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Wenn man sich die heutige BRAUWELT anschaut, dann zieht sich eines wie ein roter Faden durch die Beiträge: Wie lassen sich Abläufe effizienter gestalten? Wo kann man weitere Kosten einsparen? Was lässt sich noch im Unternehmen ändern, um umweltschonender zu produzieren? Nicht, dass diese Fragen neu wären. Angetrieben durch die aktuellen Krisen ist jetzt aber geradezu eine Aufbruchstimmung in der Brauwirtschaft spürbar.

Die Rolle der Digitalisierung – So empfindet es zumindest unser Autor Dr. Michael Eberhard, Regensburg. In seinem Beitrag für unsere Serie „CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft“ beschäftigt er sich mit der Frage, welchen Einfluss die Digitalisie­rung auf den CO2-Fußabdruck hat. Ab Seite 878 lesen Sie, wo die Digitalisierung helfen kann, für Transparenz zu sorgen, welche Maßnahmen heute schon umsetzbar sind und was zukünftig wünschenswert wäre.

Masterplan für den Drucktankkeller – Aufbruchstimmung auch in Vorchdorf in Österreich: Tech­nisch auf dem neusten Stand und damit für die Zukunft gut gerüstet zu sein, das war das Ziel der Schlossbrauerei Eggenberg bei der Planung des neuen Drucktankkellers. Ein Unterfangen, das in dem historischen Gebäude nicht ganz einfach war. Unsere Autorin Monika Wels, Thalmassing, stellt ab Seite 871 die neuen Anlagen vor, die dank guter Planung trotz der schwierigen räumlichen Verhältnisse in kurzer Zeit in Betrieb genommen werden konnten.

Zur Freude der Mitarbeiter – Kostensteigerung und Inflation treffen nicht nur die Brauerei, sondern auch ihre Mitarbeiter. Das beginnt schon mit der Fahrt zur Arbeit. Ob Fahrtkostenzuschuss, Tankgutschein oder Dienstfahrrad – Brauereien haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu unterstützen und deren Mobilitätskosten zu senken. Thomas Schneider, Essen, verrät ab Seite 882, welche das sind und wie sie sich steuerlich auswirken.

Chancen für eine Renaissance? – In seinem heutigen Beitrag beschäftigt sich Marketing-Experte Dr. Uwe Lebok, Nürnberg, mit Pils, einer Biersorte, die mal das Synonym für „Bier“ war, zu der der Begriff Aufbruchstimmung aber derzeit nicht so recht passen will. Seit Jahren ist der Pro-Kopf-Verbrauch rückläufig. Doch es gibt auch positive Beispiele, die Hoffnung auf eine Pils-Renaissance machen. Verdient hätte es das Pils, da kann ich Dr. Lebok nur zustimmen (S. 885).

Im Juni hatte der Sommer noch Startschwierigkeiten, ist aber seit Mitte Juli voll angekommen. Seitdem reiht sich ein Biergartenabend an den anderen. Die hochsommerlichen Temperaturen und der Wegfall der Corona-Beschränkungen dürften für guten Bierabsatz sorgen. Gute Nachrichten kommen auch aus Österreich. Christiane Hohmann berichtet von einer leichten Erholung des dortigen Biermarkts (ab S. 824). Sorgen angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und steigender Energiepreise bleiben, dennoch scheint es wieder ein bisschen voranzugehen.

Doppelter Packer – Auch die Biere der Privatbrauerei Plank aus Laaber erfreuen sich dank zahlreicher Auszeichnungen bei Bierwettbewerben zunehmender internationaler Beliebtheit. Der Bräu Michael Plank ist zwar mit dem Erfolg zufrieden, doch das händische Ein- und Umpacken der Flaschen war keine Dauerlösung mehr, ein Verpacker musste her. Denn für den Versand mussten auch Flaschen vom Kasten in den Karton umgepackt werden. Durch Umprogrammierung der Steuerung konnte der Einpacker um diesen Modus erweitert werden. Monika Wels stellt das Projekt ab Seite 826 vor.

Individuelle Reinigung – Normalerweise wird die Reinigung von Anlagen im Getränkebetrieb strikt nach Hygieneplan durchgeführt. Dabei bestehen fortschrittliche Möglichkeiten, die Anlagenreinigung genau nach Bedarf vorzunehmen. Biofilmsensoren z.B. ermöglichen dabei eine genaue Beurteilung des hygienischen Ist-Zustands einer Anlage. Damit spart das Unternehmen letztlich Zeit und optimiert den Verbrauch wertvoller Ressourcen wie Wasser, Energie und Chemikalien. Martin Löhrke zeigt die Möglichkeiten auf, die es bereits gibt, um den Anforderungen individueller Reinigungen gerecht zu werden (ab S. 829).

Sauerstoffeintrag – Sauerstoff ist der Feind frischen Biergeschmacks. Der letzte Produktionsschritt in der Brauerei, die Abfüllung, ist dabei besonders kritisch. Manfred Härtel, KHS, stellt im Beitrag ab Seite 835 eine modulare Abfüllplattform für Glasflaschen vor, die nicht nur bislang unerreicht niedrige Werte bei der Sauerstoffaufnahme bei gleichzeitig relativ niedrigem CO2-Verbrauch erreicht. Außerdem lässt sich der CO2-Verbrauch des Füllers etwa für Limonaden oder dunkle Biere, die etwas unempfindlicher gegenüber Sauerstoff sind, sortengenau einstellen.

Belgische Sauerbiere – Entschieden traditioneller geht es in vielen belgischen Brauereien zu. Die Brauerei Cantillon in Brüssel setzt etwa bewusst keine modernen Maschinen und Prozesse ein. Die Brauer maischen dort in hölzernen Bottichen ein, gebraut wird wegen der lokalen Zusammensetzung der Mikroflora nur in den Wintermonaten. Dr. Markus Fohr taucht ein in das bierige Brüssel und Umgebung (ab S. 838).

Nachdem wir uns mit Corona, Klimawandel und Ukraine-Krieg in einem andauernden Krisenmodus bewegen, ist man ja für jede gute Nachricht dankbar. Eine davon hat Christiane Hohmann heute für uns: „Das Ausland will deutsches Bier“, so der Titel ihres Beitrages ab Seite 786. Nach zwei Jahren Pandemie mit heftigen Absatzrückgängen verzeichnet die Exportstatistik, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: ein erstaunliches Plus! Ein Lichtblick und eine große Hilfe für viele Unternehmen! Mehr davon …

Upcycling von Reststoffen – Mit Energie aus eigenen Brauereireststoffen die Brauerei versorgen – ein schöner Traum? Nein, das ist schon seit längerem technisch möglich, war bei den bisher niedrigen Energiepreisen aber nicht lukrativ. Mittlerweile sind die Energiepreise – na, Sie wissen schon … und außerdem wurde das Verfahren so optimiert, dass das Eiweiß im Treber, das die Verwertung stört, aus dem Treber entfernt und anderweitig genutzt werden kann. Dr. Ralph Schneid, Steinecker, Freising, stellt ab Seite 788 die Biomassekonversion zum Upcycling von Braureststoffen und die Pilotanlage in der Privatbrauerei Ustersbach vor. Der Traum von der energieautarken Brauerei rückt einen Schritt näher.

Braugerstenversorgung – Auch wenn die Trockenheit noch Schlimmeres hat befürchten lassen, für ein Aufatmen am Braugerstenmarkt ist es leider noch zu früh, soviel wurde beim Blick auf die Felder kurz vor der Ernte Mitte Juli deutlich. Neben Regionen mit sichtbaren Trockenschäden, wie auf der unterfränkischen Braugerstenrundfahrt stellenweise zu sehen war (S. 781), werden aus anderen Regionen Bayerns, Deutschlands und innerhalb Europas auch mitunter gute Ernteergebnisse erwartet. Insgesamt wird die Versorgungslage unterschiedlich eingeschätzt, da der Markt nach zwei schwachen Jahren ohne Überhänge aus der alten Ernte in die neue Saison gehen muss, weiß Dagmar Hofnagel zu berichten (S. 782).

Es bleibt also doch spannend, aber das sind wir ja mittlerweile gewöhnt.

Ehrlich gesagt: Es war beeindruckend. Was die Bühler Group Ende Juni am Stammsitz in Uzwil auf die Beine gestellt hatte, konnte sich wahrlich sehen lassen. Das zugrundeliegende Thema war nichts weniger als die Frage, wie die Menschheit im Jahre 2050 ernährt werden soll, denn so wie wir jetzt leben, reicht es für zehn Milliarden nicht mehr. Hochkarätige Redner und Diskussionspartner sprachen über Herausforderungen, Notwendigkeiten und Unternehmertum, vor allem aber über Möglichkeiten und Lösungen. Einen Eindruck von den Bühler Networking Days 2022 erhalten Sie ab Seite 745.

Unternehmergeist – Zahlreiche Start-ups stellten in Uzwil ihre Ideen vor und zeigten neue Produkte. Junge Leute, die sich ernsthafte Gedanken um unsere Erde und die kommenden Generationen machen. Dieses riesige Potenzial besser zu nutzen, ist auch Ziel der TUM Venture Labs: Gut ausgebildete junge Menschen mit aussichtsreichen Geschäftsideen finden hier eine Plattform, um sich und ihre Pläne weiterzuentwickeln. Wir sprachen mit Roman Werner, dem neuen Leiter des TUM Venture Lab Food-Agro-Biotech, über das Konzept, die Umsetzung im alten Lebensmitteltechnikum in Freising und die unternehmerischen Möglichkeiten dort (S. 757).

Apropos Notwendigkeiten und Herausforderungen – Wann haben Sie sich eigentlich das letzte Mal Gedanken um Ihre Betriebssoftware gemacht? Wenn alles läuft, können Sie zum nächsten Absatz dieses Vorwortes übergehen. Wenn nicht, hilft Ihnen das Beispiel der Einbecker Brauhaus AG ab Seite 759 vielleicht, den ersten Schritt zu wagen. Die Einbecker haben ihr ERP-System auf den neuesten Stand gebracht. Es war Aufwand, wie die Beteiligten zugeben, aber notwendig, und es habe sich auf jeden Fall gelohnt.

Gigantin der Biergeschichte – Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Wir haben hier tatsächlich eine Biergigantin, hat sie doch zu einer Zeit, in der Bierbrauen reine Männersache war, alle Herausforderungen angenommen, Notwendigkeiten erkannt und wahres Unternehmertum bewiesen. Die Rede ist von Therese Wagner, der ersten „Augustinerin“, wie Autor Günther Thömmes sie ab Seite 765 beschreibt. Mit Fleiß und Können, Interesse an Technik gepaart mit kaufmännischem Geschick – so legte die erste Frau in unserer Serie das Fundament für die Augustiner Brauerei in München, wie wir sie heute kennen.

Im besten Fall greifen Theorie und Praxis ineinander. Gerade bei Veranstaltungen dominiert häufig der Vortragsbereich. Nicht so beim diesjährigen Braumeistercamp auf dem Stieglgut Wildshut in Österreich. Ein abwechslungsreiches Programm bot genügend Gelegenheit zum Bierbrauen, Verkosten und Stillen des Wissenshungers, wie wir vor Ort erleben durften (S. 705). Ähnliches in Weihenstephan: Der Neubau der HSWT, das Zentrum für angewandte Brau- und Getränketechnologie, bietet Studierenden beste Bedingungen, Theorie und Praxis parallel zu erlernen, das wurde bei der Einweihung deutlich (S. 706).

Frischebewusstsein – Seit 40 Jahren gibt es die Verpflichtung zum Aufdruck des Mindesthaltbarkeitsdatums. Was hat es der Braubranche gebracht? Es ist Zeit für eine Neubetrachtung, findet Dr. Michael Zepf, Doemens Academy, Gräfelfing, und beschreibt ab Seite 721, was sich seit (oder mit) der Einführung des MHD geändert hat. Dazu gehört leider nicht das (fehlende) Wissen des Verbrauchers. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, sowohl die Flavour-Stabilität des Bieres zu verbessern als auch einen „Frischegedanken für Bier“ beim Konsumenten zu etablieren.

Abfüllung 4.0 – Das Konzept von Abfüllanlagen ist weit über 80 Jahre alt. Zwar wurden die Anlagen optimiert, das Konzept aber ist gleich. Auch hier ist eine Neubetrachtung angebracht, sagte sich Volker Till, till-engineering, Hofheim am Taunus, und verrät uns ab Seite 718 seine Vorstellung einer modernen, digitalisierten Abfüllung mit geringerem Platzbedarf, weniger Kosten, reduziertem Energiebedarf und das bei absolut flexibler Produktion.

Ende der Zettelwirtschaft – Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Digitalisierung. Ende 2022 soll es soweit sein: Der digitale Lieferschein kommt! Oliver Püthe, GS1 Germany, Köln, stellt die zentrale Plattform Cloud4Log vor, über die Hersteller, Logistikunternehmen und Händler digitale Transportdokumente austauschen können. Der gelungene Praxistest, über den wir ab Seite 725 berichten, besiegelt wohl das Ende vielfach ausgedruckter, kopierter, gescannter und abgehefteter Transportdokumente.

Praxis-Leitfaden – Als wir im Winter unsere neue Serie „CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft“ geplant haben, war die Relevanz, die das Energiethema 2022 bekommen sollte, noch nicht mal zu erahnen. Also schnell weiter mit Teil 3, in dem Matthias Kern und Dr. Georg Schu, IGS, Hallbergmoos, erläutern, wie Sie in Ihrem Betrieb an das Thema ganz praktisch herangehen können (S. 728).

Nicht mal die Biermischgetränke haben Pandemie und verregneten Sommer 2021 vollkommen unbeschadet überstanden. Das zeigt der Blick auf die Entwicklung dieser so beliebten Kategorie. Doch Christiane Hohmann konnte in ihrer Marktanalyse den Eindruck gewinnen, dass die Hersteller trotzdem optimistisch bleiben. Sie fühlen sich mit Top-Produkten gut vorbereitet. Jetzt muss nur noch ein Spitzensommer kommen (ab S. 671). Und glaubt man den Langzeitprognosen der Wetterfrösche, dann bringen uns Juli und August tatsächlich ein paar sonnige und warme Wochen. Da darf man sich schon fast über den einen oder anderen Abkühlung bringenden Sommerregen freuen. Apropos heißer Sommer: Die Einweihung einer neuen Vegetationshalle am Hopfenforschungszentrum in Hüll schafft beste Voraussetzungen, um die Klimaanpassung bei Hopfenpflanzen weiter voranzutreiben (S. 665).

Zukunftsträchtiges Konzept – Nach langen Vorbereitungen – erste Gespräche erfolgten bereits im Jahr 2018 – startete nun die Brauerei Kundmüller in ein neues Kapitel ihrer Unternehmensgeschichte. Angefangen hatten die technischen Planungen mit der Auslegung eines Propagators für den bestehenden Betrieb, herausgekommen ist eine komplett neue Produktionsanlage von der Malzannahme übers Sudhaus bis hin zum Kaltbereich sowie der gesamten Versorgung inkl. Dampf, Kälte, Druckluft, Wasser und Abwasser. Einige der beteiligten Betriebe stellen ihren Anteil am Gemeinschaftsprojekt ab Seite 676 dar.

Internationales Wiedersehen – Die Durststrecke war lange, aber nun ist es wieder soweit: Vom 12. bis zum 16. September wird die drinktec ihre Tore für Aussteller und Besucher aus der gesamten Getränke- und Liquid Food-Branche öffnen. Gerade zum richtigen Zeitpunkt. Denn angesichts der aktuellen Herausforderungen ist der persönliche Austausch, der nun endlich wieder möglich ist, wichtiger als je zuvor. Die Aussteller sind jedenfalls schon mittendrin, statt nur dabei, wie Petra Westphal, Exhibition Director, und Markus Kosak, Exhibition Manager, von der Messe München im Interview verraten (ab S. 683).

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich gut auf sämtliche „normalen“ und außergewöhnlichen Herausforderungen eingestellt haben und wir uns alle zusammen in diesem Sommer auf viele sonnige Biergartentage mit hervorragendem Getränkeabsatz freuen können.

„Flaute in Deutschland – Aufwind im Ausland“ – so betitelt Christiane Hohmann ihren Überblick über den Weißbiermarkt 2021 (S. 632). Die meisten Weißbier-Hersteller haben es zurzeit nicht leicht, aber nicht nur sie schauen sorgenvoll auf ihre Kapazitätsauslastung. Wie wäre es mit einer Alternative? Ideen gab es beim dritten internationalen Symposium für sauer fermentierte alkoholfreie Getränke der VLB in Berlin. Kombucha und Co. könnte sich für so manchen Betrieb als lohnenswerte Erweiterung des Bier-Portfolios erweisen. Solange man keine Angst vor Lactobacillus und Brettanomyces hat … (S. 625).

Stehend oder Liegend – diese Entscheidung stand bei der Lagerkellermodernisierung von drei sehr unterschiedlichen Brauereien zur Diskussion. Gute Gründe gibt es für stehende wie für liegende Tanks. Dabei geht es um Arbeitserleichterung und Arbeitsschutz, um Hygieneaspekte und natürlich um die Bierqualität. Im Beitrag unserer Autorinnen Monika Wels und Sandra Gresser ab Seite 644 lesen Sie, welche Aspekte am Ende für die jeweilige Brauerei entscheidend waren. Klar wurde auch: Die eine richtige Entscheidung gibt es nicht. Es muss einfach zum Betrieb passen.

Voll automatisierte Kleinbrauerei – Es ist ein gelungenes Beispiel für eine klassische Win-Win-Situation: Steffen Stupp, eigentlich in der Prozessautomation zu Hause, erfüllte sich einen Traum und baute in seinem Heimatort eine Kleinbrauerei. Damit hatte Steinbach in Thüringen wieder eine eigene Brauerei, und zwar diejenige mit der kleinsten kommerziellen Braumat-Installation weltweit. Dies nutzt der Inhaber nicht nur für die Ausbildung, sondern auch als Demonstrationsanlage für Kunden oder als Versuchsanlage bei individuellen Fragestellungen. Und dass das Prozessleitsystem mit der Brauerei mitwachsen muss, zeichnet sich auch schon ab (S. 638).

Wo steht die Branche? – In der letzten BRAUWELT-Ausgabe startete unsere neue Serie zur CO2-Neutralität in der Brauwirtschaft. Mit dieser Serie wollen wir einen Weg skizzieren, wie die Branche die gesellschaftlichen und politisch gesteckten Ziele erreichen kann. Heute erläutern wir Begriffe und Hintergründe und wir zeigen, wo die Branche steht. Letztendlich wird es nicht nur um den Einsatz erneuerbarer Energien gehen, sondern vor allem auch um Einsparungen von Ressourcen bei den hinsichtlich Energieeffizienz und CO2-Footprint sehr unterschiedlich aufgestellten Brauereien, so die Autoren (ab S. 648).

In einem normalen Jahr hätte ich es heute leicht; ich würde Sie ganz einfach mit einem launigen Text auf das bevorstehende Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft einstimmen. Aber was ist heutzutage schon normal, die Weltmeisterschaft wird ja bekanntlich dieses Jahr erst im Advent ausgetragen. Ich möchte Sie aber auch nicht mit einem launischen Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage nerven. Trotzdem: Wichtiger denn je ist es für die Brauwirtschaft nun am Ball zu bleiben! Wir haben einige Ideen dazu für Sie gesammelt.

Grundsteuerreform – Die Reform der Grundsteuer steht vor der Tür. Hat Ihre Brauerei Immobilien- und Grundbesitz? Dann sollten sie schnell anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie diese Lücke in Ihrer Abwehr bestmöglich schließen! Ab Juli beginnt die Frist zur Übermittlung der relevanten Daten ans Finanzamt, das bis spätestens Ende Oktober von jedem Immobilienbesitzer eine „Erklärung zur Feststellung des Grundwerts“ fordert (ab S. 576).

Wasseraufbereitung – Eisenionen im Prozesswasser? Das wäre ungefähr so nützlich wie ein Eigentor. Das Eisen aus dem Rohwasser entfernen? Nichts leichter als das, dem Rohwasser einfach Luft oder technischen Sauerstoff zuführen und die Eisenionen fallen aus. Kniffliger schon die Dosierung der Luftmenge. Zu wenig führt zu Ablagerungen in Rohrleitungen und schadet dem Bier. Zu viel ist zwar nicht schädlich, verursacht aber vermeidbaren Energieaufwand. Der exemplarische Anwenderbericht über die Modernisierung der Trinkwasseraufbereitung im Wasserwerk Brokstedt zeigt, wie sich mit automatisierten Oxidationseinheiten Kosten sparen lassen (ab S. 566).

Bierrechtstag – Am 29. Juli 2022 ist Anpfiff für den 1. Kulmbacher Bierrechtstag unter dem Motto „Bier und Nachhaltigkeit – was bringt der europäische Green Deal?“. Die Veranstaltung bietet ein Forum für einen informierten Dialog von Politik, Wissenschaft und Praxis. Eine Vorschau auf die Veranstaltung in Form eines Interviews mit den Organisatoren lesen Sie ab Seite 569.

Karamellzucker – Der Vorteil von Karamellzuckersirupen ist, dass sie die sensorischen Vorzüge des Karamellmalzes mit denen des flüssigen Kandiszuckers vereinen. Ein echter Spielmacher für kräftig eingebraute, malzbetonte Klosterbiere – und auch mit dem Reinheitsgebot im Sinne einer traditionellen Herstellungsweise vereinbar (ab S. 562).

Nach so viel Fußball-Wortspielerei gönne ich mir erstmal eine Pulle „Heiliger Rasen“ der Astra Brauerei St. Pauli (S. 556), wohl bekomm’s!

Schiebt man die aktuellsten Probleme der Brauwirtschaft gedanklich kurz beiseite, bleiben genug Herausforderungen bestehen. So z. B. der stagnierend-rückläufige Bierkonsum. Außerdem sind junge Konsumenten immer weniger markentreu, sie entscheiden sich ganz bewusst für neue, abwechslungsreiche Genussmomente. Wie lassen sich diese Gruppen erschließen? Eine Möglichkeit liegt in der Aufnahme neuer Sorten ins Produktspektrum der Brauerei. Lassen Sie sich inspirieren!

Zielgruppen erschließen – Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan brachte 2020 – neben dem Weihenstephan Original Helles – ein zweites Helles auf den Markt. Der neue Markenauftritt richtete sich an Bierliebhaber zwischen 20 und 39 Jahren. Die Brauerei bewarb das Bier dementsprechend verstärkt über soziale Medien. Das neue Helle hat guten Zuspruch erhalten und konnte tatsächlich eine neue Zielgruppe erschließen und zusätzlich positiv auf das gesamte Sortiment abstrahlen (ab S. 530).

Welten zusammenbringen – Nicht verwunderlich ist es, dass gerade in Italien das „Italian Grape Ale“ entstand. Die Weintradition des Landes trifft hier auf eine äußerst lebendige Bierszene. Italian Grape Ales werden zwar immer Nischenprodukte bleiben, bieten aber enormes Potential für Marketing und Außendarstellung der Brauerei. Es wird sich zeigen, ob der erste italienische Bierstil über eine kurzlebige Modeerscheinung hinauskommt (ab S. 527). Übrigens: Das Italian Grape Ale ist 2022 als neue Kategorie beim European Beer Star zugelassen (ab S. 539).

Tradition wiederbeleben – Paul Nolte entstammt einer bekannten Kölsch-Dynastie. Sein Großvater war Inhaber der Sester Brauerei. Die Familie verkaufte allerdings die letzten Anteile an der Brauerei bereits in den 1990er-Jahren. Doch das Brauer-Gen setzte sich bei Nolte durch, und nach einem BWL-Studium absolvierte er die Ausbildung zum Braumeister an der Doemens Akademie. Beim Durchforsten des Familienarchivs stieß er auf eine in den 1920er-Jahren sehr beliebte Biersorte, die sein Großvater noch gebraut hatte – Cristall, untergärig zwischen Pils und Hellem angesiedelt. 2019 wurde Nolte Bier gegründet, seitdem erfreut sich Cristall in und um Köln wachsender Beliebtheit (ab S. 533).

Entscheidungen finden – Ich hoffe, dass wir Sie inspirieren konnten. Wenn Sie nun aber vor der schwierigen Wahl stehen, welche Biersorte Sie z. B. für das große Brauereijubiläum auflegen sollen, dann können wir Ihnen Entscheidungshilfe anbieten: Lassen Sie die Würfel sprechen! Auch bei der Personalauswahl oder bei anstehenden Investitionen kann – so ungewöhnlich das klingen mag – der Zufall ein produktives Instrument sein (ab S. 536).

Es muss nicht immer alles neu entwickelt werden. Mitunter macht die optimale Kombination vorhandener Anlagen den Fortschritt aus, wie wir heute in einigen Beispielen aus durchaus unterschiedlichen Bereichen sehen werden.

Energieautarke Brauerei – In Straubing durfte gefeiert werden. Nach über zehn Jahren markierte die Einweihung der neuen Biogasanlage den vorläufigen Abschluss des Projektes „Energieautarke Brauerei“. Mit dem neuen Sudhaus 2013 startete eine Reise in Sachen Energieeinsparung und Energieeffizienz, die mittlerweile den Fremd-Energiebedarf der Brauerei um 70 Prozent reduziert hat. Das Erstaunliche dabei ist, dass es sich um bekannte Anlagen und Verfahren handelt, deren optimale Kombination die Einsparung ergibt. Als „energetisches Gesamtkunstwerk“ lobte Prof. Winfried Ruß, HSWT Weihenstephan, Konzept und Umsetzung (Seite 481).

Eine Bühne für die Hefe – Nicht nur Brauer erfreut der Anblick eines offenen Gärbottichs, wenn die Hefe überschäumt und ihr Geruch den Raum erfüllt. „Brauereien werden heute mehr und mehr als Erlebnisraum und Genusswelt wahrgenommen“, sagen Christian Grasser und seine Co-Autoren von Kaspar Schulz, Bamberg. In „Offene Gärung neu gedacht“ ab Seite 491 beschreiben die Autoren, welche neuen Möglichkeiten die Kombination von Funktionalität und Ästhetik ergeben, um Brauer und Biertrinker gleichermaßen zu begeistern.

Neuer Ansatz bei der Pasteurisation – Die Bier- und Fruchtsaft-Formeln sind zur Berechnung der notwenigen Pasteur-Einheiten allgemein üblich. Und jeder lebt mit den Ungenauigkeiten. Imke Weishaupt, TH Ostwestfalen Lippe, hat nun am Anwendungsbeispiel Apfelsaft eine neue Methode zur Bestimmung des thermischen Hitzeeintrages in KZEs entwickelt. Praktische Relevanz erhält die Methode zudem, da sie durch den Einsatz der Nahinfrarotspektroskopie als Inline-Analytik realisiert werden kann. Hier gibt‘s noch Optimierungspotenzial. Prinzipiell funktioniert es aber schon jetzt (Seite 494).

Technik-Gimmick – Eine jahrhundertealte Firmenhistorie und der Zukauf von weiteren Brauereien in Nord und Süd sorgten für große Herausforderungen in der Logistik. Warsteiner hat daher seine Supply Chain hinterfragt und mithilfe einer Scan-freien Identifikationstechnologie seine logistischen Prozesse optimiert. Jetzt sorgen Laser, digitale Zwillinge und ein SAP Extended Warehouse Management-System für reibungslose Material- und Warenströme, wie ab Seite 500 in „Bierkistenlogoistik mit digitalem Zwilling“ zu lesen ist.

Mit den steigenden Temperaturen und dem Ergrünen der Natur schauen wir heute auf den Rohstoffmarkt für unser Bier und müssen feststellen, dass uns 2022 ganz besondere Herausforderungen bevorstehen. Allerdings zeichnen sich auch interessante Lösungen ab.

„So wie das Biergeschäft läuft, läuft auch das Geschäft mit den Braurohstoffen“, sagt Brent Atthill, RMI Analytics. Sein Marktüberblick (ab S. 446) zeigt die zahlreichen, nur teilweise pandemiebedingten Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Für ihn waren 2020 und 2021 höchst aufschlussreiche Jahre, die die hohe Flexibilität von Verbrauchern und Brauern darlegen. Die wiederum sorge für positive Rahmenbedingungen und Zuversicht. Der Russland-Ukraine-Konflikt veränderte die Situation seit Ende Februar nochmals dramatisch. Die World Barley, Malt & Beer Conference Ende März 2022 trug dem Rechnung, zeichnete ein differenziertes Bild der aktuellen Herausforderungen und Chancen im Rohstoffmarkt und appellierte zum Schluss: „Brauer und Mälzer sollten gemeinsam investieren“, Seite 470.

Nicht Netto-Null, sondern echt Null – Über ein spannendes Projekt berichten Dr. Martijn van Iersel und Edwin Evers, Holland Malt, Niederlande, ab Seite 457. Sie stellen das Konzept eines komplett elektrifizierten Darrprozesses unter Verwendung von Großwärmepumpen vor. Aktuell wird die Mälzerei umgebaut und soll ab 2024 komplett emissionsfrei produzieren, also ohne Verbrennung von Biomasse oder Nutzung fossiler Energie, wo für CO2-Neutralität eine Kompensation nötig wäre.

Um „Optimierte Spelzentrennung für gesteigerten Sudhausdurchsatz“ geht es im nächsten Beitrag. Die Fachleute der Bühler GmbH, Beilngries, hatten sich gefragt, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Spelzen durch den gesamten Maischprozess laufen zu lassen. Herausgekommen ist mit der Dry-Dehusking-Technologie ein optimierter Prozess, dessen Details das Autorenteam ab Seite 460 vorstellt.

Mit System statt Trial & Error – Dass die Malzschüttung das Bieraroma erheblich beeinflusst, ist wohlbekannt. Kaum zu glauben, dass bisher noch niemand systematisch untersucht hat, wie die verschiedenen Malzsorten bestimmte Aromaattribute im Bier beeinflussen und wie sich diese Kenntnisse für das Qualitätsmanagement und in der Produktentwicklung einsetzen lassen. Abhilfe schaffen jetzt Michael Féchir, Thomas Kraus-Weyermann und Prof. Jens Voigt in ihrem Beitrag ab Seite 463.

Die heutige BRAUWELT-Ausgabe ist wahrlich Energie-geladen. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Reisepläne der BRAUWELT-Redaktion wieder füllen und wir verstärkt von Präsenzveranstaltungen berichten können, wo – gleich welcher Veranstalter dahintersteht – das Thema Energieversorgung breiten Raum einnimmt, so zum Beispiel beim 9. Rohstoffseminar in Freising (S. 405) oder auch in Dresden bei der 10. VVD-Tagung für die Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinen-Hersteller (S. 406).

Energieversorgung – Sie hat jüngst eine ungekannte Brisanz entwickelt, Umweltaspekte treten in den Hintergrund. Dass die Energieversorgung der Unternehmen generell problematisch werden könnte, war bei der Planung des Beitrages „Emissionsfrei in die Zukunft. Kosten? Strategie?“ noch nicht abzusehen. Unabhängig davon greift der Artikel ein hoch aktuelles Thema auf und zeigt Wege zum Erreichen des Ziels Treibhausgas-Neutralität (S. 419).

Wachstumsfelder – Der steuerpflichtige Bierabsatz in Deutschland ist rückläufig. So weit, so schlecht. Wie sieht es aber unter Berücksichtigung von Fassbrause, Malztrunk und alkoholfreiem Bier aus? Diese Erfolgsgeschichten gehen weiter, weiß Christiane Hohmann, Stemwede, die –exklusiv für BRAUWELT – den wahren Biermarkt 2021 ermittelt hat (S. 412). Die Paulaner Brauerei in München will dieses Wachstumspotenzial für sich nutzen und hat in eine neue Ausmischanlage investiert. Wir stellen die in München-Langwied installierte Anlage ab Seite 414 vor.

Der Dampf-Theo – Er hat schon vor mehr als 100 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt. In unserer Serie „Giganten der Biergeschichte“ widmen wir uns heute Theodor Ganzenmüller. Dem Weihenstephaner Professor lag an der Umsetzung des Machbaren in der Brauerei – zu einer Zeit, wo Effizienz kein großes Thema war. Eines seiner wichtigsten Metiers war der Dampfeinsatz, aber er setzte auch andere, noch heute sichtbare (Wahr-)Zeichen der Brauwirtschaft. Populär ist der Dampf-Theo bis heute, weit über Freising hinaus (S. 422).

Mit viel Energie und Vorfreude haben wir uns in unser jüngstes BRAUWELT-Projekt gestürzt: Zusammen mit BarthHaas produzieren wir den neuen Podcast „Hopfenklang“. Monatlich unterhalten wir uns über neueste Erkenntnisse der Hopfenforschung und was sie für die Braubranche bedeuten. Am 28. April 2022 starten wir mit den Hopfen-Experten Dr. Christina Schönberger und Roland Novy zur Frage, ob Rückverdünnung die neue Methode für die Kalthopfung ist. Hören Sie doch mal rein! Mehr dazu auf Seite 407.

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