Trotz der Trends zur Regionalität sowie der unterschiedlichen Verbrauchsgewohnheiten und Pro-Kopf-Verbräuche befindet sich der Getränkemarkt europaweit im Umbruch. Das stellte Günter Birnbaum in seinem interessanten Referat beim 29. Internationalen Kongress der European Brewery Convention in Dublin fest (s.S. 1140). Die Veränderungen betreffen alle Getränke gleichermaßen. Dabei spielen weniger rationale, als vielmehr emotionale Faktoren die entscheidende Rolle sowie die demografische Entwicklung, die Haushaltsgrößen, sozialer Status und die steigende Zahl weiblicher Beschäftigter.
Immer größer, immer schneller und immer weiter. Die 90er Jahre waren die Dekade der Globalisierung. Aufbruchsfreude, Fortschrittsglaube und Wachstumseuphorie allerorten. Auch in der Braubranche. Wie „Brauwelt“-Autorin Ina Verstl ab S. 1081 feststellt, kam das Übernahmekarussell in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts so richtig in Schwung. Denn eine hatte den Schalter umgelegt: Interbrew. Davon sind, wie an dieser Stelle wiederholt berichtet, vor allem die deutschen Brauer so richtig überrascht worden. So nimmt es auch nicht wunder, dass der Konzentrationsgrad der deutschen Brauwirtschaft, die im Jahre 2002 weltweit immer noch Platz 3 einnahm, hinter China und USA (S. 1077) im Weltvergleich sehr gering ist. Wie in der nächsten „Brauwelt“ zu lesen sein wird, kommen hier die drei Marktführer zusammen auf einen Marktanteil von lediglich 27 Prozent, ähnlich wie in China (28 Prozent), während in nahezu allen anderen Biermärkten die zwei oder drei Marktführer ihre Märkte beherrschen und noch dazu zu einer der zehn größten Brauereigruppen der Welt gehören.
Zu diesem Ergebnis kam eine Expertenrunde aus Vertretern von Banken, Brauereien und Beratern, die von Saubach, Blüm & Co., Unternehmungsplanung, München, eingeladen worden war (S. 993). Insgesamt würde sich die Mehrzahl der Brauereien noch zu sehr auf Masse statt Rendite ausrichten, Unternehmensplanung und Controlling nicht professionell genug betreiben und hätte grundsätzliche Kommunikationsprobleme mit den Banken. Wichtig sei in Zukunft der Einsatz von geeigneter Software für die Planung, die Analyse und das Controlling sowie Standards für Deckungsbeitragsberechnungen, Rentabilitätsplanungen und Kapitalflussrechnungen.
Die Zeit scheint reif zu sein für die Abfüllung von Bier in PET-Gebinde. Das zeigte die Informationsveranstaltung „Bier in PET-Flaschen“, die der Verband mittelständischer Privatbrauereien in Bayern zusammen mit der Fa. Krones AG am 5. Juni 2003 in Neutraubling abgehalten hat (s.a. S. 757). Unter der Überschrift „PET made: state-of-the-art“ stand das PETnology Forum 2003, das Anfang Mai in München stattgefunden hat (S. 758). Bereits die Frühjahrstagung der VLB Berlin hatte dem Thema PET für die Abfüllung von Getränken einen Tagungsordnungspunkt gewidmet (s.S. 771). Bei all diesen Veranstaltungen ging es nicht nur um die aseptische Abfüllung von Getränken in PET-Gebinde, sondern auch um moderne Fülltechnologien und Verschlussarten sowie um die entsprechende Etikettiertechnik bei PET-Flaschen. Diese Techniken ermöglichen es auch mittelständischen Betrieben, Bier in PET-Gebinde zu füllen. Eine andere Frage ist die nach den Barriereeigenschaften der PET-Flaschen bezüglich des Gasaustausches zwischen Flascheninhalt und umgebender Atmosphäre. Nur mittels einer Rundumetikettierung bzw. der Stretch-Sleeve-Technik lassen sich die Barriereeigenschaften der PET-Flasche nicht verbessern. Dazu bedarf es schon größerer Anstrengungen. Polyethylennaphtat (PEN) zeigt sehr gute Barriereeigenschaften und könnte möglicherweise, wie Bernd Birkenstock und Gerhard Bößendorfer auf S. 764 berichten, als Monomaterial eingesetzt werden. Es ist jedoch zur Zeit noch sehr teuer und wird es wohl auf absehbare Zeit auch bleiben. Neue Beschichtungstechniken zeigen nach ersten Versuchen in der Praxis erfolgsversprechende Wege auf, und zwar nicht nur hinsichtlich der Barriereeigenschaften, sondern auch bezüglich iner möglichen Gewichtsreduzierung der PET-Flaschen. Um die Frischequalität von Bier in Kunststoffflaschen zu erhalten, schlagen Birkenstock und Bößendorfer im ersten Teil ihrer Publikation zu diesem Thema eine in der Licher Privatbrauerei entwickelte Sekundärverpackung von Kunststoffflaschen vor („PET-Pack“), die den qualitativen Nachteil der kostengünstigen PET-Flasche beseitigt. Die gefüllten und verschlossenen PET-Flaschen erhalten dabei eine komplette Sekundärverpackung aus einem preiswerten, jedoch gas- und lichtundurchlässigen Material. Die Sekundärverpackung wird zunächst mit CO2 oder N2 inertisiert, die Flaschen werden eingesetzt und anschließend wird die Sekundärverpackung gasdicht verschweißt.
Trotz oder vielleicht auch wegen der zunehmenden Automatisierung kommt der Qualitätskontrolle in den Brauereien eine immer größere Bedeutung zu. Einer der neuralgischen Punkte ist die Filtration, in der u.a. auch die kolloidale Haltbarkeit des Bieres festgelegt wird. Die heute zur Verfügung stehenden Kontrollmaßnahmen für die trübungsbildenden Eiweiß- und Gerbstoffverbindungen sind meist zeitaufwändig und für eine direkte Produktions- und Qualitätskontrolle zu kostenintensiv. Auf Seite 644 wird eine Neuentwicklung auf dem Gebiet der Online-Messtechnik zur Bestimmung der fällbaren trübungsbildenden Inhaltsstoffe im Bier wie Proteine und Gesamtpolyphenole direkt im Filtrationsprozess vorgestellt. Mittels dieser Technik lassen sich Stabilisierungsmaßnahmen während der Filtration zeitnah optimieren. Mittels eines neuartigen Kerzenfilters, der die Anschwemmfiltration mit der Trapfiltration kombiniert,
Der deutsche Biermarkt gerät immer mehr unter Druck. Die Brauer sollten aber, wie Wolfgang Saleswki, Vorstandsvorsitzender der Brau Holding International und Vorsitzender der Paulaner-Geschäftsführung, München, am 7. April 2003 in seinem Referat zur 48. Brauwirtschaftlichen Tagung in Weihenstephan betonte (S. 501), „nicht gleich in Panik fallen“, sondern wie beim Forum 2003 des Deutschen Brauer-Bundes über „Zukunftsperspektiven der mittelständischen deutschen Brauwirtschaft“
... bei der "Brauwelt" nicht der Mai, schon gar nicht der April und auch die Redaktion nicht. Sie hat sich aber einige Gedanken gemacht, um die Lesbarkeit noch zu verbessern und die Strukturen des Heftes den modernen Lesegewohnheiten mehr anzupassen.
Die Internorga 2003, die 77. Internationale Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien, die vom 21. bis 26. März in Hamburg stattfand, brachte einige Neuerungen im Bereich "Ready to drink", bei Biermischgetränken sowie Verpackungen. Die Privatbrauerei Frankenheim, Düsseldorf, brachte ihr Trendgetränk "Frankenheim blue" (60% Altbier, 40% Cola) als erste Herstellerin von Biermixgetränken in einer formschönen, blauen 0,5-l-Einweg-Longneck-PET-Flasche mit Schraubverschluss auf den Markt und stellte sie in Hamburg vor. Bundesweit sind im Jahre 2002 rd. 2,9 Mio hl Biermischgetränke konsumiert worden, davon zwei Drittel Einweg. Bei "Frankenheim blue" (220 000 hl im Jahre 2002) lag der Mehrweganteil bei rd. 80%. Mit der blauen PET-Einwegflasche will die Brauerei dem Convenience-Bedürfnis der Verbraucher entgegenkommen. Gegenüber der Dose hat die Flasche neben dem besseren Handling vor allem den Vorteil der Wiederverschließbarkeit.
Günther Guder, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels, kam kürzlich in Hannover (s.a. S. 326) zu dem Schluss, dass in den ersten sechs Wochen nach Einführung des Pflichtpfandes für ausgewählte Einweg-Getränke-Verpackungen der Absatz von Einweggebinden massiv zurückgegangen ist und Mehrweggebinde erhebliche Zuwächse verzeichnen konnten und das, nachdem die Mehrwegquote Ende 2002 den historischen Tiefstand bei allen betroffenen Getränkearten von 52,2% erreicht hatte. In der Zwischenzeit ist sie bei Bier von 74,7% auf 91,0% gestiegen. Für Guder ist damit ein zweiter "Frühling für Mehrweg" angebrochen.
Wie immer der Krieg im Irak ausgehen wird, eine Rückkehr zur alten, komfortablen Idylle wird es, wie Matthias Horx in seinem Zukunftsletter März 2003 schreibt, nicht geben. In der derzeitigen Konjunkturschwäche geht nicht nur das industrielle Sozialstaatmodell zu Ende, sondern auch die Massenkonsum-Ära sowie die Zeit des alten, frontalen Marketing. Ein individueller, anspruchsvoller, aber auch zunehmend genervter Konsument tritt auf die Bühne. Er kauft nicht mehr brav dasselbe, sondern sucht nach echten Innovationen. Er wünscht sich nicht mehr ein "Mehr" an Waren, sondern an Lebensqualität. Die Ursache für die momentane wirtschaftliche Flaute ist für Horx nicht die Irak-Krise, sondern viel mehr die Unfähigkeit, die Märkte unter den Bedingungen der Wissensökonomie neu zu erfinden. Wie Horx in seinem mit großem Beifall aufgenommenen Referat anlässlich der Jahreshauptversammlung des Verbandes des Getränkefachgroßhandels West- und Norddeutschland am 7. März 2003 in Hannover (s.a. S. 277) ausführte, befindet sich unsere Gesellschaft zur Zeit am Anfang der dritten Welle der Evolution, in der Übergangsphase vom industriellen Zeitalter in das der Wissensökonomie, in dem es keine Standardprodukte mehr geben wird, in dem es zu einem Preiszerfall der Massenprodukte kommt, zu mehr Spezialisierung, in dem die Bedeutung des Wissens steigt und die des Massengutes Kapital eher abnimmt. Wissen wird immer mehr zur wichtigsten Ressource. Es lässt sich nicht im Computer abspeichern, da es sich zusammensetzt aus Know-how, Gefühl und Erfahrung. Nur mit Wissen lassen sich echte Innovationen kreieren. Nur echte Innovationen machen den Unterschied im Wettbewerb zwischen den Betrieben.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen [EV] hat in ihrem aktuellen Jahrbuch die Dokumentation zum Thema Alkoholkonsum fortgeführt (Jahrbuch Sucht, Neuland-Verlag, Geesthacht, 2003).
In einer hervorragend organisierten Podiumsdiskussion zum Thema "Bierkonsum - Quo Vadis?" beim Lions Club Kempten-Buchenberg am 13. Februar 2003 diskutierten namhafte Vertreter der deutschen Braubranche Themen wie "Zukunft des Bierkonsums", "Struktur der deutschen Braubranche im globalen Wettbewerb", "Preisspreizungen im deutschen Biermarkt", "Sponsoring und klassische Werbung" und "Rolle der Biermischgetränke" (s.S. 173).
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