Viele Hürden für Heinekens Deal mit Distell und NBL
Kein Wunder, dass Heineken und Distell bei den Wertgrößen etwas wortkarg waren. Die im November angekündigten Deals zwischen Heineken, dem südafrikanischen Wein-, Cider-und Spirituosenkonzern Distell und Namibia Breweries (NBL) sollen einen Getränkekonzern im Wert von 4 Mrd EUR im südlichen Afrika bilden.
Es könnte durchaus ein Jahr dauern, bis alles in trockenen Tüchern ist. Da die Zustimmung der Aktionäre noch aussteht und die Wettbewerbshüter ebenfalls ein Wörtchen mitzureden haben, könnte das Unternehmen am Ende anders aussehen als ursprünglich geplant.
Heineken zeigte sich begeistert, die Minderheitsaktionäre von Distell sind weniger euphorisch. Das Heineken-Angebot beträgt 180 ZAR je Aktie, und liegt damit weit unter den 200 ZAR je Aktie, die Insider beim Bekanntwerden der Transaktion vor sechs Monaten erwartet hatten.
Die neue Einheit wird vorerst Newco heißen. Sie umfasst das Heineken-Geschäft im südlichen Afrika, die meisten Marken von Distell und eine Mehrheitsbeteiligung an NBL, dem Marktführer in Namibia. Sollten die Wettbewerbsbehörden grünes Licht geben, wird Heineken mindestens 65 Prozent an Newco und eine Minderheitsbeteiligung an Capevin halten. Capevin ist ein „Out-of-Scope“ Unternehmen, das aus Distells Scotch Whisky-Marken besteht, über das die südafrikanische Holding Remgro die Kontrolle behält. Der Begriff „Out-of-Scope“ bedeutet, dass Beteiligungen nicht zum Kerngeschäft gezählt werden.
Die Palette von Marken, die künftig von Newco gehalten werden, ist beeindruckend: Darunter sind die Biermarken Heineken, Windhoek, Tafel, Sol und Amstel, die 50 Prozent des Newco-Volumens ausmachen werden. Dazu kommen Savanna, Hunter‘s Dry und Strongbow Cider, die 35 Prozent hinzufügen werden; Weinmarken wie Klipdrift, Esprit, Three Ships, Bain‘s, Nederburg und 4th Street (10 Prozent) sowie Amarula und weitere Spirituosenmarken (5 Prozent).
Es wäre nicht überraschend, wenn die Kartellwächter ein Veto einlegen würden. Immerhin soll Newco einige der größten Cidermarken der Welt (Strongbow, Savanna und Hunter‘s Dry) kombinieren. Das hat Heinekens Konkurrent In Südafrika, AB-InBev, veranlasst, selbst Cider, RTDs und andere alkoholische Mischgetränke auf den Markt zu bringen, ebenso wie die Weinmarke Shine Club Rosé, die als Bag-in-Box Wein in Form einer Handtasche vertrieben wird. Damit will man Distells Erfolg mit seinem erschwinglichen, alkoholreduzierten Bag-in-Box Wein 4th Street Paroli bieten.
Heinekens CEO Dolf van den Brink erklärte spontan, dass 4th Street 60 Prozent des Weingeschäfts von Distell (offenbar in Bezug auf das Volumen) ausmache. Er zeigte sich sehr beeindruckt von dieser Marke. Mit
8 Vol.-% und auf Eis getrunken, handelt es sich dabei eher um ein RTD auf Weinbasis.
Geht der Deal unbeanstandet über die Bühne, würde Heineken seinen Anteil am südafrikanischen Alkoholmarkt effektiv verdoppeln. Redburn Research schätzt, dass die Kombination Distell+Heineken einen Volumenanteil von 22 Prozent erreichen könnte, aber 30 Prozent bezogen auf den Wert.