Scheinen die Sterne auch in Zukunft hell genug?
Der Abwärtstrend in der deutschen Braubranche scheint im laufenden Jahr zunächst einmal gestoppt, wie Gerhard Ilgenfritz, Präsident Private Brauereien Bayern e. V., im Vorfeld der BRAU Beviale 2008 feststellte. Für das Jahr 2008 rechnet er mit einem Gesamtausstoß von etwa 102 Mio hl und einen Pro-Kopf-Verbrauch von
112 l (S. 1481).
Individualität ist gefragt. Das ist das, was die Gesellschaft zunehmend verlangt, und das ist das, was die deutsche Braubranche mit ihren 1302 Brauereien und einer einzigartigen Vielfalt auch bietet. Es geht um Biergenuss auf höchstem Niveau, um leidenschaftliche Produkte, um Biere, die in ihrer gesamten Wertschöpfungskette regional verwurzelt sind. Biertrinken muss interessant bleiben, für eine hohe Wertigkeit sorgen, dann kann die Branche positiv in die Zukunft sehen, auch wenn die Rahmenbedingungen (Rohstoffe, Energie, Gebinde- und Alkoholpolitik, Finanz- und Wirtschaftskrise) immer schwieriger werden.
Eine „Stern-Stunde“ besonderer Art für Brauer aus aller Welt war die Verleihung des European Beer Star 2008 auf der BRAU Beviale. 668 Bierspezialitäten aus 32 Ländern und allen Kontinenten waren eingereicht worden, ein neuer Rekord und ein Beweis für die globale Biervielfalt. Bier, so Dr. Werner Gloßner, Hauptgeschäftsführer Private Brauereien Bayern, ist rund um den Globus beliebt und hat damit auch etwas Völkerverbindendes (S. 1496).
In neuem Glanz strahlt Doemens. Darauf verwies Georg Schneider, Präsident von Doemens e.V. als er auf der Mitgliederversammlung die ersten Ergebnisse der engagierten Arbeit des vor einem Jahr neu gewählten Präsidiums vorstellte: „Der Lack ist wieder dran“. Das gilt nicht nur für die Fassade, sondern auch für das gesamte Auftreten nach innen und außen (S. 1482). Nach einer gründlichen Analyse aller Einflussfaktoren hat das Präsidium zusammen mit den Doemens-Mitarbeitern eine Strategie entwickelt, deren Umsetzung schnell in Angriff genommen wird und die helfen soll, die Kernkompetenzen von Doemens noch stärker herauszustellen, damit Doemens in der Branche wieder als „Partner in allen Lebenslagen“ wahrgenommen wird.
Wie lange noch sorgen sinkende Rohstoffpreise für eine Entlastung bei den Produktions- und Lebenshaltungskosten? Trotz der hetero-
genen Gerstenqualitäten, die in Europa geerntet wurden, gehen Experten von einem Überschuss an Braugerste in der EU aus (S. 1484). Dies drückt auch auf die Kurse für Braugerste. Auch die Finanzkrise spielt bei der Preisentwicklung eine wichtige Rolle. Bleibt also abzuwarten, welches Signal von dieser Marktentwicklung auf die Aussaat im kommenden Jahr ausgeht.
Vom Segen der Krise spricht Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem Zukunftsletter Dezember 2008 (www.zukunftsletter.de). Mitten in der momentanen Krise entwickelte sich, wie er beobachtete, plötzlich eine entspannte Heiterkeit. Menschen, die früher nie Zeit hatten und ständig zur Arbeit drängten, zeigten plötzlich Humor, sie entspannten sich auf selten erlebte Weise. „Sei‘s drum“, sagten sie – eigentlich geht‘s uns gut! Lasst uns intensiver genießen und herausfinden, was wirklich wichtig ist im Leben!“ „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, könnte hier der Pessimist antworten. Aber vielleicht scheinen ja die Sterne am Brauerhimmel auch in nächster Zeit strahlend hell, und die Menschen, die jetzt intensiver genießen wollen, tun das mit einer der zahlreichen Bierspezialitäten, die auf dem Markt sind. Wie sie diese finden und erkennen sollen, das ist wieder ein anderes Thema.
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 49, 2008, S. 1479