Ausblick auf die Hopfenernte 2021
IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs-GmbH | Auch in diesem Jahr hat die Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach (IGN) am 19. August 2021 zur Hopfeninformationsveranstaltung zahlreiche Vertreter von Brauereien, Hopfenpflanzern, Verbänden und der Wissenschaft eingeladen.
Treffpunkt war dieses Mal in den Hopfengärten der Familie Schwarzmeier bei Rohrbach, und natürlich durfte die Aufwartung der Hallertauer Hopfenkönigin Theresa auch nicht fehlen. Corona-bedingt wurde auch in diesem Jahr die gesamte Veranstaltung im Freien abgehalten – und, gar nicht selbstverständlich für diesen regnerischen August, blieb es bei bedecktem Himmel und teilweise sonnigen Zwischenaufheiterungen sogar trocken.
Mario Scholz, Geschäftsführer der IGN, begrüßte die Gäste und führte durch das Vortragsprogramm. Außerdem nutzte er die Gelegenheit für die Vorstellung von Corinna Bauer, die seit Februar für die IGN im Bereich Vertrieb und Marketing tätig ist, sowie Eric Toft, der als weltweit anerkannter Hopfenexperte besonders Kunden im US-Markt beraten wird. Scholz betonte jedoch, dass Toft weiterhin seine Tätigkeit bei der Brauerei Schönram als 1. Braumeister ausführen wird, um etwaigen Gerüchten oder Spekulationen vorzubeugen.
Natürlich durften auch Grußworte aus der Politik nicht fehlen. Erich Irlstorfer, MdB, wies auf die enorme Wichtigkeit der Betriebsübergabe für die Zukunft des Hopfenanbaus hin, die nicht durch eine „Hysterie in der Steuerpolitik“ torpediert werden dürfe. Außerdem verbat er sich ein „Bashing gegen die Landwirtschaft“ und warb für ein Miteinander im Klimaschutz.
Spätes Erntejahr
Einen Überblick auf die Entwicklung des Hopfens im aktuellen Jahr 2021 gab Georg Kindsmüller vom Hopfenring Wolnzach e.V. Bedingt durch die kühle Witterung im Frühjahr hat es eine Verzögerung in der Vegetation von ca. zwei Wochen gegeben. Dieser Rückstand konnte zwar im Juli etwas aufgeholt werden, aber trotzdem bleibt es bei einem „späten Erntejahr“. Interessant war die Aussage Kindsmüllers, dass die durchschnittliche Temperatur trotz der subjektiv empfunden kühlen Wochen immer noch 0,5 °C über dem 30-jährigen Durchschnitt liegt, obwohl es nur 3–4 Hitzetage gegeben hat.
Beim Schädlingsbefall dominierte in diesem Jahr die Peronospora mit einem starken Primäraustrieb Ende Mai bzw. Anfang Juni. Dieser konnte jedoch in den heißen Tagen im Juni gut bekämpft werden. Die ab Ende Juni ständigen Niederschläge trieben die Sporenzahlen nach oben und begünstigten Sekundärinfektionen, so dass weitere Behandlungen auch im August notwendig wurden, um die Pflanzen während der Vollblüte bis zur Ausdoldung zu schützen. Durch die feuchte Witterung und die daraus resultierende Bodenbeschaffenheit, ergaben sich teilweise lange Abstände zwischen den einzelnen Spritzungen. Beim Mehltau gab es ab Mitte Juli erste Meldungen von Befall. Teilweise wurde gleich bei der Behandlung der Peronospora vorbeugend mitbehandelt. Für die Sorte Herkules gab es eine Notfallzulassung, welche aber ebenfalls nur vorbeugende Maßnahmen ermöglichte.
Der Blattlausbefall bewegte sich auf niedrigem Niveau, der bis zur Blüte wirksam behandelt werden konnte. Auch bei der Spinnmilbe, der „routen Spinn“, gab es bedingt durch die kühle Witterung eine sehr verhaltene und späte Entwicklung. Trotz erschwerter Behandlungsbedingungen im Juli gibt es hier kein größeres Problem in diesem Erntejahr.
Steigende Kosten
Michael Eisenmann, 2. Vorsitzendender der IGN e.V., wies vor der eigentlichen Ernteschätzung auf die Schwierigkeiten wegen Corona beim Anwerben von Erntehelfern hin, für die zum Teil in den Heimatländern erst entsprechende Tests bezahlt werden mussten, bevor diese einreisen durften. Aber auch in anderen Bereichen sieht sich der Hopfenpflanzer mit Kostensteigerungen konfrontiert: Angefangen beim in den nächsten Jahren steigenden Mindestlohn, über den Hopfendraht, Heizöl bis hin zum Schlepper, der heute über 40 Prozent teurer ist als noch vor zehn Jahren. Deshalb seien 10-Jahres-Verträge mit konstanten Einkaufspreisen für den Brauer aus Sicht des Hopfenpflanzers kaum realisierbar. Beim Pflanzenschutz forderte Eisenmann „pragmatische Lösungen statt ideologischer Ansätze“. Die Zahl der zugelassenen Mittel sinkt und auf der anderen Seite werden keine neuen zugelassen. Eisenmann möchte lieber einmal mit einem wirksamen Mittel spritzen als mehrmals mit einem weniger wirksamen.
Sehr gute Hopfenqualität
Die eigentliche Ernteschätzung erläuterte dann Mario Scholz. Auch er verwies auf die kühle Witterung und den daraus resultierenden späten Erntezeitpunkt. Die großen Niederschlagsmengen stellten teilweise eine große Herausforderung für die Bodenbearbeitung dar, begünstigten aber insgesamt das Hopfenwachstum. Bis auf einzelne Hagel- und Sturmschäden blieb die Hallertau von Unwettern verschont. Scholz wünschte sich aber für die letzten Wochen vor der Ernte mehr Sonne und höhere Temperaturen. Insgesamt kamen die alten Landsorten mit der Witterung dieses Jahres besser zurecht als die Neuzüchtungen. Insgesamt geht die IGN aber von einer sehr guten Hopfenqualität aus. Man rechnet mit einer Erntemenge von 40 000 t in der Hallertau für 2021. Damit würde man knapp unter dem Ergebnis von 2020 mit 40 285 t bleiben. Die Anbaufläche ist mit 17 122 ha gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken (17 233 ha).
Der Bierausstoß sank weltweit um 4–7 Prozent. Die Auswirkungen durch Ernteschwankungen haben jedoch für Scholz einen größeren Einfluss auf den Hopfenmarkt. Für den Freihopfenmarkt erwartet die IGN ein stabiles Preisniveau und keine gravierenden Versorgungsengpässe bei bestimmten Sorten. Für die weiteren Jahre bestehe eine hohe Quote an Vorverträgen, die Scholz auch weiterhin als „unerlässliche Preis- und Mengenabsicherung für die Brauerei“ sieht. Auch er wies auf die Kostensteigerungen bei den Hopfenpflanzern hin.
Bevor der Präsident des Hopfenpflanzerverbandes Adolf Schapfl einen Überblick des Welthopfenmarktes gab, kritisierte er ebenfalls die „Blockadehaltung von Bundesbehörden“ bei der Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel. In Deutschland ging die Anbaufläche (–86 ha) leicht zurück, wovon die Hallertau den größten Anteil hat. In den Gebieten Tettnang, Elbe-Saale und Bitburg gab es Schäden durch Hagel und Hochwasser. Die Schätzung der Gesamternte beläuft sich auf 46 020 t, was einen leichten Rückgang gegenüber dem Jahr 2020 mit 46 878 t bedeutet. In den USA hat es erneut eine Steigerung der Anbaufläche auf nun 25 000 ha gegeben. Durch die enorme Hitze von teilweise bis zu 48 °C wird nur eine durchschnittliche Ernte von 50 000 t erwartet, wobei noch unklar ist, mit welchen Alpha-Werten hier zu rechnen ist. In Tschechien, Polen und Slowenien kam es zu Schäden durch Hagel, die teilweise bis zu einem Drittel der Erntefläche vernichtet haben. Die weltweite Anbaufläche ist um 770 ha gestiegen, und Schapfl rechnet mit einer Erntemenge von 122 000–125 000 t, was in etwa der Ernte des Jahres 2020 entspricht.
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Autoren
Michael Schmitt
Quelle
BRAUWELT 36, 2021, S. 877-878
Firmen
- IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs-GmbH, Wolnzach, Deutschland