Die Vermaisung der Landschaft
Kaum zeigt sich draußen das erste Grün, ist das Thema wieder präsent. Dabei war es nie ganz weg, sondern nur vom Schnee des langen, harten Winters überdeckt: Die Rede ist von der Situation auf dem Braugerstenmarkt und der Frage, ob sich die Brauer über kurz oder lang mit der Winterbraugerste anfreunden (müssen).
Winter- oder Sommertyp? Beim 14. Bad Kissinger Brauertag stand die Diskussion über die Sicherheit der Rohstoffversorgung und deren Einfluss auf die Bierqualität im Vordergrund (S. 411). „Gewinnt Winterbraugerste an Bedeutung?“ fragte M. Christel, Bamberg, und stellte fest, dass einerseits die wirtschaftliche Situation im Sommergerstenanbau, andererseits der Züchtungsfortschritt bei modernen Wintersorten dazu beitragen werden, dass die Wintervarietäten bei der Rohstoffabsicherung in der Braubranche an Bedeutung zunehmen werden.
Konkurrenzkampf auf dem Acker – Auch in Autenried kam das Thema zur Sprache: Beim Bockbieranstich der Privaten Brauereien Bayern sah Präsident G. Ilgenfritz in der Förderung des Maisanbaus eine große Gefahr für den Braugerstenanbau, die zu einer „Vermaisung der Landschaft“ und zum Wegfall von Flächen für andere Feldfrüchte führe (S. 411). – Am betriebswirtschaftlichen Ergebnis gemessen sei der Rückgang der Sommergersten-Anbaufläche im Vergleich zum Winterweizen noch verhältnismäßig schwach ausgefallen, sagt Dr. J. Degner, Jena. In seinem Beitrag „Anbauwürdigkeit von Sommerbraugerste in Thüringen“ errechnet er, um wie viel Sommerbraugerste gegenüber Qualitätsweizen teurer sein müsste, damit sich der Anbau – nicht nur in Thüringen – wieder lohne (S.421).
Spitzenleistung – Dabei wollen wir nicht vergessen, dass die züchterische Bearbeitung von Sommerbraugerste zu hervorragenden neuen Sorten geführt hat, die neue Potenziale für die Verarbeitung bieten. T. Maruhashi und seine Co-Autoren Dr. M. Gastl und Prof. em. L. Narziß, TU München, beschreiben in ihrem Beitrag ab Seite 430 die Auswirkungen von proteolytischer Malzlösung und Maischintensität auf die Bierqualität.
Es steht außer Frage, dass in Deutschland Lebensmittel zu günstig sind, das Bier sowieso. Wenn wir aber nicht wollen, dass Deutschland ein Land blühender Mais-Monokulturen wird, sollten wir Brauer uns ernsthaft überlegen, was uns unsere Rohstoffe wert sind.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 14, 2011, S. 409