sich die Veranstaltungsberichte aus der letzten Zeit. Bei der VLB-Tagung in Berlin, beim Brauring-Jubiläum bei Doemens, bei der Slow Brewing Mitgliederversammlung in Kärnten, dem Hopfenpflanzerverband in Tettnang oder bei den Privaten Brauereien Bayern – überall war richtig was los: schöne Veranstaltungen zu erfreulichen Anlässen und mit vielen guten Gesprächen unter Kollegen.
Sicherheit ist ein Aspekt, der beim Lesen der heutigen Beiträge oft auftaucht; Lebensmittelsicherheit, Produktschutz, Arbeitssicherheit … Er wird – natürlich neben Qualität und Effizienz – auch in Nürnberg eine große Rolle spielen. Gut, wenn sich jemand berufen fühlt, in puncto Hygienic Design Leitlinien und Testmethoden zu entwickeln, die der Industrie zu gut konstruierten Produktionsanlagen verhelfen und so einen effizienten Betrieb ermöglichen. Im vierten Teil unserer Serie zu Hygienic Design stellen wir daher die European Hygienic Engineering and Design Group (EHEDG) mit ihren Zielen und Strukturen, wie zum Beispiel dem EHEDG Prüflabor am Forschungszentrum Weihenstephan, vor (Seite 1200).
Sicher sauber – So zweifelsfrei Reinigung und Desinfektion notwendig sind, um mikrobiologisch einwandfreie Qualität zu erreichen, so achtsam sollte man bei der Wasseraufbereitung sein. Hier kann bei Verwendung chlorhaltiger Mittel als Nebenprodukt Chlorat entstehen, das kontrolliert werden muss. Unter dem Aspekt des möglichst sicheren und chloratarmen Betreibens von Desinfektionsanlagen werden im Beitrag ab Seite 1194 die Ursachen, die rechtlichen Rahmenbedingungen, mögliche Eintragsquellen sowie vor allem Präventionsmöglichkeiten vorgestellt – denn der Anlagenbetreiber hat vieles selbst in der Hand.
Mikrobierprofil – Zum Schluss geht es nochmal um die Rohstoffe. Im Beitrag ab Seite 1184 beschreibt ein französisches Forscherteam um Solène Dubs von der Universität Straßburg ein neues Verfahren zum GC-MS Screening von volatilen Hopfenverbindungen. Ziel war es, den Aromaeintrag verschiedener Hopfensorten über den Brauprozess hinweg ins Bier zu verfolgen. Das Besondere sind hierbei die minimalen Probenvolumina, die das Handling vereinfachen.
Und jetzt freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Ihnen zur BrauBeviale, wie immer in Halle 1, Stand 201!
Auch wenn jetzt der Herbst endgültig da ist und wir mit dieser ersten Messeausgabe schon stramm auf die BrauBeviale am Ende des Monats zusteuern, so beschäftigen uns die Ernte und Rohstoff-Themen doch noch in weiten Teilen der heutigen BRAUWELT.
Enttäuschendes Ergebnis – Das fällt zum einen in unserem aktuellen Wochen-Report auf, wo die schwierige Sommergerstenernte 2023 und ihre Auswirkungen auf Braugerstenmenge und -qualität bei den verschiedenen Veranstaltungen thematisch im Mittelpunkt standen. So zum Beispiel beim 17.Praxisseminar des Forschungszentrums Weihenstephan in Wien. Einen Überblick über dieses und andere Themen des Praxisseminars geben wir ab Seite 1129. Einen detaillierteren Einblick in die Ernteergebnisse finden Sie dann im Bericht der Braugersten-Gemeinschaft ab Seite 1132.
Fallstrom-Konditionierung – Wenn ein Verfahren, das kürzere Läuterzeiten, höhere Extraktausbeute und bessere Bierqualität verspricht, kaum zum Einsatz kommt, liegt das meist an Problemen wie Platzbedarf, Wartungs-, Personal- oder Kostenaufwand. Zeit, dies zu ändern, finden Christian Kull und Fabian Gabler, BrauKon, Seeon, und werfen einen „neuen Blick auf die Malzkonditionierung“. Ab Seite 1142 stellen sie ihre Antwort, die Fallstrom-Konditionierung, vor, die sie bei der Brauerei Camba Bavaria auch gleich einem Praxistest unterzogen haben.
Der Hopfen und sein Brauwert – Mit dem Alter verändert sich alles, auch beim Hopfen. Temperatur, Sauerstoff und Zeit beeinflussen den Brauwert des Hopfens. In Teil 1 ihres Beitrages „Der Hopfen mag auch nicht alt werden“ ab Seite 1136 beleuchten Dr. Alicia Muñoz Insa und ihre Co-Autoren von der BarthHaas-Gruppe, Nürnberg, was bei der Oxidation geschieht, wie man die Veränderungen messen kann und welche Auswirkungen, technologisch wie wirtschaftlich, das alles für den Brauer hat.
Mitgefangen, Mitgehangen– Und auch das ist eines der aktuellen Themen, das die Brauwirtschaft stark beschäftigt: das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder kurz LkSG. Zwar gilt es nur für Unternehmen mit Arbeitnehmerzahlen, die für die hiesige Getränkebranche kaum zutreffen. Trotzdem hängt man „mit drin“, wenn am Ende der Lieferkette ein großes Handelsunternehmen steht, was oft der Fall sein dürfte. Es hilft also alles nichts: man muss sich informieren. Rechtsanwältin Dr. Danja Domeier hilft beim Einstieg ins Thema ab Seite 1159 mit einem gut verständlichen Überblick zum Geltungsbereich, zu den geschützten Rechten, den einzuhaltenden Sorgfaltspflichten und den Folgen bei Verstößen.
Die aus dem Altgriechischen stammende Wendung „panta rhei“, wörtlich „alles fließt“, war einer der Lieblingssprüche meines Lateinlehrers. Warum er es so liebte, uns Schüler damit zu verwirren, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er mitgeben, dass eben die Welt in permanenter Veränderung ist. Auf die aktuellen Herausforderungen bezogen scheint mir der Aphorismus heute passend, denn zweifellos ist die Welt im Wandel, vielleicht stärker als jemals zuvor. Und wo man vom Fließen spricht, ist Wasser nicht weit:
Wasserresilienz entwickeln – Bill Denyer, Envirogen Group, richtet den Blick aufs große Ganze und geht der Frage nach, wie sich „wasserresiliente“ Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Als bestimmendes Prinzip gilt die Aussage, dass Wassereinsparungen in jedem Fall finanziell, umwelttechnisch und sozial vernünftig sind. Davon ausgehend gilt es dann potentielle Chancen im eigenen Betrieb zu identifizieren, z. B. ob aufbereitetes Wasser für eigene Anwendungen genutzt werden kann. Um einen Überblick zu gewinnen, bieten sich Prozess-Fluss-Diagramme an, denn so lässt sich beurteilen, an welchen Punkten der Hebel zu Einsparungen am größten ist (ab S. 1111).
Aufbereitung automatisieren – Der Grad der Automatisierung und damit einhergehend der Digitalisierung stellt sich für den wirtschaftlichen Erfolg einer Brauerei zunehmend als knallharter wirtschaftlicher Faktor dar. Die Brauerei Frastanz im österreichischen Vorarlberg begann daher im Jahr 2021 mit einer umfassenden Modernisierung, die Ende dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Im Zuge der Erneuerung wurde auch die Wasseraufbereitung auf zukunftssichere Beine gestellt. Dominik Wiedenbauer, Grünbeck Wasseraufbereitung, schildert, wie die Brauprozesse seitdem effizienter, kostengünstiger und vor allem: automatisierter ablaufen (ab S. 1098).
Auf die Details achten – Die elegantesten Lösungen sind immer die, die nicht mit großen Investitionen verbunden sind, aber dennoch substanzielle Einsparungen nach sich ziehen. Marc Zinkler von der Privatbrauerei Moritz Fiege in Bochum geht solchen Ansätzen mit Leidenschaft nach. Im Rahmen des betriebsinternen und abteilungsübergreifenden Controllings wurden die Reinigungskonzepte auf Herz und Nieren überprüft. Durch eine verbesserte Mechanik bei der Tankreinigung durch Rotationsspritzköpfe und den Einsatz von Nebeldüsen bei der Staubniederschlagung in der Kieselgurfiltration konnten Verbesserungen der Wirtschaftlichkeit und Arbeitssicherheit bei minimalen Investitionen erreicht werden (ab S. 1103).
Ich hoffe, dass Sie in diesen und weiteren Beiträgen dieser Ausgabe Impulse und Ideen für den eigenen Betrieb gewinnen können, damit auch bei Ihnen weiterhin das Bier fließen kann.
Wie lässt sich der Erfolg einer Brauerei gestalten? In diesen herausfordernden Zeiten eine schwierige Frage, die Sie, liebe Leser, sich täglich stellen müssen. Da wir in Deutschland den Luxus einer mittelständisch und damit äußerst vielfältig aufgestellten Brauwirtschaft genießen dürfen, wird die Antwort in jedem Betrieb mit Sicherheit auch sehr unterschiedlich ausfallen. Der Einsatz neuer Zuchtsorten, die besser mit immer häufiger auftretendem Trocken- und Hitzestress auskommen, ist eine mögliche Antwort, die praktischerweise in den Betrieben keinen Investitionsstress auslöst. Georg Rittmayer stellte jüngst sein „Beer for Future“ vor, ein helles Landbier, das ausschließlich mit neuen Hopfen- und Gerstensorten gebraut wurde, die speziell mit Trockenstress gut zurechtkommen. Ein Bier, das zeigt, dass „diese Sorten schmecken nicht“ keine zeitgemäße Erwiderung auf die Herausforderung Klimawandel mehr ist (S. 1053). In diesem Zusammenhang sei auch auf Teil 1 der Alpha-Säurenwerte von Hopfen der Ernte 2023 auf Seite 1054 verwiesen.
Charaktervoll – Der Exportmarkt USA scheint sich auf den ersten Blick vielversprechend zu entwickeln, laut Brewers Association wuchs die Kategorie der importierten Biere 2022 um knapp drei Prozent. Doch die Pandemie mit ihren Folgeerscheinungen – die Kosten für hunderttausende entsorgter Kegs mussten sich z. B. Brauereien, Importeure und Großhändler teilen – führte zu erhöhter Vorsicht. Wer es schafft, sich hier einzigartig und unnachahmlich zu positionieren, kann aber auch zukünftig noch punkten (ab S. 1055).
Stressfrei – Der ungeplante Ausfall von Verschleißteilen verursacht akuten Stress und Produktionsstillstand. Und zieht erhebliche Kosten nach sich. Präventive Instandhaltung lässt sich zwar z. B. auf die Zeit außerhalb der Saison vorhersehbar planen, doch auch das ist mit erhöhten Kosten verbunden, denn dadurch „verschenkt“ die Brauerei monatelange Laufzeiten. Das geht gerade bei hochpreisigen Bauteilen über die Jahre ins Geld. Die Software Brewcast des Start-ups Flowsight aus Augsburg verspricht eine durch KI unterstützte ganzheitliche Sicht auf den Produktionsprozess. Das System wurde in der Brauerei Riegele in Augsburg installiert und versorgt nun alle beteiligten Mitarbeiter mit dem vollständigen Überblick über alle Prozesse rund um die Instandhaltung (ab S. 1065).
Wettbewerbsfähig – Einen Blick in die Zukunft der Getränkebranche wagen die Getränke Impuls Tage Anfang 2024. Die Netzwerk-Veranstaltung lockt seit 2012 führende Branchenvertreter zum Austausch. 2024 steht das Event unter dem Motto „Zukunft zwischen Dynamik und Resilienz“ und widmet sich den oben angesprochenen Fragen: Wie schaffen es Unternehmen flexibel und agil zu bleiben, sich anzupassen und stets wettbewerbsfähig zu bleiben (ab S. 1078).
„Wir haben die politischen Risiken vergessen.“ Nein, ich spreche nicht von der Wahlwerbung, die jetzt über viele Wochen vor der Wahl in Bayern und Hessen zu hören war. Das sagen Dr. Ina Verstl und Ernst Faltermeier mit Blick auf die große Weltbühne und darauf, wie Unternehmen, auch Brauereien, mit politischen Risiken umgehen.
Globalisierung in Gefahr – Die Krisen der letzten Jahre sind anders als bisherige. Die für uns so selbstverständliche Globalisierung und ihre Vorzüge sind ebenso ernsthaft gefährdet wie die Investitionen von Brauereien in Ländern, die mit einer neuen internationalen Ordnung liebäugeln. Wie konnte das geschehen, was heißt das für uns heute und was könnte uns noch drohen? Dr. Ina Verstl und Ernst Faltermeier gehen diesen Fragen in „Politische Risiken in einer instabilen Welt“ ab Seite 1018 nach.
Umsätze in Gefahr – Die Folgen der internationalen Entwicklungen sind letztendlich überall spürbar, auch bei uns vor der Haustür. So gab es im Außerhaus-Markt 2022 zwar ein Umsatzplus, aber mit Einschränkungen, wie Christiane Hohmann im dritten Teil ihrer Serie über den Getränkefachgroßhandel berichtet (ab Seite 1015). Und die bevorstehende Wiederanhebung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie verheißt noch mehr Sorgenfalten, auch für unsere Branche (Seite 1012).
Gegensteuern – Schon in der vergangenen BRAUWELT-Ausgabe war das Thema Unabhängigkeit einer der Schlüssel zum Erfolg. Flexibilität ist ein weiterer, um den wachsenden Herausforderungen wirksam begegnen zu können. Gerade beim Thema (einer möglichst autarken) Energieversorgung spielt sie eine große, wenn nicht gar die entscheidende Rolle. Ab Seite 1027 beschreibt Autor Theo Parpan, Schwalbach, die Möglichkeiten für einen Strategiewechsel bei Energiebeschaffung und Energiemanagement.
Schöne alte Welt – Szenenwechsel, lassen Sie sich zur Entspannung in eine historische Brauerei entführen, wo die Arbeit vielleicht romantischer, sicherlich einfacher, aber auch kräftezehrender war. Wohl niemand möchte mehr heute so arbeiten. Interessant ist das alte Handwerk allemal. So lohnt der Besuch des Freilichtmuseum Schliersee, wo sich Skilegende Markus Wasmeier nach seiner Karriere im Sport komplett umorientiert hat und alte Bauernhäuser restauriert. Dort zeigt er unter anderem die Welt des Bierbrauens vor 300 Jahren. Christopher und Nancy McGreger haben ihn besucht und waren begeistert (Seite 1031).
Die Herausforderungen und Krisen werden nicht weniger. Negative Nachrichten, wo man nur hinhört. Was Positives wäre jetzt recht! Immerhin gibt es als Reaktion auf so manche Zwänge Entwicklungen, die das Zeug dazu haben. Und so können wir Ihnen heute einige Beispiele zeigen, die Mut machen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei Unabhängigkeit – und das ist schließlich ein gutes Gefühl.
Aktiv werden – „Für Mehrweggebinde ist handeln gefragt!“ Das sagte Dirk Reinsberg vom Bundesverband GFGH anlässlich der Jahresveranstaltung „Getränke.Groß.Handeln.2023“ in Unterschleißheim. Vor allem die geplante neue Europäische Verpackungsverordnung setze der Branche zu und gehe an der Mehrwegpraxis in Deutschland vorbei. Er plädierte für die Optimierung des Mehrwegsystems für Getränke in Eigenregie, „bevor die Politik von oben reguliere“. Mehr zur Veranstaltung ab Seite 969.
CO2-Versorgung – Brauereien produzieren und verbrauchen CO2. Da wird Klimaneutralität zur besonderen Herausforderung, vor allem für den Mittelstand, wo sich die CO2-Rückgewinnung bisher nicht lohnte. In der Hachenburger Westerwald-Brauerei sollen nun durch eine mittelstandstaugliche CO2-Rückgewinnungsanlage einerseits ein Beitrag zum Klimaschutz erzielt, andererseits CO2-Unabhängigkeit gewährleistet werden. Ab Seite 982 stellen wir die Anlage vor.
Energieversorgung – Erneuerbare Energien sind auch so ein schwieriges Thema, mit dem sich Brauereien heutzutage beschäftigen müssen. Doch wie lassen sie sich dort sinnvoll einsetzen? Diese Frage beantwortet Mario Schäfer, Private Brauereien Bayern, ab Seite 985. Er zeigt zunächst Ansätze zur Reduzierung des Energiebedarfs auf, bevor er die Nutzungsmöglichkeiten von Photovoltaik, Windkraft oder Wasserstoff für Brauereien beleuchtet. Autor Werner Langbauer macht sich dagegen für Solarthermie stark. Mittels Parabolspiegel-Anlagen lassen sich auch in Deutschland ausreichend hohe Temperaturen erreichen, um die Energie für die Industrie nutzbar zu machen, wie er ab Seite 989 beschreibt.
Der Übermacht der Großen etwas entgegenzusetzen – das war seinerzeit die Motivation zur Gründung des Braurings. Gemeinsame politische Ziele und bessere Konditionen durch Bündelung der Mengen ließen die Einkaufsgemeinschaft über die Jahre wachsen. 2023 feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen – für uns der Anlass, um mit Geschäftsführer Matthias Hajenski über den Brauring von damals, heute und morgen zu sprechen (Seite 993).
In München beginnt am Wochenende die fünfte Jahreszeit. Wenn es mit dem Start der Wies’n wieder heißt „O‘zapft is!“. Hoffen wir, nicht nur für das Münchner Oktoberfest, sondern für die vielen Herbstfeste in der gesamten Republik, auf angenehmes spätsommerliches Wetter, damit in den Festzelten und Biergärten richtig gute Stimmung aufkommen kann.
Glutenfrei – Ein Bier aus Kartoffeln, nennen wir es mal lieber Kartoffeltrunk, wird man auf dem Oktoberfest wohl nicht so schnell finden. Die Entwicklung glutenfreier Bier-Alternativen hat aber Marktpotential. Schließlich leiden (je nach Studie) zwischen vier und neun Prozent der Bevölkerung an Glutensensitivität. Nicht zu verwechseln mit Zöliakie, die für ca. ein Prozent der Bevölkerung eine strikt glutenfreie Diät bedeutet. Kartoffeln bieten sich als glutenfreier Stärkeersatz an. Für die Verzuckerung müssen wegen mangelnder Enzymausstattung der Kartoffel technische Enzyme ran. Forschungsergebnisse der Hochschule Fulda haben gezeigt, dass noch eine Reihe an Verbesserungen im Brauprozess nötig sind. Aber sensorisch zeichnet sich schon jetzt ab, dass es sehr wohl möglich ist, aus Kartoffeln ein wohlschmeckendes, neutrales und bierähnliches Getränk herzustellen (ab S. 939).
Einsatzbereit – Künstliche Intelligenz ist beim Oktoberfest nur unwesentlich besser aufgestellt. Obwohl doch Anwendungen vorstellbar sind. Wie wäre es mit einer Bierzelt-Empfehlung, je nach zur Schau gestelltem Outfit? In der Brauerei bietet sich ebenfalls eine Fülle von Anwendungen für die KI. Prof. Thomas Schlechter stellt nach einer grundlegenden Einführung ins Thema einige Beispiele vor. Und man sieht: Wenn es z. B. um die Überwachung des Gärprozesses geht, können schnell substantielle finanzielle Einsparungen erreicht werden (ab S. 952).
Meisterhaft – Die angehenden Braumeister an der Meisterschule für Brauer und Mälzer der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Ulm haben zum Abschluss ihrer Ausbildung die Aufgabe, einen Meistersud nach vorgegebenem Bierstil zu brauen. In diesem Jahr lauteten die Vorgaben „Oktoberfestbier“ und „Märzen“. Nicht nur die technologisch einwandfreie Durchführung ist dabei zu bewerten, sondern auch ein umfassendes Marketing-Konzept, die Zielgruppenansprache und die Gestaltung von Etiketten (ab S. 956).
Somit bleibt mir, Ihnen eine kurzweilige Lektüre und viel Vergnügen auf Ihrem persönlichen Lieblings-Volksfest bei einem süffigen Festbier zu wünschen!
Jetzt, zur Erntezeit in der Landwirtschaft, steht neben all den Herausforderungen, mit denen sich die Branche aktuell herumschlagen muss, auch das im Vordergrund: der Klimawandel und seine sichtbaren Folgen auf Braugetreide und Hopfen.
Hopfen und Klima – Dies zeigte sich deutlich beim diesjährigen IGN Hopfentag. Auch wenn die Ernte besser wird als 2022, so ist sie abermals unterdurchschnittlich. Der Sommer, der uns teilweise glühend heiß, teilweise verregnet vorkam, war für die Gerstenernte zu nass und für den Hopfen abermals zu trocken. Und die Wahrscheinlichkeit für Wetterextreme nimmt zu. Wie soll man damit umgehen? Praktiker und Verbände fordern Konzepte für die Bewässerung der Hopfengärten (wie andernorts üblich) und die Nutzung klimaresistenterer Sorten in der Hopfen- und der Brauwirtschaft (S. 893).
Forschungsbedarf – Ähnliche Überlegungen führten seinerzeit zur Gründung der Forschungsbrauerei in St. Johann: Vergleiche von Hopfensorten und -produkten, Tests zu Anbau- und Ernteverfahren, Lagerungsversuche oder Einflüsse einzelner Hopfensubstanzen – für solche Forschungsansätze gab es Anfang der 1990er-Jahre kaum Versuchsbrauereien. Offensichtlich war jedoch der Bedarf zur Klärung solcher Fragen sehr groß. Die Erfolgsgeschichte aus St. Johann wird jetzt 25 Jahre alt (S. 895).
Der berühmte erste Schritt – Zweifellos stellt die energetische Transformation kurz- und mittelfristig eine der größten Herausforderungen für die Branche dar. Geförderte Transformationskonzepte können bei diesem Mammutprojekt für Brauereien jeglicher Größe helfen, den ersten Schritt zu tun und zum Beispiel einen Leitfaden zu entwickeln, an dem man sich orientiert. Die Flensburger Brauerei hat diesen Weg eingeschlagen und will die CO2-neutrale Produktion nicht nur aus eigener Kraft, sondern auch vorzeitig erreichen. Ein Interview mit den Beteiligten lesen Sie ab Seite 907.
„Neue Pflichten für Arbeitgeber“ – so untertiteln Matthias Nadolski vom Deutschen Brauer-Bund und Lena Schwertl vom Bayerischen Brauerbund ihren Beitrag zum neuen Hinweisgeberschutzgesetz. Neue Pflichten mag niemand, aber dieses Gesetz bietet neben administrativem und bürokratischem Mehraufwand für den Arbeitgeber auch Vorteile. Der Beitrag ab Seite 913 klärt auf und gibt Tipps, wie die betroffenen Betriebe mit den neuen Forderungen umgehen können.
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