Menschen, Märkte und Moral
Deutschland heute: Die Kosten steigen, die Ansprüche auch. Die Margen sinken, der Bierabsatz auch. Vom Handlungsspielraum, den die Politik dem Teil der Getränkewirtschaft lässt, der alkoholische Getränke produziert, ganz zu schweigen. Ein echtes Dilemma! Wer nicht aktiv nach Lösungen sucht, sondern hofft, dass es irgendwann mal wieder besser werden wird, wird bald das Nachsehen haben. Auf vielen Gebieten wird intensiv nach Lösungen und Alternativen gesucht.
Beispiel Rohstoffe – Natürlich ist Braugerste unbestritten die Nummer 1 unter den braufähigen Getreiden weltweit. Trotzdem wurde beim World Brewing Congress 2008 dem Thema „Getreide und Pseudogetreide“ eine eigene Session eingeräumt. Neues, für unsere Ohren Ungewöhnliches mit Blick auf neue Zielgruppen wurde vorgestellt (S. 1021). Und was ist eigentlich „echter Brauweizen“? Häufig wird ein eher schlechter Backweizen als guter Brauweizen angesehen. Eine etwas magere Definition. Licht ins Dunkel bringt der Beitrag „Qualitätsbrauweizen – Ergebnisse der Kleinmälzung der Sortenbetrachtung 2007“. Hier werden Weizensorten auf Grund ihrer brautechnologischen Merkmale charakterisiert (S. 1030).
Beispiel Schankanlagen – Die Verwendung beschichteter Messingbauteile in Schankanlagen wird seit Jahren in verschiedenen Gremien der Getränkeschankanlagen-Szene kontrovers diskutiert. Im Beitrag „Sind galvanisierte Messingbauteile in modernen Getränkeschankanlagen noch zeitgemäß?“ sind die Autoren der Frage nachgegangen, wie hoch die Belastung des Bieres durch ausgelöstes Blei ist (S. 1038). Ihr Fazit: Auch wenn keine akute Gefährdung besteht, gibt es schon aus Gründen des Verbraucherschutzes Handlungsbedarf, Messingbauteile zukünftig durch Edelstahl zu ersetzen.
Beispiel Alkoholpolitik – Zugegeben, ein schwieriges Thema – nichtsdestotrotz besteht auch hier weiterhin dringender Handlungsbedarf. Bei den diesjährigen Sommertagen der Getränkewirtschaft in Berlin fand G. Guder, Bundesverband des Getränkefachgroßhandels, deutliche Worte, wie ab S. 1027 zu lesen ist. P. Rikowski, Bitburger Braugruppe, nutzte die Gelegenheit, um den Anwesenden die Augen für das zu öffnen, was der deutschen Getränkewirtschaft an Restriktionen tatsächlich bevorsteht: „20 bis 30 Prozent weniger Alkoholkonsum in Deutschland“ heißt das erklärte Ziel der Alkoholgegner. Die Konsequenzen mag jeder für sich selbst ausrechnen!
Und zu guter letzt: Beispiel Generische Kommunikation für Bier – Auch das Dauerthema Gattungswerbung wurde während der Sommertage 2008, die unter dem Motto „Menschen, Märkte und Moral“ standen, intensiv diskutiert. Dass ein positiveres Bierimage nützlich wäre, ist unstrittig. Nur wie erreichen wir es? Die USA machten uns 2007 vor, wie es gehen kann. In Deutschland gehen die Meinungen auseinander, und die Frage der Finanzierung ist weiterhin mehr als offen. Vielleicht helfen ganz neue Denkansätze, wenn altgewohnte Konzepte nicht mehr greifen. Wie wäre es mit Mund-zu-Mund-Propaganda im Internet? Mehr dazu ab S. 1027.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 36, 2008, S. 1019