Weniger Fläche, unberechenbare Bilanz
Die Fläche für Sommergerste fällt in diesem Jahr in Europa erwartungsgemäß kleiner als im Ausnahmevorjahr aus. Die Aussaatbedingungen waren bisher in den meisten Regionen gut. Schon jetzt fehlt im Süden und Osten Europas der Regen.
Die Flächenentwicklung
In Dänemark konnte im Herbst mehr Winterweizen ausgesät werden. Damit reduziert sich die Fläche für Sommergerste um fast 200 000 ha. In Frankreich wurde die Fläche dagegen um rund 100 000 ha ausgedehnt. In Großbritannien fällt die Fläche ebenfalls kleiner aus. Dafür wurde der Wintergerstenanbau deutlich ausgedehnt. Die Entwicklung der Sommergerstenbestände bezeichnen Experten als gut. Allerdings wird das Angebot aus diesem Land aufgrund der Brexit-Unsicherheiten als unsicher betrachtet.
Über die Fläche in Deutschland gibt es noch keine einhellige Meinung. Sicher ist nur, dass sie kleiner als 2018 ausfallen wird. Wie auch in Österreich und den angrenzenden osteuropäischen Ländern Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Polen. Die schwierigen Ernteergebnisse 2018 mit gleichzeitig größerer Anbaufläche für Wintergetreide und ein besserer Profit bei Mais haben zu den Einschränkungen geführt.
Die Marktsituation
Nach dem Verfall der Preise in den vergangenen Wochen ist der Markt derzeit ruhig. Der deutliche Rückgang der Kurse war in dieser Form nicht erwartet worden. Die schwachen Ernteergebnisse des vergangenen Jahres deuteten darauf hin, dass Braugerste bis in das neue Jahr hochpreisig bleibt und eine deutliche Unterversorgung zu erwarten war. Eine sehr gute Ernte in Frankreich und der fehlende Export an Gerste aus dem Land drückten aber Anfang dieses Jahres auf die Kurse. Zudem bewiesen Mälzer und Brauer eine hohe Kompromissbereitschaft bei Qualität und Sorten. Höhere Eiweißwerte wurden akzeptiert. Auch Ware aus Großbritannien floss aufgrund der Brexit-Unsicherheit früher als in anderen Jahren in größerem Umfang auf das Festland. Zudem wurde die Sorte RGT Planet von deutschen Verarbeitern aus französischen Offerten zu einem Teil aufgenommen. Von der Braugerstengemeinschaft wurde sie im Berliner Programm zur Verarbeitung nicht empfohlen, aber günstiger als die empfohlenen Sorten verkauft. Somit gab es einen deutlichen Preisbruch von Höchstpreisen, die franko Oberrhein bei 280,00 EUR/t im Oktober lagen und Anfang April auf rund 220,00 EUR/t zurückgefallen sind. Ex Ernte wurden Anfang Mai franko Oberrhein 215,00 bis 219,00 EUR/t genannt. Fob Dänemark bewegten sich die höchsten Preise um 236,00 EUR/t im Oktober. Für April/Juni liegen sie bei 185,00 EUR/t. Zwischenzeitlich musste noch weniger für die Ware bezahlt werden.
Ein Ausblick
Die Ernte 2019 wurde von deutschen Landwirten noch im alten Jahr zu Preisen von etwa 210,00 bis 215,00 EUR/t frei Erfassungslager verkauft. Rund 50 bis 60 Prozent der deutschen Ernte 2019 könnten bereits vermarktet sein. Jetzt bekommen die Landwirte deutlich weniger und halten sich deshalb mit Verkäufen zurück. Auch der Erfassungshandel hat in der Zeit der höheren Preise Ware verkauft. Aus der aktuellen Situation wird in der EU mit geringen Überhängen oder leichten Defiziten bis zum Anschluss an die neue Ernte gerechnet. Ausschlaggebend wird aber auch die Nachfrage aus China nach Gerste generell sein. Aufgrund der Unstimmigkeiten mit Australien könnte die EU als Lieferant einspringen und die europäische Bilanz unberechenbar machen.