Zuverlässig verfügbar
Auch wenn der Regen der letzten Tage und Wochen uns leicht vergessen lässt, dass wir auf das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zusteuern, so verdeutlichen uns die jüngsten Zahlen zur Sommergerstenernte in Europa, womit wir es zukünftig verstärkt zu tun bekommen können: trockenheitsbedingt erheblich schwankende Erträge und Qualitäten bei den Rohstoffen (Seite 778).
Weniger Hopfen, mehr Bier – Dies hat auch den Hopfenmarkt im vergangenen Jahr stark beeinflusst. Ende Juli wurde der BarthHaas-Bericht vorgestellt, der darlegte, dass die Ernte-Menge 2022 um 19 Prozent, die Alpha-Menge gar um 24 Prozent geschrumpft war. Gut, dass die Läger noch gefüllt waren, denn der Biermarkt legte 2022 wieder leicht zu (Seite 777). Und für dieses Jahr können wir noch hoffen, dass der Regen die Hopfenernte freundlicher aussehen lässt als 2022. Nichtsdestotrotz müssen wir uns wohl an den Gedanken gewöhnen, dass die sonst doch zuverlässig zur Verfügung stehenden Rohstoffe deutlicheren Schwankungen unterliegen als bisher.
Zuverlässige Hefeherführung – Immerhin läuft bei der Hefe alles nach Plan, oder? Nicht ganz, auch hier sorgen Störungen wie Ausfallzeiten oder wechselnde Sudpläne für Probleme, denn „Hefepropagationspläne basierend auf dem Parameter Zeit sind nicht flexibel“, wie Dr. Urs Wellhoener, Boston Beer Company, USA, betont. Die Brauerei hat Inline-Extraktsensoren getestet, die zuverlässige Daten zur Steuerung und Durchführung der Propagationen liefern (ab Seite 795). Und es geht noch drastischer: Was tun, wenn die Brauerei gleich über Wochen den Brauprozess einstellt, es dann aber wieder losgehen soll? Wie man die Hefe über Monate gärfähig halten und der Brauerei damit Wochen an Vorlaufzeit ersparen kann, zeigt Dr. Carsten Zufall, Cervecería Polar, Venezuela, in seiner Studie zur „Aufrechterhaltung von Viabilität und Vitalität der Anstellhefe“ ab Seite 791.
Leergut-Prognosen – Und auch hier geht es um zuverlässige Verfügbarkeit: Leergut, in der richtigen Menge und in der richtigen Qualität, ist ein wichtiges Thema für die Brau- und Getränkebranche. Ein Arbeitskreis der VLB Berlin hatte feststellen müssen, dass es beim Informationsfluss an die Getränkehersteller hapert, was die Planung der Abfüllprozesse behindert. So entstand der Wunsch, ein System zu entwickeln, das die fehlenden Informationen erfasst und weitergibt. Ingo Pankoke von der VLB Berlin berichtet ab Seite 803 über das Forschungsprojekt Di-Me-Pro, das für „Digitalisierung von Mehrwegprozessen“ steht und Abhilfe schaffen soll.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 32, 2023, S. 775