Rohstoffe, das Thema auch beim Branchentreff in Berlin
Knapp 500 Teilnehmer waren zur VLB-Oktobertagung nach Berlin gekommen (S. 1169). Neben den technisch-technologischen Themen und den Beiträgen im 10. VLB-Forum „Getränkeindustrie und Getränkehandel“ – die Brauwelt wird darüber noch berichten –
drehte sich in den Gesprächen während der Pausen und beim Rahmenprogramm alles um das Thema Rohstoffe, nicht zuletzt auch beim Braugerstenseminar.
Braugerste wird künftig nur noch dann angebaut werden, wenn sie einen finanziellen Vorteil gegenüber alternativen Feldfrüchten bietet. Michael Lerch, Geschäftsführer des Deutschen Mälzerbundes, fordert daher, dass die Preispolitik in diesem Bereich nachhaltig und langfristig angelegt sein muss, um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben und die Volatilität der Märkte zu bremsen. Zwar haben sich der Deutsche Brauer-Bund und der Deutsche Mälzerbund bei entsprechenden Gesprächen letztlich nicht auf ein gemeinsames Vertragsmuster verständigen können, es überwiegen aber die Gemeinsamkeiten (S. 1181). Vielleicht war ja auch im Frühjahr 2007 der Druck noch nicht hoch genug.
Die Hopfen-Welternte 2007 erreicht wider Erwarten voraussichtlich nicht einmal Durchschnittsniveau. Die ohnehin bereits knappe Versorgungslage am Hopfenmarkt 2006 kann sich somit zu einer Versorgungskrise ausweiten, wie der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband mitteilte (S. 1174). Die Deckungslücke aus der Ernte 2006 konnte noch aus Lagerbeständen der Brauereien gedeckt werden. Aus der Ernte 2007 erwartet der Verband für die Brauwirtschaft ein Defizit von 500 bis 1000 mt. Stark brach vor allem die Hochalphasorte Magnum ein, die Einbußen bei den Alphawerten um acht bis zehn Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt verzeichnete (S. 1174). Ent-
täuschend waren auch die Erträge bei der Aromasorte Hallertauer Mittelfrüh. Markt-kenner gehen davon aus, dass das Defizit beim Hopfen noch einige Jahre anhalten könnte, befürchten aber auch, dass allzu starke Flächenausweitungen früher oder später wieder zu einer Überproduktion und damit zu nicht kostendeckenden Preisen führen könnten.
Das Qualitätsprodukt Wasser, in der Rohstoffdiskussion leider oft vernachlässigt, stand im Mittelpunkt des ersten Fachseminars des Competence Pool Weihenstephan (S. 1172). Dr. Karl Glas, wissenschaftlicher Leiter des cpw, brachte es in seiner Einleitung auf den Punkt: „Wir sind uns des Wassers nicht bewusst, es ist eine Selbstverständlichkeit, und zwar hinsichtlich seiner uneingeschränkten Verfügbarkeit wie auch seiner hohen Qualität in unseren Breiten. Dieser Zustand ist auf Grund der ständigen und zunehmenden Verschmutzung durch den Menschen sowie des wachsenden Bedarfs bedroht.“
Rohstoffe und Glutengehalt im Bier, dieses Thema wurde bei einem internationalen Kongress in Irland ausführlich behandelt (S. 1204). Es ist schwierig, Glutenfreiheit im normalen Bier zu messen. Glutenfreies Bier, das auch von der Gesellschaft für Zöliakie anerkannt wird, lässt sich nur mit glutenfreiem Getreide wie Rispenhirse, Reis und Teff herstellen. Das bewog das Riedenburger Brauhaus dazu, ein glutenfreies Biobier auf Hirsebasis zu entwickeln und auf den Markt zu bringen (S. 1176).
Rohstoffe und Marketing sind eher noch zwei Paar Stiefel. Einige Brauereien loben ihre Rohstoffe, deren Qualität und Herkunft, schon aus. Die meisten belassen es aber bei den Pflichtangaben auf dem Etikett. Für eine Übersicht suche ich Beispiele von Auslobungen der eingesetzten Rohstoffe z. B. Gerste/Malz beziehungsweise Hopfen oder von Hinweisen auf den besonderen Geschmack des Bieres auf Grund der eingesetzten Rohstoffe. Ich freue mich auf zahlreiche Zuschriften unter
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 43, 2007, S. 1167