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Norbert Zierer, Dr. Martin Zarnkow und Dr. Frank Braun (v.li.) organisieren zur 125-Jahr-Feier ein zweitägiges Brausymposium
20.03.2023

Ein Fest für Weihenstephan

Brausymposium | Der Verband ehemaliger Weihenstephaner der Brauerabteilung e.V. feiert am 16. – 18. Juni 2023 mit einem Brausymposium sein 125-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Verband am 12. Oktober 1898 in den Pschorrbräubierhallen in München unter dem Vorsitz von Josef Pschorr mit dem Namen „Philisterverband des akademischen Brauerbundes Weihenste­phan“. Sicher ist, dass in Weihenstephan bereits vorher „Brauer­bünde“ existiert hatten. Wegen der lediglich zweisemestrigen Ausbildung bestanden diese jedoch als Jahrgänge für sich, ohne formalen Zusammenhang mit den vorhergehenden oder nachfolgenden Absolventen.

Spätestens als im Jahr 1895 die Lehranstalt zur „Königlich Bayerischen Akademie für Landwirtschaft und Brauerei“ erhoben wurde, setzten Bestrebungen ein, die ehemaligen Weihenstephaner zusammenzuschließen. Bereits 1900 beschloss die zweite Generalversammlung, den Verband künftig unter dem Namen „Verband ehemaliger Weihenstephaner der Brauerabteilung“ zu führen. 1905 erfolgte die Gründung der „Weihenstephaner Jubiläumsstiftung“. Die auf 65 000 Mark lautende, von Josef Pschorr unterzeichnete Stiftungsurkunde wurde dem bayerischen Staat anlässlich der Feier des 100-jährigen Jubiläums der Akademie in Weihenstephan übergeben.

Der VeW plant, das 125. Gründungsjubiläum mit einem dreitägigen Brausymposium vom 16. – 18. Juni 2023 würdig und feierlich zu begehen. Am Rande wird auch die 105. Mitgliederversammlung abgehalten. Die BRAUWELT hat mit Dr. Frank Braun, 1. Vorsitzender, Dr. Martin Zarnkow, Persönlichkeit aus Weihenstephan, und Norbert Zierer, Obmann Oberbayern-Weihenstephan, über die geplanten Feierlichkeiten gesprochen.

Herr Zierer, Sie sind als Obmann Oberbayern-Weihenstephan federführend für das Veranstaltungsprogramm der Jubiläumsfeier verantwortlich. Was können Sie jetzt schon über die Highlights verraten?

Norbert Zierer: Wir als Verband wollten an unserer schönen und bewährten Tradition eines geselligen Wochenendes festhalten. Um unserem Jubiläum einen würdigen Rahmen zu verleihen, werden wir unser Fest darüber hinaus noch fachlich bereichern. Das heißt, die Teilnehmer werden sich über eine abwechslungsreiche Mischung freuen können, mit fachlichen Vorträgen, die über das gewohnte gesellige Zusammensein auf unseren üblichen Mitgliederversammlungen weit hinaus geht.

Verbandszwecke des VeW

Seit seiner Gründung 1898 unterstützt der Verband ehemaliger Weihenstephaner der Brauerabteilung bis heute Studierende mit Stipendien und erhält die Verbindung zwischen Alumni und den beiden brauwissenschaftlichen Studienstätten in Weihenstephan, der  Technischen Universität München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf aufrecht.
Die Mitglieder des Verbands pflegen ihre Kontakte, den Erfahrungsaustausch und fördern die Ausbildung an ihrer Alma Mater.
Der Zweck des Verbandes besteht in der Wahrnehmung und Förderung der gemeinsamen Interessen der Absolventen der Studiengänge des Brauwesens in Weihenstephan, insbesondere durch
■ Förderung und Pflege der Verbindung zur jeweiligen Alma Mater in Weihenstephan;
■ Förderung und Unterstützung der brautechnologischen und brauwissenschaftlichen Ausbildung in Weihenstephan;
■ Unterstützung der „Weihenstephaner Jubiläumsstiftung 1905“;
■ Erfahrungsaustausch und Pflege der Kollegialität und Geselligkeit;
■ Herausgabe der Verbandszeitschrift „Der Weihenstephaner“.
Zu allen Zeiten war es ein Bestreben des Verbands, den Mitgliedern mehr als nur eine reine Plattform zum Kontakterhalt zu bieten. Davon zeugen z. B. die Errichtung des Ehrenmals für die 120 im ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder des VeW im Jahr 1921, die Verteilung von Studienbeihilfen in den 1930er-Jahren oder die „Winterhilfe“ während der Kriegsjahre.
Neben der Unterstützung von Studierenden liegt dem Verband auch der im Jahr 2015 ins Leben gerufene Ludwig-Narziß-Preis am Herzen, der an Publikationen des Wissenschaftsmagazins BrewingScience verliehen wird, die sich durch besondere Praxisrelevanz auszeichnen. Der VeW unterstützt Brauerstudierende außerdem mit einem Exkursionszuschuss, und die Absolventen mit den besten Studienabschlüssen werden mit Preisen gewürdigt.
Viermal pro Jahr erscheint „Der Weihenstephaner“ und berichtet über Aktuelles aus dem Verband und aus den Hochschulen. Er kann auch von Nichtmitgliedern abonniert werden.


Die Fachvorträge bilden in zwei Blöcken ein Brausymposium. Teil eins am Freitagabend widmet sich den Themen Energie und Verfahrenstechnik. Teil zwei am Samstagvormittag stellt Technologie und Rohstoffe in den Mittelpunkt. Dieses fachliche Programm gestalten wir mit einer Mischung aus Vorträgen und Podiumsdiskussionen aus. Anfangen werden wir am Freitagnachmittag aber gleich mit einem Höhepunkt: Wir haben Werner Brombach von der Erdinger Weißbräu eingeladen, der uns über sein Lebenswerk erzählen wird, das wird sicherlich sehr spannend.

Und nach dem ersten Teil des Brausymposiums werden wir einen geselligen Begrüßungsabend auf dem Weihenstephaner Campus beim zentralen Hörsaalgebäude feiern.

Am Samstagnachmittag gehen wir auf Exkursion und bieten einen Campus-Teil mit Besichtigung der wichtigsten Forschungseinrichtungen, einen Technik-Teil mit Besuch diverser Produktionswerke und einen Kultur-Teil mit Besichtigung der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Freising an. Am Samstag gestalten wir ein festliches Abendprogramm in der Luitpoldhalle in Freising, und am Sonntag werden wir in der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit Besichtigung des Neubaus die Veranstaltung ausklingen lassen.

Dr. Martin Zarnkow: Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass auf der Mitgliederversammlung am Samstagvormittag erstmals ein verstorbenes Mitglied postum zum Ehrenmitglied ernannt wird. Der Familie von Dr. Diethard Wagner, der am 30. November 2021 verstarb, wird die Ehrenurkunde dann in feierlichem Rahmen übergeben. Diese Entscheidung haben wir in der Mitgliederversammlung auf der drinktec gefällt, dachten aber, dass unsere 125-Jahr-Feier einen schöneren, feierlicheren Rahmen für diese Ehrung abgeben wird.

Dr. Frank Braun: Der Grund für diese postume Ehrung ist, dass Dr. Diethard Wagner einer der umtriebigsten und erfolgreichsten Werber für Mitglieder des VeW war, und dafür bekommt er postum diese besondere Auszeichnung.

Wohin werden die Exkursionen führen?

Zierer: Es ist so, dass wir mit der Veranstaltung ganz klar in Weihenstephan, in der Nähe des Campus, bleiben wollen. Wir planen eine Besichtigung der Freisinger Braustätten und eine Werksbesichtigung bei Steinecker. Auch die kulturellen Möglichkeiten sind hier in Freising wirklich vielfältig. Es gibt zum Beispiel den Staudengarten, das Diözesanmuseum, Sporrerkeller etc. zu besuchen. Wir haben zudem das Forschungszentrum Weihenstephan und den BGT-Lehrstuhl im Programm, und werden dann außerdem am Sonntag noch bei der HSWT zu Gast sein. Die Professoren Ruß und Krottenthaler freuen sich zu zeigen, was sie in ihrem Neubau so alles verwirklicht haben.

Die Teilnehmer bei der 65-Jahr-Feier im Jahr 1963 (Foto: VeW)

Dr. Zarnkow: Eine Station bei den Exkursionen wird sicherlich nicht in der Lage sein, alle Teilnehmer auf einmal aufzunehmen. Wir setzen da ein wenig Flexibilität voraus. Im Endeffekt wollen wir allen zeigen, was hier in Freising vor allem mit Brau-Bezug so alles vorhanden ist. Es hängt von der Zahl der Teilnehmer ab, wie viele Touren wir einrichten werden.

Dr. Braun: Uns ist es sehr wichtig den gesamten Campus zu präsentieren. Hier hat man studiert, egal ob an HSWT oder TUM. Dann will man doch sehen, wie sich Weihenstephan entwickelt hat. Und beide Hochschulen können sehr stolz darauf sein, was hier alles vorwärts gegangen ist. Und es wird weiterhin gewaltig investiert in diesen Wissenschaftsstandort. Das kann man deutlich sehen und das wollen wir zeigen.

Sie erwähnten auch den Festabend am Samstag?

Zierer: Wir wollen natürlich den geselligen Teil, das Moment der Unterhaltung und des Zusammenkommens, das zum VeW gehört, nicht vernachlässigen und auf jeden Fall unser Jubiläum in einem würdigen und festlichen Rahmen feiern. Staatskanzlei-Minister Dr. Florian Hermann wird eine Begrüßungsansprache beim Festabend halten, und darüber hinaus wird es eine kabarettistische Überraschung geben.

Dr. Braun: Wir gedenken die Luitpoldhalle in Freising zu füllen! Ich war persönlich das erste Mal im Jahr 1998 auf einer Mitgliederversammlung des VeW. Zum einhundertsten Jubiläum. Das ist ein so großartiges Ereignis, das vergisst du nie! In diesem Sinn wollen wir auch für unsere Mitglieder wieder eine würdige, glanzvolle Veranstaltung auf die Beine stellen.

Die Absolventen der Braumeisterprüfung im Jahr 1948 (Foto: VeW)

Zierer: Und der Sonntag ist neben der Besichtigungsmöglichkeit des neuen HSWT-Technikums eher unter dem Stichwort „Erholungsprogramm“ zu betrachten. Wir starten mit einem schönen Weißwurstfrühstück, nach dem anspruchsvollen theoretischen Programm von Freitag und Samstag und dem gesellschaftlichen Rahmenprogramm kann wahrscheinlich jeder ein etwas ruhigeres Tempo gut vertragen.

Können Sie die Teilnehmerzahl bereits abschätzen?

Dr. Zarnkow: Durch diese Pandemie geriet alles durcheinander. Man könnte meinen, dass alle Menschen jetzt wieder geradezu danach dürsten, rauszukommen auf die Veranstaltungen und Leute zu treffen. Aber ich selbst habe in den letzten Monaten Veranstaltungen besucht, wo das eben nicht der Fall war. Insofern haben wir noch keine konkrete Idee davon, wie viele Teilnehmer tatsächlich der Einladung folgen.

Dr. Braun: Ich gehe davon aus, dass wir eine ordentliche Teilnehmerzahl zusammenbekommen. Aber zum momentanen Zeitpunkt können wir das, wie gesagt, kaum abschätzen. Zu bedenken ist auch, dass wir mit der Jubiläumsveranstaltung auch die gewohnte Konstellation geändert haben. Wir führen ja nun ein Brausymposium durch, die Veranstaltung läuft nicht mehr unter dem Titel Mitgliederversammlung. Es geht hier um die Fachveranstaltung, den fachlichen Austausch. Ein wichtiger Punkt ändert sich damit: Nun können auch Externe ganz regulär eine Karte für das Brausymposium kaufen. Wir beschränken uns also bei unserem Jubiläum nicht mehr exklusiv auf die Mitglieder des VeW. Zu unserer 105. Mitgliederversammlung am Samstagvormittag laden wir natürlich nur die Mitglieder ein, in dieser Zeit stellen wir dann für alle Externen ein paralleles Programm auf die Beine.

Zum 100. Jubiläum im großen Hörsaal auf dem Weihenstephaner Campus (Foto: VeW)

Dr. Zarnkow: Und gerade, wenn wir einen so besonderen Redner wie Herrn Brombach haben, wollen wir auch zusätzlich alle Studierenden am Campus animieren, das Brausymposium zu besuchen. Eine bessere Werbung für das Brauwesen und unseren Verband kann man ja eigentlich kaum machen.

Zierer: Wir achten auf jeden Fall darauf, dass jeder willkommen ist, sich wohlfühlen kann und sich auch der Preis im Rahmen hält. Für Nicht-Mitglieder wird es vielleicht ein bisschen mehr, aber auch hier achten wir darauf, dass wir im Rahmen des Selbstkostenbeitrags bleiben werden.

Wie viele Mitglieder hat der VeW heute?

Dr. Braun: Vor ein paar Jahren hatten wir einmal herausgefunden, dass wir der größte fachgebundene Alumni-Verein der Welt sind. Zur 100-Jahr-Feier im Jahr 1998 hatten wir erstmals die Grenze von 2000 Mitgliedern, mit damals 2007, überschritten. Heute bewegen wir uns immer noch bei über 2000 Mitgliedern.

Dr. Zarnkow: Ich möchte die Frage stellen: Wozu existiert so ein Alumni-Verein? Wozu organisieren wir diese Veranstaltung? Unser großer Zweck ist, dass wir im Studium in Weihenstephan ein Netzwerk aufgebaut haben, dass wir mit dem Verband pflegen. Und wie sollte das besser gehen, als dass wir uns in echt treffen, gerade jetzt, nach dieser langen Pandemie. Wir wollen uns austauschen, miteinander reden. Das ist ganz wunderbar. „Netzwerken“, ein Wort, das ich eigentlich gar nicht so gerne mag. Ich nenne es lieber Kontaktpflege. Wir gehen über die reine Kontaktpflege hinaus und gestalten eine sehr attraktive Veranstaltung. Wir haben mit Werner Brombach einen ganz besonderen Redner, wir haben außerdem einen Gast aus der Politik eingeladen. In den Fachvorträgen kommen die passenden Fachleute aus den genannten Themengebieten zu Wort. Die Mitgliederversammlung ist dabei ein notwendiges Mittel zum Zweck, aber darauf lassen wir es eben nicht beruhen.

Nein, es soll hier richtig krachen. Denn wir wollen den Leuten einen guten Grund geben, viele hundert Kilometer durch die Republik zu fahren und wieder ihre alte Alma Mater zu besuchen. Das ist der Grund, es geht um Kontakte. Und das geht in einer ungezwungenen Umgebung, bei einem ungezwungenen Bier, bei einer tollen Exkursion, ja selbst bei einem störenden Schwätzchen während eines Vortrags ganz wunderbar. Die einen oder anderen werden wieder Papierflieger basteln, wie damals bei Dr. Seibold (der das damals sehr schnell unterbunden hat). Aber darum geht es. Wir feiern Weihenstephan, wir feiern den Verband, wir feiern das Bier, wir feiern uns!

Das Programm des Brausymposiums zur 125-Jahr-Feier des VeW ist auf der Webseite des Verbands einzusehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte BRAUWELT-Redakteur Dr. Christian Dekant.

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