Long-Covid in der Branche
Wir sehen es an der Tankstelle und anderswo: Corona ist noch nicht vorbei, und erst recht nicht die langfristigen Folgen für unsere Branche. Damit meine ich noch nicht mal den Bierabsatz. Die Schwierigkeiten beginnen viel früher.
Der Rohstoffmarkt – Egal, ob Magnesium, Phosphate oder Malz. Die Lieferketten sind zum Zerreißen gespannt. Während China den Abbau bestimmter Rohstoffe „aus Umweltschutzgründen“, wie zu hören ist, senkt, plagt die Brauwirtschaft noch ein ganz anderes Problem. Beim diesjährigen Spalter Rohstofftag war es das große Thema der Veranstaltung: Die Versorgung mit Braugerste ist nicht nur wegen des Flächenrückgangs oder des schwachen Ernteergebnisses in Deutschland und ganz Europa schwierig. Wer auf Gerste aus Südamerika oder Australien hofft, geht ein hohes Risiko ein. Sollten von dort Mengen zur Verfügung stehen, müssen sie erstmal den Weg nach Europa finden – und beim Thema Fracht sieht es ja auch nicht besser aus (S. 1081 und S. 1082).
Die Bierbatterie – Spätestens beim Blick auf die Energiekosten werden die Sorgenfalten noch tiefer. Die Kosten steigen und steigen. Einen großen Posten in Bezug auf die Betriebskosten stellt in Brauereien die Kältetechnik dar, sie ist gleichzeitig der größte Hebel zur Energie- und Ressourceneinsparung, sagt Tobias Schlögl, Krailling. Er stellt ein Verfahren vor, das bei der 1. Dampfbrauerei in Zwiesel den Netzstrombezug halbiert hat. Der Trick: überschüssiger Eigenstrom wird zur Unterkühlung der Lagerkeller genutzt. Details dazu gibt’s ab Seite 1088.
Gastro-Finanzierungen – Da viele Gastronomen pandemiebedingt aufgegeben haben, wird der Anteil an Existenzgründern in der Gastronomie steigen – und damit auch das wirtschaftliche und rechtliche Risiko bei Finanzierungen durch Brauereien, vermutet RA Walter Baldus, Lohmar. Die durchaus anspruchsvolle Aufgabe, den Überblick über frühere und aktuelle Vorschriften zu behalten, erleichtert sein zweiteiliger Beitrag „Aktuelle Verbraucherrechte in der Gastrofinanzierung“. In Teil 1 ab Seite 1105 erklärt er den aktuellen Stand der Verordnungen, die Bedeutung für Brauereien und die verschiedenen Vertragsarten.
Starkes Netzwerk – Die vergangenen Monate haben auch die Studentenverbindungen in Weihenstephan beeinträchtigt. Der Alt-Weihenstephaner Brauerbund hat Wege gefunden, die Schwierigkeiten zu meistern, und plant zudem ein großes Fest zum 100. Jubiläum im November. Die BRAUWELT sprach mit Thomas Reiter, Christian von der Burg und Markus Wagner über 100 Jahre AWB, die letzten Monate und die Pläne für die Zukunft.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 43, 2021, S. 1079