Bier ist gesunde Lebensfreude
Darauf wies einmal mehr Dr. Axel Simon, Bitburg, Präsidialmitglied des Deutschen
Brauer-Bundes, bei einer Pressekonferenz seines Verbandes in Berlin hin. Dr. Simon sieht in der Kampagne seines Verbandes „Bewusst genießen“ den weitaus besseren Ansatz, für einen Biergenuss mit Eigenverantwortung zu werben, als mit staatlichen Verordnungen
den Umgang mit alkoholischen Getränken regulieren zu wollen (S. 1081).
Der Vormundschaftsstaat ist out. Das stellte auf der gleichen Veranstaltung Holger Krahmer, Mitglied des europäischen Parlamentes, fest. Er beobachtete in letzter Zeit eine zunehmende „Stigmatisierung gewisser Produkte“ aus der Lebensmittelbranche und warnte jetzt in Berlin die EU-Kommission, den „Nervfaktor“ nicht zu überziehen, um den Frust an der Politik nicht noch mehr zu steigern.
Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Biersteuererhöhung als „glatten EU-Wahnsinn“ bezeichnete RA Peter Hahn, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (S. 1084). Sie mache bei einer Kiste Bier mit 10 Litern Inhalt schon eine Erhöhung von 60–70 Cent aus, die sicher nicht ohne Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Konsumenten bleiben wird. Diese Steuer-erhöhung ist aber eines der „Folterinstrumente“ zur Reduzierung des Alkoholkonsums, neben Anhebung des Mindestabgabealters, Beschränkung der Abgabeorte, europaweit einheitlichen, niedrigeren Promillegrenzen und Warnhinweisen (S. 1081).
Beide Berufsverbände sind sich einig in der Ablehnung der Vorschläge der EU-Kommission. Für RA Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Privater Brauereien, führt diese Maßnahme unweigerlich zu Absatzrückgängen, Brauereischließungen und Verlusten von Arbeitsplätzen. Demleitner kritisierte in seiner Pressemitteilung zu diesem Thema auch, dass Bier teuerer werden soll, während auf Wein weiter keine Steuer erhoben wird (S. 1084).
Die Folgen der Antialkoholpolitik der EU-Kommission sind der breiten Öffentlichkeit nur sehr schwer zu vermitteln, wie die Diskussion mit den Journalisten bei der Berliner Pressekonferenz zeigte, noch dazu weil sich die entsprechenden Vorschläge erst in der Diskussionsphase befinden. Hier gilt es aber, mit entsprechender Aufklärung aller Beteiligten rechtzeitig den Anfängen zu wehren und das geht nur in engem Schulterschluss zwischen den betroffenen Verbänden der Brauereien und des Handels.
„Ja zum deutschen Biermarkt“ trotz aller Widrigkeiten von innen wie von außen sagte Peter Rikowski, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, Bitburger Brauerei, bei den Sommertagen Getränkewirtschaft in Berlin. Für ihn wird der Wettbewerb nach der kleinen Atempause 2006 in Zukunft noch härter. Bis zum Jahre 2010 rechnet Rikowski damit, dass die drei größten Braugruppen in Deutschland einen Marktanteil von 70 Prozent auf sich vereinigen werden. Der Marktanteil der Billigbiere dürfte von heute 27 Prozent auf bis zu 50 Prozent ansteigen (S. 1082).
Bier- und Kunstgenuss der besonderen Art bietet „Kuchlbauer´s Bierwelt“ in Abensberg und zwar im Dreiklang von Kunst, Philosophie und Weißbier. Nicht nur das Bier vermittelt hier gesunde Lebensfreude, sondern das ganze Ambiente, das die attraktive und künstlerisch gestaltete Brauerei umgibt. Höhepunkt dieses Erlebnisses von Kunst, Kultur und Bier wird eines Tages sicher der „Hundertwasser-Kuchlbauer-Turm“, dessen Bau auch den Optimismus zum Ausdruck bringt, den der mittelständische Brauereibesitzer Leonhard Salleck ausstrahlt (S. 1086). Dies ist nicht nur Werbung für die Brauerei sondern bringt Sympathie für das Produkt Bier. Bei so abwechslungsreichen Führungen lassen sich Botschaften über das Bier oft wesentlich effektiver in die Öffentlichkeit bringen als über lapidare Presseerklärungen, die meist schon auf den Schreibtischen der Journalisten liegen bleiben.
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 37, 2006, S. 1079