Seit 20 Jahren auf der Suche nach den besten Bieren der Welt
Jubiläum | Mit der diesjährigen Ausgabe feiert der European Beer Star sein 20-jähriges Bestehen. Von den Anfängen Mitte der 2000er-Jahre hat er sich in den vergangenen Jahren zu einem der renommiertesten und prestigeträchtigsten Verkostungswettbewerbe weltweit entwickelt. Der Verband Private Brauereien als Veranstalter kann jedoch nicht nur auf eine herausragende Erfolgsgeschichte zurückblicken. Mit dem 20. Jubiläum halten auch einige richtungsweisende Neuerungen Einzug, um den Bierwettbewerb kontinuierlich weiterzuentwickeln.
„Wer hätte das gedacht, dass der European Beer Star zu diesem herausragenden Event wird, den er heute darstellt?“ So blickt Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland e.V., auf die mittlerweile 20-jährige Geschichte des Bierwettbewerbs zurück. Stefan Stang, Hauptgeschäftsführer des Verbands Private Brauereien Bayern e.V., ist nicht minder stolz auf die Entwicklung, die der European Beer Star genommen hat: „Mit dem European Beer Star haben wir über die letzten 20 Jahre einen Bierwettbewerb aufgebaut, der in der internationalen Braubranche einen hervorragenden Ruf genießt. Für viele ist der European Beer Star der härteste Verkostungswettbewerb der Welt!“
Der Weg zum international renommierten Bierwettbewerb
Die beiden Verbände Private Brauereien Bayern und Private Brauereien Deutschland veranstalten den Wettbewerb seit 2004. „Bei der Gründung des European Beer Star im Jahre 2004 war es das Ziel, einen Bierwettbewerb zu etablieren, der sich auf die europäischen Bierstile fokussiert – im Gegensatz zu anderen internationalen Wettbewerben“, erläutern Stefan Stang und Roland Demleitner die Hintergründe. Der European Beer Star wollte damit die Tradition und den Ursprung der Bierkultur vor allem in Deutschland, in Österreich, in Belgien, in Tschechien und dem Vereinigten Königreich anerkennen. Die Verkostung und Bewertung für die jeweiligen Bierstile sollte dabei individuell in engen Kategoriegrenzen stattfinden anstatt in Mischkategorien.
Doch welche Herausforderungen musste dieser junge Bierwettbewerb in seinen Anfangsjahren überwinden? „Anfangs gab es natürlich Diskussionen über die internationale Ausrichtung des neuen Wettbewerbs. Muss ein Verband für mittelständische Brauereien in Bayern bzw. Deutschland eine Bühne für internationale Brauereien bieten? Die klare Antwort war schon nach wenigen Jahren ein klares ‚Ja‘“, ziehen Stefan Stang und Roland Demleitner Resümee. „Durch den European Beer Star hat der Verband sowohl international aber auch national sehr viel Renommee und Anerkennung in der Branche gewonnen.“
Eine der wichtigsten Fragen war zudem, wie sich eine hochkarätig besetzte, internationale Verkostungsjury zusammenstellen lässt. „Über befreundete Branchenverbände im Ausland und Treffen mit Verkostern auf Wettbewerben und Messen konnte schnell ein Netzwerk aufgebaut werden, von dem wir bis heute profitieren“, so Roland Demleitner.
Heute zählt der Bierwettbewerb zu den renommiertesten weltweit. Doch er musste sich dieses Renommee erst erarbeiten: „Zwar wurde der European Beer Star im deutschsprachigen Raum auf Anhieb angenommen, international mussten wir jedoch erst Tritt fassen. Ausgehend vom Namen des Bierwettbewerbs lag der Schwerpunkt zu Beginn in Mitteleuropa. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als die ersten Siegerbiere beim European Beer Star aus Ländern wie den USA und Italien kamen. Besonders die damaligen Craft Bier-Pioniere erzielten hohe Aufmerksamkeit und machten den Wettbewerb auch in Übersee bekannter“, blickt Stefan Stang zurück. Die Erweiterung der Kategorien und die Teilnahme international bekannter Verkoster trugen zusätzlich zur Internationalisierung und Weiterentwicklung des Wettbewerbs bei.
Blick nach vorne
Apropos Weiterentwicklung: Jedes Jahr aufs Neue beobachten die Veranstalter des European Beer Star die internationale Brauwirtschaft genau und diskutieren mögliche Neuerungen im Wettbewerbsablauf. „So wie sich die internationale Bierwelt verändert, passt sich auch der European Beer Star immer wieder neu an. Neuerungen beim European Beer Star haben immer den Hintergrund, den Wettbewerb kontinuierlich und qualitativ weiterzuentwickeln“, fasst Stefan Stang den stetigen Fortschritt des Bierwettbewerbs zusammen.
Zeitplan European Beer Star 2023 ■ Start der Anmeldung: 3. April 2023 |
Ergänzend hierzu wurden im Vorfeld des „Jubiläums-EBS“ im Rahmen einer Umfrage unter den beim European Beer Star 2022 teilnehmenden Brauereien Meinungen zum Wettbewerb abgefragt. Mit knapp 200 Rückmeldungen gaben die Umfrageergebnisse den Veranstaltern ein differenziertes Bild darüber, wie der European Beer Star in der Branche wahrgenommen wird und welche Aspekte den teilnehmenden Brauereien wichtig sind.
„Wir sind sehr dankbar für den Input, den wir im Rahmen unserer Umfrage von den teilnehmenden Brauereien bekommen haben. Darüber hinaus erhalten wir von unseren internationalen Judges sowie unseren Partnern regelmäßig neue Impulse. Dieses Feedback ermöglicht es uns, den Wettbewerb fortlaufend weiterzuentwickeln und immer wieder ein Stückchen besser zu machen“, freut sich Kilian Kittl, Projektleiter des European Beer Star beim Verband Private Brauereien Bayern, über das Feedback. Zentrale Rolle nimmt dabei auch der im Januar 2023 neu gegründete European Beer Star Beirat ein, der den Veranstaltern bei verkostungstechnischen Fragestellungen rund um den Bierwettbewerb beratend zur Seite steht.
Umzug der Expertenverkostung nach Nürnberg
So auch bei der Jubiläumsausgabe des European Beer Star. Die zentralste Neuerung beim European Beer Star 2023 ist der Umzug der Expertenverkostung nach Nürnberg. Bei seiner 20. Ausgabe werden die eingesandten Bierproben erstmals auf dem Gelände der NürnbergMesse verkostet. „Seit Anbeginn des European Beer Star finden die Preisverleihung und die Nacht der Sieger während der BrauBeviale statt. Mit dem Umzug der Expertenverkostung nach Nürnberg setzen wir ein weiteres klares Bekenntnis, dass der European Beer Star und die BrauBeviale zusammengehören“, so Stefan Stang und Roland Demleitner.
Von der Annahme der Biere über die Sortierung und Verkostung der eingereichten Proben bis hin zur Preisverleihung und Überreichung der Awards wird also künftig alles auf dem Nürnberger Messegelände stattfinden. „Dabei werden selbstverständlich die gleichen Qualitätsstandards an den Tag gelegt wie bisher: schnelle Annahme und Sortierung der eingesandten Biere, kühle Lagerung bis zur Verkostung und eine reibungslose Vorbereitung der Proben an den beiden Verkostungstagen“, kommentiert Kilian Kittl die künftigen Abläufe.
Am 14. und 15. September 2023 werden die eingereichten Biere dann von einer rund 130-köpfigen Jury bestehend aus internationalen Bierexpertinnen und -experten bewertet. Zentrales Kriterium ist dabei die sensorische Wahrnehmung der Biere, d. h. die Judges bewerten die Qualität von Optik, Geruch und Geschmack. Am Ende werden in jeder der insgesamt 74 Kategorien nur die drei besten Biere mit den begehrten Awards in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet. Die erfolgreichen Brauereien dürfen sich und ihre Biere dann bei der Preisverleihung und der einzigartigen Nacht der Sieger am 29. November während der BrauBeviale in Nürnberg gebührend feiern lassen.
User-Konto für jede Brauerei bei der Anmeldung
Seit Anfang April ist die Anmeldung für den European Beer Star 2023 geöffnet. Interessierte Brauereien haben bis zum 12. Juli Zeit, sich und ihre Biere für den Wettbewerb zu registrieren.
Zum Start der Anmeldephase wurde auch der Anmeldevorgang überarbeitet. Künftig wird für jede teilnehmende Brauerei ein User-Konto angelegt. So können einerseits auch nach erfolgter Anmeldung zum European Beer Star noch Ansprechpartner geändert und Kontaktdaten aktualisiert werden (z. B. im Falle eines Mitarbeiterwechsels).
Andererseits bietet das jeweilige User-Konto nun ebenfalls die Möglichkeit zu überprüfen, ob die eigenen Bierproben bereits im Vorbereitungslager eingetroffen sind. Für jedes angemeldete Bier wird bei der Anmeldung ein individueller QR-Code generiert. Dieser muss beim Versand der Biere von außen sichtbar auf der Verpackung aufgebracht werden. Sobald dieser Code beim Eintreffen der Bierproben im Lager gescannt wird, können die Teilnehmer in ihrem User-Bereich einfach überprüfen, ob ihre Proben beim Wettbewerb eingegangen sind.
Weiterentwicklung der Kategorien und Auswertung
Bei der 2023er-Ausgabe wird erstmals der Bierstil „Grodziskie“ verkostet – ein wiederentdeckter Stil, der sich nicht nur in seiner Heimat Polen steigender Beliebtheit erfreut. Die besondere Charakteristik dieser Biere liegt dabei im verwendeten Weizenrauchmalz sowie im relativ geringen Alkoholgehalt zwischen 2,5 und 3 Vol.-%.
Darüber hinaus wird eine weitere Diversifizierung der India Pale Ales vorgenommen. So wurden separate Kategorien für Session IPA und Hazy IPA mit klaren stilistischen Vorgaben eingeführt und ergänzen die bisherigen IPA-Kategorien. Bereits zum zweiten Mal wird in diesem Jahr für jedes eingereichte Bier ein eigenes Flavourprofil erstellt und zusammen mit dem Flavourprofil des Gewinnerbiers als Feedback an die Teilnehmer versandt. „Hauptgrund für die Einführung des Flavourprofils war, den Brauereien nicht nur in Form der Bewertungsergebnisse eine Art Benchmarking zu ermöglichen, sondern auch mit der sensorischen Beschreibung ihrer Biere“, so Kilian Kittl.
Im Rahmen der Umfrage wurde deutlich, dass das im vergangenen Jahr eingeführte Flavourprofil auf positive Resonanz stößt. Der überwiegende Teil der teilnehmenden Brauereien empfindet das individuell angefertigte Flavourprofil als hilfreich für die Arbeit in der Brauerei. Als Teil des Expertenfeedbacks nutzen zahlreiche Brauereien das Flavourprofil zusammen mit den Bewertungsergebnissen zum einen dazu, die eigenen Biere kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ein weiterer Beweggrund ist der Vergleich der Expertenmeinung mit der internen Qualitätssicherung.
Future Award geht in die zweite Runde
Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr geht der European Beer Star Future Award 2023 in die zweite Runde. Dieser Award hat zum Ziel, Brauereien gemäß ihrem vorbildlichen Engagement in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur auszuzeichnen.
Doch nicht nur eine nachhaltige Unternehmensführung ist für den Gewinn des Future Awards ausschlaggebend. Weiterhin spielen die jeweilige Kommunikation des nachhaltigen Engagements sowie die sensorische Qualität des Bieres eine wichtige Rolle.
Am Future Award teilnehmen kann jede Brauerei, die mindestens ein Bier in einer der 74 Kategorien einreicht. Einen ausführlichen Artikel zum European Beer Star Future Award lesen Sie in einer der nächsten BRAUWELT-Ausgaben.
Schlagworte
Bierverkostung Wettbewerb Bierspezialitäten European Beer Star
Autoren
Benedikt Meier
Quelle
BRAUWELT 17, 2023, S. 422-424
Firmen
- Private Brauereien Bayern e. V., München, Deutschland