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05.12.2022

GGB-Jahrbuch 2022

Nachdem die letzten Jahreshauptversammlungen nur online durchgeführt werden konnten, trafen sich die Mitglieder der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens am 25. September 2022 in der Störtebecker Braumanufaktur in Stralsund. 86 Mitglieder zog es an die Ostseeküste – und insbesondere auch zur gastgebenden Brauerei. Und wie immer lag das GGB-Jahrbuch auf den Tischen der Jahreshauptversammlung bereit.

Es enthält interessante Berichte aus der reichen Geschichte des Brauwesens in Deutschlands und den ehemaligen deutschen Gebieten. Dr. Holger Starke, kein Brauer, aber profunder Kenner der deutschen Braubranche, ergänzte die Kenntnisse der sächsischen Braugeschichte mit dem Bericht der Brauerei in Medingen bei Dresden, die zwar entgegen bisheriger Kenntnisse die erste Aktienbrauerei in Deutschland war, aber in Konkurrenz mit der Waldschlößchenbrauerei in Dresden nicht bestehen konnte und mit Ausbruch des 1. Weltkrieges aus dem Handelsregister gestrichen wurde. Analog erging es der Glogauer Brau-Commune in Schlesien, die 1805 gegründet wurde, über die Andreas Urbanek berichtet. Die Gutsbesitzer besaßen die Rohstoffe und erhielten von der kaiserlichen Regierung in Wien im größeren Umfang Brau- und Schankprivilegien. Die bisherigen „Brauhöfe“ hatten dagegen kaum eine Chance auf ausreichende Rohstoffe und freien Bierausschank. Dank guter Leitung und Bau einer eigenen Brauerei mit Malzhaus konnte sich die Commune jedoch bis ins 20. Jhd. behaupten. Im 2. Weltkrieg wurde die Brauerei zerstört.

Mit der Familienbrauerei Bötzow in Berlin beschäftigte sich Karl-Heinz Pritzkow. Die ausführliche Schilderung von der Gründung bis zum Untergang dieser Braustätte kann beispielhaft für die meisten Brauereien in der ehemaligen Bierstadt Berlin stehen. Zahlreiche Namen ehemaliger Brauereien tauchen jetzt noch in den Gaststätten auf, jedoch die Biere kommen heute alle aus der Berliner-Kindl-Schult­heiss-Brauerei. Die Julius Bötzow Brauerei begann zwischen 1843 und 1857 mit drei Weißbierbrauereien, bevor 1859 in einem neuen Betrieb untergärige Biere hergestellt, vier Jahre später aber eingestellt wurden.

GGB-Jahrbuch 2022

Das eigentliche Gründungsdatum in einer vorhandenen, erweiterten Weißbierbrauerei wurde im Jahr 1864 registriert. Die Grundsteinlegung für die neue Braustätte auf dem Windmühlenberg erfolgte 1884, die technisch gut ausrüstet war und einen Jahresausstoß von rund 210 000 hl erreichte. In den folgenden Jahrzehnten mit Krieg und politischen Wirren in der Reichshauptstadt konnte sie sich behaupten, startete ein Modernisierungsprogramm und wurde 1927 als AG umgebildet, mit einem Aktienanteil von 50 Prozent für die Familie Bötzow. Weltwirtschaftskrise, Machtergreifung der Nazis und schließlich der 2. Weltkrieg leiteten den Untergang des Familienunternehmens ein. Im Ostteil der Stadt wurden die Braustätten zur Berliner Brauereien GmbH zusammengeführt und später als volkseigen erklärt. Infolge von Mangelwirtschaft und Absatzrückgang wurden neben Bötzow weitere Braustätten in Berlin zum Jahresende 1949 geschlossen.

Über frühere Brauereien berichteten weiter Martin Herda (Friedland und Alt-Pilsenetz), Hans Neubert (Brauwesen in Schkeuditz), Bernd Schmidt (Vogtland, insbesondere Rodewisch), Wolfgang D. Speckmann (22 ehemalige Brauereien in Bad Tölz), Rüdiger Herrmann (Wirtshaus- und Braukultur in Vornbach bei Passau) und Gunter Stresow (Görlitzer Braugeschichte und Bayern).

Das Jahrbuch 2022 schließt wie üblich mit einer Aufstellung über eingegangene Literatur für die Schultze-Berndt-Bibliothek, einigen Besprechungen wichtiger Bücher und Mitteilungen des GGB-Vorstandes über die Arbeit im Geschäftsjahr. Den Abschluss bildet die aktuelle Mitgliederliste der Gesellschaft.

GGB e.V. (Hrsg.): Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., 2022, 272 Seiten, broschiert, 20,00 EUR.

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