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22.06.2021

Bier vielfältiger und verantwortungsvoller machen

Brewers of Europe | Über die ersten Themenschwerpunkte beim 3. Forum der Brewers of Europe (BoE), das vom 1. bis 4. Juni 2021 stattfand, haben wir bereits in der letzten BRAUWELT berichtet.

Heute folgt das Wichtigste aus den Bereichen Verpackung, Marketing und natürlich zur alles dominierenden Frage, wie es nach der Pandemie weitergeht.

Mobile Dosenabfüllung

Zunächst zum Thema Verpackung: Die besondere Situation der letzten Monate hat dazu geführt, dass die Dosen-Abfüllung auch für kleinere Brauereien als praktikable Option betrachtet wird – trotz einiger Fragezeichen, wie nachhaltig Dosen im Vergleich zu anderen Methoden sind. Wie können Lieferanten kleine Brauereien und ihre kleineren Chargen bedienen? Diese Frage beantwortete Darren Fenton, Bevcraft Group, Irland. Ausgehend von Entwicklungen in den 2010er-Jahren in den USA, die zum Konzept des „Mobile Canning“ für den Craft-Beverage-Sektor führten, wurden eine All-Inclusive-Dienstleistungs-Version für den europäischen Markt (Irland, England, BeNeLux, Westdeutschland) entwickelt. Damit wird der Wunsch der Verbraucher nach handwerklich gebrauten, lokal vertriebenen Bieren zu günstigen Preisen erfüllt, der es kleinen Unternehmen ermöglicht, auf diesem Sektor wettbewerbsfähig zu bleiben, freute sich Fenton.

Außerhalb der Länder, die vorrangig auf Mehrweg setzen, wird Craft Canning als nachhaltige Alternative zu Einweg-Glas verstanden, da die Dose einen geringeren CO2-Fußabdruck bedeutet, wie Jan Paul, Svaneke Bryghus, betonte. Er schilderte Überlegungen und Erfahrungen aus seiner Kleinbrauerei auf einer dänischen Insel, wo neben Qualitäts- und Marketingbetrachtungen, Umwelt- und Klimaaspekten auch die Logistik eine besondere Rolle spielt.

Zum Thema Bierqualität bei der Dosenabfüllung kam Jan Biering, VLB Berlin, zu Wort. Er gab einen kurzen Überblick über die wichtigsten Einflüsse, die – durch die Abfüllung in Dosen bedingt – Auswirkungen auf das Produkt Bier haben, insbesondere im Hinblick auf die Geschmacksstabilität von Bier, aber auch auf die mikrobiologische, kolloidale Stabilität sowie die Schaumstabilität und gab technologische Tipps für die Abfüllung in Dosen.

Teilnehmer der BoE-Session zum Thema Verpackung

Neue Post-Covid-Welt

Rick Keen von RepTrak, einer Firma, die die Reputation von Unternehmen untersucht, betonte, dass die Verbraucher nach Covid ein größeres Interesse daran zeigen, wie Unternehmen mit Vielfalt, Inklusion und Gleichberechtigung umgehen. Die Umfragen von RepTrak in Europa haben gezeigt, dass das Interesse der Verbraucher an Umweltthemen 2019 zwar deutlich gestiegen ist, die Pandemie jedoch ihr Interesse an Unternehmenswerten und -verhalten verstärkt hat. „Die Öffentlichkeit will zunehmend wissen, wie ein Unternehmen gute Zwecke unterstützt”, sagte er.

Haben Hard Seltzer Chancen in Europa?

Der Begriff „Vielfalt“ kann sich auf die Belegschaft der Brauereien beziehen, aber auch auf ihr Produktportfolio. Zweifelsfrei wollen die Menschen eine große Auswahl. Asahi Europa-Chef Paolo Lanzarotti sagte: „Man kann den Verbrauchern nicht vorschreiben, was sie trinken sollen! Europas Brauereien werden sich entscheiden müssen, ob sie auf Hard Seltzer setzen wollen oder nicht.“ Trotz Bedenken hat sich Asahi in Europa für den Einstieg in das Segment entschieden. Andere Brauereien könnten zurückhaltender sein, besonders wenn sie sich die Analyse der IWSR zu Herzen genommen haben.

Thorsten Hartmann, IWSR Drinks Market Analysis, argumentierte, dass der RTD-Markt in Europa heute von Spirituosenherstellern dominiert wird, was sich jedoch ändert, da die Brauereien mit ihren Hard Seltzer ins Spiel kommen. Offensichtlich haben die Brauereien die Befürchtung, dass Hard Seltzer dem Bier bei traditionellen Konsumanlässen Konkurrenz machen und den Bierabsatz drücken könnten. Glücklicherweise sind die europäischen Verbraucher noch relativ ahnungslos, was Hard Seltzer angeht – sie wissen nicht, dass der Begriff „hart“ in den USA Alkohol bedeutet. Ob Hard Seltzer den Biermarkt in Europa genauso beeinflussen wird wie in den USA, ist noch offen. Hartmann glaubt, dass Bier sich diesem Trend widersetzen kann. Und es geht noch weiter: Die Verbraucher greifen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, zunehmend zu alkoholfreiem Bier. Laut IWSR waren die Auswirkungen der Pandemie auf dieses Segment weniger drastisch als auf andere Biersegmente – es wuchs sogar im Jahr 2020.

Die europäischen Brauereien können daher Mut schöpfen. Die Verbraucher auf dieser Seite des Atlantiks werden den US-Konsumenten in Bezug auf Gewohnheiten, Geschmack und Loyalität in absehbarer Zeit nicht ähneln. Während der abschließenden Podiumsdiskussion über die „Zukunft des nachhaltigen Bieres“ ermutigte die internationale Bierexpertin Sofie Vanrafelghem Europas Brauer, sich zusammenzusetzen und die Geschichte ihrer Bierstile zu schreiben, einschließlich des Landes, in dem sie entstanden sind, um zu korrekten Definitionen zu gelangen, anstatt sich an den Bierstil-Richtlinien der US Brewers Association zu orientieren. „Europa muss seine Biergeschichte und die Geschichte seiner Stile stärker erzählen, als es das in der Vergangenheit getan hat“, betonte sie.

Am Ende des Forums wurde bekannt gegeben, dass die Brewers of Europe mit BBC StoryWorks an einem neuen Projekt zusammenarbeiten werden. „Raising the Bar!“ heißt das Format, das einige der spannendsten Geschichten aus dem Biersektor in Europa präsentieren wird.

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