Culmbacher/Kulmbacher – über alle Grenzen
In seinem dritten Buch zur Kulmbacher Brauhistorie befasst sich Helmut Geiger mit der Exportgeschichte der oberfränkischen „Biermetropole“. 1831 verkauften die Kulmbacher Brauer ihr Bier erstmals jenseits der bayerischen Grenzen – insgesamt wurden damals 166 Hektoliter exportiert.
Diesen noch bescheidenen Anfängen folgten schon bald umfangreiche Exporte in die ganze Welt. Kulmbacher Biere wurden in den USA, Argentinien, Brasilien, Singapur, Indonesien, Australien und in den deutschen Kolonien getrunken. Geiger schildert die Exportgeschichte von ihren Anfängen bis in die 1920er-Jahre.
Der aufwändig recherchierte Band beleuchtet die wichtigsten Stationen dieser oberfränkischen Erfolgsgeschichte, illustriert mit zahlreichen Zeitungsausschnitten und Original-Dokumenten der damaligen Zeit. Im Jahr 1901, auf dem Höhepunkt des Exportbooms, wurde bekannt, dass alle 14 Exportbrauereien Zuckercouleur im Herstellungsprozess verwendet hatten, um Geschmack und Farbe zu verbessern. Geiger dokumentiert diesen bisher wenig beachteten Skandal um den Verstoß gegen das Reinheitsgebot, der zu Absatzeinbußen von rund 40 Prozent führte, mit einer detaillierten Darstellung des Gerichtsprozesses.
Der Band wird abgerundet durch Porträts aller Kulmbacher Brauereien, die sich am Exportgeschäft beteiligten, sowie durch Anekdoten, auf die der Autor während seiner Recherche stieß. So ist dort beispielsweise zu erfahren, dass eine Sudan-Expedition 1911/1912 von einer Kulmbacher Brauerei gesponsert wurde, und dass der österreichisch-ungarische Kaiser Franz Josef das oberfränkische Bier einem Champagner vorzog. Der umfangreich bebilderte Band ist eine Fundgrube für alle, die sich für die Exportgeschichte der Kulmbacher Brauereien interessieren, und ermöglicht umfangreiche Einblicke in die brauwirtschaftlichen Geschäftspraktiken der damaligen Zeit.
Helmut Geiger, 216 Seiten, 1. Aufl., Guttenberg, 2013, geb., ISBN: 978-3-00-043038-1, 20,00 EUR.