drinktec 2025 – Nah am Kunden
Noch 100 Tage | Mit einer Pressekonferenz im Freisinger Lindenkeller endete am 3. Juni 2025, ziemlich genau 100 Tage vor der Eröffnung der diesjährigen drinktec, die Roadshow des Messeveranstalters Yontex, mit der weltweit für das Messehighlight des Jahres geworben wird. Die drinktec Roadshow ist ein bewährtes Format, um im Austausch mit den Multiplikatoren der Weltmärkte die aktuelle Marktsituation zu beleuchten. Nach Veranstaltungen in rund 20 Ländern weltweit gab es, wenn schon nicht im Fußball, so zumindest mit der Roadshow vor den Toren Münchens quasi ein „Finale dahoam“.
Bei Yontex gehen die Vorbereitungen für die drinktec 2025 weiter und sind mittlerweile in der heißen Phase: Mit hohen Anmeldezahlen zeigt sich die drinktec in hervorragender Form. Über 1000 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 15. bis 19. September 2025 in München auf mehr als 73.000 Quadratmetern die Trends für die Getränke- und Liquid-Food-Produktion präsentieren, freute sich Rolf Keller, Geschäftsführer Yontex. Keller betont die Bedeutung der drinktec im Weltmarkt der Getränke- und Liquid-Food-Branche: „Wir sind mit der drinktec ganz eng am Markt und richten auch diese Messe wieder ganz konsequent auf die Belange der Branche aus. Das zeigt sich auch deutlich in der großen Resonanz auf die drinktec 2025.“
Die bisherige Aufteilung von einem Drittel deutscher Aussteller und zwei Dritteln internationaler Aussteller wird auch in diesem Jahr wieder erreicht. „Das internationale Teilnehmerfeld ist der Markenkern der drinktec. Mit Blick auf die Besucher heißt das, dass die drinktec für alle Getränke- und Liquid-Food-Hersteller weltweit sich als der bevorzugte Messeplatz etablieren kann. Nur dort können sie sich gezielt für ihre Branche über Zukunftslösungen informieren“, sagte Markus Kosak, Executive Director drinktec Cluster. München ist damit einmal mehr der Weltwirtschaftsgipfel für Rohstoffe, Technologien und Maschinentechnik zur Herstellung und Vermarktung von Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln.
Die Zukunft aufzeigen
In München wird viel Neues geboten: Beim Rahmenprogramm gibt es eine Neukonzeption, so Kosak: „Wir kombinieren unser Rahmenprogramm auf einer Fläche in Halle C4 und bieten dort mit unserem neuen Format ‚Liquidrome‘ eine Fläche für Wissensaustausch, Ausstellerpräsentationen und den Austausch mit Wissenschaft und Forschung. Im Liquidrome schaffen wir die Basis für den Austausch der Zukunft.“ Dieses Aktionsareal eröffnet Perspektiven für neue Produktkreationen, die Anwendung innovativer Techniken und Marktstrategien. In enger Abstimmung mit dem ideellen Träger der drinktec, dem VDMA Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen, werden diese Angebote unter drei Leitthemen gebündelt.
Im Leitthema „Circularity & Resource Management“ widmet sich das Programm beispielsweise Themen wie „Water reuse“ und „Wastewater treatment“. Die Vorträge beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven, wie die weltweiten Anforderungen nach sparsamem Wasserverbrauch umgesetzt werden können. Schwerpunkte sind darüber hinaus Themen rund um Energierückgewinnung, die Nutzung von Reststoffen aus dem Produktionsprozess, ein optimierter Materialeinsatz in der Verpackung wie auch die Umsetzung der EU-Verordnung „Plastic and Plastic Waste Regulation“ (PPWR).
In „Data2Value“ konzentriert sich das Programm auf Prozesstransparenz und die Einbindung von Lösungen, die Machine-Learning- oder KI-Anwendungen integrieren. Beispiele dafür sind „Flavor prediction models“ und Instandhaltungsmanagement mit Hilfe von Vorhersagemodellen. Ähnliches lässt sich auch bei der Auslegung von Reinigungsprozessen anwenden: KI ermöglicht es dort, die Verschmutzungsgrade in Behältern zu erkennen und selbstjustierend dazu passende Reinigungsabläufe zu starten.
Interessant sind auch die Impulse des Leitthemas „Lifestyle & Health“, wo die Messebesucher unter anderem Impulse zu Flavor-Lösungen für alkoholfreies oder -armes Bier, zu alkoholfreien Weinen und fermentierten Getränken sowie zu funktionalen Getränken mit Mineralien, Vitaminen, Aminosäuren, Ballaststoffen oder Probiotika erhalten. Ebenfalls wichtiger wird die Anreicherung von Getränken mit Proteinen, die pflanzenbasiert sind und auch aus Nebenströmen im Brauprozess isoliert werden können.
Startup Zone – hervorragend aufgestellt
Als Teil des Liquidrome hat die Startup Zone in diesem Jahr große Resonanz erhalten. Deutlich wird in der Angebotspalette der nationalen und internationalen Startups, dass sie in der IT noch Entwicklungspotenzial, z.B. bei Instandhaltungsmanagementsystemen, Cloudlösungen oder anderen IT-Lösungen sehen. Weitere Schwerpunkte der jungen Unternehmen liegen bei der Energie- und Wärmeversorgung der Getränkeherstellung sowie Zusatzstoffen.
Überhaupt zeigt sich eine deutliche Entwicklung im Sektor Ingredients und neue Getränke. Die im Liquidrome integrierte Health Bar präsentiert Ansätze zu Getränken mit Gesundheitsnutzen – ein Getränkesegment, das gemäß den Marktforschern kontinuierlich Marktanteile gewinnt. Das Messeteam beobachte die Aktivitäten der Forscher und Ingredient-Hersteller sehr genau, denn dieser Trend verspricht bis 2028, gemäß den Einschätzungen von Marktforschern, jährliche Wachstumsraten weltweit von mehr als acht Prozent. Auf der Sonderfläche New Beverage Concept (NBC) in Halle C3 werden ebenso Impulse zu neuen Ingredients oder Geschmacksvarianten – auch ohne Health-Aspekt – präsentiert. Einen Einblick über Getränkeinnovationen von Startup-Unternehmen der TU München gab in Freising Dr. Roman Werner, Leiter des TUM Venture Labs Food/Agro/Biotech.
Sie möchten mehr dazu hören? In der 2. Folge von „BRAUWELT – der Podcast“ ist Markus Kosak unser Gast: https://brauwelt.com/de/brauwelt-der-podcast
Marktsituation im Nahrungsmittelmaschinenbau
Anlässlich der Pressekonferenz gibt der VDMA traditionell einen Überblick über die Marktlage im Fachzweig Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen und vermeldete einen Produktionsrückgang um knapp zwei Prozent auf 16,1 Milliarden EUR bei gleichzeitigem starkem Exportzuwachs von sechs Prozent auf 10,6 Milliarden EUR.
„Die Investitionstätigkeit in Deutschland fiel 2024 deutlich schwächer aus als erwartet, sodass auch die deutlich gestiegenen Auslandslieferungen den Rückgang bei den inländischen Verkäufen nicht kompensieren konnten“, erläuterte Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. Einzig bei Verpackungsmaschinen stieg die Maschinenproduktion insgesamt um zwei Prozent auf 8,3 Milliarden EUR, getragen von einem Zuwachs in der Untergruppe Getränkeverpackungsmaschinen.
Zollthema verunsichert
Mit einem durchschnittlichen Exportumsatz von 84 Prozent gehört der Fachzweig Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen zu den exportstärksten Branchen des deutschen Maschinenbaus. Die USA sind seit vielen Jahren mit Abstand der wichtigste Markt für die deutschen Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. 2024 wurden Maschinen im Wert von 1,8 Mrd EUR (+ 7 % zu 2023) aus Deutschland in die Vereinigten Staaten geliefert.
Laut einer aktuellen VDMA-Umfrage steigt allerdings bei einer deutlichen Mehrheit der Maschinenbau-Unternehmen die Unsicherheit mit Blick auf den US-Markt, denn 87 Prozent haben ein USA-Geschäft und davon zwei Drittel einen eigenen Vertrieb vor Ort. „Wir hoffen, dass es zu Verhandlungsergebnissen mit der EU-Kommission kommt, da hohe Zölle oder gar ein Zollwettstreit mit der Europäischen Union am Ende nur dazu führt, dass alle verlieren“, so Clemens.
Auch China gehört zu den wichtigsten Märkten für die Maschinenbauunternehmen, fiel im Jahr 2024 aber auf Rang 3 der Top 10 Liste hinter Frankreich zurück. Die deutschen Exporte in die Volksrepublik waren 2023 um 26 Prozent auf 448 Mio EUR gesunken und stagnierten 2024 auf diesem Niveau. Neben der anhaltenden Konjunkturschwäche hinterlässt auch die chinesische „Buy local“-Strategie ihre Spuren.
Die europäischen Märkte, in die 47 Prozent der Exporte geliefert werden, zeigen sich robust und legten im Jahr 2024 insgesamt um 4,3 Prozent zu. Starke Impulse mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten kamen aus knapp 40 außereuropäischen Märkten, darunter Brasilien, Mexiko, Saudi-Arabien, Vietnam, Angola, Nigeria.
Weltmaschinenhandel – Europa führend, China holt auf
Die globale Lebensmittel- und Getränkeindustrie gehört zu den dynamischen Wachstumsbranchen und ist in vielen Ländern wichtigster Industriesektor. Daher steigen nicht nur die deutschen Exporte, auch das Welthandelsvolumen von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen wächst seit vielen Jahren kontinuierlich und erreichte 2024 einen vorläufigen Höchstwert von 54,5 Milliarden EUR.
Noch ist Europa mit knapp 70 Prozent deutlich führend im internationalen Handel mit Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. Italien und Deutschland stehen an der Spitze der wichtigsten Lieferländer mit einem Welthandelsanteil von jeweils 20 Prozent. Deutschland ist in einigen Teilbranchen noch stärker aufgestellt: So kam 2024 jede dritte international gehandelte Getränkeverpackungsmaschine und jede zweite Brauereimaschine aus Deutschland. China hat in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und ist mit einem Anteil von 12 Prozent am Welthandelsvolumen drittwichtigstes Lieferland von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen.
Positive Marktaussichten – globaler Getränkekonsum und Vielfalt steigen
Die Zukunftsaussichten der Technologieanbieter sind positiv, denn die globale Getränkeindustrie wächst. So wurden nach Angaben von Euromonitor International im Jahr 2024 rund 1,1 Billionen Liter abgefüllte und verpackte Getränke weltweit verkauft. Laut Prognosen des britischen Marktforschungsunternehmens wird der Absatz bis 2028 um rund 14 Prozent zulegen. Den Regionen Afrika/Mittlerer Osten sowie Asien/Pazifik attestiert Euromonitor weiterhin zweistellige Zuwächse in diesem Zeitraum, während der Getränkeabsatz in den gesättigten Märkten nur wenig steigen wird. Hier stehen qualitatives Wachstum und Produktinnovationen im Mittelpunkt. Laut Euromonitor wurden allein im Jahr 2024 weltweit 7000 neue Produkte im Bereich alkoholfreier Getränke eingeführt, bei den alkoholischen Getränken waren es knapp 6300 neue Produkte. Der größte Anteil der Innovationen kam in den USA, Kanada und den europäischen Ländern auf den jeweiligen Markt.
Von der drinktec 2025 erwarte die gesamte Branche positive Impulse. „Wir freuen uns sehr darauf, dass die internationale Zulieferindustrie auf der wichtigsten Branchen-Plattform ihre Innovationen präsentieren wird und dass wir im persönlichen Austausch über Anforderungen und wichtige Themen mit dem internationalen Fachpublikum diskutieren können“, betonte Richard Clemens abschließend.
Schlagworte
drinktec Internationaler Getränkemarkt
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 2025
Firmen
- Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) e.V., Frankfurt a. M., Deutschland
- Yontex GmbH & Co. KG, Nürnberg, Deutschland