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24.06.2008

Die Chancen für einen Verkauf von Anheuser-Busch stehen nicht schlecht

In die Sache kommt Bewegung. Zwar hat sich das Board des größten U.S.-Brauers Anheuser-Busch auf seiner Sitzung am Freitag, 20. Juni 2008 nicht für die Annahme des Kaufangebots von InBev ausgesprochen. Jedoch auch nicht dagegen. Was nur bedeuten kann: Die Vorstände möchten den Preis nach oben treiben. Weiterlesen

Wie auch immer dieser Übernahmeversuch ausgehen mag, eines ist sicher: Hier sind PR-Profis am Werk, die wissen, wie man die Gerüchteküche am Dampfen hält. Im Prinzip ist seit der Veröffentlichung des USD 47 Milliarden-Angebots von InBev vor fast zwei Wochen nichts passiert,... außer, dass nun endlich hinter verschlossenen Türen Tacheles geredet wird.

Es ist schon köstlich. Da nimmt sich der InBev-Chef Carlos Brito extra die Zeit, um in Washington Schönwetter für sein Angebot zu machen – und fängt sich bei den Politikern eine Ohrfeige ein. Gleichzeitig zwingt der amerikanische Großinvestor Warren Buffett das Board von Anheuser-Busch, sich mit InBevs Angebot von USD 65/Aktie zu beschäftigen. Die erste Nachricht wird weltweit in den Medien groß gespielt, die zweite eher kleiner. Doch welche Nachricht ist die wichtigere? Die Zweite. Amerikas Politiker können noch so sehr an den Patriotismus der Anheuser-Busch Aktionäre appellieren, am Ende entscheiden Großinvestoren wie Herr Buffett, ob Anheuser-Busch künftig von Leuven in Belgien aus kontrolliert wird.

Dem Anschein nach scheinen viele Investoren einem Verkauf gegenüber nicht abgeneigt zu sein. So zumindest interpretieren amerikanische Medien einen Brief von Adolphus Busch. Adolphus Busch ist Aktionär von Anheuser-Busch und ein Onkel von August Busch IV, des jetzigen CEOs von Anheuser-Busch. Wohl wissend, dass August Busch IV und sein Vater August Busch III gegen einen Verkauf sind, verkündete Adolphus Busch, dass die Chancen für den Verkauf über 50 Prozent lägen. Somit wäre August Busch IV mit seiner ablehnenden Meinung im Board in der Minderzahl.

Für einen eventuellen Verkauf spricht auch, dass Carlos Fernandez, der CEO von Grupo Modelo letzte Woche kurzfristig seinen Rücktritt aus dem Board von Anheuser-Busch bekanntgab. Anheuser-Busch ist mit 50,2 Prozent größter Aktionär des mexikanischen Brauers Grupo Modelo (Corona Extra). Deshalb gehörte Carlos Fernandez seit 1996 dem Board von Anheuser-Busch an. Damit er in keinen Interessenskonflikt gerät, entschloss sich Carlos Fernandez zu diesem Schritt.

Wie vielfach berichtet wurde, könnte Grupo Modelo das Blatt für Anheuser-Busch wenden, entschlössen sich die Mexikaner ihr restliches Aktienpaket an Anheuser-Busch zu verkaufen. Damit schösse der Verkaufspreis für Anheuser-Busch auf über USD 60 Milliarden – und wäre für InBev kaum noch zu stemmen. Was allerdings aus der Sicht der Brauwelt gegen diese Option spricht, wurde im BRAUWELT-Sondernewsletter vergangene Woche dargelegt.

Nach dem Ausscheiden von Carlos Fernandez müssen nun 13 Vorstände über die Zukunft von Anheuser-Busch entscheiden. Wann sie dies tun, ist nach wie vor offen.

Die Implikationen eines Verkaufs von Anheuser-Busch werden in den englischsprachigen Medien ausschließlich unter finanziellen und politischen Gesichtspunkten diskutiert. Offenbar schlägt der U.S.-Präsidentschaftswahlkampf derart hohe Wellen.

Daher will niemand der Frage nachgehen, was eigentlich von der Aussage InBevs zu halten ist, man wolle die Marke Budweiser nach der Übernahme zur globalen Biermarke des Konzerns – neben Stella Artois und Becks – machen. Das klingt ja alles schön und gut – vorausgesetzt man verfügt über ein kurzes Gedächtnis. Die Brauwelt erinnert daran, dass noch vor ein paar Jahren die brasilianische Biermarke Brahma (aus der Produktpalette von AmBev) zur globalen InBev-Marke gekürt wurde und nach ein paar kläglichen und wohl auch teuren Kampagnen wieder auf den Rang einer regionalen Marke degradiert werden musste.

Außerdem möchten wir an das nicht ganz so marginale Problem des Streits um die Markenrechte zwischen Anheuser-Busch und der tschechischen Staatsbrauerei Budweiser Budvar erinnern. Ein Spaziergang dürfte der globale Feldzug des amerikanischen Budweisers für InBev nicht werden, denn es gibt einige Länder auf dieser Erde in denen nur die Tschechen ihr Budweiser-Bier verkaufen dürfen.

Wie Lyle Frink aus Prag berichtet, ist auch den Tschechen langsam klargeworden, dass der Ausgang der Übernahmeschlacht um Anheuser-Busch ernsthafte Auswirkungen auf den Wert ihres Familiensilbers Budweiser Budvar hat. Man ist einhelliger Meinung, dass ein Sieg von InBev den Wert von Budweiser Budvar stark reduzieren wird.

Längst ist es in Prag beschlossene Sache, dass die Staatsbrauerei Budweiser Budvar irgendwann privatisiert werden soll. Wann, ist allerdings nicht klar.

Bislang wurde nur Anheuser-Busch als potentieller Käufer gehandelt. Schließlich hätten die Amerikaner das größte Interesse daran, den ewigen Streit um die Markenrechte zu beenden, so die landläufige Meinung. Nur die Amerikaner wären bereit einen strategischen (sprich einen überhöhten) Preis für Budweiser Budvar zu zahlen. Das wertvollste an Budweiser Budvar sind der Name – und die Markenrechte, die Anheuser-Busch bislang den Zugang zu wichtigen europäischen Märkten verbaut haben.

Sollte InBev den Übernahmepoker um Anheuser-Busch für sich entscheiden, so Lyle Frink, könnte der Preis von Budweiser Budvar auf ein eher realistischeres Niveau herabsinken.

Theoretisch könnte auch InBev das tschechische Budweiser Budvar kaufen. Wahrscheinlich wäre der brasilianisch-belgische Brauer der tschechischen Regierung als Käufer sogar willkommener als die Yankies aus St. Louis. Nur muss man sich schon fragen: Warum sollte ausgerechnet InBev Geld in die Hand nehmen, um Budweiser Budvar zu kaufen? Bloß um das amerikanische Budweiser irgendwann in allen Märkten anzubieten? Wer so viele globale Marken im Portfolio hat wie InBev könnte wahrscheinlich damit leben, dass ein zugekauftes Budweiser nicht in allen Märkten anzutreffen wäre.

Ina Verstl

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