Braurohstoffe – Zwischen Pandemie, Krieg und neuen Ideen
Mit den steigenden Temperaturen und dem Ergrünen der Natur schauen wir heute auf den Rohstoffmarkt für unser Bier und müssen feststellen, dass uns 2022 ganz besondere Herausforderungen bevorstehen. Allerdings zeichnen sich auch interessante Lösungen ab.
„So wie das Biergeschäft läuft, läuft auch das Geschäft mit den Braurohstoffen“, sagt Brent Atthill, RMI Analytics. Sein Marktüberblick (ab S. 446) zeigt die zahlreichen, nur teilweise pandemiebedingten Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Für ihn waren 2020 und 2021 höchst aufschlussreiche Jahre, die die hohe Flexibilität von Verbrauchern und Brauern darlegen. Die wiederum sorge für positive Rahmenbedingungen und Zuversicht. Der Russland-Ukraine-Konflikt veränderte die Situation seit Ende Februar nochmals dramatisch. Die World Barley, Malt & Beer Conference Ende März 2022 trug dem Rechnung, zeichnete ein differenziertes Bild der aktuellen Herausforderungen und Chancen im Rohstoffmarkt und appellierte zum Schluss: „Brauer und Mälzer sollten gemeinsam investieren“, Seite 470.
Nicht Netto-Null, sondern echt Null – Über ein spannendes Projekt berichten Dr. Martijn van Iersel und Edwin Evers, Holland Malt, Niederlande, ab Seite 457. Sie stellen das Konzept eines komplett elektrifizierten Darrprozesses unter Verwendung von Großwärmepumpen vor. Aktuell wird die Mälzerei umgebaut und soll ab 2024 komplett emissionsfrei produzieren, also ohne Verbrennung von Biomasse oder Nutzung fossiler Energie, wo für CO2-Neutralität eine Kompensation nötig wäre.
Um „Optimierte Spelzentrennung für gesteigerten Sudhausdurchsatz“ geht es im nächsten Beitrag. Die Fachleute der Bühler GmbH, Beilngries, hatten sich gefragt, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Spelzen durch den gesamten Maischprozess laufen zu lassen. Herausgekommen ist mit der Dry-Dehusking-Technologie ein optimierter Prozess, dessen Details das Autorenteam ab Seite 460 vorstellt.
Mit System statt Trial & Error – Dass die Malzschüttung das Bieraroma erheblich beeinflusst, ist wohlbekannt. Kaum zu glauben, dass bisher noch niemand systematisch untersucht hat, wie die verschiedenen Malzsorten bestimmte Aromaattribute im Bier beeinflussen und wie sich diese Kenntnisse für das Qualitätsmanagement und in der Produktentwicklung einsetzen lassen. Abhilfe schaffen jetzt Michael Féchir, Thomas Kraus-Weyermann und Prof. Jens Voigt in ihrem Beitrag ab Seite 463.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 18-19, 2022, S. 439