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(v. li.) R. Sprinzl, Freiherr von Thüngen und Dr. H. Siedler begrüßten zur unterfränkischen Braugerstenrundfahrt
09.08.2022

Sommergerste 2022 in Bayern: Kurz und gut

65. Unterfränkische Braugerstenrundfahrt | Nach dreijähriger Pause fand am 12. Juli 2022 erstmals wieder eine unterfränkische Braugerstenrundfahrt statt, in bewährter Form organisiert und durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des unterfränkischen Qualitätsbraugerstenanbaus e.V. – oder kurz: in Person von Robert Sprinzl als 1. Vorsitzendem und Dr. Herbert Siedler als Fachbetreuer.

Schon am Vorabend hatten sich etwa 100 Teilnehmer zur ebenso beliebten wie traditionellen Dampferfahrt auf dem Main bei Würzburg eingefunden. Dort trafen die Teilnehmer der Ausschusssitzungen des Deutschen Mälzerbundes auf die Teilnehmer der Braugerstenrundfahrt und nutzten intensiv die Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Nach der langen Zeit erst recht!

Am nächsten Morgen führte die Bustour durch das unterfränkische Gerstenanbaugebiet zunächst auf den Betrieb von Hanskarl Freiherr von Thüngen in Thüngen, wo es von Dr. Siedler einen ersten Überblick über den Stand der Braugerste in Unterfranken gab: „Insgesamt gesehen ist die Sommergerste kurz und gut“, sagte er und verwies auf die in vielen Regionen Unterfrankens trockenen Bedingungen, die zu gesunden, aber recht dünnen Beständen mit schwacher Kornfüllung geführt haben. Erfolgreich und lukrativ zeigte sich der Herbstanbau von Sommergerste auf in Unterfranken 500 ha. Im Landessortenversuch hatte die Sorte Leandra bis zu 9 t/ha gebracht!

Ernteüberblick

Nach der Besichtigung zweier weiterer Praxisflächen, eines Landessortenversuches und Anbauflächen bei KWS Saatzucht in Seligenstadt für das Berliner Programm endete die Rundfahrt zur Aussprache im Biergarten der Brauerei Friedrich Düll in Volkach-Krautheim. Dort gab Dr. Markus Herz, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising, einen Überblick über die zu erwartende Erntemenge und -qualität. So ist die Fläche für Sommergerste in Bayern um 13 000 ha auf 98 600 ha angestiegen, die Bestände zeigen sich nahezu überall gesund, vor allem im Norden Bayerns, wo aufgrund der Trockenheit dieses Jahr kaum Pilzkrankheiten auftraten. Bei den Braugerstensorten gibt es keine dominante Sorte, die Flächen verteilen sich auf Accord, Avalon, RGT Planet, Solist, Amidala und KWS Jessie. Die neue Sorte Lexy findet ebenfalls zunehmend Verbreitung, wie die Vermehrungsflächen erkennen lassen. Während in diesem Jahr der Proteingehalt voraussichtlich keinen Grund zur Sorge bereitet, muss man mit Blick auf die Bestandsdichten (also Erntemenge) und die Kornfüllung (Sortierung) die Ernteergebnisse abwarten, wie Herz betonte. Seiner Einschätzung nach ist die Ernteerwartung bei Winterbraugerste zwar überraschend gut, bei Sommergerste stellt sich die Situation aber differenzierter dar. Der nicht ganz so trockene Süden Bayerns lässt eine gute Ernte erhoffen, dafür war der Norden, wo 30 bis 70 Prozent der Niederschlagsmenge fehlen, einfach zu trocken. Insgesamt geht er von einer leicht unterdurchschnittlichen Erntemenge aus und schätzt die Qualitätsbraugerstenmenge in Bayern auf 280 000 bis 320 000 t. „Genauer lässt sich das aktuell, also Mitte Juli, nicht sagen“, so Dr. Herz.

Dünne Bestände und tiefe Trockenrisse – in Unterfranken sah man die Folgen der Trockenheit deutlich

Marktbetrachtung

Den Blick auf die Sommergerstenernte ergänzte Dr. Alexander Rosenberger, Grainli GmbH, Hamburg, um die Marktbetrachtung. Er erwähnte die enge Versorgungslage nach zwei schwachen Ernten und hoffte auf eine trockene und frühe Ernte, um den Anschluss an die alte Ernte zu gewährleisten. Weitere Probleme, die den Markt beeinflussen, sind die schwierige Situation in der Logistik (Schiff und LKW), nach wie vor die Auswirkungen der Pandemie, das Energiethema, aber natürlich auch die Situation in der Ukraine und hier vor allem die aktuellen Verhandlungen über Ausfuhrkorridore für Getreide aus der Ukraine. „Die Märkte sind sehr nervös“, berichtete er. „Da Westeuropa als rechtssicherer Raum geschätzt wird, läuft hier viel Geschäft. Das steigert die Nachfrage und die Preise. Die Preise für Raps, Weizen, Gerste und analog dazu die Malzpreise sind so hoch wie nie. Auch die Braugerstenprämie ist so hoch wie nie.“ Das führe immerhin dazu, dass alles, was Braugerstenqualität habe, auch als Braugerste gehandelt würde und der Anreiz zum Braugersten-Anbau steige. Die Prämie entfaltet also die gewünschte Wirkung.

Aus Mälzersicht bestätigte Sprinzl, dass Malz aktuell trotz der hohen Preise sehr gefragt sei: „Die Mälzereien laufen an der Kapazitätsgrenze. Zumindest solange noch Gas verfügbar ist.“

Braugersten-rundfahrt 2022
Unterfränkische Braugerstenrundfahrt; 12.7.2022

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