Menschen auf einem Anhänger hinter einem historischen Traktor
06.09.2022

Badewetter ist kein Hopfenwetter

IGN | Mario Scholz, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Niederlauterbach (IGN), hatte zum Hopfentag 2022 eingeladen und fast 170 Teilnehmer kamen. Veranstaltungsort für diesen IGN-Rekord-Hopfentag am 18. August 2022 war der Hopfenbaubetrieb von Anton Wittmann und die umliegenden Hopfengärten in Eichelberg/Geisenfeld in der Hallertau.

Die zwei thematischen Schwerpunkte des Infotages waren zum einen das Thema Biodiversität, zum anderen natürlich die Ernteerwartung im Hopfen. Den Anfang machte Dr. Florian Weihrauch, Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der die Frage, ob Hopfenbau und Artenvielfalt vereinbar wären, klar bejahte. Er stellte das Projekt „Mehr Biodiversität im Hopfenbau“ vor, das die IGN zusammen mit der LfL und weiteren Partnern ins Leben gerufen hatten. Bei abnehmender Verfügbarkeit zugelassener Pflanzenschutzmittel wie auch steigenden Preisen bei Pflanzenschutz und Düngemitteln stellen Nützlinge und moderne Hopfensorten in einer intakten Umwelt eine gute Möglichkeit dar, nachhaltigen und umweltschonenden Hopfenbau zu betreiben. Dr. Weihrauch empfahl die Nutzung der „Eh-da-Flächen“ (diesen Begriff gibt es tatsächlich), um mit einfachen Mitteln z. B. Rückzugs- und Überwinterungsräume für Raubmilben zu schaffen, die Hopfenschädlinge reduzieren. Erste Ergebnisse aus der Praxis sind äußerst vielversprechend.

Schmetterlinge als Leitinsekten

Prof. Werner Back, Freising, ist nicht nur Brauereiexperte, sondern auch ein bekannter Lepidopterologe (Schmetterlingskundler). Er erläuterte den Zuhörern den Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von Schmetterlingen und dem von Nützlingen in der Natur. Schmetterlinge eignen sich daher als Umweltindikatoren. Anhand von Beispielen aus seinem Privatgarten zeigte er, wie sich auch in zum Teil ungünstigen Gebieten Biotope schaffen lassen, wo sich Schmetterlinge und demzufolge auch andere Nützlinge wieder ansiedeln können.

Attraktive Pflanzenschutzmaßnahme – ein Schmetterlingsstrauch auf einer Eh-da-Fläche

Bevor sich die Teilnehmer am Nachmittag dem zweiten Themenschwerpunkt widmen konnten, wurden sie zur großen Freude aller von den „Agrar-Oldies“ mit ihren historischen Traktoren auf Anhängern und Planwägen zu zwei Hopfengärten gebracht, wo die vorgestellten Maßnahmen in der Praxis bestaunt werden konnten.

Trockenheit beeinflusst Hopfenernte

Die besichtigten Hopfengärten, gleich ob mit Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität oder des klassischen Pflanzenschutzes behandelt, sahen in Geisenfeld sehr gut aus, was aber daran liegt, dass die Hopfengärten bewässert werden, wie Michael Eisenmann und Mario Scholz in ihren Ausführungen zur Hopfenernteschätzung 2022 betonten. „Badewetter ist kein Hopfenwetter“, gab Scholz zu bedenken. Auf Grund der anhaltenden Trockenheit befürchten die IGN-Experten eine mengenmäßig schwache Ernte (– 27 %) mit deutlich unterdurchschnittlichen Alphasäuregehalten (– 50 %) für die Hallertau. Immerhin sind bei den meisten Sorten noch Lagerbestände aus der guten Vorjahresernte vorhanden.

Schwache Ernte trifft auf gestiegene Kosten

Wie die Ernteerwartung global aussieht, berichtete Adolf Schapfl, Präsident des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer. Die Anbaufläche hat weltweit um 200 ha (< – 1 %) abgenommen. Die produzierte Hopfenmenge wird schätzungsweise um 16 500 t (– 13 %) und die Alphasäuremenge um 2700 t (– 19 %) reduziert sein. Damit trifft eine global wieder leicht ansteigende Bierproduktion auf eine schwache Hopfenernte. Vor allem in Deutschland und Tschechien werden unterdurchschnittliche Ernten erwartet, so dass es auch wenig Freihopfen geben wird. Die Brauwirtschaft sei insgesamt gut, je nach Sorte aber sehr unterschiedlich versorgt.

Absolut gelungen – Organisatoren und Referenten gestalteten einen informativen Hopfentag

Schapfl wies darauf hin, dass die Kombination von schwacher Ernte mit den gestiegenen Produktionskosten bei deutschen Hopfenbaubetrieben zu deutlich reduzierten Investitionen führe, da im Vergleich zum Vorjahr rund 100 Mio EUR fehlen würden. Die Unsicherheiten sind auch der Grund für eine große Zurückhaltung bei neuen Vertragsabschlüssen.

Amüsanter  Abschluss

Bevor die Stimmung bei den Zuhörern aber zu sehr von den Zahlen beeinträchtigt wurde, berichtete Dr. Erich Prinz von Lobkowicz in höchst amüsanter Weise über die Entwicklung der Schlossbrauerei Maxlrain zwischen 1970 und 2022, die er in diesem Zeitraum lange maßgeblich mitgestaltet hatte.

Der nächste IGN Hopfentag ist für den 24. August 2023 geplant.

IGN Hopfentag 2022
18. August 2022, Eichelberg/Hallertau

Brauwelt-Newsletter

Newsletter-Archiv und Infos

Pflichtfeld