Prof. Dr. Ulf Stahl verstorben
Nachruf | Nach kurzer schwerer Krankheit ist Prof. Dr. Ulf Stahl am 18. August 2019 im Alter von 75 Jahren in Berlin verstorben. Sein Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke bei seiner Familie, seiner Firma, der Preußischen Spirituosen Manufaktur und bei vielen anderen Menschen und Institutionen.
Geboren am 10. Januar 1944 in Wien, studierte Ulf Stahl an der dortigen Universität für Bodenkultur Lebensmittel- und Gärungstechnologie. 1969 schloss er sein Studium als Diplom-Ingenieur ab und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1971 wechselte er an die Ruhr-Universität in Bochum, wo er 1975 zum Dr. rer. nat. promoviert wurde. 1981 habilitierte er zum Privatdozenten. 1983 nahm Ulf Stahl den Ruf an die Technische Universität Berlin an und übernahm den Lehrstuhl für Mikrobiologie am Fachbereich Lebensmitteltechnologie. Gleichzeitig wurde Stahl die Leitung des Forschungsinstituts für Mikrobiologie der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie in Berlin (VLSF) übertragen. Die Lehre gehörte bis zum Schluss zu seinen Leidenschaften. Seine Veranstaltungen waren geprägt von großem Fachwissen, immer verknüpft mit Bezügen auf die Praxis.
Aktiver Wissenschaftler
Darüber hinaus war Ulf Stahl ein sehr aktiver Wissenschaftler. Schwerpunkte seiner Forschung lagen unter anderem auf dem Einsatz und der Optimierung von Hefen und Mischkulturen sowie der technischen Mikrobiologie. Auch in der Molekulargenetik war er aktiv und forschte Ende der 1990er-Jahre an Einsatzmöglichkeiten gentechnisch veränderter Hefen in der Bierherstellung. Sehr erfolgreich, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, waren seine Arbeiten im Bereich der alkoholfreien Gärungsgetränke und der Anwendung probiotischer Bakterien und Hefen.
Nach der Insolvenz der VLSF im Jahre 2002 setzte Stahl seine Arbeit an der VLB Berlin fort. Er legte damit den Grundstein für die Erweiterung der VLB-Aktivitäten in Richtung angewandter Biotechnologie. Diese ist heute im VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser erfolgreich etabliert. 2011 wurde Ulf Stahl von der TU Berlin emeritiert. Für ihn aber kein Signal zum Rückzug: Bis 2014 leitete er noch das VLB-Forschungsinstitut für Mikrobiologie. Auch seine Gastprofessur für Mikrobiologie und Genetik an der Dongseo University in Busan, Korea, führte er bis zum Schluss aktiv weiter.
Ulf Stahl war eine markante Persönlichkeit, die sich auch nach mehr als drei Jahrzehnten in Berlin ihren typischen Wiener Schmäh bewahrt hatte. Er war ein großer Motivator, der junge Menschen begeistern konnte und als Professor an der Seestraße bis zuletzt sehr präsent war.
Mit Ulf Stahl verliert die VLB einen Freund und Impulsgeber, der ihre Entwicklung viele Jahre mitgeprägt hat.