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Über 100  Teilnehmer kamen im  Augustiner-Keller zum Braugerstentag zusammen
02.01.2020

Weniger Aktionismus, mehr integrierter Pflanzenschutz

Braugerstentag | Der traditionelle Braugerstentag bildet mit einem Rückblick auf den Markt und die Rahmenbedingungen beim Anbau der Braugerste den traditionellen Abschluss des Braugerstenjahres. Zum bereits 21. Bayerischen Braugerstentag hatten am 22. November 2019 dazu der Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaus (kurz Braugersten-Gemeinschaft) und der Bayerische Bauernverband nach München in den Augustinerkeller geladen.

Hermann Greif, Bezirkspräsident Oberfranken des Bayerischen Bauernverbands, begrüßte die gut 100 Teilnehmer im gut gefüllten Augustinerkeller. Die Braugerste hatte auch 2019 wieder mit der Witterung zu kämpfen. Die Entwicklung der Braugerste 2019 fasste Greif kurz zusammen: Durch die Trockenheit war zwar der Krankheitsdruck sehr gut beherrschbar, die Hitzewelle Ende Juni und anschließende Trockenheit machte der Gerste aber dann schwer zu schaffen. Hauptprobleme: schlechte Sortierung und teilweise sehr hohe Eiweißwerte. Greif beklagte die zunehmend extremen Vorstellungen der modernen Gesellschaft und zunehmendes „Bauernba-shing“. Solchen Strömungen müsse man geschlossen und mit intensiver Aufklärungsarbeit entgegentreten.

Dr. Markus Herz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, fasste dann in seinem Vortrag die Eckdaten des Braugerstenanbaus 2019 in Bayern zusammen: Das Ernteergebnis zeigte sich in diesem Jahr sehr vielfältig, Durchschnittswerte sind wenig aussagekräftig. Je nach Region gab es Spitzenerträge und -qualitäten, genauso waren aber auch Totalausfälle zu verzeichnen. Einen ausführlichen Bericht zur Bayerischen Sommerbraugerste lesen Sie im Artikel von Dr. Herz in der BRAUWELT-Ausgabe 49, 2019, ab Seite 1431.

Prof. Enno Bahr, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim, verfolgt in einem aktuellen Forschungsprojekt den dritten Weg in der Landwirtschaft. Die Rahmenbedingungen für chemischen Pflanzenschutz gestalten sich bekanntermaßen zunehmend schwieriger. Daher verfolgen die Forscher der Uni Hohenheim ein neues Agrarmodell, das sich selbst zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft ansiedelt. Den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, und damit potentielle Ertragseinbußen, wollen die Forscher mit Mineraldünger kompensieren. Wichtigste Maßnahmen dabei: Förderung von Resilienzen und Pflanzengesundheit sowie neue Konzepte des Smart Farming.

Prof. Enno Bahrs

Johann Retzer, Ackermann Saatzucht, stellte in seinem Vortrag die Frage: „Pflanzenzüchtung oder Klimawandel – Wer ist schneller?“ Vorrangige Zuchtziele sind eine optimierte Wasserversorgung durch angepasste Wurzelmorphologie (senkrecht wachsende Seitenwurzel), Resistenzen gegen Verzwergungsvirosen, Blatt- und Ährenkrankheiten, frühere Reifezeitpunkte und Resistenz gegen Trockenstress. In weltweiten Zuchtnetzwerken kann an Standorten gearbeitet werden, deren Klima bei uns erst in einigen Jahren erreicht sein wird. Retzers Fazit: Die Pflanzenzüchtung zeigt viele gute und vielversprechende Ansätze, ein Schritthalten mit dem Klimawandel ist möglich.

Werner Mayer

Werner Mayer, 1. Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaus e.V., warnte in seinem Schlusswort noch einmal eindringlich vor überstürztem Aktionismus. Man müsse in Richtung integrierten Pflanzenschutzes, der Auswahl stressresistenter Sorten und Nachhaltigkeit in der Produktion arbeiten. Er rief zur aktiven Gestaltung der Sortenwahl auf: „Die Rohstoffsicherung darf nicht erst in der Brauerei beginnen.“ Alle Beteiligten müssten offen für neue Ansätze bleiben. Zum Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung wurden die Gewinner des Landes-Braugerstenwettbewerbes ausgezeichnet.

Die Gewinner des Landes-Braugerstenwettbewerbes

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