I + II = 1/3 ?
Eine neue Rechenweise? Geht diese Rechnung auf? Auf wessen Kosten? Solcherlei Fragen wühlen gerade in Weihenstephan – und nicht nur dort – die Gemüter auf. Das Ausscheiden von Prof. Werner Back, Inhaber des Lehrstuhls Technologie der Brauerei I in Weihenstephan, rückt unerbittlich näher. Am 1. April (kein Scherz) wird dieser Lehrstuhl mit dem von Prof. Eberhard Geiger, Technologie der Brauerei II, zusammengelegt. Neben den beiden Ordinarien konnten die beiden Lehrstühle bisher 16 Stellen für wissenschaftliches Personal besetzen, wie Prof. Ludwig Narziß im Anschluss an eine Podiumsdiskussion am 2. Februar 2009 in Freising aufzählte (s. u.).
In Weihenstephan stellen die Brauer mit 500 Studenten die größte Studentengruppe dar. Trotzdem haben die Brauerlehrstühle für Ausbildung und Lehre im Vergleich zu anderen Studiengängen die dünnste Personaldecke. Und diese Personaldecke soll nochmals drastisch auf 5,5 reduziert werden! Sind das gute Voraussetzungen für eine exzellente Ausbildung an einer Elite-Universität? Wissenschaftliches Personal, das von Vorlesung zu Vorlesung und Praktikum zu Praktikum hetzt? Schon jetzt beträgt die Auslastung der Mitarbeiter im Bereich Lehre bis zu 150 Prozent.
In der Pressemitteilung der TU München vom Donnerstag, den 29. Januar 2009, heißt es: „Die TU München begegnet den gestiegenen Anforderungen der modernen Lebensmittelwissenschaften im internationalen Wettbewerb mit einem ganzheitlichen Konzept. Dabei wird die Brau- und Getränketechnologie zeitgemäß fokussiert. Den Nukleus bilden künftig ein Lehrstuhl und ein Extraordinariat. …“ Man wird das Gefühl nicht los, dass das Extraordinariat „Technologie der Brauerei“ erst wieder ins Gespräch kam, nachdem die Brauwirtschaft in den letzten Wochen massiv gegen den Stellenabbau protestiert hat.
Der TU-Präsident Prof. Wolfgang Herrmann betont in der Pressemeldung, dass die steigende Nachfrage nach Studienplätzen in diesem Bereich den richtigen Kurs der Entwicklungspolitik der TU München zeige: „Von einer Schwächung der Brauwissenschaften kann nicht die Rede sein, denn das Gegenteil trifft zu.“ Im Vergleich zu den bisher diskutierten Plänen vielleicht, im Vergleich zum Status quo niemals!
Der Bayerische Brauerbund und der VeW hatten gemeinsam zur Podiumsdiskussion nach Freising eingeladen. Dr. Lothar Ebbertz, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes sagte: „Als Brauwirtschaft brauchen wir mehr als Lehr- und Forschungseinrichtungen, die uns zukunftsweisende Perspektiven jenseits des Bieres öffnen. Wir müssen ein vitales Interesse gerade daran haben, dass unser Bier eine Perspektive hat. Es wäre verheerend, wenn das Bier als Gegenstand akademischer Forschung und Lehre nicht mehr wäre als ein mäßig geliebtes akademisches Beiboot.“ Die Branche erwarte eine entsprechend fachlich qualifizierte Berufung an die Spitze des neuen Lehrstuhles und eine personelle und finanzielle Ausstattung, wie sie den vielfältigen Anforderungen an Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Brau- und Getränketechnologie entspricht. Das war die einhellige Meinung aller Podiumsteilnehmer (S. 118).
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 6, 2009, S. 111