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03.02.2020

GGB-Jahrbuch 2019

Auf der jährlichen Mitgliedervollversammlung, in diesem Fall am 4. Oktober 2019 in Einbeck, lag wie üblich das Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens bereit. Erneut haben die aktivsten Mitglieder dieser Gesellschaft interessante Erkenntnisse und Begebenheiten aus der Geschichte des Brauwesens ausgegraben und recherchiert und so einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht.

Das Brauwesen war zu allen Zeiten und in vielen Gebieten Europas eng mit der Urbanisierung und der gesellschaftlichen Entwicklung verbunden. Viele Ereignisse und markante Persönlichkeiten haben in den einzelnen Etappen die Entwicklung der Brauwirtschaft geprägt und ihre Spuren bis in die Neuzeit hinterlassen. Dazu gehören Max Delbrück und Emil Fischer, an die gleich zu Beginn des Jahrbuches anlässlich ihren 100. Todestages gedacht wird. Sie haben nicht nur durch ihre berufliche Zusammenarbeit zur Entwicklung der Brauwissenschaft beigetragen, sondern auch organisatorisch den Grundstein für die VLB Berlin und 1913 für die Gründung der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens gelegt.

Das neue Jahrbuch betrachtet viele Arbeitsprozesse und technologische Verfahren, die in den heutigen Brauereien nicht mehr angewandt werden und daher der nachwachsenden Brauergeneration nicht mehr bekannt sind. Dazu gehört das Pichen der Brauereifässer, das Tullio Zangrando aufgriff und die Herstellung der Holzfässer bis zu den alten Ägyptern zurückverfolgte. Diese wurden in späteren Jahren insbesondere für die Brauwirtschaft innen mit verschiedenen Harzen ausgekleidet. Diese Fässer als bestimmende Transportverpackung für Lebensmittel und Getränke wurden nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell abgelöst. Damit verschwanden auch Berufsbezeichnungen, z. B. Böttcher, aus dem Sprachgebrauch. Hans-J. Manger verfolgt die Entwicklung vom Holzfass zum Stahlbehälter ebenso und verweist auf eine Fortsetzung seines Beitrages im nächsten Jahrbuch.

Jahrbuch GGB

Zum Verschließen der Fässer und anderer Behältnisse werden Korken benötigt. Andreas Urbanek recherchierte den Konkurrenzkampf der beiden Korkfabriken Schäffer und Guttsmann in Schlesien, der sich im 19. Jhd. bis zum Ersten Weltkrieg hinzog. Beide Unternehmen waren auch mit der Entwicklung und Herstellung von verschiedenen Arbeitsmitteln für die Brauwirtschaft beschäftigt. Der Hinweis darauf ist sehr wertvoll für die weitere Entwicklung im Maschinenbau.

Aber nicht nur Arbeitsmittel, auch das Produkt Bier und die Orte seiner Entstehung werden betrachtet. Peter Lietz stellt fest, dass mit der Craft Bier-Welle auch nahezu vergessene Biersorten wie die Berliner Weiße wieder stärkeres Interesse finden. W. D. Speckmann setzt die Betrachtung Brauen im Lipper Land fort und Manger vertiefte sich in die Geschichte der Engelhardt-Brauerei, die maßgeblich die Berliner Brauwirtschaft im letzten Jahrhundert mitbestimmte.

Bei dem Begriff Weimar denkt man nicht gleich an Bier. Doch es hat, so Fritz Halm in seinem Beitrag, auch eine geschichtsträchtige Entwicklung in der Klassikerstadt.

Der Blick über Landesgrenzen wird fortgesetzt. Bei Markus Fohr sind es familiäre Beziehungen, die zur Betrachtung der Brauwirtschaft in Bulgarien führen; interessant auch seine Gedanken über die Bierstile in Großbritannien und den USA. Martin Herda erwähnt in kürzeren Beiträgen die Schlossbrauerei Aich bei Karlsbad und die Victoria-Brauerei in Stettin.

Den Abschluss des Jahrbuches bilden wie immer die Aufstellung der eingegangenen Literatur, die Niederschrift der letzten Mitgliederversammlung in Luxemburg mit einem großen Lob für die Fachkollegen im Nachbarland, die Satzung und das Mitgliederverzeichnis der GGB.

GGB e.V. (Hrsg.): Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., 2019, 308 Seiten, broschiert, 15,00 EUR.

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