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01.04.2020

Offener Brief: Hopfenanbau durch Einreiseverbot gefährdet

Einreiseverbot | Um die weitere Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen und die Infektionsketten einzudämmen, erließ das Bundesministerium des Inneren ein seit dem 25. März 2020 geltendes Einreiseverbot für Saisonarbeiter und Erntehelfer aus Osteuropa nach Deutschland.

Durch dieses Einreiseverbot sehen Adolf Schapfl, Präsident und Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer die im Frühjahr ab ca. Mitte April anstehenden Arbeiten in den Hopfengärten und damit die wirtschaftliche Existenz der Hopfenpflanzer ernsthaft gefährdet. Sie wenden sich dazu in dem nachfolgend abgedruckten offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesinnenminister Horst Seehofer:

„Neben der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, sind auch die Anbaugebiete Tettnang, Spalt und Elbe-Saale jährlich, im Frühjahr und zur Ernte, auf die Mithilfe ihrer langjährigen Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa angewiesen.

Aktuell werden, vor dem Austrieb des Hopfens, zunächst die Aufleitdrähte per Hand aufgehängt und anschließend im Boden verankert. Für diese körperlich sehr anstrengende Arbeit liegt der Bedarf bei ca. 5000 Arbeitskräften, wobei derzeit nur etwa ein Drittel der Arbeitskräfte aus Osteuropa angereist ist und der restliche Bedarf über deutsche Aushilfen, gegenseitige Unterstützung der Betriebe, Verwandte, Bekannte und die angebotenen Jobbörsen gedeckt wird. Dies funktioniert jedoch nur, weil die Arbeit über einen längeren Zeitraum erledigt werden kann.

Anders bei dem ab ca. Mitte April fälligen Hopfenanleiten, nach dem Austrieb des Hopfens - eine Terminarbeit, die mit dem ca. dreifachen Arbeitskäfteaufwand innerhalb von maximal 3 Wochen erledigt sein muss, da sich die Hopfenreben bei zu langem Austrieb nicht mehr an die Aufleitdrähte andrehen lassen.

Für diese Zeit benötigen unsere Betriebe in kürzester Zeit maximale Schlagkraft und wir befürchten aus Erfahrung, dass dies ohne die Unterstützung der langjährig bewährten Saisonkräfte unserer Betriebe und nur mit inländischen Helfern nicht gelingen wird, so sehr wir die inländische Unterstützung schätzen.

Zu den in der gestrigen Telekonferenz mit Frau Klöckner erwähnten hygienischen Fragen bzw. Bedenken wegen evtl. erhöhter Infektionsrisiken im Zusammenhang mit der Einreise von Saisonarbeitskräften und deren Unterbringung auf den Betrieben seitens des Bundesinnenministers erlauben wir uns folgende Klarstellung:

Unsere Betriebsleiter und ihre Saisonarbeiter pflegen in der Regel langjährige, familienähnliche Beziehungen. Es ist daher nahezu ausgeschlossen, dass bereits infizierte Saisonarbeiter einreisen, die praktisch den ganzen Betrieb „lahmlegen“ könnten.

Auf den Betrieben selber treffen unsere Betriebsleiter selbstverständlich alle erforderlichen und möglichen Vorkehrungen, um sich, ihre Familien und ihre Saisonarbeitnehmer im täglichen Arbeitsablauf, der ausschließlich unter freiem Himmel stattfindet, bestmöglich zu schützen.

Hinzukommt die Tatsache, dass die Saisonarbeitnehmer auch in ihrer Freizeit die Betriebe nicht verlassen, wodurch Kontakte mit Dritten praktisch ausgeschlossen sind.

Vergleicht man damit das tägliche Pendeln von Saisonarbeitskräften, die aus der Region anreisen müssten, ergibt sich unserer Einschätzung nach bereits daraus dein wesentlich höheres Infektionsrisiko - sowohl für Dritte und die Öffentlichkeit, wie auch für unsere Betriebe, ihre Familie und ihre Saisonkräfte selbst, schon allein aufgrund der deutlich höheren, täglichen Kontaktwechsel.

Wir bitten Sie, sehr geehrte Frau Klöckner und Sie, sehr geehrter Herr Seehofer, unter Berücksichtigung der genannten Fakten, daher eindringlich, den gestern verhängten Einreisestop für osteuropäische Saisonarbeitnehmer und die daraus resultierenden, existenzbedrohenden Konsequenzen für unsere deutschen Hopfenpflanzer nochmals zu überdenken.“

Adolf Schapfl, Otmar Weingarten

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