Hopfenpionier Robert Fromm verstorben
Nachruf | Am 22. April 2019 verstarb Robert Gustav Fromm friedlich im Alter von 95 Jahren. Robert Gustav Fromm wurde am 23. Februar 1924 in München geboren. Er war das jüngste Kind von Helene und Heinrich Fromm, Mitgesellschafter des damals bedeutendsten und international tätigen Hopfenhandelshauses, das im Jahre 1872 von Joachim Fromm unter gleichem Namen in Augsburg gegründet wurde.
Fromm besuchte von 1930 bis 1935 verschiedene Schulen in der Münchner Isarvorstadt, bis ihn seine Eltern in das Internat Hof Oberkirch im Kanton St. Gallen in der Schweiz brachten. Als Bürger jüdischen Glaubens war die Familie ab Anfang der dreißiger Jahre den zunehmenden Repressalien durch die Machthaber des Deutschen Reichs ausgeliefert, in deren Folge auch das Hopfenhandelsunternehmen Joachim Fromm OHG, das Heinrich Fromm gemeinsam mit seinem Cousin Adolf Fromm in dritter Generation betrieb, zu Beginn des Jahres 1939 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde.
Heinrich und Helene Fromm waren gezwungen, nach kurzer Inhaftierung gemeinsam mit ihren Kindern Anfang 1939 nach London/Großbritannien auszuwandern, von wo aus der Hopfenhandel unter den Namen Mayer-Bass Ltd. und Fromm, Mayer-Bass Inc. während des zweiten Weltkriegs weitergeführt wurde. Robert Fromm legte im Jahre 1941 in London sein Abitur ab und trat 1943 seinen Militärdienst in der britischen Armee an. 1948 heiratete Fromm seine erste Frau Gisela Fromm, aus deren Ehe die zwei Kinder Pamela und Steven Fromm hervorgingen, die heute noch in England leben.
1949 trat er in das Geschäft seines Vaters ein, mit dem er die Hopfenhandelsaktivitäten am ursprünglichen Standort an der Bäckerstrasse 34 in München-Pasing wiederaufnahm. Mitte der fünfziger Jahre wurden unter der Firmierung Fromm, Mayer-Bass die Handelsaktivitäten zusammengefasst und weiter ausgebaut. Nach dem Tod des Vaters ging die Firmenleitung 1959 allein auf ihn über. In der Folge patentierte er 1962 die Herstellung von Hopfenpulver, das aus getrockneten und vermahlten Dolden gewonnen wurde. Das Produkt, verpackt in 10 Pfund Kartons und mindestens zwei Jahre haltbar, legte den Grundstein für die später eingeführten sog. Pellets 90, die bis heute einen breiten Einsatz in der internationalen Braubranche finden.
1966 verlegte Fromm die Herstellung von Hopfenprodukten in ein neu errichtetes Werk nach Wolnzach/Hallertau, das bis zu seiner Schließung Ende der neunziger Jahre ein für Europa bedeutendes Hopfen-Verarbeitungswerk unter dem Namen Hopstabil darstellte. Ein weiterer Meilenstein in der Pionierleistung Fromms war 1985 der Bau des Extraktionswerks unter der Firmierung HEG Extraktion GmbH am Standort Münchsmünster, Landkreis Pfaffenhofen, gemeinsam mit dem Unternehmen SKW Trostberg, in dem mit überkritischem CO2 die brauwerten Inhaltsstoffe aus dem Hopfen extrahiert wurden – ein Verfahren, das nach wie vor weltweit den Standard in der Extraktion von Hopfen setzt.
Als sich Fromm 1992 zur Ruhe setzte, verkaufte er alle Anteile seiner Handels- und Verarbeitungsunternehmen an die SKW Trostberg, die sechs Jahre später das Unternehmen an die deutsche Tochtergesellschaft Simon H. Steiner, Hopfen, GmbH des US-amerikanischen Hopfenvermarktungsunternehmens S.S. Steiner Inc. weiterveräußerte. Damit endete die 120-jährige Firmengeschichte des Hopfenhandels unter der Leitung der Familie Fromm.
Seinen Lebensabend verbrachte Fromm mit seiner dritten Ehefrau Gisela überwiegend in seiner Wahlheimat Scuol im schweizerischen Graubünden und in seiner Wohnung in München-Bogenhausen.
Der Pioniergeist von Robert Fromm war und ist nach wie vor Vorbild für die späteren Generationen der Hopfenwirtschaft.