Ein Umdenken ist notwendig
Mit den „Grenzen des Wachstums“ hat der Club of Rome 1972 eine Studie zu den Aussichten des Wirtschaftswachstums veröffentlicht, die bis heute die Experten beschäftigt. Beständiges Wachstum ist nicht möglich. Zumindest der reinen Mengensteigerung sind Grenzen gesetzt, wie die deutsche Brauwirtschaft es seit Jahren schon erlebt. Es ist an der Zeit, die entscheidenden Kriterien neu zu definieren.
Wertevernichtung oder Absatzsteigerung? Diese Frage stellt sich unser langjähriger Autor Dr. Kai Kelch und fordert ein verstärktes Qualitätsdenken ein. Er kann auf eine einmalige, Jahrzehnte umfassende Datenbasis zurückgreifen, deren Auswertung interessante Ergebnisse an den Tag brachte (S. 980). Beim Vergleich der Absatzmengen verschiedener Brauereien mit den getroffenen Werbemaßnahmen einerseits und den Angebotsaktionen andererseits wird deutlich, dass ein Umdenken nötig wird, sollen nicht Werbemaßnahmen ins Leere gehen und nur der Preis sprechen…
Klein und kompakt – Eine Möglichkeit zur Wert-, Image- und Umsatzsteigerung – und an dieser Stelle schon oft beschworen – ist die Herstellung von Bierspezialitäten. Die kleineren Chargengrößen erfordern eine Anpassung der Produktionsabläufe – auch in der Mälzerei: Ab Seite 982 wird eine Kompaktmälzerei vorgestellt, die die Herstellung von individuellen Braumalzen ermöglicht und der Experimentierfreude des Malzmeisters (oder auch des Braumeisters) keine Grenzen setzt.
Maßarbeit – Automatisierung ist für kleine Brauereien oft eine Herausforderung: zu teuer, zu schwer zu bedienen. Die Zulieferindustrie hat dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt und bietet auch für kleinere Betriebe attraktive Lösungen. Eine davon wird im Beitrag „Würze nach Maß“ ab Seite 984 vorgestellt. – Maßarbeit im zeitlichen wie räumlichen Sinn war auch beim neuen Zentrum für Bierkultur im österreichischen Kaltenhausen notwendig. Nachdem der Braubetrieb bei der ehemaligen Hofbräu eingestellt und ausgelagert wurde, entstand mit der Biermanufaktur hier eine Mikrobrauerei zum Brauen von Spezialitäten, inklusive Seminarzentrum und Büttnerei-Museum. Wir waren für Sie schon mal vor Ort (S. 986).
Puzzle-Spiel – Gushing ist, obwohl seit mehr als 100 Jahren bekannt, hinsichtlich seiner Ursachen immer noch ungelöst. Die Vielzahl der Forschungsarbeiten lässt den Schluss zu, „dass die Einflussfaktoren so umfangreich sind wie die Wirkungsmechanismen vielschichtig“, sagt Stefan Loch-Ahring, Muggensturm. Er hat sich mit dem Problem, das nicht nur die Brauwirtschaft, sondern auch AfG-Hersteller betrifft, im Hinblick auf den Einfluss der Flaschen eingehend beschäftigt, Brauversuche durchgeführt und „ein Reinigungskonzept zur Gushing-Prophylaxe“ entwickelt. Das Ergebnis finden Sie auf Seite 992
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 33-34, 2013, S. 971