European Beer Star: Bierwelt im Wandel
Aktuelle Neuerungen | Die Welt der Biere ist im Wandel – seit rund zwölftausend Jahren. Was sich mitverändert, ist das Tempo der Veränderungen und in welchen Bereichen die Variationen stattfinden. Auch der European Beer Star ist einem stetigen Wandel unterworfen – was sich dieses Jahr ändert, soll in diesem Beitrag beleuchtet werden.
Man hat den Eindruck, dass in den jüngsten Jahren Marketing-Überlegungen die wichtigste Triebkraft zur Veränderung der Bierwelt stellten. Zum Glück werden ausufernde Visionen der Marketer hier und dort durch gesetzliche Bestimmungen zum Schutz der Hygiene und der Ortsbräuche gebremst.
Wandel sinnhaft und fachmännisch zu begleiten, bedarf bedeutender Expertise; einer Mischung aus langjähriger Erfahrung und visionärem Blick. Der European Beer Star kann auf erstklassig besetzte Fachkräfte-Runden zurückgreifen. Sie sind ein wesentlicher Grund dafür, dass der von den Privaten Brauereien ausgerichtete Bier-Verkostungswettbewerb unter die Top 3 weltweit zu reihen ist.
Fixstern am Bierhimmel
Wir Menschen streben nach Sicherheit. Brauchen Stabilität. Der European Beer Star mit seiner siebzehnjährigen Tradition ist ein Fels in der Brandung. Die Privaten Brauereien Bayern bilden gemeinsam mit renommierten Partnern eine solide Basis. Seit den ersten Tagen des Wettbewerbs werden die zugrunde liegenden Kategorien immer wieder überprüft, gegebenenfalls modifiziert oder neu gefasst. Neuerungen und Anpassungen wurden bislang in jedem Jahr vorgenommen. Die für 2020 beschlossenen werden im Folgenden dargestellt.
Die Neuerungen beim European Beer Star 2020
Zusammengefasst gibt es drei wichtige Neuerungen in diesem Jahr des Wettbewerbs: eine stärkere Gewichtung unfiltrierter Biere, neu eingeführte Kategorien und Benchmark-Biere – also typische Vertreter einzelner Kategorien, welche den Teilnehmern die Zuordnung ihrer Biere erleichtern.
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Ohne Filter
In den jüngsten Jahren hat sich die Sicht auf so manchen gut eingeführten Bierstil verändert. Galten für solche Stile bislang nur glanzfeine Biere als stiltypisch, so werden ihnen inzwischen auch opale und unfiltrierte Biere zugeordnet. Die Kommission hat darauf reagiert, indem sie mehrere Kategorien für unfiltrierte Biere geöffnet hat. Das heißt, in den betreffenden Kategorien werden ab sofort filtrierte, an- und unfiltrierte Biere zugelassen. Das entspricht auch der Realität des Marktes. Beispiele für solche Kategorien sind: Vienna-Style Lager, New-Style Lager, Alt und alle Ale-Kategorien.
Die neuen Kategorien 2020
1. Bohemian-Style Session Lager
„Session“ hat sich als Bezeichnung für die „leichtere“ Version eines Bierstils durchgesetzt. Zunächst hatte sich dieser Ausdruck in der Stilfamilie IPA etabliert. „Session IPA“ ist leichter als das Original; es weist oft einen Alkoholgehalt auf, der unter der 5-Prozent-Marke liegt. Dennoch sind diese Biere hopfenbetont, wie der Kern der Stilfamilie, IPA. „Session“ bezeichnet inzwischen leichte, „alltagstauglichere“ Versionen diverser Starkbier-Stile.
Das Wort „Session“ als Bierstil-Vorname ist im Begriff, die vom Markt nie wirklich gut angenommene Bezeichnung „Leichtbier“ abzulösen. Offenbar lehnt die Psychologie des Biertrinkers ein Leichtbier ab. Womöglich assoziiert man Leichtbier mit „unmännlichen“ Attributen; denkt etwa, es sei ein „Getränk für Verweichlichte“. Ein Session hingegen ist bieriger Ausdruck cooler Lässigkeit.
Was die böhmischen Leichtgewichter anbetrifft: Mit der Kategorie „Bohemian-Style Session Lager“ bekommen vor allem in Tschechien beliebte Bierstile, wie Světlé Výčepní, Tmavé Výčepní oder Polotmavé Výčepní, nun ihre eigene Kategorie beim European Beer Star.
2. Austrian-Style Märzen
Österreichische Brauer waren schon seit Jahrzehnten, ebenso wie die Bierfreunde in der Alpenrepublik, der Überzeugung, dass das Österreichische Märzen eine Kategorie für sich ist. Dieser Haltung wird nun nachbarschaftlich Rechnung getragen. Das balancierte, helle, untergärige Vollbier österreichischer Brauart – nicht zu verwechseln mit (süd-) deutschem Märzen – bekommt eine eigene Kategorie.
Österreichisches Märzen ist ein helles Lager-Vollbier, Hopfen- und Malztöne sind ausbalanciert. Der Bierstil ist mit anderen hellen Lagerbieren verwandt, hat jedoch in den Jahrzehnten der Verwendung dieser Stilbezeichnung einen eigenen Charakter angenommen. Deutsches Märzen – es wird vor allem im Süden, also in Baden-Württemberg und Bayern gebraut – entspricht mehr dem alten Typus der bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, speziell im Monat März hergestellten Lagerbiere. Sie wurden stärker, also mit größerem Malzeinsatz eingebraut, und haben logischerweise einen eher malzigen Touch. Das wirkt sich sowohl auf die Farbe aus – solche Biere sind oft von dunklem Gold oder bernsteinfarbig – als auch auf den Alkoholgehalt. Der liegt meist um die fünfeinhalb bis sechs Prozent Vol.
Wobei erst in den jüngsten Monaten bedeutende Player der Austro-Bierszene neben ihren Märzenbieren auch Helles auf den Markt gebracht haben. Man darf gespannt sein, in welcher Kategorie österreichische Brauer diese gebrauten Innovationen nun einreichen werden.
3. Speciality India Pale Ale
Der European Beer Star reagiert mit dieser neuen Kategorie wieder auf Zuwächse in der ständig größer werdenden Stilfamilie IPA. Jahr für Jahr tauchen dort neue Spielarten auf. Dank dieser neuen Kategorie dürfen nun sogar „Paradoxa“ wie Dark IPA, also „dunkles, helles (!) Ale, New England IPAs – oft auch Hazy IPA – sowie Brut IPA und selbst Biere so bodenständiger Stile wie Glitter IPA am Wettbewerb teilnehmen.
4. English-Style Strong Ale
Anno Brexit wurde aus Scotch Ale/Wee heavy „English-Style Strong Ale“ (Nicola Sturgeon war nicht Mitglied der Kommission). Damit schafft der European Beer Star in dieser Kategorie Platz für weitere Starkbier-Versionen, wie etwa Old Ale oder Strong Golden Ale.
5. Non-Alcoholic Hoppy Beer
Die alkoholfreien Biere werden für die Märkte zunehmend wichtig, auch die Marketing-Umwelt, etwa strengere Reglementierungen, tragen ihr Scherflein dazu bei. Gute Gründe, die alkoholfreien Kategorien erneut anzupassen. Neben den alkoholfreien Lagerbieren und den ebensolchen Hefeweißbieren mit ihren klassischen Ausprägungen können in der neuen Kategorie sowohl unter- als auch obergärige Alkoholfreie eingereicht werden, vorausgesetzt die einzelnen Exemplare erweisen sich als ausgesprochen hopfenbetont.
Kontinuität ist gut. Aber es wäre grundfalsch, jeglicher Veränderung mit allzu großer Skepsis gegenüberzustehen. Viele Innovationen bringen gute, manche sogar bessere Biere.
Genau auf die freuen sich die Macher des European Beer Star – darauf, die Besten der Guten auszuzeichnen.
Schlagworte
Auszeichnung Bierstile European Beer Star BrauBeviale
Autoren
Birgit Rieber
Quelle
BRAUWELT 26, 2020, S. 690-691
Firmen
- Private Brauereien Bayern e. V., München, Deutschland
- Wegro - Institut für Bierkultur GmbH, Wien, Österreich