Regionale Spezialitäten gefragt
Der Wunsch einer steigenden Zahl von Verbrauchern nach regionalen Spezia-litäten und gezielter Beratung führt inzwischen zu einer kleinen Renaissance der Getränkefachmärkte (S. 602). Darauf verwies Günther Guder, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels. Trotz aller Appelle des Verbandes und zahlreicher Studien über die Renaissance regionaler Spezialitäten überschritt der Promotionsanteil namhafter Biermarken im Vorjahr die 60-Prozent-Schwelle. Ende des Jahres 2010 wurden sogar über 70 Prozent der im Fernsehen beworbenen Biere in der Aktion unter zehn EUR verkauft. Dieser Preiskrieg im deutschen Biermarkt veranlasste auch Charlie Papazian, Präsident der Association of Brewers/USA, zu einem Kommentar (Der Weihenstephaner Nr. 1, 2011, S. 14) und dem Hinweis, dass derartige Preiskämpfe letztlich zum Niedergang der US-Brauszene geführt hätten. Heute, so Papazian, erfreut sich die Craft-Brewer-Szene in den USA wieder größter Beliebtheit und zeigt enorme Steigerungsraten, die weit über denen der Mainstream-Biere liegen.
Bierland Bayern in Gefahr? – Im Spiegel online vom 1. Mai 2011 läutete Tobias Lill, München, schon die letzte Runde für viele der bayerischen mittelständischen Brauereien ein. Gefahr drohe ihnen in erster Linie von den geänderten Konsumgewohnheiten und hier insbesondere von den zum Teil extrem billigen Dosenbieren. Walter König, Pressesprecher des Bayerischen Brauerbundes, empfahl den Brauereien, auch in Zukunft auf Qualität, Individualität und auf den Export zu setzen. Hier haben etliche bayerische Brauereien im letzten Jahr sehr gute Erfolge erzielt (S. 605).
Maßnahmen zum Erhalt der Biervielfalt – Der Initiative „Die goldene BierIdee 2011“ des Bayerischen Brauerbundes und des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes geht es um die besondere Präsentation des bayerischen Bieres und dessen Wertigkeit (S. 603), eine sicher lobenswerte Initiative im Kampf gegen eine Nivellierung des Biermarktes. Ein weiteres Mittel, um die Gefahren für kleinere und mittlere Brauereien abzuwenden, ist die Installation von Abfüllzentren (S. 621). Hier können Mittelständler ihre Spezialitäten in innovative Verpackungen abfüllen lassen und so auch mit den großen Dosenbier-Herstellern konkurrieren. Wenn der Markt es erfordert, dann dürften derartige Zentren im so genannten „worst case“ sicher eines Tages auch Dosenabfüllungen installieren. In wieweit die politischen Verantwortlichen das Mehrwegsystem in Zukunft noch schützen und gegen Dumpingpreise und Verbrauchertäuschung bei den großen Discounter-Ketten vorgehen. bleibt abzuwarten (S. 599). Um so mehr müssen sich die Betriebe schon heute mit dem „D-Wort“ auseinandersetzen.
Innovationen als Schlüssel zum Erfolg – Dies gilt nicht nur in den bereits gesättigten Biermärkten Westeuropas. Darauf setzt auch die Zhujiang Brauerei in Guangzhou, Provinz Guangdong, in China wie Fang Guiqian, CEO Zhujiang Brewery Group CO, im Gespräch mit BRAUWELT-Chefredakteurin Dr. Lydia Winkelmann betonte. Die Brauerei führte u. a. die erste kaltaseptische Abfüllung in China sowie als erste nationale Brauerei ein Weizenbier mit Flaschengärung erfolgreich auf dem chinesischen Markt ein, angeregt und inspiriert nicht zuletzt durch das Brauwissenschaftliche Seminar in Wuhan, das die BRAUWELT gemeinsam
mit der Brautechnischen Akademie in Wuhan 2009 und 2011 veranstaltete
(S. 618). Auch mit der Organisation derartiger Veranstaltungen setzt die BRAUWELT ihre 150-jährige Tradition im Transfer von Wissen in den Bereichen Brauerei und Getränkeherstellung weltweit äußerst erfolgreich fort, wie die jüngste Leserumfrage ergab.
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 19-20, 2011, S. 597