Was braucht der Markt?
Muss sich nicht jeder Unternehmer diese Frage während seines Berufslebens ständig stellen? Und ob nun öffentlich oder im stillen Kämmerlein − er ist nicht allein mit dieser äußerst schwierigen Frage, deren Beantwortung ob der sich ständig ändernden Geschmäcker nahezu hellseherische Fähigkeiten verlangt.
Mitunter hilft ja ein Erfahrungsaustausch, so wie es beim Geisenheimer Getränkesymposium der Fall war. Hier trafen sich Ende Juni die Entscheidungsträger der Getränkewelt, vom Brauer bis zum Kaffeeröster, vom Zulieferer bis zum Gesetzgeber (S. 905). Die Veranstalter waren begeistert von der Diskussionsbereitschaft der Teilnehmer − Gesprächsbedarf war also vorhanden.
Und auch der Wertewandel in unserer Welt erfordert konzentrierte Aufmerksamkeit hinsichtlich der Effekte auf die Märkte. Prof. Dr. Christian Welzel, International University Bremen, präsentierte bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Konsumforschung die aktuelle Welt-Werte-Studie mit überraschenden Erkenntnissen (S. 907).
Welche Erwartungen die Brauer vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Brau- und Lebensmittelindustrie in Weihenstephan haben dürfen, erläutert im aktuellen Brauwelt-Interview Prof. Dr. Frank-Martin Belz, der die Professur 2003 übernahm und einige Pläne für Weihenstephan hat (S. 908).
Mit dem Marktgeschehen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beschäftigen sich unsere Fachartikel: Informationen über die Absatzmärkte der Getränkehändler präsentiert Dr. Kai Kelch in seinem Beitrag „Die größten Getränkefachgroßhändler in der Bundesrepublik Deutschland“ (S. 912). Nötig sind auch neue Konzepte für die Gastronomie! Oder doch Ursprüngliches? Dies muss gar kein Widerspruch sein, wie Dr. Ina Verstl mit „Vorwärts zum Ursprung“ (S. 916) aufzeigt. Auch die Entwicklung unserer Rohstoffmärkte darf mit größter Spannung verfolgt werden! Die Schmerzschwelle deutscher Landwirte scheint nun doch einmal erreicht zu sein. Sie verabschieden sich angesichts lukrativer Alternativen mehr und mehr aus dem Sommergerstenanbau (S. 909). Vielleicht können neue Winterbraugerstensorten aushelfen. Dr. Matthias Keßler, Saaten-Union, hat Vorschläge dazu (S. 919).
Die Wünsche des heimischen Marktes hatte die Hite Brauerei in Südkorea rechtzeitig erkannt – und eine Erfolgsgeschichte daraus gemacht
(S. 929). Der Markteinstieg der ehemaligen Chosun Brauerei mit der Qualitätsmarke „Hite“ 1993 war so erfolgreich, dass die Brauerei ihr Erfolgsbier schließlich zum Namenspaten machte. Hite hat es geschafft, den ausländischen Mitbewerbern die Stirn zu bieten: Der Marktanteil in Korea lag 1999 bei über 50%.
Also, werter Leser: Selbst als nicht berufsmäßige Hellseher brauchen wir nicht zu verzweifeln! Für Information, Tipps und Trends hilft statt des Blickes in die Glaskugel eher der Blick ins aktuelle Heft …
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 31-32, 2006, S. 903