Welterbe zum Anfassen: der Frohnauer Hammer
23.11.2021

Mit „Michel“ durchs Erzgebirge

DBMB | Ein fachlich wie kulturell abwechslungsreiches Programm erwartete die gut 50 Teilnehmer aller Altersgruppen im Herbst 2021 beim Familientag der DBMB-Landesgruppe Sachsen.

Bei bestem und goldenem Oktoberwetter ging es vom Startpunkt, der Privatbrauerei Fiedler, Oberscheibe, stilecht mit Busfahrer Michel und der einen oder anderen volkstümlichen Gesangseinlage durch die zahlreichen Erhebungen des Erzgebirges. Die erste Station bildete der Frohnauer Hammer, eine 400 Jahre alte und von Wasserkraft angetriebene Hammerschmiede in Annaberg-Buchholz. Mit Faszination erlebten die Teilnehmer, wie der kleinere der drei Hämmer (100, 200, 250 kg) sein gleichmäßiges und laut wahrnehmbares Pochen entfaltete. Nicht minder beeindruckend waren der ebenfalls mittels Wasserrad sowie Holzgestänge angetriebene, riesige Blasebalg des Schmiedeofens und die teils filigranen Exponate, wie ein schmiedeeisernes Geländer der Augustusbrücke in Dresden aus dem Jahr 1730. In einem liebevoll restaurierten Nebengebäude erlebten die Landesgruppenmitglieder in einer Vorführung, wie einst die flinken Finger beim Klöppeln nach dem Niedergang des Bergbaus zu einem Einkommen verhalfen. Überraschend war, dass dies keine reine Frauenarbeit war, sondern auch Ehemann und Kinder mitarbeiteten.

Bei der Aussicht auf beste Fernsicht durfte ein Stopp auf dem 1215 m hohen Fichtelberg natürlich nicht fehlen, bevor die Reise zur Stärkung und Verkostung teils außergewöhnlicher Biere in den erst im Mai 2020 eröffneten Braugasthof Červený Vlk, Boží Dar / Tschechien, führte.

Die Rückreise begeisterte mit einer Führung durch den Bergmannsdom „St. Annenkirche“ in Annaberg-Buchholz, dessen Bau auf einen großen Silberfund im Jahr 1491 zurückgeht.

Interessante und noch heute aktuelle Sichtweisen auf die geistige und körperliche Entwicklung des Menschen vermitteln die jeweils zehn Relief-Motive an den Emporen unterhalb des spätgotischen Kreuzrippengewölbes unter dem Titel „die Lebensalter“. Während die sich verändernde Lebensweisheit des Mannes mittels Tiergleichnissen dargestellt wurde, erfolgte die Darstellung der Frau anhand geflügelter Figuren. Parallelen zur heutigen Zeit ließen viele Schmunzler in den Gesichtern der Betrachter erkennen. Die größte Beachtung unter den zahlreichen Besuchern findet jedoch der in seiner Originalform erhaltene hölzerne Bergmannsaltar aus dem Jahr 1521, der auf seiner Rückseite ein detailreiches Bergbaugemälde im Stil der damaligen Epoche verbirgt und mit dieser weltlichen Darstellung innerhalb eines Gotteshauses wohl außergewöhnlich sein dürfte. Am Startpunkt des Familientages, der Brauerei Fiedler, fand der abwechslungsreiche Tag in der Unesco-Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří seinen Abschluss.

Bei der Brauereiführung boten sich Einblicke in ein gesundes Familienunternehmen, das fortwährende Investitionen erfährt. So wurde unter anderem die Modernisierung des 50-hl-Sudhauses mit Unterstützung der Fa. Kaspar Schulz, Bamberg, vorgenommen, das mit der direktbeheizten Pfanne und einem Läuterbottichdurchmesser von 2,85 m bei einer Schüttung von 750 bis 1200 kg für deutlich schnellere Sudfolgen von derzeit drei Suden/d im 2-Schicht-Betrieb sorgt.

Unterstützt durch eine moderne Automatisierungslösung wird ein autarker Ablauf bis Kühlende erreicht. Außergewöhnlich und wider den Trend ist sicher die Tatsache, dass das Fiedler Pils mit 34 Bittereinheiten seinem Namen alle Ehre macht. Weitere Besonderheiten in dieser Brauereigröße zeigten sich in der eigenen Hefereinzucht, die mit derzeit zwei Assimilationshefetanks 10 – 12 Sude/Woche versorgt und in neuester Palettier- und Inspektionstechnik im Bereich Flaschenabfüllung, die für eine Leistung von bis zu 8000 Flaschen/h sorgen. Seinen würdigen Ausklang fand der erlebnisreiche Tag bei einem gemeinsamen Abendessen in der Fiedler Bräustube und der Gelegenheit zum fachlichen Austausch.

Die Landesgruppe Sachsen dankt der gastgebenden Brauerei Fiedler und dem Mitorganisator Matthias Ortelt und freut sich bereits auf den nächsten Familientag im Jahr 2022.

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