Internationales Craft Bier-Meeting
Beer Craft Bozen 2024 | Ende Mai 2024 bot das Schloss Maretsch in Bozen wieder eine außergewöhnliche Kulisse für das inzwischen fest etablierte Bierfestival Beer Craft. Mit 48 Ausstellern aus Südtirol, Italien, Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Polen und sogar Finnland hat es nicht nur lokalen Charakter, sondern bietet internationales Flair und eine wahre Fülle von Bierspezialitäten – einerseits traditionelle, aber auch neue Kreationen oder wiederbelebte Bierstile.
Bestandteil des Festivals ist auch der KuBo Beer Award, der wieder mit international erfahrenen Bier-Judges aufwarten konnte. Das besondere hierbei ist, dass ausschließlich Brauereien teilnehmen können, die auch auf dem Festival vertreten sind. Außerdem handelt es sich nicht nur um eine reine Blindverkostung, sondern es finden auch direkte Gespräche zwischen den Brauern und den Verkostern statt, in denen über die Biere und die dahintersteckenden Ideen diskutiert werden kann.
Themenschwerpunkt Hefe
Bereits zum zweiten Mal fand in Kooperation mit dem Institut für Regionalentwicklung (EURAC), Bozen, eine Vortragsveranstaltung statt, in der wissenschaftliche Arbeiten vorgestellt wurden. Dabei war ein Themenschwerpunkt die Bierhefe. Dr. Martin Zarnkow und Juan I. Eizaguirre, beide vom Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität, Freising, führten in die spannende Forschung ein, die sich nicht nur mit dem Entstehen der heutigen untergärigen Hefe Saccharomyces pastorianus beschäftigt, sondern mit der „Hefejagd“ auch auf der Suche nach weiteren Hefen für die Bierherstellung ist und nicht zuletzt in Vergessenheit geratene „regionale Hefen“ aufspüren möchte. Dazu wird auch ein Projekt in Südtirol gestartet werden, das an Standorten ehemaliger Brauereien Spurensuche betreiben möchte. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es immerhin 27 Brauereien in Südtirol, von denen die meisten aus Personal- oder Rohstoffmangel danach schließen mussten.
PHD Lorenza Conterno vom Versuchszentrum Laimburg, Auer, Italien, präsentierte in ihrem Vortrag die Untersuchungen von verschiedenen Stämmen von S. cerevisiae auf ihre Eignung für die Bierherstellung. Werner Tomasi, Fa. Gristo, Wasserburg am Inn, stellte ein von ihm entwickeltes und patentiertes Verfahren für die Verwendung von Biertrebern als hochwertige und ballaststoffreiche Ergänzung zu Backmehlen vor. Aus terminlichen Gründen konnten Eric Wibmer und Sebastian Eßl von der Brauerei Stiegl-Gut Wildshut, Salzburg, nicht persönlich nach Bozen kommen. Per Videoschaltung erklärten sie jedoch die verschiedenen Gär- und Reifeverfahren der Bierspezialitäten Mystique, Antique und Perlage, die von den ca. 40 Teilnehmern der Vortragsveranstaltung parallel dazu verkostet werden konnten.
Insgesamt entwickelt sich die Beer Craft zu einem festen Termin nicht nur im Kalender der Brauer Südtirols, sondern auch aus den anderen Regionen Italiens. Bierenthusiasten kommen bei dem vielfältigen Angebot an Bierspezialitäten voll auf ihre Kosten – und Bozen ist immer eine Reise wert.
Schlagworte
Bierverkostung Craft Bier Hefe Italien
Autoren
Michael Schmitt
Quelle
BRAUWELT 13, 2024, S. 450-451