Die Sommerbraugerstenernte 2011 stellt Brauer wie Mälzer vor besondere Herausforderungen – insbesondere mit Blick auf die starke Streuung der Qualitätsmerkmale. Da war es nur folgerichtig, dass dieses Thema auch beim 15. Bad Kissinger Brauertag, den das Institut Romeis am 22. März 2012 in Bamberg veranstaltete, aufgegriffen wurde. Um die Versorgung mit ausreichend Gerstenmalz sicherstellen zu können, wird es erforderlich sein, auch Partien jenseits der üblichen Spezifikationen heranzuziehen. Eine Auswahl von Möglichkeiten zur Anpassung der Bierherstellung lieferte Marcus Jentsch vom Institut Romeis. Er appellierte an die Brauer, sich gegenüber den Mälzern kompromissbereit zu zeigen; diese wiederum sollten frühzeitig auf die besonderen Eigenheiten der gelieferten Malzchargen hinweisen (S. 377).
Das Experiment ist gelungen. Erstmals legten die Organisatoren der VLB-Frühjahrstagung in diesem Jahr die 99. Internationale Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung – so ihr offizieller Name – und den 15. Logistikfachkongress zusammen. Mit großem Erfolg, wie gut 550 Teilnehmer eindrucksvoll belegen (S. 333). Im Mittelpunkt standen – unter anderem – zwei Themen, die uns schon länger begleiten und dies wohl auch noch einige Zeit tun werden: Die (mangelnde) Rohstoffsicherung bei Braugerste sowie Hopfen als (Differenzierungs-)Mittel der Wahl.
Beim traditionellen Bockbieranstich der Privaten Brauereien Bayern [EV] schätzte Präsident Gerhard Ilgenfritz die derzeitige Situation der Branche als „angespannt, aber mit positiven Aussichten“ ein. An die anwesenden Vertreter der Politik appellierte er vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Brauern Planungssicherheit bieten und damit auch die Investitionsbereitschaft erhöhen. Beispielhaft für die Verunsicherung sei der WHO-Aktionsplan gegen Alkohol. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich Problemgruppen durch Verbote nicht beeindrucken ließen (S. 289).
Vorhersagen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen, besagt ein geflügeltes Wort. Wohin entwickelt sich wohl der Biermarkt? Worauf richtet man sich strategisch mit der eigenen Marke, mit dem eigenen Unternehmen aus? Und wie wird sich der Bierpreis entwickeln? Fragen über Fragen …
Der Bierkonsum ist rückläufig. Der Kosten- und Ertragsdruck in den Betrieben steigt. Die steigende Volatilität der Rohstoffmärkte erschwert Planung und Beschaffung. Spätestens jetzt bewahrheitet sich, dass Forschung eine Investition in die Zukunft ist, die – wenn nicht heute, so doch morgen – den Bestand einer Branche sichern hilft.
Der deutsche Biermarkt ist nicht einseitig oder langweilig. Das sagte DBB-Hauptgeschäftsführer Peter Hahn anlässlich einer Gesprächsrunde bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Nicht nur das zahlreiche Erscheinen von Vertretern fast aller politischer Parteien am DBB-Messestand, sondern auch der geringe Rückgang des Bierabsatzes 2011 (S. 166) sorgten für Freude. Hahn nutzte die Gelegenheit, um auf die umfangreichen Aktivitäten des Verbandes zum Wohl der deutschen Brauwirtschaft hinzuweisen (S. 165).
… sei Beharrlichkeit verliehen!“, wusste schon Goethe. Ob er dabei an das zweifelsfrei notwendige Durchhaltevermögen im Zusammenhang mit der Schankanlagenhygiene dachte, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Gerade in Zeiten stetig sinkender Fassbierabsätze sind eine intensive Betreuung gastronomischer Einrichtungen sowie die Vergabe entsprechender Kredite für ein Getränkeunternehmen von entscheidender Bedeutung. Dies wird vor allem dann klar, wenn man die Tatsache bedenkt, dass der beim Gaststättenbesuch gewonnene Eindruck maßgeblich die zukünftigen Kaufentscheidungen des Besuchers prägen und bei Negativerlebnissen zu rufschädigender Mund-zu-Mund-Propaganda führen kann.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Nürnberg, ermittelt in ihrer Kaufkraftstudie regelmäßig das Konsumpotenzial der Verbraucher in Deutschland. Für 2012 werden durchschnittlich 20 014 EUR pro Kopf und damit 400 EUR mehr zur Verfügung stehen als noch 2011. Zu früh freuen sollte man sich jedoch nicht, wird diese Summe durch steigende Preise doch nahezu vollständig aufgezehrt (S. 41). „Die Wachstumschancen für die Wirtschaft, insbesondere des Einzelhandels, hängen damit weiterhin direkt von der Stimmung und dem Vertrauen der Konsumenten ab“, sagt Simone Baecker-Neuchl, Projektleiterin der GfK-Studie.
Der Themenschwerpunkt der ersten BRAUWELT-Ausgabe eines neuen Jahres ist traditionell der Bereich „Energie, Wasser & Umwelt“. Themen, die uns seit Jahren in ungebrochener Aktualität begleiten und mittlerweile in nahezu jeden Bereich der Getränkeproduktion hineinreichen. Natürlich auch in die Rohstoffversorgung…
Das sagte Reiner Mihr, Chefredakteur der Lebensmittelzeitung, anlässlich der Jahrestagung der Wirtschaftsvereinigung alkoholfreier Getränke (wafg) (S. 1579). Er befand sich mit dieser Feststellung in bester Gesellschaft. So sah auch der im Amt bestätigte wafg-Präsident Dr. Klaus Stadler „durch ein breites Portfolio an alkoholfreien Getränken und Innovationen, die den Genuss fördern, zukünftige Wachstumspotenziale und eine hervorragende Wertschöpfungskette“ (Dr. Stadler wird sicherlich zugestehen, dass sein Zusatz „alkoholfrei“ aus unserer Sicht ersatzlos gestrichen werden kann).
Während über Rohstoffknappheit immer häufiger diskutiert wird, geraten andere Ressourcen, zum Beispiel die des gesellschaftlichen Engagements, zunehmend in Vergessenheit. Der Parlamentarische Abend des Deutschen Brauer-Bundes (S. 1535) in Berlin bot eine ideale Plattform, um die 20 anwesenden Parlamentsvertreter darauf hinzuweisen, dass die deutsche Brauwirtschaft mit ihren zahlreichen Kampagnen zur Prävention von Alkoholmissbrauch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung mehr als gerecht wird. Volker Kauder, Botschafter des Bieres und Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU, hob die aktive Unterstützung lokaler Vereine durch die Brauereien hervor und sprach sich dabei gegen ein Werbeverbot aus. Es bleibt zu hoffen, dass der Zusammenhang zwischen Werbung und kulturellem Engagement auch anderen Parlamentariern nicht länger verborgen bleibt.
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