Das ist leichter gesagt als getan. Schließlich ist zunächst eine zündende Idee notwendig (Problem Nr. 1), von der man dann selbst so überzeugt ist (Problem Nr. 2), dass auch ein kräftiger Gegenwind (oft Problem Nr. 3) einen nicht aus der Spur wirft. Aber wer sich mit ausreichend Mut und Tatkraft darauf einlässt, wird belohnt.
Man stelle sich das einmal vor: ein US-Amerikaner, also quasi ein Ureinwohner des berühmten Craft Beer-Landes, kommt nach Deutschland und schwärmt von deutschem Bier und von der Trinkkultur in deutschen Landen! Ein kühner Traum? Eine Utopie? Weit gefehlt! Beim diesjährigen Deutschen Brauertag in Berlin ist genau das passiert. Und seitdem frage ich mich, ob wir uns vielleicht weniger an der amerikanischen Einstellung zum Bierbrauen ein Beispiel nehmen sollten als vielmehr an der Wahrnehmung eigener Stärken.
Wenn jemand sagt, dass er über eine Plastik verfüge, wird er mitunter von seinem Gegenüber ein anerkennendes Nicken ob seines Kunstsinnes erwarten. Allerdings können Kleinigkeiten dieses Szenario stören. Nehmen wir zum Beispiel den Zusatz „Mikro“. Wenn derzeit in der Brauwirtschaft über Mikroplastik gesprochen wird, ist die Reaktion eher ein verständnisloses Kopfschütteln. Gab es wirklich solche Partikel in Bier? Die Lage ist verwirrend. Während der NDR und Chemiker Liebezeit davon überzeugt sind, hält der DBB mit Untersuchungsergebnissen unabhängiger (und auf Bier spezialisierter) Institute dagegen, die nichts fanden (S. 769). Seitdem ist (vorläufig?) Ruhe. Du liebe Zeit!
Die Braubranche legt großen Wert auf ihre Tradition. Angesichts eindrucksvoller Daten wie dem bald 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebots ist das auch verständlich, solche Werte müssen hochgehalten werden. Aber natürlich gehen aktuelle Trends auch an unserer Branche nicht vorüber und manche der derzeitigen Projekte in Forschung und Entwicklung klingen schon fast wie aus der Science-Fiction-Literatur entliehen.
Wasser ist untrennbar mit dem Leben verbunden und ohne Wasser kein Leben. So beginnt der Beitrag ab Seite 692 über Wasserbehandlung nach Maß. Spätestens seit den Vorlesungen über Wasser und seine Chemie weiß jeder Brauer um die Komplexität dieses Themas und um den Einfluss des Wassers auf die Bierqualität. Aber Wasser spielt nicht nur als Rohstoff für die Bierherstellung eine wichtige Rolle, sondern auch als Prozesswasser.
Das Thema Nachhaltigkeit beherrscht die allgemeinen Medien. Oft wird angeführt, dass das meiste Potenzial in der Energieeinsparung liege. Hier hat aber die Malz- und Braubranche in den letzten Jahrzehnten schon sehr viele Maßnahmen umgesetzt, leider von der Politik nicht immer so richtig unterstützt. Man denke nur an das Hickhack um die Kraft-Wärmekopplung im Rahmen der EEG-Umlage.
Braukunst und Qualität fühlen sich global gesehen immer mehr Brauereien verpflichtet. Das zeigen auch die zahlreichen Kongresse und Veranstaltungen, die in den letzten Wochen abgehalten wurden bzw. für die nächste Zeit geplant sind.
Bei der allgemeinen Berichterstattung über den Tag des Bieres 2014 fiel auf, dass durchweg positiv über Bier und seine geschmackliche Vielfalt berichtet wurde und nicht nur über Konsumrückgang oder Preiserhöhungen bzw. Preisabsprachen. Wie bei anderen Nahrungs- und Genussmitteln verlangt der Konsument auch bei Bier immer mehr Abwechslung.
Die BRAUWELT ist seit über 150 Jahren stets bemüht, die Braubranche auf dem neuesten Stand der Entwicklungen zu halten, sei es in Technik und Technologie oder auf den Gebieten der Markt- und Produktentwicklung, im Marketing, der Betriebswirtschaft, Rechtsprechung usw. Der historische Rückblick „Der Deutsche Brauer-Bund im Kaiserreich“ ab Seite 516 beschreibt die führende Rolle von Johann Carl, Gründer (1861) und Herausgeber der „Allgemeinen bayrischen Hopfen-Zeitung“, der Vorläuferin der BRAUWELT, bei der Gründung des Deutschen Brauer-Bundes im Jahre 1871 in Dresden.
Die Gebindestruktur am deutschen Biermarkt wird durch die Entwicklungen der Teilmärkte Inlandsabsatz, Verlagerung von Produktion ins Ausland und Export geprägt. Alexander Reitz zeigt in seinem Beitrag ab S. 445 mögliche Trends in den Bereichen Dosen, PET-Flaschen, Individualflaschen und Einwegglas auf. Verpa-ckungstrends waren auch ein Thema bei der Frühjahrstagung der VLB (S. 438).
Das gab jetzt der Verbraucherdienst Marktjagd, Dresden, bekannt (S. 396). Dennoch ist der Bierabsatz 2013 noch einmal um 1,5 Prozent gesunken (S. 398). Allerdings sieht Günter Birnbaum, GfK, Nürnberg, für den Biermarkt optimistisch in die Zukunft (S. 422). Zum einen entwickle sich die wirtschaftliche Lage gut, zum anderen wirke sich der Trend zu den Regionalbieren sowie zu den Craft-Bieren positiv aus. Es komme darauf an, wie die Brauereien auf die unterschiedlichen Wünsche der Konsumenten nach z. B. Produktvielfalt oder Nachhaltigkeit in der Produktion eingehen. Dabei muss jede Brauerei ihre eigene Positionierung finden. Beispiele für erfolgreiche Craft-Brewing-Konzepte sind in dieser Ausgabe auf den Seiten 396 und 423 angeführt.
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