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Erstmals seit vielen Jahren konnte die VLB die Teilnehmer wieder unter eigenem Dach begrüßen
24.10.2023

Erweitertes Programm

VLB | Seit mehr als hundert Jahren zählt die VLB-Oktobertagung zu den essentiellen Terminen in den Kalendern vieler Brauer. Zur 107. Ausgabe hatte die VLB vom 8.–10. Oktober 2023 eingeladen. Erstmals seit vielen Jahren fand die Veranstaltung wieder direkt bei der VLB statt.

Rund 200 Teilnehmer hatten sich zur Tagung und den am Vormittag des 9. Oktobers angesetzten Technisch-Wissenschaftlichen Ausschüssen in Berlin eingefunden.

Dauerbrenner Energieversorgung

Fast schon unvermeidbar für eine Brautechnische Arbeitstagung ist heute das Thema Energie, dem sich die erste Session widmete. Dr. Alexander Fenzl, E.ON Energy Infrastructure Solutions Germany, stellte dar, welche Entwicklungen aus Sicht eines der führenden Energieunternehmen zu erwarten sind. Vor allem der noch sehr schwach entwickelte Wärmemarkt ist für ihn ein Hebel, um im branchenübergreifenden Industrie-Verbund bislang wortwörtlich in die Luft geblasene Wärme künftig sinnvoll einzusetzen. Bei der Analyse und Erstellung von Energiekonzepten identifizierte er fünf beherrschende Trends: die voranschreitende Elektrifizierung, Digitalisierung, zunehmender Druck bei der Dekarbonisierung, Nutzung von Abwärmepotential in Verbundprojekten und Entwicklung zukunftsfähiger Speichertechnologie.

Ein genau dazu passendes praktisches Beispiel gaben Friedrich Banke, banke, und Stefan Pfister, Niedrig-Energie-Brauerei. Das Kompaktsudhaus namens „Sud Sixty Six“ erreicht mit zwei Gefäßen und lediglich 60 Minuten Läuterzeit einen Sudrythmus von sechs Suden pro Tag. Mit einer Vorlauftemperatur von nur 109 °C sind dabei auch die Einbindung alternativer Energiequellen oder die Kopplung an räumlich benachbarte Industriebetriebe möglich.

5. VLB-Forschungskolloqium

Im fünften Forschungskolloqium berichteten Mitarbeiter der VLB über laufende Forschungsarbeiten. Leider sei eine Stagnation bei der Vergabe von Forschungsgeldern in Deutschland zu beobachten und das neue Förderprogramm DATI glänze bislang vor allem mit ungewohnten Vergabekriterien wie Zulosung von Geldern. In Richtung der Forschungsaktivitäten von Unternehmen gebe es allerdings anzumerken, dass ein Rechtsanspruch auf steuerliche Forschungszulage bestehe, die noch in viel zu geringem Maße von Betrieben in Anspruch genommen werde.

Philipp Zeuschner, VLB, stellte das Projekt BrewFlex vor. Da erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik stark fluktuieren, müssen Ansätze gefunden werden, die Produktion an die variierende Stromeinspeisung anzupassen. Wie ist es z. B. möglich die Lastkurve an das Stromangebot einzustellen? Voraussetzung ist hier im ersten Schritt eine Messdatenerfassung, am Projekt Interessierte wenden sich direkt an Philipp Zeuschner.

Sauer fermentierte alkoholfreie Getränke, Kombucha und Co. liegen beim Konsumenten weiterhin im Trend. Bei der Produktion besteht noch viel Forschungsbedarf, um die Herstellung zu vereinfachen und qualitativ zu verbessern. Marie Ludszuweit konnte in ihren Untersuchungen feststellen, dass die Wasserqualität bzw. -parameter sowie die Matrix einen überraschend starken Einfluss auf den Verlauf und die Endprodukte der Fermentation ausüben.

Wasserkolloqium

Das erste Wasserkolloqium im Rahmen der VLB-Oktobertagung präsentierte Dr. Alfons Ahrens. Sein Fazit: Der Klimawandel beeinflusst im wahrsten Sinne des Wortes tiefgreifend die Wasserqualität und -quantität unseres Grundwassers. Höhere Temperaturen verändern die biochemischen Bedingungen im Boden und die Redox-Bedingungen, was z.B. handfeste Auswirkungen auf die Filtration in der Brauerei haben kann. Auf die Unternehmen kommt hier unter anderem auch die Pflicht zum noch besseren Monitoring zu.

Dr. Alfons Ahrens moderierte das erste Wassersymposium im Rahmen der Oktobertagung

Prof. Sven-Uwe Geissen, TU Berlin, rückte das Thema des industriellen Wassermanagements in den Mittelpunkt. Auch hier wird es für die Betriebe viele Gesichtspunkte geben, die in Zukunft noch strikter zu berücksichtigen sein werden. Beim Abwasser ist etwa die enthaltende Wärmemenge entscheidend. Einerseits natürlich für die immer wichtiger werdende Wärmerückgewinnung und andererseits bei der Direkteinleitung in kleinere Vorfluter. Bereitet ein Betrieb sein Abwasser selbst auf, dann müssen künftig Überlegungen zum Handling der konzentrierten Filtrate in den Mittelpunkt rücken. Daneben aber auch die Vorgaben der örtlichen Klärwerke, denn für diese stellen die biologisch abbaubaren Stoffe, die z. B. in der Brauerei bei der anaeroben Umsetzung energetisch verwertet werden, bevorzugte Stoffe dar. Im Zweifel ist eine persönliche Klärung mit der Betreibergesellschaft anzustreben!

Soweit nur einige wenige Schlaglichter aus dem reichen Tagungsprogramm. Die kommende 108. „Frühjahrstagung“ der VLB findet vom 13. bis 15. März 2024 im niederländischen Groningen mit feierlicher Einweihung der Mälzerei von Holland Malt in Eemshaven statt.

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