Braugerste im Spannungsfeld zwischen Bier und Benzin
„Rohstoffe im Spannungsfeld“ lautete das Motto des 8. Rohstofftages am 14. Februar 2011 in Freising-Weihenstephan (S. 324). Angesprochen wurden die Rohstoffknappheit, die Spekulationen mit Rohstoffen, die daraus resultierenden steigenden Preise, die schwankenden Qualitäten, das Spannungsfeld zwischen Regionalität und Globalisierung sowie die Konkurrenz zu Winter-weizen, aber auch zu Pflanzen, die zur Bioethanolproduktion angebaut werden, um Erdöl und CO2-Emissionen einsparen zu können. Diese Pflanzen müssen des besseren Ertrages wegen entsprechend gedüngt werden, und zwar mit Dünger, zu dessen Herstellung Erdgas und Erdöl benötigt werden. Christoph Süß, Moderator der Sendung „Quer“ im Bayerischen Fernsehen, stellte dazu am 10. März fest: „Das Ganze scheint ein Petroleum-Mobile zu sein.“
Allerdings sollte der Rückgang der Braugersten-Anbaufläche in Deutschland nicht nur auf die Förderung von Biogasanlagen zurückgeführt werden, sondern auch auf die falsche Strategie, Braugerste auf schlechteren Böden anzubauen. Auch die deutsche Sortenstrategie sollte man in diesem Zusammenhang kritisch sehen (S. 324).
Strategische Rohstoffsicherung – das ist für die Brauwirtschaft also das Gebot der Stunde. Ein entsprechendes Strategiepapier hat jetzt der Deutsche Brauer-Bund zusammen mit dem Bayerischen Brauerbund, dem Deutschen Mälzerbund sowie einem Handelshaus auf den Weg gebracht (S. 323). Empfohlen werden Long Term Agreements zwischen den Brauereien und den Mälzereien zur Glättung der preislichen Schwankungen bei der Rohstoffbeschaffung. Auch ein durchgängiges Regionalkonzept wird vorgestellt. Vorverträge gibt es ja seit Jahren beim Hopfen; ob sich so etwas auch bei Braugerste einführen ließe, muss erst noch bewiesen werden.
Kommerzieller Wert der Bierqualität – Dies war laut Bill Taylor, Vorsitzender der Juroren beim Brewing Industry International Award 2011 in Burton upon Trent das oberste Bewertungskriterium für die 30 Juroren aus 14 Nationen (S. 323).
Dass die Bierqualität mit der Qualität der Rohstoffe beginnt, ist unter Brauern eine Binsenweisheit, die dennoch das eine oder andere Mal außer Acht gelassen wird. Allerdings sollten die Brauereien, die auf regionale und qualitativ hochstehende bzw. besondere Rohstoffe setzen, dies auch entsprechend kommunizieren (S. 351). Von alleine kommt der Konsument da nicht drauf. Aber dieses Thema hatten wir ja schon.
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 11, 2011, S. 321