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So sah das damals aus: Teilnehmer auf dem Brewers Forum 2019
15.03.2021

Brewers Forum 2021: nah dran am Geschehen

Schwierige Zeiten | Die europäische Braubranche wurde von der Covid-19-Pandemie und den damit verbundenen Einschrän­kungen schwer getroffen. Im Interview mit der BRAUWELT spricht Pierre-Olivier Bergeron, Generalsekretär der Brewers of Europe, über die aktuelle Lage des europäischen Biermarktes und das geplante Brewers Forum 2021.

In den fünf Jahren bis 2020 ging es mit der europäischen Bierbranche richtig bergauf. In mehreren aufeinanderfolgenden Jahren stiegen Herstellungs- und Absatzvolumen, Bier erlebte innerhalb Europas eine Renaissance und auch das Interesse der Nicht-Europäer an europäischem Bier nahm weiter zu. Auch die Zahl der Brauereien verdoppelte sich in diesem Zeitraum auf über 10 000, was daran lag, dass sich Bier bei einer breiten Menge an Konsumenten einer großen Beliebtheit erfreute und das Interesse der Verbraucher an einer Vielfalt von Stilen, Geschmacksrichtungen und entsprechenden Events stetig wuchs.

Auch das Thema ökologische Nachhaltigkeit wurde in alle Bereiche der Brauwirtschaft integriert und trug in einigen Fällen sogar dazu bei, die strategische Ausrichtung vieler neuer Brauereien zu definieren.

Einfluss der Corona-Pandemie auf die europäische Brauwirtschaft

Corona, oder genauer gesagt die damit zusammenhängenden Schließungen im Gastgewerbe – Bars, Kneipen, Cafés, Restaurants, aber auch Festivals, Konzerte, Veranstaltungen –, hat diesem Wachstum der Bierbranche ein jähes Ende bereitet und stellt eine noch nie dagewesene Herausforderung dar, auf die sich keine Brauerei wirklich hätte vorbereiten können. In vielen Ländern gab es im letzten Jahr ganze neun Monate Stillstand. Die Schließung von Gaststätten und das Verbot geselligen Beisammenseins haben gezeigt, wie sehr Bier in der Kultur, der Gesellschaft und der Lebensweise vieler Europäer verankert ist: Es geht nicht nur um das Bier an sich, sondern auch um das ganze Erleben, das wir Menschen gerne teilen.

Zwanzig Prozent des Biermarktes fielen in der ersten Hälfte des Jahres 2020 komplett weg. Eine teilweise Öffnung über den Sommer in den meisten Ländern Europas sorgte für eine gewisse Atempause, aber sie war nur von kurzer Dauer: In vielen Ländern mussten ab Ende September erneut Betriebe aus dem Gaststättengewerbe schließen.

Die europäischen Brauereien reagierten entschlossen und solidarisch und entwickelten innovative Wege der Zusammenarbeit. So taten sich Brauereien zusammen, um gemeinsam Biere zu den Verbrauchern nach Hause zu liefern, es wurden Programme eingerichtet, um den Gaststätten dringend benötigte Einnahmen zu verschaffen, selbst wenn sie geschlossen blieben, und es wurden bewährte Verfahren ausgetauscht, während Brauereien und Gaststätten mit dem Problem kämpfen, dass Fässer und Flaschen schon wochenlang in den Kellern in ganz Europa vor sich hin schlummern.

Bei der Produktentwicklung gab es ebenfalls keinen Stillstand. Dabei geht der Verbrauchertrend zu gut schmeckenden Bieren ohne Alkohol bzw. mit geringerem Alkoholgehalt und auch das Thema Nachhaltigkeit kann weiter punkten, da die Notwendigkeit eines ökologischen Aufschwungs immer deutlicher wird.

Pierre-Olivier Bergeron freut sich auf das Brewers Forum 2021

BRAUWELT sprach mit Pierre-Olivier Bergeron, Generalsekretär der Brewers of Europe, darüber, was die momentane Lage des europäischen Biermarktes für das Brewers Forum 2021 bedeutet.

Die europäische Braubranche wurde von der Pandemie stark getroffen. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Jahr trotzdem ein Brewers Forum zu organisieren?

Pierre-Olivier Bergeron: Das Forum ist eine wegweisende Veranstaltung, bei der Brauer aus ganz Europa zusammenkommen können, um Innovationen, Trends und Lösungen zu diskutieren und in die Zukunft zu blicken. Dies ist typischerweise der Ort, an dem diese dringend benötigte Solidarität Gestalt annimmt und an dem sich die Brauer gegenseitig inspirieren können, um die Krise zu überwinden, mit der die Braubranche konfrontiert ist.

Wann wird die Veranstaltung stattfinden und in welcher Form? Wird es eine Präsenzveranstaltung sein?

Bergeron: Das Forum findet in diesem Jahr über vier Tage statt, vom 1. bis 4. Juni 2021. Ursprünglich waren drei Tage geplant, um verschiedene Aspekte wie Markttrends, Marketingansätze und technische Einblicke in das Brauen von Lagerbieren und fassgereiften Bieren zu behandeln. Wir haben uns jedoch entschlossen, die Veranstaltung um einen zusätzlichen Tag zu erweitern, um den Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit stärker hervorzuheben, der in den nächsten Jahren für alle Brauer immer wichtiger werden wird. Nachhaltigkeit steht nicht nur im Mittelpunkt des Handelns der Brauer, sondern wird auch von den Verbrauchern nachgefragt, und die politischen Entscheidungsträger auf EU- und nationaler Ebene verschärfen die Vorschriften zur Bekämpfung des Klimawandels, der sich auch auf unsere Rohstoffe auswirkt.

Wir haben uns schon früh für zwei Dinge entschieden. Erstens: Das diesjährige Forum wird für die Teilnehmer kostenlos sein. Wir wissen, dass sich viele Brauereien in einer kritischen wirtschaftlichen Situation befinden, und wir wollen sicherstellen, dass möglichst viele von ihnen unsere Veranstaltung besuchen können, um sich inspirieren zu lassen, von anderen zu lernen und ihre Chancen zu maximieren, die Wirtschaftskrise zu überwinden. Und ich möchte hinzufügen, dass wir keine Abstriche machen werden, wenn es darum geht, eine qualitativ hochwertige Veranstaltung zu garantieren: Unsere Sponsoren tragen wesentlich dazu bei, dass das Forum eine erstklassige Veranstaltung bleibt.

Zweitens: Das Forum wird komplett digital stattfinden. Die Situation ist einfach zu unsicher für eine Präsenzveranstaltung, und wir glauben, dass ein digitales Forum es mehr Menschen ermöglichen wird, tatsächlich daran teilzunehmen – in ihrem eigenen Tempo, von ihrem Heimatort aus – und das Beste daraus zu machen. Wir sind uns zwar bewusst, dass eine Veranstaltung für Brauer, Lieferanten und Techniker am besten ist, wenn sie vor Ort organisiert wird und die Gäste die Möglichkeit haben, bei einem Glas Bier zu diskutieren, aber das digitale Format bedeutet, dass wir viele interessante Redner aus der ganzen Welt versammeln können, die unter anderen Umständen nicht in der Lage gewesen wären, alle gleichzeitig am gleichen Ort an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen.

Haben Sie schon einige Informationen zum Programm, die Sie vorab mit unseren Lesern teilen könnten, zum Beispiel zu den Hauptrednern und den Schwerpunkten?

Bergeron: Das Programm geben wir in der zweiten Märzhälfte bekannt (lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor, Anm. d. Red.), aber ich kann Sie bereits auf einige unserer Hauptredner aufmerksam machen. Und natürlich gibt es viele weitere hochkarätige Redner, die ebenfalls bereits zugesagt haben. Die Keynotes von Dolf van den Brink, CEO von Heineken, oder Atsushi Katsuki, CFO der Asahi Group Holdings, zur aktuellen Krise und den Perspektiven für die Brauwirtschaft werden für unsere Teilnehmer sicherlich interessant sein. Neben diesen beiden wichtigen Akteuren der Branche werde ich selbst auch das Privileg haben, die Zuhörer über den Status der europäischen Brauereilandschaft auf den neuesten Stand zu bringen. Eine ähnliche Übersicht über den amerikanischen Markt wird von Bob Pease kommen, dem Vorsitzenden der Brewers Association.

Wir haben auch eine ganzen Reihe qualifizierter Referenten, die ihre Erfahrungen und Fähigkeiten zu so unterschiedlichen Themen wie Brauen von Lagerbier, Besonderheiten und Herausforderungen kleiner Brauereien und Fassreifung teilen werden. Wir haben eine sehr interessante Reihe von Sessions und Referenten zusammengestellt. Ganz zu schweigen vom vierten Tag, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen wird – ein Thema, das für Brauer immens wichtig ist und in den kommenden Jahren noch wichtiger werden wird.

Was sind die kommenden (kurz- und mittelfristigen) Herausforderungen für die Braubranche, und wie kann das Forum, wie können die Brewers of Europe da helfen?

Bergeron: Das derzeit drängendste Thema ist zweifelsohne die aktuelle Corona-Krise. Die Geschäftsmodelle vieler Brauereien und das gesamte Gaststättengewerbe sind dadurch in bisher unbekanntem Maße unter Druck geraten. Wir haben uns im vergangenen Jahr darauf konzentriert, dafür zu sorgen, dass so viele dieser Gastronomiebetriebe wie möglich wirtschaftlich tragfähig und nachhaltig wiedereröffnen können, sobald das Virus unter Kontrolle ist.

Dieses Thema wird sich auch langfristig auf einige Teile des Biermarktes auswirken – einige Trends wie den Onlinehandel beschleunigen, zu neuen Vorgehensweisen anregen, aber leider auch einige Unternehmen zerstören. Die Erholungsphase wird langwierig sein, aber wir müssen wieder dahin kommen, dass sich die Verbraucher bei einem gutem Bier treffen und zusammenkommen können.

Und die ökologische Nachhaltigkeit ist natürlich eine große Herausforderung, aber wahrscheinlich auch eine Chance für viele Unternehmen. Ein ökologischer Aufschwung wird der Schlüssel sein, und die Brauereien haben die Möglichkeit, dies gemeinsam voranzutreiben. Viele Brauereien konnten das Thema Nachhaltigkeit bereits in ihren Unternehmen verankern, und wir haben es in der Hand, solidarisch zu handeln, Best Practices auszutauschen und sicherzustellen, dass Bier und Brauen Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel werden.

Ich freue mich darauf, viele Ihrer Leser zumindest virtuell beim Forum im Juni zu sehen und dann hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft auch persönlich bei einem Bier zu treffen.

Vielen Dank für das Interview, und viel Erfolg für die Veranstaltung!

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