Bier
Bier ist, von einem sehr allgemeinen Standpunkt aus betrachtet, ein durch Fermentation gewonnenes, meist alkoholhaltiges Getränk auf Basis von stärkehaltigen pflanzlichen Rohstoffen, die durch enzymatischen Aufschluss zu vergärbaren Zuckern umgewandelt werden. In Deutschland darf Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, grundsätzlich nur die Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe enthalten.
Geschichte des Bierbrauens
Bier und Menschheit verbindet eine jahrtausendelange Kulturgeschichte. Fermentierte Getreide- und Fruchtgetränke lassen sich mit großer Sicherheit seit mindestens 12.000 Jahren archäologisch nachweisen. Beispiele sind frühe Reis-/Honig-Fermente in Ostasien, in Südamerika Mais-Chicha, in Afrika Sorghum-/Millet-Fermente.
In den frühen Hochkulturen im „fruchtbaren Halbmond“ von Mesopotamien bis nach Ägypten besaß Bier eine wichtige Rolle in Gesellschaft, Wirtschaft und Religion. Schriftliche Dokumente belegen standardisierte Brautechniken, Rechtsvorschriften die wirtschaftliche Bedeutung. In China lassen sich parallel frühe alkoholische Getreide- und Fruchtmischungen nachweisen, die Differenzierung in klar abgegrenzte Getränketypen erfolgte erst später.
Während der Antike dominierte im Mittelmeerraum der Genuss von Wein. Die Herstellung von Bier fand hauptsächlich in Nordeuropa statt. Bis zum Ende des Mittelalters fand die Weiterentwicklung des Brauhandwerks in Europa hauptsächlich in Klosterbrauereien statt, Hopfen wurde als Gewürz eingeführt. In Afrika und auf dem amerikanischen Kontinent kam kommunalen Brauweisen und lokalen Getränken und Rezepten eine große Bedeutung zu, z. B. Chicha, Pulque, Pito, Umqombothi.
Von der frühen Neuzeit bis zur Industrialisierung beeinflusste die rechtliche Regulierung wie das sog. Reinheitsgebot Zutatenwahl und Braupraktiken. Technische Verbesserungen erlaubten die Bierherstellung in größerem Maßstab. Das im Jahr 1842 in Böhmen erstmals gebraute „Pilsner Bier“ markiert den Aufstieg moderner Lagerbiere.
Wissenschaftliche und technischer Fortschritt sorgen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für weitere Skalierung. Dampf- und Kühlmaschinen ermöglichten erste Großbrauereien und stabile Versorgung. Die ersten Reinzuchthefen Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichten konsistente Fermentationsergebnisse.
Im 20. Jahrhundert verbreiteten sich durch Kolonialismus, Migration und Globalisierung europäische Brautechniken und Lagerhefen weltweit. Auch die Technologie macht große Schritte voraus, die Dose entsteht als Gebinde, automatisierte Abfüllanlagen und Systeme zur Qualitätssicherung sorgen für gleichbleibende Qualität des Bieres.
Ab den 1970er bis 1980er Jahren sorgt die in den USA und UK aufkommende erste Craft Bier-Bewegung für einen Gegenpol zu den damals eher einheitlichen „Industriebieren“: kleinere Brauereien entstanden, alte Techniken wurden wiederentdeckt und neue Experimente gewagt. Auf der anderen Seite des Spektrums fusionier(t)en große Brauereien zu immer größeren Konzernen. Die Stand 2025 fünf größten Konzerne produzieren zusammen fast 50 Prozent des weltweiten Bierausstoßes. Eine zweite Craft Bier-Welle sorgte in den 2010er Jahren für Belebung auf dem Biermarkt.
Die weltweite Brauindustrie steht aktuell vor großen Herausforderungen, der Fokus liegt auf Digitalisierung und Automation – immer stärker auch mit künstlicher Intelligent –, und der Verbesserung der Energie- und Rohstoffeffizienz.
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